Hölderlin – Sturz ins Unendliche – Eine Biografie
„Als Dreißigjähriger tritt Hölderlin über die Schwelle des Jahrhunderts; gewaltigstes Werk haben die letzten leidvollen Jahre in ihm vollendet. Die lyrische Form ist gefunden, der heroische Rhythmus des großen Gesanges geschaffen, die eigene Jugend in Hyperions Träumergestalt, die Tragödie des Geistes im ‚Tod des Empedokles‘ verewigt. Nie war er höher angestiegen und nie näher dem Untergang.“
Ein biografisches Meisterwerk: Die Lebensbeschreibung Hölderlins im berühmten, romanhaft-lebendigen Stil Stefan Zweigs verfasst.
Friedrich Hölderlin – Biografie
Name: Johann Christian Friedrich Hölderlin
Geboren: 20. März 1770 in Lauffen am Neckar, Herzogtum Württemberg
Gestorben: 7. Juni 1843 in Tübingen, Königreich Württemberg
Beruf: Deutscher Dichter
Bedeutung: Hölderlin zählt zu den bedeutendsten Lyrikern seiner Zeit. Sein Werk ist weder der Weimarer Klassik noch der Romantik eindeutig zuzuordnen.
Frühes Leben und Familie
- 1770: Geburt in Lauffen am Neckar
- Vater: Heinrich Friedrich Hölderlin, Klosterhofmeister
- Mutter: Johanna Christiana Hölderlin, geb. Heyn, Pfarrerstochter
- Geschwister: Eine Schwester, Maria Eleonora Heinrica („Rike“)
Kindheit
- 1772: Tod des Vaters; Umzug in das private Wohnhaus der Familie in Lauffen
- 1774: Mutter heiratet Johann Christoph Gok; Umzug nach Nürtingen
- 1779: Tod des Stiefvaters Gok
Ausbildung
- 1776–1784: Besuch der Lateinschule in Nürtingen
- 1784–1786: Klosterschule Denkendorf
- 1786–1788: Seminar Maulbronn
- 1788–1793: Theologiestudium im Tübinger Stift; Freundschaft mit Hegel und Schelling
Berufliche Anfänge
- 1794: Hauslehrer bei Charlotte von Kalb
- 1796–1800: Hauslehrer bei der Familie Gontard in Frankfurt; Beziehung zu Susette Gontard (Diotima)
Späteres Leben
- 1801: Hauslehrer in Hauptwil, Schweiz; Rückkehr nach Württemberg in verwirrtem Zustand
- 1802: Hauslehrer in Bordeaux; Rückkehr nach Stuttgart; Tod von Susette Gontard
- 1804: Hofbibliothekar in Homburg dank Isaac von Sinclair
Krankheit und Spätere Jahre
- 1806: Zwangsbehandlung im Universitätsklinikum Tübingen
- 1807–1843: Lebt im Hölderlinturm in Tübingen unter der Pflege der Familie Zimmer
Werk
- Lyrik: Jugendgedichte, Tübinger Hymnen, Frankfurter Odendichtung, Homburger Lyrik, Spätlyrik
- Prosa: Briefroman Hyperion
- Drama: Der Tod des Empedokles
- Übersetzungen: Sophokles (Antigonae, Oedipus der Tyrann)
- Philosophie: Auseinandersetzung mit Kant und Fichte, All-Einheits-Gedanke
Tod und Nachleben
- 1843: Tod in Tübingen
- Grab: Tübinger Stadtfriedhof
Rezeption
- 19. Jahrhundert: Zunächst wenig beachtet; Wiederentdeckung durch die Romantiker
- 20. Jahrhundert: Einfluss auf Dichter wie Stefan George, Georg Trakl, Paul Celan
Museen und Gedenkorte
- Hölderlinhaus Lauffen: Geburtshaus und Museum
- Hölderlinhaus Nürtingen: Wohnhaus der Familie, jetzt Volkshochschule
- Hölderlinturm Tübingen: Wohnort von 1807 bis 1843, jetzt Museum
Ehrungen
- Denkmale: Mehrere in Tübingen, Nürtingen, Lauffen und Bad Homburg
- Straßen und Schulen: Viele sind nach Hölderlin benannt
- Friedrich-Hölderlin-Preise: In Bad Homburg und Tübingen
Friedrich Hölderlin gilt als einer der bedeutendsten Dichter der deutschen Literatur, dessen Werke und Leben bis heute vielfältig erforscht und gewürdigt werden.
Hölderlin – Die häufigsten Fragen
Wer war Friedrich Hölderlin?
Friedrich Hölderlin (* 20. März 1770 in Lauffen am Neckar, Herzogtum Württemberg; † 7. Juni 1843 in Tübingen, Königreich Württemberg) war ein deutscher Dichter und einer der bedeutendsten Lyriker seiner Zeit. Sein Werk ist weder der Weimarer Klassik noch der Romantik zuzuordnen.
Was macht Hölderlin zu einem besonderen Dichter?
Hölderlins Poesie zeichnet sich durch ihre formale Strenge und inhaltliche Tiefe aus. Er bevorzugte die hohen Formen der Poesie (Hymne, Ode, Elegie) und verband klassizistische Einflüsse mit einer tiefen emotionalen und philosophischen Durchdringung.
Wie verlief Hölderlins Kindheit und Jugend?
Hölderlin wurde 1770 in Lauffen am Neckar geboren. Sein Vater starb früh, und die Familie zog nach Nürtingen. Dort besuchte er die Lateinschule und erhielt Klavier- und Flötenunterricht. Er zeigte früh eine Neigung zur Dichtkunst und Philosophie.
Welche Ausbildung hat Hölderlin absolviert?
Hölderlin folgte dem Wunsch seiner Mutter und begann ein Theologiestudium, zunächst an der Klosterschule in Denkendorf und später im Tübinger Stift. Hier schloss er Freundschaften mit später berühmten Philosophen wie Hegel und Schelling.
Wie war Hölderlins beruflicher Werdegang?
Nach dem Studium arbeitete Hölderlin als Hauslehrer in verschiedenen wohlhabenden Familien. Er verbrachte auch einige Zeit an der Universität Jena, wo er Vorlesungen von Johann Gottlieb Fichte hörte und sich mit anderen Intellektuellen austauschte.
Was sind die Hauptwerke von Hölderlin?
- Das lyrische Werk: Hölderlins Gedichte sind durch eine intensive Beschäftigung mit der antiken Literatur und Philosophie sowie durch die Themen Natur, Liebe und Göttlichkeit geprägt.
- Hyperion: Ein Briefroman, der die Gedanken und Empfindungen des Protagonisten Hyperion schildert und als eines der lyrischsten Prosawerke der deutschen Literatur gilt.
- Der Tod des Empedokles: Ein unvollendetes Drama, das die letzten Tage des antiken Philosophen Empedokles behandelt.
- Übersetzungen: Hölderlin übersetzte Werke von Sophokles, darunter „Antigone“ und „Oedipus der Tyrann“.
Wie lässt sich Hölderlins Philosophie beschreiben?
Hölderlin vertrat einen All-Einheits-Gedanken, der die Einheit von Mensch und Natur betonte. Er kritisierte die Subjektivitätsphilosophie von Kant und Fichte und entwickelte einen eigenen philosophischen Ansatz, der die Ästhetik in den Mittelpunkt stellte.
Wie wurde Hölderlins Werk nach seinem Tod rezipiert?
Hölderlins Poesie wurde erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wiederentdeckt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde er von Literaten wie Stefan George und Philosophen wie Martin Heidegger gewürdigt. Heute gilt Hölderlin als einer der bedeutendsten deutschen Dichter.
Welche Schwierigkeiten gab es bei der Veröffentlichung seiner Werke?
Die Edition von Hölderlins Werken war durch seine schwierige Handschrift und fragmentarische Arbeitsweise herausfordernd. Verschiedene Herausgeber wie Norbert von Hellingrath und Friedrich Beißner haben bedeutende Beiträge zur Veröffentlichung seiner Werke geleistet.
Wie war der gesundheitliche Zustand Hölderlins?
Ab etwa 1806 litt Hölderlin an einer schweren psychischen Erkrankung, die zu einem Aufenthalt in der Universitätsklinik Tübingen führte. Danach lebte er bis zu seinem Tod in einem Turmzimmer in Tübingen, wo er von der Familie Zimmer betreut wurde.
Wie wurde Hölderlins psychische Erkrankung diagnostiziert und behandelt?
Während seiner Zeit in der Universitätsklinik wurde Hölderlin von Johann Heinrich Ferdinand Autenrieth behandelt. Die Diagnose und Behandlungsmethoden dieser Zeit waren oft traumatisch und basierten auf der damals noch jungen Idee, psychische Erkrankungen medizinisch zu behandeln.
Welche Gedenkstätten gibt es für Hölderlin?
Es gibt mehrere Gedenkstätten, darunter das Hölderlinhaus in Lauffen, das Hölderlinhaus in Nürtingen, der Hölderlinturm in Tübingen und das Hölderlin-Zentrum in Bad Homburg. Diese Orte bieten Einblicke in sein Leben und Werk und veranstalten regelmäßig kulturelle Ereignisse.
Welche Ehrungen wurden ihm zuteil?
Es gibt zahlreiche Denkmale, Straßen und Schulen, die nach Hölderlin benannt sind. Zudem werden der Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg und der Friedrich-Hölderlin-Preis der Universität und der Stadt Tübingen verliehen.
Wie wurde Hölderlin in der Musik rezipiert?
Hölderlins Gedichte wurden von vielen Komponisten vertont, darunter Johannes Brahms, Paul Hindemith, Hans Werner Henze und György Ligeti. Seine Werke inspirierten eine Vielzahl von musikalischen Kompositionen, die seine Lyrik aufgreifen und weiterentwickeln.
Gibt es Theaterstücke oder Filme über Hölderlin?
Ja, es gibt mehrere Theaterstücke und Filme, die Hölderlins Leben und Werk thematisieren. Dazu gehören „Hälfte des Lebens“ (DDR, 1984) und „Feuerreiter“ (Deutschland, 1998). Auch in der Literatur wurde sein Leben mehrfach bearbeitet, wie in Peter Härtlings Roman „Hölderlin“.
Buch: Hölderlin – Sturz ins Unendliche. Eine Biografie
Stefan Zweig.
Hölderlin.
Sturz ins Unendliche. Eine Biografie.
Erstdruck unter dem Titel „Hölderlin“, in: Der Kampf mit dem Dämon. Hölderlin, Kleist, Nietzsche, Insel-Verlag, Leipzig 1925.
Neuausgabe, LIWI Verlag, Göttingen 2020.
LIWI Literatur- und Wissenschaftsverlag
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Verfasst von Thomas Löding, LIWI Blog, zuletzt aktualisiert am 15. Juni 2024