Stefan Zweig - Die unsichtbare Sammlung

Die unsichtbare Sammlung

„Denn diese Episode ist so ziemlich das Sonderbarste, was mir altem Kunstkrämer in den siebenunddreißig Jahren meiner Tätigkeit begegnet ist. Sie wissen wahrscheinlich selbst, wie es im Kunsthandel jetzt zugeht, seit sich der Wert des Geldes wie Gas verflüchtigt (…). In dieser Verlegenheit kam ich auf den Gedanken, unsere alten Geschäftsbücher durchzusehen, um einstige Kunden aufzustöbern, denen ich vielleicht ein paar Dubletten wieder abluchsen könnte (…).“

Die kurze Erzählung „Die unsichtbare Sammlung – Eine Episode aus der deutschen Inflation“ erschien erstmals 1927 bei A. Scholem für den Berliner Bibliophilen-Abend.
Hier in einer ungekürzten Neuausgabe, LIWI Verlag, Göttingen 2019.
LIWI Literatur- und Wissenschaftsverlag

„Die unsichtbare Sammlung“ – Zusammenfassung

Die Novelle Die unsichtbare Sammlung wurde 1925 von Stefan Zweig geschrieben und erstmals in der Wiener Zeitung Neue Freie Presse veröffentlicht. Später erschien die Erzählung 1927 als „Widmungsdruck“ des Berliner Bibliophilen Abends und wurde 1929 als Teil einer Novellensammlung vom Insel-Verlag unter dem Titel Kleine Chronik: 4 Erzählungen publiziert.

Handlung

Die unsichtbare Sammlung erzählt die Geschichte eines renommierten Berliner Kunstantiquars, bekannt als R., der in einer Provinzstadt einen alten Kunden aufsucht. Dieser Kunde, Herwarth, ein ehemaliger Forst- und Ökonomierat und Leutnant a. D., hatte vor dem Krieg regelmäßig Grafiken von Rembrandt sowie Stiche von Dürer und Mantegna gekauft. Nach Kriegsbeginn jedoch stoppte er seine Käufe, und es fiel dem Antiquar nicht auf, dass die umfangreiche Sammlung von 27 Mappen nie verkauft wurde.

Bei seinem Besuch stellt R. fest, dass Herwarth mittlerweile erblindet ist. Der alte Mann ist stolz auf seine Sammlung und präsentiert dem Antiquar die 27 Mappen. Zu R.s Überraschung und Entsetzen sind alle Blätter leer. Herwarths Frau und Tochter hatten die Originalblätter während der wirtschaftlich schwierigen 1920er Jahre Stück für Stück verkauft, um die kinderreiche Familie über Wasser zu halten. Kurz vor der „Präsentation“ klären die verunsicherten Frauen den Antiquar über ihren Betrug auf. Der Antiquar, tief berührt von der Situation und der Tragödie des alten Mannes, spielt mit und bewahrt das Geheimnis.

Form

Die unsichtbare Sammlung ist als Rahmenerzählung gestaltet. Der Kunstantiquar erzählt die Geschichte dem Erzähler und dessen Mitreisenden auf einer Zugfahrt von Dresden nach Berlin. Diese Struktur ermöglicht es Zweig, eine tiefere Reflexion über das Schicksal der Figuren und die wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen der Zeit einzuflechten.

Verfilmungen

Die Novelle wurde mehrmals für das Fernsehen adaptiert:

  • 1953: Die unsichtbare Sammlung, Fernsehfilm unter der Regie von Hanns Farenburg, mit Käthe Haack, Luise Moosbach, Hermann Lenschau und Inge Schmidt.
  • 1966: De onzichtbare verzameling, belgischer Fernsehfilm unter der Regie von Willy Vandermeulen, mit Cary Fontyn, Louise van den Durpel und Gaston Vandermeulen.

Hörspiele

Die unsichtbare Sammlung wurde auch als Hörspiel adaptiert:

  • 1971: Hörspielbearbeitung von Gert Weymann, Regie von Ferry Bauer, mit Günther Sauer (Kunstantiquar), Herbert Wilk (Forstrat), Margarete Schön (Frau) und Sibylle Gilles (Annemarie), produziert vom Sender Freies Berlin.
  • 1986: Schlimme Zeiten (Vorlagen: Die unsichtbare Sammlung und Buchmendel), Hörspielbearbeitung von Hans Bräunlich, Regie von Horst Liepach, mit Dietrich Körner (Antiquar), Gerd Ehlers (Forstrat), Gertraud Klawitter (Frau), Ute Boeden (Tochter), Christian Grashof (Autor), Horst Hiemer (Mendel) und anderen, produziert vom Rundfunk der DDR.

Die unsichtbare Sammlung – Häufige Fragen

Was ist Die unsichtbare Sammlung?

Die unsichtbare Sammlung ist eine Novelle von Stefan Zweig, die 1925 erstmals veröffentlicht wurde. Sie erschien zunächst in der Wiener Zeitung Neue Freie Presse und wurde später als Teil der Novellensammlung Kleine Chronik: 4 Erzählungen vom Insel-Verlag veröffentlicht.

Wann und wo wurde Die unsichtbare Sammlung erstmals veröffentlicht?

Die Erzählung erschien erstmals 1925 in der Wiener Zeitung Neue Freie Presse. 1927 wurde sie als „Widmungsdruck“ des Berliner Bibliophilen Abends herausgegeben und 1929 in der Novellensammlung Kleine Chronik: 4 Erzählungen vom Insel-Verlag veröffentlicht.

Worum geht es in Die unsichtbare Sammlung?

Die Novelle handelt von einem Berliner Kunstantiquar, der einen alten, erblindeten Sammler namens Herwarth in einer Provinzstadt besucht. Herwarth, ein ehemaliger Forst- und Ökonomierat, zeigt stolz seine Sammlung von Grafiken und Stichen. Es stellt sich jedoch heraus, dass alle Blätter leer sind, da seine Familie die Originale verkauft hat, um während der wirtschaftlich schwierigen Zeiten überleben zu können. Der Antiquar spielt mit und bewahrt das Geheimnis, um den alten Mann nicht zu enttäuschen.

Wer sind die Hauptfiguren in der Novelle?

  • Der Kunstantiquar R.: Der Erzähler und Protagonist, der die Geschichte über seine Begegnung mit dem alten Sammler erzählt.
  • Herwarth: Ein ehemaliger Forst- und Ökonomierat, der im Ersten Weltkrieg diente und erblindet ist. Er glaubt, seine wertvolle Sammlung sei intakt.
  • Herwarths Frau und Tochter: Sie haben die Originale der Sammlung verkauft, um die Familie finanziell zu unterstützen, ohne dass Herwarth davon weiß.

Welche Form hat Die unsichtbare Sammlung?

Die unsichtbare Sammlung ist als Rahmenerzählung gestaltet. Der Kunstantiquar erzählt die Geschichte dem Erzähler und dessen Mitreisenden auf einer Zugfahrt von Dresden nach Berlin.

Gibt es Verfilmungen der Novelle?

Ja, Die unsichtbare Sammlung wurde mehrfach verfilmt:

  • 1953: Ein Fernsehfilm unter der Regie von Hanns Farenburg, mit Käthe Haack, Luise Moosbach, Hermann Lenschau und Inge Schmidt.
  • 1966: De onzichtbare verzameling, ein belgischer Fernsehfilm unter der Regie von Willy Vandermeulen, mit Cary Fontyn, Louise van den Durpel und Gaston Vandermeulen.

Gibt es Hörspieladaptionen der Novelle?

Ja, die Novelle wurde auch als Hörspiel adaptiert:

  • 1971: Eine Hörspielbearbeitung von Gert Weymann, Regie von Ferry Bauer, mit Günther Sauer (Kunstantiquar), Herbert Wilk (Forstrat), Margarete Schön (Frau) und Sibylle Gilles (Annemarie), produziert vom Sender Freies Berlin.
  • 1986: Schlimme Zeiten (Vorlagen: Die unsichtbare Sammlung und Buchmendel), Hörspielbearbeitung von Hans Bräunlich, Regie von Horst Liepach, mit Dietrich Körner (Antiquar), Gerd Ehlers (Forstrat), Gertraud Klawitter (Frau), Ute Boeden (Tochter), Christian Grashof (Autor), Horst Hiemer (Mendel) und anderen, produziert vom Rundfunk der DDR.

Welche Themen behandelt die Novelle?

Die Novelle thematisiert die Auswirkungen der wirtschaftlichen Notlage nach dem Ersten Weltkrieg, die Zerbrechlichkeit menschlicher Illusionen und die moralische Frage, ob man die Wahrheit um jeden Preis offenbaren sollte.

Stefan Zweig – Eine kurze Biografie

Stefan Zweig

Stefan Zweig

Stefan Zweig war ein österreichischer Schriftsteller, Dramatiker, Journalist und Biograf, der zu den bedeutendsten und meistgelesenen Autoren des 20. Jahrhunderts zählt. Geboren am 28. November 1881 in Wien, prägte er mit seinen Werken die Literatur seiner Zeit und hinterließ ein bleibendes Erbe, das bis heute von großer Bedeutung ist.

Zweigs literarische Arbeiten zeichnen sich durch ihre psychologische Tiefe, stilistische Eleganz und historische Genauigkeit aus. Besonders seine Biografien und historischen Miniaturen sind bekannt für ihre lebendige Erzählweise und ihre tiefgründigen Einblicke in die menschliche Natur.

Übersicht

  • Geburt und Familie
    • Geboren am 28. November 1881 in Wien, Österreich.
    • Eltern: Moritz Zweig, ein wohlhabender Textilfabrikant, und Ida Brettauer, aus einer Bankiersfamilie.
  • Bildung
    • Besuchte das Gymnasium und zeigte früh Interesse an Literatur.
    • Studium der Philosophie, Germanistik und Romanistik an der Universität Wien.
    • 1904 Promotion in Philosophie mit einer Arbeit über Hippolyte Taine.
  • Frühe literarische Werke
    • Veröffentlichung des ersten Gedichtbands Silberne Saiten (1901).
    • Erste Novelle Die Liebe der Erika Ewald (1904).
  • Internationale Reisen und Einfluss
    • Umfangreiche Reisen durch Europa, Nord- und Südamerika sowie Asien.
    • Kontakte und Freundschaften mit bedeutenden Autoren und Künstlern wie Rainer Maria Rilke, Sigmund Freud und Romain Rolland.
  • Berühmte Werke
  • Exil und spätere Jahre
    • 1934 Emigration aufgrund der politischen Lage in Österreich.
    • Lebte in England, den USA und schließlich in Brasilien.
    • Tiefe Resignation und Heimweh im Exil.

Tod und Wirkung

Am 22. Februar 1942 beging Stefan Zweig zusammen mit seiner zweiten Frau Lotte Selbstmord in Petrópolis, Brasilien. In seinem Abschiedsbrief äußerte er tiefe Resignation und das Gefühl, in der Welt keinen Platz mehr zu haben. Sein Tod markierte das Ende eines Lebens, das durch seine literarischen Errungenschaften und seine humanistischen Ideale geprägt war.

Stefan Zweigs Werke haben bis heute Bestand. Seine meisterhaften Biografien, psychologischen Erzählungen und historischen Darstellungen bieten nicht nur einen tiefen Einblick in die menschliche Natur, sondern auch in die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse seiner Zeit. Zweigs Fähigkeit, historische Persönlichkeiten lebendig und zugänglich zu machen, hat ihn zu einem der bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts gemacht. Seine Werke wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und weltweit gelesen, was sein literarisches Erbe unvergänglich macht.

Die unsichtbare Sammlung – Buch

Stefan Zweig - Die unsichtbare Sammlung

Stefan Zweig – Die unsichtbare Sammlung

ISBN: 3965421654
EAN: 9783965421653

Paperback.
24 Seiten

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Verfasst von Thomas Löding, LIWI Blog, zuletzt aktualisiert am 15. Juni 2024