Balzac – Monomanie der Leidenschaft. Eine Biografie

Stefan Zweig

„Und so wie er sind seine Helden. Alle haben sie das Welteroberungsgelüst. Eine zentripetale Kraft schleudert sie aus der Provinz, aus ihrer Heimat, nach Paris. Dort ist ihr Schlachtfeld. Fünfzigtausend junge Leute, eine Armee, strömt heran, unversuchte keusche Kraft, entladungssüchtige, unklare Energie, und hier, im engen Raume prallen sie aufeinander wie Geschosse, vernichten sich, treiben sich empor, reißen sich in den Abgrund.“

Ein biografisches Meisterwerk: Die Lebensbeschreibung Balzacs im berühmten, romanhaft-lebendigen Stil Stefan Zweigs.

Balzac – Biografie

Honoré de Balzac war einer der größten französischen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts, dessen umfangreiches Werk die Gesellschaft seiner Zeit in unvergleichlicher Weise darstellt. Geboren am 20. Mai 1799 in Tours, Frankreich, wuchs Balzac in einer Zeit des sozialen und politischen Umbruchs auf, was seinen literarischen Stil und seine Themen tiefgreifend prägte.

Frühes Leben und Bildung

Geboren in eine bürgerliche Familie; sein Vater war ein staatlicher Verwaltungsbeamter, seine Mutter stammte aus einer Tuchhändlerfamilie.
Ursprünglich als Honoré Balssa geboren, änderte er später seinen Namen zu de Balzac, um eine Adelsassoziation herzustellen.

Balzac erhielt eine strenge Erziehung im Internat, die ihn sowohl intellektuell als auch emotional prägte. Er studierte an der Sorbonne in Paris Recht, folgte aber bald seiner Leidenschaft für das Schreiben und die Literatur.

Frühe Schreibkarriere

Seine ersten veröffentlichten Werke waren unter verschiedenen Pseudonymen geschrieben und waren kommerziell erfolglos.
Kämpfte in seinen frühen Jahren mit Schulden, die ihn sein gesamtes Leben lang begleiten sollten.

Trotz der anfänglichen Misserfolge blieb Balzac seiner Vision treu und begann, an dem zu arbeiten, was später als „La Comédie Humaine“ bekannt werden würde – eine Serie von über 90 Romanen und Novellen, die ein breites Panorama der französischen Gesellschaft darstellen.

La Comédie Humaine

In „La Comédie Humaine“ erforschte Balzac Themen wie Macht, Geld, Familie, Liebe und Gesellschaft durch eine Vielzahl von Charakteren, von der Bauernschaft bis zur Aristokratie.
Die Serie spiegelt die sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen Frankreichs während der Restaurationszeit und der Julimonarchie wider.

Diese monumentale Arbeit zeigte Balzacs tiefes Verständnis der menschlichen Natur und sein Talent, komplexe Charaktere und detaillierte, realistische Umgebungen zu schaffen. Er wurde bekannt für seine tiefgehenden psychologischen Einsichten und seine detaillierten Beschreibungen des Alltagslebens.

Persönliches Leben und Tod

Balzac hatte viele Liebschaften, aber seine größte Liebe war die Gräfin Evelina Hanska, eine vermögende polnische Adlige.
Nach vielen Jahren der brieflichen Romanze heirateten sie im März 1850, nur wenige Monate bevor Balzac starb.

Honoré de Balzac starb am 18. August 1850 in Paris an den Folgen einer langjährigen Krankheit. Trotz seiner ständigen finanziellen Sorgen und seines oft zerrütteten Gesundheitszustandes hinterließ er der Nachwelt ein Werk, das ihn als einen Meister des Realismus und als einen der großen Literaten der Geschichte etablierte. Sein Einfluss auf nachfolgende Schriftsteller und sein detailliertes Porträt der französischen Gesellschaft bleiben bis heute unübertroffen.

Balzac – Buch

Stefan Zweig.
Balzac Monomanie der Leidenschaft. Eine Biografie.
Erstdruck unter dem Titel Balzac in: Drei Meister. Balzac, Dickens, Dostojewski. Insel Verlag, Leipzig 1920.

Neuausgabe, durchgesehener Neusatz, LIWI Verlag, Göttingen 2020.
LIWI Literatur- und Wissenschaftsverlag