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Rezensionen über neue Bücher & Literaturklassiker, News zu Autoren & Lesungen, Artikelserie „Was macht ein Verlag?

Literatur gegen Rechts

bücher gegen rechts

Warum Bücher gegen Rechts? Es gibt mittlerweile viele kreative Initiativen und Bündnisse gegen Rechts:

So zum Beispiel die zahlreichen Rock gegen Rechts-Konzerte, die großartigen Omas gegen Rechts, oder in vielen Städten auch einen Lauf gegen Rechts. Und Alben wie Sexismus gegen Rechts (K.I.Z) oder Songs wie Schrei nach Liebe und Liebe gegen Rechts (Die Ärzte) sind charttauglich. Die deutliche Mehrheit in diesem Land scheint sich gegen das Wahlprogramm der AfD und Rechtsextremisten außerhalb der Parlamente zu wehren.

Dennoch: Bücher gegen Rechts, gegen Faschismus und Menschenverachtung sind ergänzend dazu weit mehr als erschreckende Erzählungen oder Zeugnisse furchtbarer Zeiten. Sie erinnern uns daran, wie wichtig es ist laut zu werden, wenn die Menschlichkeit schweigt.

Und ein Großteil der Klassiker gegen Rechts ist beunruhigend aktuell. Im folgenden präsentiert der LIWI-Verlag fünf der wichtigsten Bücher gegen Rechts, die immer noch und immer wieder gelesen werden sollten.

1. Ödön von Horwárth – Jugend ohne Gott

Ödön Von Horváth - Jugend ohne Gott

Kriminalfall und Gesellschaftskritik: Ein Geschichtslehrer sieht sich bei der Korrektur einer Klassenarbeit mit rassistischen Äußerungen seitens seiner Schüler konfrontiert.

Er wagt es nicht, die Arbeiten schlecht zu bewerten, doch gibt er den Jugendlichen zu verstehen, dass für ihn alle Menschen den gleichen Wert haben.

In einer Zeit, in der Menschenverachtung regiert, bleibt dies nicht ohne Folgen. Und nicht die Schüler, sondern der Lehrer muss sich schließlich gegenüber dem Direktor rechtfertigen. Dieser stellt sich zwar hinter ihn, doch die Schüler, aufgehetzt von ihren Vätern, lehnen sich immer mehr gegen den Lehrer auf.

Die Situation spitzt sich schließlich bei einem Ausflug der Klasse in ein Zeltlager für militärische Übungen dramatisch zu. Es gibt einen Toten und der Lehrer muss seinen Mut beweisen und sein Schweigen brechen.

1937 schrieb Horváth seinen Roman Jugend ohne Gott – zu einer Zeit, in der sich die schrecklichen Auswüchse des Nationalsozialismus zwar bereits abzeichneten, in ihrem vollen Umfang jedoch erst zu erahnen waren.

Horváths Werk ist visionär und erschreckend zeitlos. Bissig, satirisch entlarvt Horváth nicht nur den vorherrschenden Zeitgeist, in dessen Schatten eine Jugend in seelenloser Kälte heranwächst.

Der Roman ist zugleich eine überzeugende Mahnung, diese Kälte nie wieder stark werden zu lassen.

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2. Klaus Mann – Mephisto. Roman einer Karriere

Klaus Mann Mephisto LIWI VerlagDer Weg eines Mannes, der nicht davor zurückschreckt, aus reinem Egoismus und Opportunismus dem NS-Regime zu dienen und dafür selbst seine Freunde zu verraten:

Hendrik Höfgens ist ein begabter Schauspieler, cholerisch, eitel und er lebt für seine Kunst. Ihr ordnet er alles andere unter. Sie wird für ihn zum Rechtfertigungsgrund und zur Flucht vor der Realität.

Als ein “kaltes und böses Buch” beschreibt Klaus Mann den Mephisto in seinem Tagebuch. Kalt und böse, vor allem aber  entlarvend ist dieses Werk, insbesondere wenn es um Mitläufer geht. Und auch die Täter, die Machthaber, kommen nicht so einfach davon, sie werden voll Sarkasmus und Ironie geschildert – spannend bis zur letzten Seite.

Besonders spannend ist das Werk nicht nur inhaltlich, auch sein Hintergrund und seine Entstehungsgeschichte sind außergewöhnlich. Denn Klaus Mann verschleiert in seinem Roman nur sehr oberflächlich, dass das Vorbild für den Protagonisten Hendrik Höfgens kein Geringerer als Theaterlegende Gustaf Gründgens ist.

Während Klaus Mann 1933 ins Exil gehen musste, legte Gründgens eine steile Karriere im Dritten Reich und im Nachkriegsdeutschland hin.

Noch Gründgens Nachfahren klagten nach seinem Tod gegen die Veröffentlichung des Romans, woraufhin das Werk in Westdeutschland tatsächlich verboten wurde. Erst seit 1981 ist es wieder im Buchhandel erhältlich. Zum Glück – Klaus Mann´s Mephisto lohnt sich, heute mehr denn je.

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3. Hugo Bettauer – Die Stadt ohne Juden

Hugo Bettauer - Die Stadt ohne Juden

Wien 1922. Die Regierung der Ersten Republik beschließt ein Antijudengesetz und somit die Ausweisung aller Jüdischen Bürger aus Österreich. Der Protest ist mäßig. Nur wenige sozialdemokratische Politiker setzen sich dagegen ein – und bleiben mit ihrem Protest erfolglos.

Denn ein Großteil der Bevölkerung nimmt das Vorhaben mit Begeisterung auf. Doch was wird aus der Stadt, wenn alle Juden auswandern müssen? Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten: Es kommt nichts Gutes dabei heraus.

Es dauert nicht lange, da zerfällt die Republik ökonomisch. Denn ein reger Handel findet nun in anderen Ländern statt. Auch kulturell hat die Stadt nun kaum noch etwas zu bieten und statt Vielfalt gibt es nur noch Dirndl und Würstl.

Die Ideologie, die in diesem Werk so bissig karikiert wird, entpuppt sich als ein Antisemitismus, der in einer breiten Bevölkerungsschicht verbreitet war und von konservativen Parteien offen zur Schau getragen wurde.

Dies ist ein Punkt, der den Roman besonders aktuell macht. Rechte Ideologien kommen leider nicht immer deutlich und offensiv daher, sondern tarnen sich gerne als Konservativismus.

Dennoch hat Hugo Betthauer wohl kaum geahnt, als wie prophetisch Die Stadt ohne Juden sich erweisen sollte. Denn andernfalls wäre ihm der unvergleichliche Humor, mit dem er sein Gedankenspiel spinnt, sicher vergangen.

Der Roman war als bissige Komödie angelegt, doch aus heutiger Sicht erscheint er mehr tragisch denn komisch. Besonders ironisch sticht hervor, dass ausgerechnet Berlin als Stadt dargestellt wird, die ausgewiesene Juden bereitwillig Willkommen heißt. Dennoch lässt sich viel aus der Hellsichtigkeit und Gedankenschärfe Bettauers lernen – ein ebenso prophetisches wie lohnenswertes Buch.

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4. Heinrich Mann – Der Untertan

Heinrich Mann: Der Untertan.Diederich Heßling, “ein weiches Kind, das am liebsten träumte, sich vor allem fürchtete und viel an den Ohren litt”, wächst unter der Knute des tyrannischen, aber bewunderten Vaters und rabiater “Pädagogen” zu einem machtgierigen Opportunisten heran.

Werte wie Ehrlichkeit und Loyalität spielen für ihn keine Rolle. Dafür sichern ihm seine unerschütterlichen Obrigkeitshörigkeit und sein Nationalismus wirtschaftlichen Erfolg und soziale Anerkennung im Deutschen Kaiserreich unter Wilhelm II.

Kurt Tucholsky schrieb über dieses Werk: „Der Untertan: Hier ist er ganz, in seiner Sucht, zu befehlen und zu gehorchen, in seiner Rohheit und in seiner Religiosität, in seiner Erfolgsanbeterei und in seiner namenlosen Zivilfeigheit.“

‘Nach oben Buckeln, nach unten treten’ scheint Heßlings Lebensmotto. Und nicht zuletzt diese bürgerliche Unterwürfigkeit gegenüber dem Adel, gegenüber Rang und Titel gepaart mit besagter Zivilfeigheit war es, die wenige Jahre später fließend in die Unterwerfung unter das NS-Regime führte.

Zu verführerisch war es für die Diederich Heßlings dieser Welt, im faschistischen Deutschland die Chance auf eine steile Karriere oder zumindest ein Häppchen Macht und Anerkennung zu bekommen – wenn auch auf Kosten anderer.

Kein Autor hat diesen deutschen Charaktertypus so scharfsinnig skizziert wie Heinrich Mann im „Untertan“.

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5. Hans Fallada – Kleiner Mann – was nun?

Hans Fallada. Kleiner Mann - Was nun?Der Buchhalter Johannes Pinneberg und seine Frau Emma lieben sich sehr. Doch das Leben ist nicht leicht. Und es wird nicht einfacher, als der kleine Murkel das Licht der Welt erblickt und man sich zu dritt in der Berliner Bruchbude durch den Alltag kämpfen muss.

Pinneberg und seine Frau spüren die ganze Last der wirtschaftlichen Not in der späten Weimarer Republik.

“Ehe und Wehe von Johannes Pinneberg, Angestellter, verliert seine Stellung, bekommt eine Stellung, wird endgültig arbeitslos. Einer von sechs Millionen, ein Garnichts, und was der Garnichts fühlt, denkt und erlebt”, so brachte Fallada selbst den Inhalt seines Romans auf den Punkt.

Der Roman Kleiner Mann – was nun? brachte Hans Fallada Weltruhm ein. Johannes Pinneberg und seine Frau stehen exemplarisch für so viele Schicksale in Zeiten von Massenarbeitslosigkeit und Armut. Und Johannes Pinneberg zeigt deutlich, wie schwer es sein kann, in stürmischen Zeiten, wenn Schlag auf Schlag folgt, einer von den Guten zu bleiben.

Johannes Pinneberg schwankt hin und her. Doch eines wird er nie: ein Nazi. “Wenn man etwas dumm ist, dann geht man zu den Nazis und glaubt, irgendetwas würde dadurch anders, wenn man die Juden totschlägt”, sagt Pinneberg und bleibt lieber sich treu, anstatt sich das Leben leichter zu machen. Kleiner Mann, ganz groß.

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Verfasst von Thomas Löding, LIWI Blog, zuletzt aktualisiert am 25, Februar 2023