Jack London - Nordlandgeschichten

Nordlandgeschichten

„Elf Tage lang war er der Fährte seines fliehenden Volkes gefolgt, und diese Verfolgung war selbst nichts anderes als eine Flucht gewesen. Denn hinter ihm kamen – das wußte er mit Sicherheit – die gefürchteten Russen. Sie schleppten sich mühselig durch das sumpfige Tiefland und über die schroffen Wasserscheiden und wurden nur von einem Gedanken geleitet: sein ganzes Volk zu vernichten.“

(Jack London, Zitat aus der Geschichte: Negore, der Feigling)

Die berühmten Nordlandgeschichten von Jack London, hier in einer ungekürzten Neuauausgabe – in der kongenialen Übersetzung von Erwin Magnus.

Negore, der Feigling

Die russische Siedlung von St. Paul’s Harbor

Negore, als „Feigling“ verspottet, folgt seinem fliehenden Stamm durch die gefährliche Wildnis Alaskas, während russische Soldaten sie verfolgen. Um die Ehre wiederherzustellen und die Liebe von Oona, der Tochter des tapferen Kinoos, zu gewinnen, täuscht Negore die Russen und führt sie in eine tödliche Falle in den Bergen. Trotz einer tödlichen Verwundung kämpft er tapfer und gewinnt Oonas Respekt und Zuneigung im letzten Augenblick seines Lebens.

Der König und sein Schamane

Thomas Stevens, ein erfahrener und weit gereister Mann, erzählt von seiner Zeit im abgelegenen Dorf Tattarat, wo er mit seinem Begleiter Moosu, einem Indianer, gestrandet war. Sie nutzen ihre Kenntnisse und Tricks, um sich aus der Notlage zu befreien und schließlich das Dorf zu beherrschen, wobei sie die Einheimischen mit selbstgebrautem Schnaps und Schamanenzaubern manipulieren. Doch als Machtkämpfe zwischen Stevens und Moosu ausbrechen, flieht Stevens mit Moosu, während die Dorfbewohner mit ihren Ressourcen, den fetten Hunden, in der Hungersnot zurückbleiben.

Das Wort der Männer

Bergbau in Berghängen während des Klondike-Goldrauschs , ca.  1899

Lawrence Pentfield und Corry Hutchinson, beide Goldminenbesitzer und Millionäre, beschließen, durch Würfeln zu entscheiden, wer von ihnen nach Hause reisen darf, während der andere bei der Mine bleibt. Corry gewinnt und reist nach San Francisco, um sich um einige persönliche Angelegenheiten von Lawrence zu kümmern, während Lawrence die Mine weiter betreibt. Ein Missverständnis über eine Zeitungsmeldung führt dazu, dass Lawrence glaubt, Corry habe Mabel Holmes, seine Verlobte, geheiratet, woraufhin er in einer Mischung aus Trotz und Verzweiflung eine Indianerfrau heiratet, nur um später herauszufinden, dass es sich bei der verheirateten Frau in den Berichten tatsächlich um Corrys eigene Verlobte handelte, und dass Mabel immer noch auf ihn gewartet hatte.

Der Gott seiner Väter

In einer abgelegenen, von Urwäldern geprägten Gegend, wo die Steinzeit zu Ende ging, lebte Baptiste der Rote, ein Mischling, der über die eingeborene Bevölkerung herrschte und gegen das Eindringen weißer Männer und ihrer Religion kämpfte. Hay Stockard, ein weißer Abenteurer, trifft dort auf den missionarischen Sturges Owen und lehnt es ab, ihn an Baptiste auszuliefern, obwohl dies sein eigenes Leben und das seiner Gefährten retten können.

Das Vorrecht des Priesters

Ein Mann, Edwin Bentham, wird von seiner tatkräftigen Frau Grace durch das Yukonland getrieben, während ein Jesuitenpater, der für seine Ehrlichkeit bekannt ist, in ihr Leben tritt. Als Grace Benthams unglückliche Ehe sie zu einer Affäre mit Clyde Wharton führt und sie fliehen will, interveniert der Priester, um sie an ihre Ehegelübde zu erinnern.

Die Weisheit der Reise

Totempfahl der Tlingit

Sitka Charley, ein erfahrener Anführer, verstand die Weisheit und Ehre der Reise und führte eine gemischte Gruppe von Weißen und Indianern durch die unwirtliche Wildnis des Nordlands. Trotz der erbärmlichen Bedingungen hielt er die Gruppe zusammen und setzte strenge Disziplin durch, um ihre Überlebenschancen zu maximieren. Als einige versagten und sich der Schwäche hingaben, handelte er unerbittlich nach dem Gesetz der Reise, tötete die Verräter und führte die anderen weiter zur Rettung, stets geleitet von der Härte und Weisheit, die er über die Jahre erlernt hatte.

Nam-Bok, der Lügner

Nam-Bok, ein Inuit, kehrt nach vielen Jahren zu seinem Volk zurück und erzählt von seinen Abenteuern in der Welt der Weißen. Seine Geschichten werden jedoch von seinem Volk als Lügen abgetan, was Fragen über Wahrheit und Wahrnehmung in verschiedenen Kulturen aufwirft.

Der Bund der Alten

Imber, ein alter Eingeborener, stellt sich in Dawson dem Gericht und gesteht die Tötung vieler weißer Männer, Frauen und Kinder, um sein Volk vor der schädlichen Einwirkung der Weißen zu schützen. Er berichtet, wie die weißen Männer Krankheiten und Schwäche brachten und seine jungen Leute fortzogen, was sein Volk schwächte und dezimierte. Schließlich erklärt er, dass er, als letzter Überlebender seines Stammes, nach Dawson gekommen ist, um sich dem Gesetz zu stellen, da er sieht, dass der Kampf gegen die Weißen und ihre Gesetze hoffnungslos ist.

Jan, der Unverbesserliche

Bergleute und Goldsucher erklimmen während des Klondike-Goldrauschs von 1898 den Chilkoot Trail

Jan kämpft grimmig und wild gegen seine Kameraden, die ihn aufhängen wollen, weil er einen Mord begangen hat. Trotz der verzweifelten und brutalen Auseinandersetzung schaffen sie es, ihn zu überwältigen und bereiten seine Hinrichtung vor. Als sie gerade dabei sind, Jan zu hängen, erscheint das vermeintliche Opfer, John Gordon.

Die große Frage

Karen Sayther kam im Frühling nach Dawson, strahlte wie eine Sonne und zog nach einem Monat wieder ab, was die Männer des frauenarmen Ortes verwirrte und die Frage aufwarf, warum sie überhaupt gekommen war. Durch eine zufällige Begegnung mit einem ihrer Schlittenführer erfuhr man, dass sie nach einem Mann namens David Payne suchte, was die Neugier der Bewohner weckte. Als sie Payne schließlich fand, stellte sich heraus, dass er inzwischen mit einer Indianerin zusammenlebte

Liwan, die Schöne

Li Wan, die von ihrem Mann Canim entführt wurde, führt ein hartes Leben in der Wildnis und träumt oft von einem Mann im Schnee mit blauen Augen und blondem Haar. Sie fürchtet ihren herrischen Gatten, der unermüdlich umherwandert und sie zwingt, ihm zu folgen. Während einer Reise durch das Goldgräbergebiet am Klondike begegnet Li Wan der weißen Frau Evelyn van Wyck und erkennt, dass sie einst selbst ein Kind europäischer Abstammung war. Trotz ihrer Versuche, bei den weißen Frauen Schutz zu finden, wird sie von Canim zurückgezerrt, der ihr droht, sie die Erinnerungen vergessen zu lassen.

Nordlandgeschichten – Leben und Werke von Autor Jack London

Jack London, amerikanischer Schriftsteller, geboren am 12. Januar 1876 in San Francisco, ist bekannt für seine lebhaften und abenteuerlichen Erzählungen aus den unwirtlichen und rauen Gegenden des Nordens. Seine Nordlandgeschichten, darunter bekannte Werke wie „The Call of the Wild“ und „White Fang“, sind tief verwurzelt in seinen eigenen Erfahrungen während des Klondike-Goldrausches am Ende des 19. Jahrhunderts.

Leben und Hintergrund

London wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf und musste bereits früh zum Lebensunterhalt seiner Familie beitragen. Trotz oder vielleicht gerade wegen dieser frühen Herausforderungen entwickelte er eine tiefe Liebe zum Lesen und Schreiben. Diese Leidenschaft führte ihn schließlich nach Alaska und in den Yukon, wo er selbst als Goldsucher tätig war. Die Erfahrungen, die er während dieser Zeit sammelte, prägten viele seiner späteren Werke.

Themen und Stil

Jack Londons Schreibstil ist direkt und ungeschminkt, mit einem starken Fokus auf die Darstellung physischer Konflikte und psychologischer Spannungen. Er erforscht tiefgründige Themen wie Überleben, Natur versus Zivilisation und den grundlegenden Instinkt von Lebewesen, sich anzupassen und zu überleben. Londons Faszination für die Natur und seine kritische Auseinandersetzung mit der menschlichen Existenz kommen in seinen Nordlandgeschichten besonders deutlich zum Ausdruck.

Vermächtnis

Jack London starb jung, am 22. November 1916, doch sein literarisches Erbe lebt weiter. Seine Nordlandgeschichten haben nicht nur Generationen von Lesern und Schriftstellern beeinflusst, sondern auch den Blick auf die Beziehung zwischen Mensch und Natur maßgeblich geprägt. Londons Werke bleiben ein unverzichtbarer Teil der amerikanischen Literatur und Kulturgeschichte, die die harsche Schönheit und die unerbittlichen Herausforderungen des Lebens im Norden eindrucksvoll einfangen.

Nordlandgeschichten – Buch

Dieses Buch enthält die folgenden Geschichten:

Negore, der Feigling
Der König und sein Schamane
Das Wort der Männer
Der Gott seiner Väter
Das Vorrecht des Priesters
Die Weisheit der Reise
Nam-Bok, der Lügner
Der Bund der Alten
Jan, der Unverbesserliche
Die große Frage
Liwan, die Schöne

Jack London.
Nordlandgeschichten.
Übersetzt von Erwin Magnus.
Durchgesehener Neusatz, diese Ausgabe folgt: Ullstein Verlag, Frankfurt am Main, 1981.

Neuausgabe, LIWI Verlag, Göttingen 2020.
LIWI Literatur- und Wissenschaftsverlag

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Verfasst von Thomas Löding, LIWI Blog, zuletzt aktualisiert am 15. Juni 2024