Die glücklichen Inseln
„Über die hohen Koolau-Berge hinweg kamen schwärmende Ausläufer des Passats gestrichen, ließen leicht die starren Bananenblätter schwanken, rauschten in den Palmen und bewegten flüsternd das Spitzengewebe der Algarobablätter.
Nur zeitweise kam dieses Atmen der Natur – denn ein Atmen war es, das Seufzen der matten hawaiischen Nachmittage.“
Jack London.
Die glücklichen Inseln.
(Aloha Oe / Das Haus des Stolzes / Koolau, der Aussätzige und weitere Erzählungen)
Eine Auswahl aus den amerikanischen Novellenbänden „On the Makaloa Mat“ und „The House of pride“.
„Das Haus des Stolzes“ Zusammenfassung
„Das Haus des Stolzes“ ist eine tiefgründige Erzählung in der Sammlung „Die glücklichen Inseln“ von Jack London, welche sich um die Themen Identität, Stolz und soziale Unterschiede dreht. Die Geschichte folgt Percival Ford, einem einflussreichen Mann in Hawaii, der sich durch sein strenges moralisches Regime und seine Abneigung gegen die lockeren Sitten seiner Zeitgenossen auszeichnet.
Handlung und Hauptkonflikte
Percival Ford, ein wohlhabender und angesehener Geschäftsmann in Hawaii, fühlt sich unwohl in der Gesellschaft der Offiziere und ihrer Frauen, die er als zu lebenslustig und frivol empfindet. Seine strikte Moral und sein Bedürfnis nach Kontrolle spiegeln sich in seiner Abneigung gegen die ausgelassenen Festlichkeiten und das freie Benehmen der Menschen um ihn herum wider.
Die Geschichte nimmt eine dramatische Wendung, als Dr. Kennedy, ein alter Bekannter, Percival aufdeckt, dass Joe Garland, ein lokaler Musiker und scheinbarer Tunichtgut, in Wirklichkeit sein Halbbruder ist. Diese Enthüllung schockiert Percival, der stets glaubte, sein Vater sei ein untadeliger Missionar und Staatsmann gewesen. Dieser Glaube wird erschüttert durch die Offenbarung von Joe Garlands Abstammung und die damit verbundene implizite Verwicklung seines Vaters in eine außereheliche Beziehung.
Themen und Motive
Die Erzählung erkundet die Komplexität von Familiengeheimnissen und die oft unsichtbaren Bande, die Menschen verbinden. Percival, der sein Leben der Aufrechterhaltung einer makellosen Fassade und dem Schutz seines „Hauses des Stolzes“ gewidmet hat, sieht sich plötzlich mit der unangenehmen Wahrheit konfrontiert, dass sein eigener Vater die moralischen Werte, die Percival so hochhält, nicht verkörpert hat.
Ein weiteres zentrales Motiv ist die Auseinandersetzung mit der eigenen Identität und dem Erbe der Familie. Percival muss sich mit der Frage auseinandersetzen, wie viel von seinem Vater in ihm selbst steckt und wie er mit der dunklen Seite dieser Verbindung umgehen soll. Die Enthüllung über Joe als seinen Halbbruder stellt seine Weltanschauung und sein Selbstbild in Frage.
Schlussfolgerung
In einer entscheidenden Szene bietet Percival Joe Geld an, damit dieser die Insel verlässt und nie zurückkehrt, was seine tief sitzende Ablehnung und Verleugnung jeglicher familiärer Bindung zu Joe zeigt. Joe lehnt das Geld ab und entscheidet sich, auf eigene Faust abzureisen, was auf eine stärkere moralische Statur hindeutet, als Percival ihm zugetraut hätte.
„Das Haus des Stolzes“ hinterlässt beim Leser einen starken Eindruck von den Schatten, die familiäre Geheimnisse werfen können, und den emotionalen Kosten, die mit Stolz und Voreingenommenheit verbunden sind.
Jack London – Autor und Abenteurer
Jack London, ein Pionier der amerikanischen Literatur, ist bekannt für seine eindrucksvollen Erzählungen über Abenteuer und Überlebenskämpfe. Sein literarisches Werk umfasst einige herausragende Romane, die seine Faszination für die Natur und seine kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Problemen reflektieren.
Der Seewolf erzählt die Geschichte von Humphrey Van Weyden, der nach einem Schiffsunglück auf dem gefährlichen Schoner „Ghost“ unter dem tyrannischen Kapitän Wolf Larsen dient. Dieser Roman ist eine fesselnde Studie über Brutalität, Führungsstärke und die komplexen Schichten der menschlichen Natur.
In Der Ruf der Wildnis folgt London dem Leben des Hundes Buck, der aus seinem komfortablen Zuhause entführt und in die raue Welt des Klondike-Goldrausches geworfen wird. Buck muss lernen, sich in der wilden Natur zu behaupten und seinen Instinkten zu vertrauen, was ihn letztendlich in die Freiheit führt. Dieses Werk ist eine tiefsinnige Erkundung von Freiheit und Zivilisation, ein klassisches Abenteuer, das die Wildheit und Schönheit des Nordens einfängt.
Die Scharlachpest ist ein dystopischer Roman, der in einer nach-apokalyptischen Welt spielt, in der eine tödliche Pandemie fast die gesamte Menschheit ausgelöscht hat. Durch die Augen eines Überlebenden, der seinen Enkeln von der untergegangenen alten Welt erzählt, beleuchtet London die Fragilität der menschlichen Zivilisation und bietet eine düstere Warnung vor dem potenziellen Untergang durch eigene Hybris.
König Alkohol schließlich thematisiert Londons eigenen Kampf mit dem Alkoholismus. Dieses semi-autobiografische Werk bietet einen schonungslosen Blick in die dunklen Tiefen der Sucht. Es ist eine persönliche und sozialkritische Betrachtung der Zerstörung, die der Alkohol in individuellen Leben und der Gesellschaft anrichten kann.
Diese Werke zeugen von Londons tiefem Einfühlungsvermögen und seiner Fähigkeit, komplexe Charaktere und Situationen mit einem starken Sinn für Realismus zu gestalten. Sie spiegeln seine Überzeugungen und seine Sicht auf die menschliche Natur wider, die oft von einem düsteren Pessimismus, aber auch von einer bewundernswerten Beharrlichkeit geprägt sind.
Die glücklichen Inseln – Buch
Übersetzt von Erwin Magnus.
Erstdruck dieser Übersetzung: Universitas Deutsche Verlags-Aktiengesellschaft, Berlin 1927.
Durchgesehener Neusatz, diese Ausgabe folgt: Südwest Verlag, München 1971.
Neuausgabe, LIWI Verlag, Göttingen 2020.
Produktdetails
EAN: 9783965422902
ISBN: 3965422901
Übersetzt von Erwin Magnus. Paperback.
LIWI Literatur- und Wissenschaftsverlag
März 2020 – 120 Seiten
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Verfasst von Thomas Löding, LIWI Blog, zuletzt aktualisiert am 15. Juni 2024