Die Welt von Gestern - Stefan Zweig

Schachnovelle

Das berühmteste Werk von Stefan Zweig, die Schachnovelle, ist zugleich sein Letztes: Geschrieben von 1938 bis 1941 im brasilianischen Exil, erschien es zuerst in Buenos Aires in einer Auflage von 300 Exemplaren. Heute ist es ein millionenfacher Bestseller.

Das Wichtigste in Kürze:

  • 1942 veröffentlicht, erzählt die Schachnovelle vom psychologischen Duell zwischen einem Weltmeisterschachspieler und einem österreichischen Adligen, der im Gefängnis das Schachspielen erlernt.
  • Der Adlige, Dr. B., entwickelt während seiner Isolationshaft durch verbotenes Schachbuchstudium eine gespaltene Persönlichkeit. Er tritt gegen den arroganten Weltmeister Czentovic an.
  • Die Novelle beleuchtet Macht des Geistes über physische Beschränkungen, Menschlichkeit gegen Maschinenhaftigkeit und die Zerbrechlichkeit des menschlichen Verstands.
  • Charakterisierung durch Kontrast zwischen Czentovic’ Berechnung und Dr. B.’s Intuition. Spannung durch Schachpartie und psychologische Tiefe.
  • Reflektiert Zweigs Interesse an Psychologie, Isolation und menschlicher Resilienz.
  • Teil der Exilliteratur, thematisiert Flucht und Widerstand gegen Totalitarismus.

Schachnovelle – Übersicht

„Schachnovelle“ – Zusammenfassung:

  • Novelle des österreichisch-britischen Schriftstellers Stefan Zweig über eine Schiffsreise, bei der Schachweltmeister Czentovic mühelos alle Herausforderer besiegt.
  • Nur Dr. B aus Wien gelingt es, Czentovic zu besiegen, da das Schachspiel für ihn die einzige Möglichkeit war, die Isolation in der Gefangenschaft der Nationalsozialisten zu überstehen.
  • Inhaltlich in fünf Sinnabschnitte gegliedert, die zwischen der Gegenwart auf dem Schiff und der Vorgeschichte der Schachspieler wechseln.
  • Erzählt von einem anonymen Ich-Erzähler, der sowohl Außen- als auch Innenperspektiven bietet.

„Schachnovelle“ – Charakterisierung:

  • Der Erzähler:
    • Anonym
    • Österreicher
    • Agiert als Berichterstatter und greift aktiv in die Handlung ein
  • Mirko Czentovic:
    • Berühmter Schachweltmeister
    • Langsam, teilnahmslos und wenig intelligent
    • Hochmütig und unsympathisch
    • Gegenspieler von Dr. B.
  • Dr. B.:
    • Aus Wien stammender, ehemaliger Anwalt
    • Von den Nationalsozialisten psychisch gefoltert in Einzelhaft
    • Lernte Schachzüge auswendig, spielte im Kopf gegen sich selbst
    • Erleidet fast den Wahnsinn durch „Schachvergiftung“
    • Gewinnt gegen Czentovic, verfällt in der zweiten Partie wieder der „Schachvergiftung“
  • McConnor:
    • Wohlhabender Tiefbauingenieur aus Schottland
    • Großspurig, rücksichtsloser Erfolgsmensch
    • Zufälliger Bekannter des Erzählers

„Schachnovelle“ – Analyse:

  • Die Novelle zeichnet sich durch gehobene Sprache, poetischen Stil und Bildhaftigkeit aus, die durch den Einsatz vieler Adjektiven entsteht.

„Schachnovelle“ – Interpretation:

  • Die Figur des Czentovic weist viele Gemeinsamkeiten mit Adolf Hitler auf; das Aufgreifen der Foltermethoden der Nationalsozialisten kritisiert das Naziregime in Deutschland von 1933 bis 1945. Das Werk ist der Epoche der Exilliteratur zuzuordnen.
  • Die Novelle befasst sich auch mit der Psychologie hinter dem Schachspiel zwischen Czentovic und Dr. B., welche die Partie beeinflusst.

Schachnovelle – Zusammenfassung

Aufgeschlagene Erstausgabe der Schachnovelle von Stefan Zweig. 

Die „Schachnovelle“ ist eines der bekanntesten Werke des österreichischen Autors Stefan Zweig. In diesem psychologischen Drama, das auf der Überfahrt eines Passagierschiffs von New York nach Buenos Aires spielt, werden Themen wie Isolation, Tyrannei und der Kampf des Individuums gegen die Unterdrückung durch Macht und Kontrolle behandelt. Die Novelle gliedert sich in mehrere Schlüsselmomente, die hier zusammengefasst werden.

„Schachnovelle“ – Zusammenfassung: Von New York nachBuenos Aires

Die Geschichte beginnt an Bord eines Luxusdampfers, der von New York nach Buenos Aires unterwegs ist. Unter den Passagieren befindet sich der Weltmeister im Schach, Mirko Czentovic, ein Mann einfacher Herkunft, dessen unglaubliches Talent und strategisches Genie ihn an die Spitze der Schachwelt gebracht haben. Seine Präsenz an Bord weckt die Neugier der anderen Passagiere, die eine Partie Schach gegen ihn arrangieren möchten.

„Schachnovelle“ – Zusammenfassung: Schachmeister Czentovic

Czentovic ist für seine kühle, berechnende Art bekannt und zeigt wenig Interesse an seinen Mitreisenden, außer als mögliche Gegner im Spiel. Als die Passagiere ihn herausfordern, zeigt sich sein wahres Können. Seine überlegene Spielweise und sein strategisches Denken beeindrucken und demütigen seine Gegner, wodurch seine Position als unangefochtener Meister des Spiels bestätigt wird.

„Schachnovelle“ – Zusammenfassung: Das improvisierte Turnier

Ein improvisiertes Schachturnier wird an Bord organisiert, wobei Czentovic gegen eine Gruppe von Amateuren antritt.

Die Partie scheint zunächst nach dem erwarteten Muster zu verlaufen, bis ein geheimnisvoller Fremder eingreift.

Dieser Fremde gibt Ratschläge, die die Amateure in eine überraschend vorteilhafte Position gegen den Schachmeister bringen.

„Schachnovelle“ – Zusammenfassung: Der Fremde „Dr. B“

Der Fremde wird als Dr. B vorgestellt, ein österreichischer Aristokrat, der unter den Nationalsozialisten in Isolationshaft geraten war. Während seiner Gefangenschaft stieß er zufällig auf ein Schachbuch und begann, die Spiele im Kopf nachzuspielen, was ihm half, den Verstand zu bewahren. Durch diese mentale Übung wurde er zu einem außergewöhnlich begabten Schachspieler, obwohl er nie gegen einen echten Gegner gespielt hatte.

„Schachnovelle“ – Zusammenfassung: Der Sieg des „Dr. B“

In einem finalen Aufeinandertreffen zwischen Dr. B und Czentovic kann Dr. B den Schachmeister zunächst dominieren, zeigt jedoch Anzeichen psychischer Erschöpfung aufgrund der intensiven Konzentration und der Wiederbelebung traumatischer Erinnerungen aus seiner Zeit in Einzelhaft. Obwohl Dr. B am Ende physisch und psychisch zusammenbricht, demonstriert das Spiel seine überlegene Strategie und Fähigkeit, was als metaphorischer Sieg über Czentovic und die Umstände seiner Vergangenheit interpretiert werden kann.

„Schachnovelle“ – Charakterisierung der Hauptfiguren

Die Erstausgabe der Schachnovelle von Stefan ZweigDie „Schachnovelle“ von Stefan Zweig ist reich an tiefgründigen Charakteren, deren psychologische Komplexität und Entwicklung im Laufe der Erzählung hervorragend dargestellt wird. Im Mittelpunkt stehen dabei der Schachweltmeister Mirko Czentovic, der geheimnisvolle Dr. B., der namenlose Erzähler und der schottische Ölindustrielle McConnor. Jeder von ihnen bringt einzigartige Perspektiven und Hintergründe in die Geschichte ein, die die Handlung auf unterschiedliche Weise vorantreiben.

„Schachnovelle“ – Der namenlose Erzähler

Der Erzähler der „Schachnovelle“ bleibt namenlos und dient als Bindeglied zwischen dem Leser und den Ereignissen an Bord des Dampfschiffs sowie den Hintergrundgeschichten der Hauptfiguren. Als beobachtender Teilnehmer bietet er eine objektive, manchmal distanzierte Perspektive auf die Geschehnisse und die psychologischen Kämpfe der Charaktere. Seine Fähigkeit, in die Gedankenwelt von Dr. B. einzutauchen und dessen Geschichte zu vermitteln, macht ihn zu einem wichtigen Vermittler der zentralen Themen der Novelle: Isolation, Macht der Gedanken und die Suche nach dem Selbst.

Schachweltmeister Czentovic

Mirko Czentovic ist der Schachweltmeister, dessen Leben und Karriere von seiner außergewöhnlichen Begabung für das Schachspiel geprägt sind. Aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen, wird er früh als Schachwunderkind entdeckt. Sein Charakter ist gezeichnet von einer gewissen Eindimensionalität und sozialer Ungeschicklichkeit, die im Kontrast zu seinem genialen strategischen Verstand auf dem Schachbrett steht. Czentovic verkörpert die Kälte und Berechnung, mit der er seine Gegner besiegt, was ihn zu einer faszinierenden, aber auch isolierten Figur macht. Er ist das Symbol für den Triumph der Rationalität über die Empathie, was jedoch auch seine Schwäche darstellt.

Weitere Hauptfiguren – Dr. B.

Dr. B., dessen wirklicher Name nie genannt wird, ist die tragische und gleichzeitig inspirierende Hauptfigur der Novelle. Als österreichischer Adeliger gerät er in die Fänge der Gestapo und wird ohne Prozess in Isolation gehalten. Um dem Wahnsinn zu entfliehen, vertieft er sich in die Welt des Schachs, indem er Partien aus einem gestohlenen Schachbuch im Kopf nachspielt. Diese mentale Flucht bewahrt einerseits seinen Verstand, führt aber andererseits zu einer obsessiven Fixierung auf das Spiel. Dr. B. verkörpert den Kampf des Individuums gegen Unterdrückung und die zerstörerische sowie heilende Kraft der Imagination.

„Schachnovelle“ – Geschäftsmann McConnor

McConnor ist ein schottischer Geschäftsmann, der durch seine Initiative das Schachduell zwischen Czentovic und den Passagieren arrangiert. Er repräsentiert den Typus des wohlhabenden, selbstsicheren Industriellen, der gewohnt ist, Herausforderungen direkt anzugehen. Obwohl er nicht zu den zentralen Figuren der Erzählung zählt, spielt er eine wichtige Rolle, indem er durch sein Interesse am Schachspiel und seine finanziellen Mittel den Rahmen für die Hauptkonflikte der Novelle schafft. McConnor ist ein Symbol für das praktische, handlungsorientierte Denken der äußeren Welt, das im Kontrast zu den inneren, psychologischen Kämpfen der anderen Hauptfiguren steht.

„Schachnovelle“ – Analyse

Die „Schachnovelle“ von Stefan Zweig ist ein Meisterwerk der psychologischen Literatur, das sich durch seinen präzisen Aufbau, eine einzigartige Erzählperspektive und eine reiche sprachliche Gestaltung auszeichnet. Diese Elemente tragen zusammen zu einer tiefgründigen Erkundung menschlicher Emotionen und psychischer Zustände bei.

„Schachnovelle“ – Aufbau

Der Aufbau der „Schachnovelle“ ist straff und konzentriert sich auf die zentrale Handlung, die während einer Schiffsreise von New York nach Buenos Aires stattfindet. Die Geschichte ist in zwei Hauptteile gegliedert: die Einführung der Charaktere und die Schachpartie zwischen Czentovic und Dr. B. Dieser klare, lineare Aufbau ermöglicht es Zweig, die Spannung stetig zu erhöhen und den Leser tief in das psychologische Drama der Charaktere einzutauchen.

Die Novelle beginnt mit der Vorstellung des Schachweltmeisters Czentovic, gefolgt von der zufälligen Begegnung der Passagiere mit ihm, was schließlich zum entscheidenden Schachspiel führt. Die Einführung von Dr. B.s Geschichte als Rückblende verleiht der Erzählung Tiefe und Kontext, indem sie seine psychologische Entwicklung und seine besondere Beziehung zum Schachspiel aufzeigt.

Erzählperspektive

Die Erzählperspektive der „Schachnovelle“ ist besonders bemerkenswert. Der namenlose Ich-Erzähler, ein Passagier des Schiffs, dient als Vermittler zwischen der Welt der Charaktere und dem Leser. Diese Perspektive ermöglicht es, die innere Welt von Dr. B. detailliert und empathisch zu erforschen, ohne die Objektivität zu verlieren. Die Wahl eines Außenstehenden als Erzähler ermöglicht es Zweig, die psychologische Intensität von Dr. B.s Erfahrungen und die strategische Kälte von Czentovic mit einer gewissen Distanz zu betrachten, was die universellen Themen der Erzählung unterstreicht.

„Schachnovelle“ – Sprache

Zweigs Sprache in der „Schachnovelle“ ist präzise und ausdrucksstark. Er verwendet eine reiche, bildhafte Sprache, um die Atmosphäre an Bord des Schiffs, die emotionale Landschaft der Charaktere und die Spannung der Schachspiele zu beschreiben. Besonders eindrucksvoll ist, wie er die Komplexität des Schachspiels in Worte fasst, eine Herausforderung, die nicht nur das Verständnis, sondern auch die Vorstellungskraft des Lesers anspricht.

Die sprachliche Gestaltung trägt maßgeblich dazu bei, die psychologische Tiefe und die Intensität der emotionalen Zustände der Figuren zu vermitteln. Durch die Verwendung von Metaphern und Symbolen, insbesondere im Zusammenhang mit dem Schachspiel, gelingt es Zweig, tiefergehende Themen wie Isolation, Macht, Kontrolle und die Suche nach Sinn zu erforschen.

Insgesamt ist die „Schachnovelle“ ein brillant konstruiertes Werk, das durch seinen strukturierten Aufbau, die einzigartige Erzählperspektive und die meisterhafte Sprachverwendung besticht. Diese Elemente zusammen ermöglichen es Stefan Zweig, eine fesselnde Geschichte zu erzählen, die sowohl unterhält als auch zum Nachdenken anregt.

„Schachnovelle“ – Interpretation

Die „Schachnovelle“ von Stefan Zweig bietet eine reiche Grundlage für tiefgreifende Interpretationen, die sowohl den historischen Kontext des Werkes als auch die psychologische Dimension seiner Charaktere und deren symbolische Bedeutung beleuchten. Besonders interessant ist die Gegenüberstellung von Figuren und deren implizite Verbindung zu realen historischen Persönlichkeiten.

„Schachnovelle“ – Historischer Hintergrund

Die „Schachnovelle“ wurde im Exil und gegen Ende von Stefan Zweigs Leben geschrieben, zu einer Zeit, in der er persönlich unter dem Aufstieg des Nationalsozialismus und dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs litt.

Dieser Kontext ist entscheidend für das Verständnis des Werkes, da es nicht nur eine Flucht vor der politischen Realität darstellt, sondern auch eine tiefe Auseinandersetzung mit den Themen Macht, Unterdrückung und menschlicher Widerstandsfähigkeit.

Die Isolation von Dr. B. kann als Metapher für die Erfahrung des Exils und die psychologische Zerrüttung gesehen werden, die durch die Tyrannei des Nationalsozialismus verursacht wurde.

Gegenüberstellung von Mirko Czentovic und Adolf Hitler

Obwohl eine direkte Gleichsetzung von Mirko Czentovic mit Adolf Hitler nicht explizit vom Autor vorgenommen wird, lassen sich durchaus Parallelen in der Darstellung von Czentovic und der historischen Figur Hitlers ziehen.

Czentovic, der aus bescheidenen Verhältnissen aufsteigt, um die Welt des Schachs zu beherrschen, verkörpert einen Typus des autokratischen, unnahbaren und strategisch denkenden Führers.

Seine kühle Rationalität und emotionale Distanz könnten als Spiegelung der unpersönlichen Brutalität und des machthungrigen Kalküls des Nationalsozialismus interpretiert werden.

Diese Gegenüberstellung betont die Warnung vor der Verführungskraft absoluter Macht und der Gefahr, die Menschlichkeit im Streben nach Dominanz zu verlieren.

„Schachnovelle“ – Psychologie

Die psychologische Dimension der „Schachnovelle“ ist vielschichtig und tiefgründig. Die Figur des Dr. B. dient als Studie über die Auswirkungen extremer Isolation auf den menschlichen Geist und die Rolle der inneren Welt als Zuflucht und Gefängnis. Seine Obsession mit Schach, die zunächst als Mittel zur Bewahrung seines Verstands dient, entwickelt sich schließlich zu einer psychischen Belastung, die seine Realitätswahrnehmung verzerrt. Diese Transformation wirft Fragen nach der Natur der Obsession, dem Wert der geistigen Beschäftigung und den Grenzen der menschlichen Psyche auf.

Epoche und historischer Hintergrund

Die „Schachnovelle“, eines der letzten Werke Stefan Zweigs, entstand im Kontext der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, einer Zeit tiefgreifender politischer und sozialer Umwälzungen in Europa. Diese Periode war geprägt von den Nachwirkungen des Ersten Weltkriegs, den Turbulenzen der Zwischenkriegszeit, dem Aufstieg des Nationalsozialismus und dem Beginn des Zweiten Weltkriegs. Die Literatur dieser Epoche reflektiert oft die Unsicherheit, das Trauma und die philosophischen Fragestellungen, die aus diesen historischen Ereignissen erwachsen.

Zweigs Werk steht inmitten dieser turbulenten Zeiten und spiegelt die Suche nach moralischer und psychologischer Orientierung wider. Die „Schachnovelle“ kann der literarischen Moderne zugeordnet werden, die sich durch eine Abwendung von traditionellen Erzählformen, eine Fokussierung auf das Innere des Menschen und eine Auseinandersetzung mit der Fragmentierung der modernen Existenz auszeichnet. Zweig nutzt die Novellenform, um tief in die Psyche seiner Charaktere einzudringen und universelle Fragen der Menschlichkeit, der Macht und des Widerstands gegen Unterdrückung zu erkunden.

„Schachnovelle“ – Historischer Hintergrund

Wie bereits erwähnt, ist der historische Hintergrund der „Schachnovelle“ eng mit den politischen Ereignissen der 1930er und frühen 1940er Jahre verwoben, insbesondere mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus und dem Zweiten Weltkrieg. Diese Zeit des Umbruchs und der Unsicherheit bildet den Rahmen für die tiefgreifenden Themen der Novelle: Isolation, Entfremdung und der Kampf des Individuums gegen totalitäre Kräfte. Die persönlichen Erfahrungen Zweigs mit Exil und der Verlust seiner Heimat finden in der Isolation von Dr. B und dessen psychologischem Kampf ein literarisches Echo.

Autor Stefan Zweig und die „Schachnovelle“

Stefan Zweig SchachnovelleStefan Zweig (1881–1942) war ein österreichischer Schriftsteller, Biograf und Kulturhistoriker, dessen umfangreiches Werk Romane, Novellen, Essays und Biografien umfasst. Zweigs Leben war geprägt von den kulturellen Höhepunkten und politischen Katastrophen seiner Zeit. Als Jude und Pazifist geriet er mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus in Deutschland und später in Österreich zunehmend in Gefahr. Im Jahr 1934 verließ er Österreich und lebte in Großbritannien, den USA und schließlich in Brasilien, wo er 1942 zusammen mit seiner zweiten Frau Lotte im Exil Selbstmord beging.

Die „Schachnovelle“, kurz vor seinem Tod fertiggestellt, reflektiert viele der Themen, die Zweig zeit seines Lebens beschäftigten: die Macht der Kunst und Literatur, die Zerbrechlichkeit der Zivilisation und die tiefen Abgründe der menschlichen Seele. Sein literarisches Schaffen, besonders in der „Schachnovelle“, kann als Versuch gesehen werden, den kulturellen und humanistischen Werten, die durch den Nationalsozialismus bedroht waren, ein literarisches Denkmal zu setzen.

Häufig gestellte Fragen zum Thema „Schachnovelle“

Was ist die Hauptthematik der „Schachnovelle“? Die „Schachnovelle“ behandelt Themen wie Isolation, geistige Widerstandsfähigkeit, den Konflikt zwischen Intellekt und Emotion sowie die psychologischen Auswirkungen extremer Stresssituationen. Zentral ist auch die Auseinandersetzung mit der Macht des Schachspiels als Flucht und Falle für den menschlichen Geist.

Wer sind die Hauptfiguren in der „Schachnovelle“? Die Hauptfiguren sind Mirko Czentovic, ein Weltmeister im Schach, und Dr. B., ein österreichischer Adeliger, der in Einzelhaft die Kunst des Schachspiels erlernt. Eine weitere wichtige Rolle spielt der namenlose Ich-Erzähler, der die Ereignisse an Bord des Schiffs und die Geschichte von Dr. B. berichtet.

Wie endet die „Schachnovelle“? Die „Schachnovelle“ endet mit dem abrupten Abbruch des zweiten Schachspiels zwischen Dr. B. und Czentovic, nachdem Dr. B. erneut Anzeichen der „Schachvergiftung“ zeigt und nicht in der Lage ist, das Spiel fortzusetzen. Dieser Ausgang lässt den Konflikt zwischen den beiden Kontrahenten ungelöst und symbolisiert Dr. B.s inneren Kampf zwischen Vernunft und Wahnsinn.

Was symbolisiert das Schachspiel in der Novelle? Das Schachspiel symbolisiert den Kampf zwischen Ordnung und Chaos, zwischen Rationalität und dem Abgrund des Wahnsinns. Für Dr. B. wird es zum Mittel, seine Isolation zu überwinden, aber auch zur Obsession, die ihn an den Rand des Wahnsinns treibt. Es steht für die Dualität der menschlichen Natur und die dünne Linie zwischen Genie und Wahnsinn.

Welche Rolle spielt der historische Kontext in der „Schachnovelle“? Der historische Kontext des Aufstiegs des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs bildet den Hintergrund der „Schachnovelle“. Die Erfahrungen von Dr. B. in der Einzelhaft unter dem Nazi-Regime spiegeln die Brutalität und den psychologischen Terror jener Zeit wider. Die Novelle kann auch als Kritik am Totalitarismus und als Plädoyer für die Bewahrung der menschlichen Würde und des Intellekts in dunklen Zeiten interpretiert werden.

Was versteht man unter „Schachvergiftung“ in der Novelle? „Schachvergiftung“ bezeichnet in der Novelle den Zustand psychischer Überbelastung und Obsession, der durch das exzessive Spielen oder Nachdenken über Schach verursacht wird. Für Dr. B. wird das Schachspiel zu einer zwanghaften Flucht aus der Realität, die seinen Geist belastet und zu einem Verlust der Grenzen zwischen Spiel und Wirklichkeit führt.

Warum ist die „Schachnovelle“ auch heute noch relevant? Die „Schachnovelle“ ist wegen ihrer tiefgründigen Erkundung universeller menschlicher Themen wie Resilienz, Machtmissbrauch und die Suche nach Sinn in Extremsituationen auch heute noch relevant. Sie bietet Einblicke in die menschliche Psyche und regt zur Reflexion über eigene Werte und Verhaltensweisen an.

Literatur und Links

  • Seite „Schachnovelle“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 9. Februar 2024, 10:25 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Schachnovelle&oldid=242015407 (Abgerufen: 22. März 2024, 13:24 UTC)
  • Hannes Fricke: „Still zu verschwinden, und auf würdige Weise“: Traumaschema und Ausweglosigkeit in Stefan Zweigs „Schachnovelle“. In: Zeitschrift für Psychotraumatologie und Psychologische Medizin (ZPPM), 4. Jg. (2006), Heft 2, S. 41–55.Bruno Landthaler: Das „göttliche“ Schach. Die Schachnovelle von Stefan Zweig. In: Menora, Jahrbuch für deutsch-jüdische Geschichte 1996. Frankfurt am Main 1996, S. 250–264.
  • Siegfried Unseld: Das Spiel vom Schach. Stefan Zweig: Schachnovelle (1941/42). In: Winfried Freund (Hrsg.): Deutsche Novellen. Von der Klassik bis zur Gegenwart. Wilhelm Fink Verlag, München 1993, S. 249–263.

Buchausgabe

Stefan Zweig.
Schachnovelle.
Erstdruck: Verlag Pigmalión, Buenos Aires, 1942.
Vollständige Neuausgabe, 1. Auflage, Göttingen 2018.

ISBN: 3965420453
EAN: 9783965420458
Paperback 44 Seiten
LIWI Literatur- und Wissenschaftsverlag

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Verfasst von Thomas Löding, LIWI Blog, zuletzt aktualisiert am 25. März 2024