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Der Kanon: Die deutsche Literatur. Reich-Ranickis Empfehlungen

kanon ranicki„Der Kanon: Die deutsche Literatur“ ist ein Werk, das von Marcel Reich-Ranicki kuratiert wurde, einem der bedeutendsten Literaturkritiker Deutschlands.

Dieses Projekt hatte zum Ziel, eine Sammlung von literarischen Werken zu erstellen, die als wesentlich für die deutsche Literatur angesehen werden.

Die Idee zu diesem Kanon entstand aus Reich-Ranickis Wunsch heraus, eine handverlesene Liste von Werken zu präsentieren, die nach seiner Meinung jeder gebildete Mensch gelesen haben sollte.

 Der Kanon ist in verschiedene Kategorien unterteilt, darunter Romane, Erzählungen, Dramen und Gedichte. Jedes Genre wird durch eine Auswahl an Werken repräsentiert, die Reich-Ranicki persönlich ausgewählt hat.

Auswahlkriterien und Kritik

Die Auswahl der Werke basierte auf mehreren Kriterien, einschließlich literarischer Qualität, historischer Bedeutung und Einfluss auf die deutsche Kultur. Obwohl „Der Kanon“ in der literarischen Gemeinschaft weitgehend anerkannt wurde, gab es auch Kritik. Einige Kritiker bemängelten die subjektive Natur der Auswahl und das Fehlen bestimmter bedeutender Autoren und Werke.

Herausragende Werke und Autoren

Der Roman-Kanon beinhaltet Werke von einer Vielzahl bedeutender deutscher Autoren. Zu den ausgewählten Romanen gehören beispielsweise „Die Blechtrommel“ von Günter Grass, „Berlin Alexanderplatz“ von Alfred Döblin, und „Die Buddenbrooks“ von Thomas Mann. Jeder dieser Romane hat auf seine Weise die deutsche Literatur geprägt und spiegelt unterschiedliche Epochen und soziale Veränderungen wider.

Einfluss und Bedeutung für die Literaturwelt

„Der Kanon“ hat eine wichtige Rolle in der Diskussion darüber gespielt, was als essentielle Literatur betrachtet werden sollte. Es regt zur Auseinandersetzung mit literarischen Werken an und fördert das Interesse an der deutschen Literaturgeschichte. Darüber hinaus dient es als Bildungsressource und als Leitfaden für Leser, die sich mit der deutschen Literatur vertraut machen möchten.

Romane 1 – 10

Autor Titel Jahr Bestellen*
Johann Wolfgang Goethe Die Leiden des jungen Werther 1774 Bestellbar im Buchandel
Johann Wolfgang Goethe Die Wahlverwandtschaften 1809 Bestellbar im Buchandel

E. T. A. Hoffmann

Die Elixiere des Teufels 1815 Bestellbar im Buchandel
Gottfried Keller Der grüne Heinrich 1854 Bestellbar im Buchandel
Theodor Fontane Frau Jenny Treibel 1892 Bestellbar im Buchandel
Theodor Fontane Effi Briest 1896 Bestellbar im Buchandel
Heinrich Mann Professor Unrat 1905 Bestellbar im Buchandel
Hermann Hesse Unterm Rad 1906 Bestellbar im Buchandel
Robert Musil Die Verwirrungen des Zöglings Törleß 1906 Bestellbar im Buchandel
Thomas Mann Buddenbrooks 1901 Bestellbar im Buchandel

Romane 11 – 20

Autor Titel Jahr Bestellen*
Franz Kafka Der Prozess 1925 Bestellbar im Buchandel
Thomas Mann Der Zauberberg 1924 Bestellbar im Buchandel
Alfred Döblin Berlin Alexanderplatz 1929 Bestellbar im Buchandel
Joseph Roth  Radetzkymarsch 1932 Bestellbar im Buchandel
Anna Seghers Das siebte Kreuz 1942 Bestellbar im Buchandel
Heimito von Doderer Die Strudlhofstiege 1951 Bestellbar im Buchandel
Wolfgang Koeppen Tauben im Gras 1951 Bestellbar im Buchandel
Günter Grass Die Blechtrommel 1959 Bestellbar im Buchandel
Max Frisch Montauk 1975 Bestellbar im Buchandel
Thomas Bernhard Holzfällen 1984 Bestellbar im Buchandel

Zum Inhalt der Werke

1. Johann Wolfgang von Goethe – Die Leiden des jungen Werthers (1774)

Dieser Roman, erstmals 1774 veröffentlicht, gilt als eines der wichtigsten Werke des Sturm und Drang. Es handelt von den tiefen emotionalen Leiden und der unglücklichen Liebe des jungen Werthers zu Lotte, die tragisch endet.

2. Johann Wolfgang von Goethe – Die Wahlverwandtschaften (1809)

Dieser Roman aus dem Jahr 1809 beschäftigt sich mit den Beziehungen zwischen zwei Paaren und den komplexen emotionalen und ethischen Konflikten, die aus ihren gegenseitigen Anziehungen entstehen. Goethe verwendet chemische Begriffe als Metaphern, um menschliche Beziehungen und Schicksale zu beschreiben.

3. E. T. A. Hoffmann – Die Elixiere des Teufels (1815)

Dieser Roman von 1815 ist ein faszinierendes Werk der schwarzen Romantik, das von einem Mönch erzählt, der durch einen teuflischen Trank zu Leidenschaft und Wahnsinn getrieben wird. Hoffmann verwebt Elemente des Übernatürlichen mit psychologischer Einsicht, was das Buch zu einem Vorläufer der modernen psychologischen Horrorliteratur macht.

4. Gottfried Keller – Der grüne Heinrich (1854, 1. Fassung)

Die erste Fassung dieses Bildungsromans erschien 1854 und erzählt die Geschichte von Heinrich Lee, der zwischen persönlichen Ambitionen und familiärer Verantwortung schwankt. Kellers detaillierte Darstellung der Schweizer Gesellschaft und die tiefgründige Charakterentwicklung machen das Werk zu einem Eckpfeiler der deutschsprachigen Literatur.

5. Theodor Fontane – Frau Jenny Treibel (1892)

Veröffentlicht 1892, ist dies ein gesellschaftskritischer Roman, der die bürgerliche Gesellschaft Berlins durch die Augen der Titelfigur, einer wohlhabenden, aber oberflächlichen Frau, beleuchtet. Fontanes ironische Darstellung der sozialen Klassen und seiner Charaktere zeugt von seiner literarischen Meisterschaft.

6. Theodor Fontane – Effi Briest (1896)

Der Roman, der erstmals 1896 veröffentlicht wurde, beschreibt das Schicksal von Effi Briest, die in einer unglücklichen Ehe gefangen ist und letztlich gesellschaftlich geächtet wird. Dieses Werk ist eine der bedeutendsten Darstellungen von gesellschaftlichen Konventionen und individuellem Leiden im deutschen Realismus.

7. Heinrich Mann – Professor Unrat (1905)

Dieser 1905 veröffentlichte Roman, der auch unter dem Titel „Der Blaue Engel“ bekannt wurde, handelt von einem tyrannischen Lehrer, der durch seine Obsession für eine Sängerin zu Fall kommt. Manns scharfe Kritik an der Wilhelminischen Gesellschaft und der Doppelmoral ihrer Bürger machte das Werk berühmt.

8. Hermann Hesse – Unterm Rad (1906)

Veröffentlicht 1906, thematisiert dieser Roman die zerstörerischen Auswirkungen des Bildungssystems auf einen jungen, sensiblen Schüler namens Hans Giebenrath. Hesses Kritik an den starren gesellschaftlichen Erwartungen und der Unterdrückung individueller Begabungen macht das Buch zu einem zentralen Jugendwerk.

9. Robert Musil – Die Verwirrungen des Zöglings Törleß (1906)

Veröffentlicht im Jahr 1906, thematisiert dieser Roman die Adoleszenzkrise dreier Internatsschüler, die von Machtdynamiken und sexueller Erkundung geprägt ist. Musils Werk ist eine tiefgründige Untersuchung von Autorität, Moral und persönlicher Entwicklung.

10. Thomas Mann – Buddenbrooks (1901)

In diesem 1901 veröffentlichten Roman schildert Mann den allmählichen Niedergang einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie in Lübeck, was als Allegorie auf den Verfall bürgerlicher Werte interpretiert werden kann. „Buddenbrooks“ war Manns erster großer literarischer Erfolg und gilt als einer der großen Gesellschaftsromane der Moderne.

11. Franz Kafka – Der Prozess (posthum 1925)

„Der Prozess“, posthum veröffentlicht, ist eine tiefgehende Erzählung über Josef K., der ohne ersichtlichen Grund verhaftet wird und sich einem undurchsichtigen und kafkaesken Gerichtssystem gegenübersieht. Dieses Werk ist bekannt für seine Exploration von Angst, Ohnmacht und der Unmöglichkeit, Gerechtigkeit zu finden.

12. Thomas Mann – Der Zauberberg (1924)

Veröffentlicht 1924, erzählt dieser Roman von Hans Castorp, der in einem Schweizer Sanatorium tiefer in philosophische und existenzielle Fragestellungen eintaucht. Manns Werk ist eine epische Erkundung von Zeit, Krankheit und der Suche nach dem Sinn des Lebens.

13. Alfred Döblin – Berlin Alexanderplatz (1929)

Veröffentlicht im Jahr 1929, beschreibt dieser Roman das harte Leben von Franz Biberkopf, der im Berlin der Weimarer Republik nach seiner Haftentlassung versucht, ein ehrliches Leben zu führen. Döblins Werk ist bekannt für seinen innovativen Einsatz von Stream-of-Consciousness-Techniken und Montageelementen.

14. Joseph Roth – Radetzkymarsch (1932)

Roth schildert in seinem Roman von 1932 den Niedergang der österreichisch-ungarischen Monarchie anhand der Geschichte der Familie Trotta. Das Werk ist berühmt für seine elegische Prosa und die melancholische Betrachtung des Zerfalls von Strukturen und Werten.

15. Anna Seghers – Das siebte Kreuz (1942)

Erschienen im Exil 1942, erzählt dieser Roman von sieben Flüchtlingen aus einem nationalsozialistischen Konzentrationslager und dem Kampf eines Mannes, der sich der Verfolgung entzieht. Seghers‘ Werk ist ein eindrucksvolles Zeugnis von Mut und Menschlichkeit in Zeiten größter Dunkelheit.

16. Heimito von Doderer – Die Strudlhofstiege (1951)

Dieser 1951 veröffentlichte Roman bietet eine vielschichtige Erzählung, die sich über mehrere Jahrzehnte erstreckt und ein breites Spektrum an Figuren in Wien umfasst. Doderers komplexe Erzählstruktur und tiefgründige Charakterzeichnung machen das Buch zu einem Meisterwerk der österreichischen Literatur.

17. Wolfgang Koeppen – Tauben im Gras (1951)

Erschienen 1951, zeigt dieser Roman ein Panorama des Nachkriegsdeutschlands und behandelt die Existenzängste und Identitätskrisen seiner Figuren. Koeppens Werk ist für seinen modernistischen Stil und die kritische Auseinandersetzung mit der deutschen Nachkriegsgesellschaft bekannt.

18. Günter Grass – Die Blechtrommel (1959)

Grass‘ Roman von 1959, der den Aufstieg und Fall von Oskar Matzerath beschreibt, einem Jungen, der sich weigert zu wachsen, ist eine satirische Auseinandersetzung mit den Irrungen der deutschen Geschichte. Dieses Schlüsselwerk der deutschen Literatur kombiniert Realismus mit Groteske und ist ein tiefgreifender Kommentar zur menschlichen Natur.

19. Max Frisch – Montauk (1975)

In „Montauk“, einem 1975 erschienenen autobiographischen Roman, reflektiert Frisch über seine vergangenen Beziehungen und Begegnungen während eines Wochenendes in Montauk, New York. Dieses Werk ist bekannt für seine introspektive Erzählweise und die Auseinandersetzung mit Themen der Erinnerung und Identität.

20. Thomas Bernhard – Holzfällen (1984)

Ein 1984 veröffentlichter Roman, der eine scharfe Satire auf die österreichische Gesellschaft darstellt, insbesondere auf ihre künstlerischen Kreise während einer kulturellen Abendveranstaltung. Bernhards typischer Stil der Wiederholung und des unerbittlichen Narrativs intensiviert die kritische Betrachtung gesellschaftlicher Heuchelei und kultureller Oberflächlichkeit.

Verfilmungen von Büchern aus der Liste

Einige der Romane aus Reich-Ranickis Liste „Der Kanon: Die deutsche Literatur“ haben ihren Weg auf die große Leinwand gefunden und dort unterschiedliche künstlerische Interpretationen erfahren. Hier eine Auswahl bemerkenswerter Adaptionen:

  • „Die Leiden des jungen Werthers“ von Johann Wolfgang von Goethe wurde mehrfach verfilmt, unter anderem 1976 von Egon Günther, wobei die innere Zerrissenheit und tragische Liebe Werthers besonders herausgestellt wird.
  • „Effi Briest“ von Theodor Fontane fand mehrere filmische Umsetzungen, darunter die bekannteste von Rainer Werner Fassbinder aus dem Jahr 1974, die als eine der getreuesten Adaptionen des Romans gilt.
  • „Professor Unrat“ von Heinrich Mann, besser bekannt unter dem Filmtitel „Der Blaue Engel“, wurde 1930 von Josef von Sternberg verfilmt. Diese Adaption, die Marlene Dietrich zum Star machte, nimmt in der Filmgeschichte eine legendäre Position ein.
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  • „Buddenbrooks“ von Thomas Mann wurde mehrfach adaptiert, darunter eine aufwendige deutsche Produktion aus dem Jahr 2008, die versucht, der Tiefe des Romans gerecht zu werden.
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  • „Berlin Alexanderplatz“ von Alfred Döblin wurde durch Rainer Werner Fassbinder 1980 als epische Fernsehserie umgesetzt und gilt als Meisterwerk, das dem literarischen Stil Döblins nahekommt.
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  • „Die Blechtrommel“ von Günter Grass wurde 1979 von Volker Schlöndorff verfilmt und gewann die Palme d’Or sowie den Oscar für den besten fremdsprachigen Film, was die kulturelle und thematische Komplexität des Romans eindrucksvoll einfängt.
  • „Radetzkymarsch“ von Joseph Roth wurde ebenfalls für das Fernsehen adaptiert, wobei diese Verfilmung die tragische und melancholische Atmosphäre des Zerfalls der Habsburger Monarchie widerspiegelt.
  • „Montauk“ von Max Frisch inspirierte 1982 den Film „Der Erfinder“, der thematisch einige Elemente aus Frischs Werk aufgreift, auch wenn er sich nicht direkt auf den Roman bezieht.

FAQ

Was ist „Der Kanon: Die deutsche Literatur. Romane“? „Der Kanon: Die deutsche Literatur. Romane“ ist ein Teil von Marcel Reich-Ranickis größerem Projekt, das darauf abzielt, eine Auswahl der wichtigsten und einflussreichsten Werke der deutschen Literatur zu kuratieren. Dieser spezifische Band konzentriert sich auf Romane, die Reich-Ranicki für grundlegend hält.

Wie wurde der Kanon zusammengestellt? Marcel Reich-Ranicki wählte die Werke basierend auf ihrer literarischen Qualität, ihrem historischen Einfluss und ihrer kulturellen Bedeutung aus. Die Auswahl spiegelt seine persönlichen Vorlieben und sein literarisches Urteil wider.

Welche Autoren und Werke sind im Roman-Kanon enthalten? Der Kanon umfasst eine Vielzahl bekannter deutscher Autoren. Zu den bemerkenswerten Werken gehören „Die Blechtrommel“ von Günter Grass, „Berlin Alexanderplatz“ von Alfred Döblin und „Die Buddenbrooks“ von Thomas Mann, unter anderen.

Warum ist „Der Kanon“ wichtig für das Studium der deutschen Literatur? „Der Kanon“ bietet eine fundierte Basis für das Studium der deutschen Literatur und dient als Leitfaden für Leser und Studenten, um bedeutende literarische Werke zu erkunden. Er fördert ein tieferes Verständnis der literarischen Entwicklungen und kulturellen Hintergründe.

Wie wurde auf „Der Kanon“ reagiert? Die Reaktionen auf „Der Kanon“ waren gemischt. Während viele die Initiative begrüßten und sie als wertvolle Bildungsressource sahen, kritisierten andere die subjektive Auswahl und das Fehlen bestimmter Werke und Autoren.

Ist der Kanon in der akademischen Welt akzeptiert? In akademischen Kreisen wird „Der Kanon“ sowohl geschätzt als auch debattiert. Er wird oft als Ausgangspunkt für Diskussionen über literarische Qualität und Kanonbildung verwendet, obwohl er nicht als alleingültige Liste betrachtet wird.

Kann „Der Kanon“ als alleinige Quelle für das Studium der deutschen Literatur dienen? Obwohl „Der Kanon“ eine ausgezeichnete Einführung und einen Überblick bietet, sollte er nicht als einzige Quelle verwendet werden. Es wird empfohlen, ihn zusammen mit anderen literarischen Kritiken und Analysen zu betrachten, um ein umfassenderes Bild der deutschen Literatur zu erhalten.

Links

Seite „Der Kanon“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 11. September 2023, 13:06 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Der_Kanon&oldid=237229810 (Abgerufen: 25. April 2024)

Verfasst von Thomas Löding, LIWI Blog, zuletzt aktualisiert am 25. April 2024

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