
Südsee-Geschichten
„Durch die kochende Flut eines Wirbels gerade vor der Einfahrt erkämpfte sich das Boot seinen Weg in die spiegelblanke Ruhe der Lagune. Der junge Raoul sprang auf den weißen Sand und schüttelte einem langen Eingeborenen die Hand. Brust und Schultern des Mannes waren prächtig, aber der Stumpf des rechten Armes, über dessen Fleisch der altersgebleichte Knochen mehrere Zoll hinausragte, bezeugte die Begegnung mit einem Hai (…).“
Die berühmten Südsee-Geschichten von Jack London, hier in der vielgelesenen Übersetzung von Erwin Magnus.
Südsee-Geschichten – Zusammenfassung des Inhalts
Dieser Band enthält die folgenden Erzählungen:
Die Perle
Die Geschichte „Die Perle“ von Jack London handelt von Mapuhi, einem Eingeborenen auf Hikueru, der eine außergewöhnliche Perle findet und sie für ein Traumhaus eintauschen möchte. Trotz des aufkommenden Orkans bleibt Mapuhi stur, verkauft die Perle jedoch schließlich unter Druck an einen gierigen Kaufmann, der sie weiterverkauft. Nach einer verheerenden Sturmkatastrophe und vielen Schicksalsschlägen findet Mapuhis Mutter die verlorene Perle, und die Familie bekommt schließlich die Möglichkeit, ihren Traum von einem Haus zu verwirklichen.
Der Walzahn
In der Geschichte „Der Walzahn“ beschließt der Missionar John Starhurst, das Evangelium im unzivilisierten und gefährlichen Gebiet von Viti Levu zu verbreiten. Trotz Warnungen setzt er seine Reise fort und erreicht die Bergfeste des Buli von Gatoka, wo er aufgrund eines von Ra Vatu gesandten Walzahns brutal getötet wird. Der treue, aber verängstigte Begleiter Narau überlebt und bleibt zurück, um von Starhursts mutigem, aber tragischem Ende zu berichten.
Mauki
Mauki, der Sohn eines Häuptlings aus Port Adams, wird als junger Mann von Buschleuten gefangen genommen und schließlich auf eine Plantage verschleppt, wo er als Arbeiter ausgebeutet wird. Trotz mehrerer Fluchtversuche und grausamer Bestrafungen wird er schließlich zu einem brutalen Plantagenbesitzer namens Bunster geschickt, wo er erneut misshandelt wird. Letztendlich nutzt Mauki Bunsters Schwäche während einer Krankheit aus, tötet ihn und kehrt mit Waffen und Tabak nach Port Adams zurück, wo er seine Macht als Häuptling festigt und sich für die erlittenen Qualen rächt.
Der blasse Schrecken
McAllister, ein alter, ständig betrunkener Schotte, herrschte despotisch über das Oolong-Atoll und seine fünftausend polynesischen Einwohner, die ihn trotz ihres Hasses fürchteten und gehorchten. Die Eingeborenen hatten vor Jahrzehnten blutige Konflikte mit weißen Seeleuten erlebt, wobei ein besonders grausamer Vorfall, bei dem ein furchtloser Steuermann ihre Dörfer niederbrannte und viele tötete, sie gelehrt hatte, dass der Widerstand gegen Weiße katastrophal enden kann. Dieses kollektive Trauma und die furchtbare Erinnerung an die Brutalität des Steuermanns, der immer wieder „Hu! Hu! Hu!“ rief, ließen sie in ständiger Angst vor den möglichen Konsequenzen eines Aufstandes leben.
Otoo, der Heide
Otoo und der Erzähler, ein Perlenhändler, überleben zusammen einen Schiffbruch und werden unzertrennliche Freunde. Über siebzehn Jahre hinweg erleben sie zahlreiche Abenteuer, bei denen Otoo immer wieder sein Leben riskiert, um das des Erzählers zu retten und ihn zu beschützen, wodurch der Erzähler ein besserer Mensch wird. Am Ende opfert sich Otoo, um den Erzähler vor einem Haiangriff zu retten, und beweist damit seine unerschütterliche Loyalität und Liebe.
Die furchtbaren Salomoninseln
Die Salomoninseln sind bekannt für ihre gefährlichen Bedingungen, einschließlich tödlicher Krankheiten und feindseliger Eingeborener, die oft Kopfjagden auf weiße Männer veranstalten. Bertie Arkwright, ein sensibler und fantasievoller Abenteurer, erlebt auf einer Reise dorthin zahlreiche lebensbedrohliche Situationen, darunter hinterhältige Angriffe und eine versuchte Vergiftung, die ihn tief erschüttern. Schließlich schafft er es, mit dem Leben davon zu kommen, nachdem er einen erschreckenden Einblick in das raue und blutige Leben auf den Inseln gewonnen hat, und verlässt die Inseln mit einem erneuten Gefühl der Erleichterung und dem Entschluss, nie wieder zurückzukehren.
Der unvermeidliche weiße Mann
Kapitän Woodward, ein erfahrener Seemann, reflektiert in einer geselligen Runde mit Freunden über die Unvermeidlichkeit und die Überlegenheit des weißen Mannes gegenüber den Schwarzen in den Kolonien, besonders auf den Salomoninseln. Trotz der Gefahren, die von Eingeborenen ausgehen, die oft feindlich gesinnt und auf Menschenfleisch aus sind, hebt er hervor, dass der weiße Mann durch seine Entschlossenheit und seinen Willen zur Herrschaft überleben und dominieren kann. Ein Beispiel dafür ist die Geschichte von John Saxtorph, einem vermeintlich unfähigen Matrosen, der jedoch durch seine außergewöhnlichen Schießkünste eine tödliche Meuterei überlebt und die Natives in die Flucht schlägt, wodurch er symbolisch für die Unvermeidlichkeit und Überlegenheit des weißen Mannes steht.
Feuer auf See
In der Erzählung „Feuer auf See“ geht es um die Pyrenees, ein Schiff, das seit vierzehn Tagen brennt und dessen Mannschaft sich in Lebensgefahr befindet. McCoy, der Gouverneur von Pitcairn, besteigt das Schiff und beruhigt die verzweifelte Besatzung, indem er einen Plan zur Rettung des Schiffes vorschlägt, indem er es zur Mangareva-Insel steuern will. Trotz der gefährlichen Umstände und der beinahe-Meuterei der Mannschaft gelingt es McCoy, das brennende Schiff sicher in die Lagune von Fakarava zu lotsen, bevor es vollständig zerstört wird.
Jack London – Leben und Werk
Jack , geboren am 12. Januar 1876 in San Francisco, war ein amerikanischer Schriftsteller, dessen Werke oft von seinen eigenen Abenteuern und Erfahrungen inspiriert wurden. Er ist bekannt für seine lebhaften Darstellungen von Abenteuer und Überlebenskämpfen in der Wildnis sowie für seine Einsichten in die sozialen und ökonomischen Bedingungen seiner Zeit.
Einige von Londons berühmtesten Werken schließen The Call of the Wild (Ruf der Wildnis) und White Fang (Wolfsblut) ein, die beide die raue Umgebung des Yukon während des Klondike-Goldrausches thematisieren. Diese Geschichten zeichnen sich durch ihre tiefgehende Erkundung der Natur des Menschen und der Tiere aus, die unter extremen Bedingungen leben.
London war auch für seine gesellschaftskritischen Werke wie The Iron Heel (Der Eiserne Fersen) bekannt, in dem er eine dystopische Zukunft imaginiert, die von korporativer Tyrannei beherrscht wird. Dieses Buch gilt als einer der Vorläufer des modernen dystopischen Genres.
Sein Interesse an sozialen Fragen zeigt sich auch in The People of the Abyss (Das Volk der Abgründe), einem scharfen Kommentar über die erschreckenden Lebensbedingungen in den Slums von London am Anfang des 20. Jahrhunderts. Dieses Buch basiert auf Londons eigenen Erfahrungen und Beobachtungen während seines Aufenthalts in England.
Jack Londons Abenteuerlust führte ihn auf ausgedehnte Reisen durch die Vereinigten Staaten, nach Kanada und in den Pazifischen Ozean. Diese Reisen beeinflussten viele seiner Erzählungen und Artikel, in denen er häufig die Natur des Menschen unter extremen Bedingungen erkundete.
Trotz seines Erfolgs als Schriftsteller hatte London ein turbulentes Privatleben und litt unter verschiedenen Gesundheitsproblemen, die durch seinen Lebensstil und möglicherweise durch seine Alkoholabhängigkeit verschärft wurden.
Er starb am 22. November 1916 in seinem Haus in Kalifornien, hinterließ jedoch ein umfangreiches literarisches Erbe, das bis heute studiert und geschätzt wird.
Südsee-Geschichten – Buch
Jack London.
Südsee-Geschichten.
Übersetzt von Erwin Magnus.
Erstdruck dieser Übersetzung: Gyldendal Verlag, Berlin 1924.
Durchgesehener Neusatz. Diese Ausgabe folgt: Büchergilde Gutenberg, Berlin 1934.
Vollständige Neuausgabe, LIWI Verlag, Göttingen 2019.
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Verfasst von Thomas Löding, LIWI Blog, zuletzt aktualisiert am 15. Juni 2024