Die Welt von Gestern - Stefan Zweig

Der zerbrochne Krug

Die Komödie „Der zerbrochne Krug“ zählt bis heute zu den bekanntesten und meistgespielten Stücken Heinrich von Kleists.

Dorfrichter Adam muss über eine Tat zu Gericht sitzen, die er selbst begangen hat.

Kleists Lustspiel wird zum Kanon der deutschen Literatur gezählt und enthält, wie die großen Komödien Shakespeares oder Molières, einen tragischen Kern.

Der zerbrochne Krug – Zusammenfassung

Erster Auftritt: Einführung der Hauptfiguren

Im Gerichtssaal des Dorfes Huisum beginnt die Handlung mit dem Dorfrichter Adam, der sich offensichtlich verletzt hat. Adam erscheint mit einer auffälligen Kopfverletzung, was seine Autorität von Anfang an untergräbt. Sein Verhalten ist merkwürdig und unzusammenhängend. Gleichzeitig ist Gerichtsrat Walter zur Inspektion anwesend, was zusätzlichen Druck auf Adam ausübt. Walter bemerkt sofort die Unordnung und das ungewöhnliche Verhalten von Adam, was den Ton für die bevorstehende Verhandlung setzt. Die Spannung steigt, da Adam versucht, seine Verletzung zu erklären, aber dabei immer unglaubwürdiger wirkt.

Zweiter Auftritt: Marthe Rull und die Anklage

  • Marthe Rull erscheint vor Gericht und beschuldigt Ruprecht, ihren wertvollen Krug zerstört zu haben.
  • Marthe bringt den zerbrochenen Krug als Beweismittel vor und besteht darauf, dass Ruprecht der Täter ist.
  • Eve, die Tochter von Marthe, begleitet ihre Mutter, verhält sich jedoch nervös und zurückhaltend, was auf ein Geheimnis oder ein inneres Dilemma hinweist.

Dritter und vierter Auftritt: Verteidigung und Verdächtigungen

Ruprecht verteidigt sich vehement gegen die Anschuldigungen von Marthe. Er bestreitet, den Krug zerbrochen zu haben, und äußert den Verdacht, dass es sich um eine Intrige handelt. Während der Befragung gerät Eve unter Druck, eine klare Aussage zu machen. Doch sie bleibt ausweichend und unsicher, was die Spannung im Gerichtssaal erhöht. Adam versucht, die Verhandlung zu lenken und Ruhe zu bewahren, zeigt jedoch deutliche Anzeichen von Nervosität und Unsicherheit. Dieses Verhalten weckt das Misstrauen von Walter und den anderen Anwesenden, die beginnen, Adams Rolle in der ganzen Angelegenheit zu hinterfragen.

Fünfter und sechster Auftritt: Misstrauen gegenüber Adam

Im weiteren Verlauf der Verhandlung beginnt Schreiber Licht, gezielte Fragen zu Adams Verletzung zu stellen. Adam gibt eine unplausible und widersprüchliche Erklärung ab, indem er behauptet, er sei in der Nacht auf dem Weg zur Latrine gestürzt und habe sich dabei verletzt. Diese Geschichte überzeugt jedoch weder Licht noch den anwesenden Gerichtsrat Walter. Walter und Licht beobachten Adams Verhalten genau und bemerken seine steigende Nervosität und die Unstimmigkeiten in seinen Aussagen. Dies führt dazu, dass beide Männer zunehmend misstrauischer werden und den Verdacht hegen, dass Adam etwas zu verbergen hat. Die Glaubwürdigkeit des Dorfrichters wird immer weiter untergraben, was die Spannung im Gerichtssaal weiter erhöht.

Siebter Auftritt: Zeugenbefragung

  • Walter nimmt den Verhörprozess sehr ernst und setzt die Befragung der Dorfbewohner fort.
  • Dorfbewohner treten als Zeugen auf und liefern unterschiedliche Aussagen, die Adams Rolle in Frage stellen.
  • Die Widersprüche und die Unstimmigkeiten in den Zeugenaussagen bringen Adam weiter in Bedrängnis.
  • Es wird immer offensichtlicher, dass Adam etwas zu verbergen hat, doch er versucht weiterhin, die Wahrheit zu verschleiern.

Achter und neunter Auftritt: Adams Lügen bröckeln

Die Befragungen der Zeugen führen zu immer mehr Verwirrung, da sich ihre Aussagen widersprechen. Diese Widersprüche verstärken den Druck auf Adam, dessen Lügen beginnen, bröckeln. Seine Versuche, die Wahrheit zu verbergen, werden immer ungeschickter und unglaubwürdiger. Unter dem wachsenden Druck zeigt Adam deutliche Anzeichen von Nervosität und Unsicherheit. Eve’s Verhalten und Andeutungen während der Verhandlung lassen erkennen, dass sie mehr weiß, als sie preisgibt. Ihre Nervosität und Zurückhaltung deuten darauf hin, dass sie in ein Geheimnis verwickelt ist, das für die Aufklärung des Falls entscheidend sein könnte. Adam gerät immer mehr ins Schwitzen, während die Wahrheit Stück für Stück ans Licht kommt.

Zehnter Auftritt: Der Wendepunkt

Während der fortgesetzten Befragung der Zeugen und der Beteiligten kommt es zu einem entscheidenden Wendepunkt. Adam kann seine Nervosität und Unsicherheit kaum noch verbergen, was seine Autorität weiter untergräbt. Walter und Licht stellen gezielte und bohrende Fragen, die Adam zunehmend in die Enge treiben. Besonders Licht, der die widersprüchlichen Aussagen der Zeugen genau analysiert, gelingt es, Adams Lügen Stück für Stück aufzudecken. Walter beobachtet Adam scharf und erkennt, dass seine nervösen Reaktionen und ausweichenden Antworten darauf hindeuten, dass Adam selbst in den Vorfall verwickelt ist. Die Spannung im Gerichtssaal steigt, als es immer offensichtlicher wird, dass Adam mehr über den zerbrochenen Krug weiß, als er zuzugeben bereit ist.

Elfter Auftritt: Die Konfrontation

  • Walter konfrontiert Adam direkt mit den Widersprüchen in seinen Aussagen.
  • Unter dem zunehmenden Druck der Befragung bricht Eve schließlich zusammen und erzählt die Wahrheit.
  • Eve enthüllt, dass Adam in der Nacht zuvor in ihr Zimmer gekommen war und sie bedrängen wollte. Dabei kam es zu einem Handgemenge, in dessen Verlauf der Krug zu Bruch ging.
  • Es wird klar, dass Adam der Schuldige ist und aus Scham und Angst vor den Konsequenzen versucht hat, die Wahrheit zu vertuschen.

Zwölfter und dreizehnter Auftritt: Die Aufklärung

Die volle Wahrheit über die Ereignisse kommt ans Licht. Adam hatte in der Nacht versucht, Eve zu bedrängen, was zu einem Handgemenge führte, in dessen Verlauf der Krug zerstört wurde. Ruprecht wird vollständig entlastet, da sich herausstellt, dass er unschuldig ist und fälschlicherweise beschuldigt wurde. Walter sorgt dafür, dass Adam zur Rechenschaft gezogen wird und seine Position als Dorfrichter verliert. Die Dorfbewohner, die den gesamten Prozess mitverfolgt haben, erkennen nun die Wahrheit hinter den Ereignissen und die moralische Verkommenheit ihres Richters.

  • Die Wahrheit über Adams Schuld wird vollständig enthüllt.
  • Eve erklärt den Vorfall detailliert und beschreibt Adams Rolle dabei.
  • Walter stellt sicher, dass Adam für seine Taten bestraft wird und die Gerechtigkeit im Dorf wiederhergestellt ist.

Der zerbrochne Krug – Figuren

Dorfrichter Adam

Dorfrichter Adam ist die zentrale Figur des Lustspiels und steht im Mittelpunkt der Handlung. Er ist ein betrügerischer und heuchlerischer Richter, der versucht, seine eigenen Vergehen zu vertuschen. Adam ist sowohl körperlich als auch moralisch angeschlagen, was sich in seiner Verletzung und seinen unplausiblen Ausreden widerspiegelt. Seine nervöse und ausweichende Art macht ihn verdächtig und trägt dazu bei, dass er letztlich entlarvt wird.

Gerichtsrat Walter

Gerichtsrat Walter ist eine Autoritätsperson, die zur Inspektion des Gerichtswesens in Huisum gekommen ist. Er verkörpert Gerechtigkeit und Unbestechlichkeit. Walter ist scharfsinnig und lässt sich nicht von Adams Lügen täuschen. Durch seine hartnäckigen Nachfragen und seine genaue Beobachtungsgabe trägt er entscheidend dazu bei, die Wahrheit ans Licht zu bringen.

Schreiber Licht

Schreiber Licht ist Adams Assistent und spielt eine wichtige Rolle bei der Aufdeckung der Wahrheit. Er stellt kluge und präzise Fragen, die Adams Geschichten widersprechen und ihn zunehmend unter Druck setzen. Licht ist ein wichtiger Verbündeter von Walter und unterstützt ihn bei der Untersuchung des Falls.

Marthe Rull

Marthe Rull ist eine Witwe und die Klägerin im Prozess. Sie beschuldigt Ruprecht, ihren wertvollen Krug zerbrochen zu haben, und fordert Gerechtigkeit. Marthe ist eine energische und entschlossene Frau, die hartnäckig auf der Bestrafung des vermeintlichen Täters besteht.

Eve Rull

Eve Rull ist die Tochter von Marthe und die Verlobte von Ruprecht. Sie ist eine zentrale Zeugin im Prozess und trägt ein schweres Geheimnis. Eve ist nervös und zurückhaltend, da sie in der Nacht des Vorfalls von Adam bedrängt wurde. Ihre Aussage ist entscheidend für die Aufdeckung der Wahrheit.

Ruprecht

Ruprecht ist Eves Verlobter und der Hauptverdächtige im Prozess. Er wird von Marthe beschuldigt, den Krug zerbrochen zu haben, beteuert jedoch vehement seine Unschuld. Ruprecht ist ein ehrlicher und aufrechter junger Mann, der schließlich durch die Enthüllung von Eves Geheimnis entlastet wird.

Frau Brigitte

Frau Brigitte ist eine Nachbarin der Familie Rull und eine Zeugin im Prozess. Ihre Aussagen tragen dazu bei, die Ereignisse der Nacht des Vorfalls zu rekonstruieren und Adams Schuld aufzudecken.

Der Schultheiß

Der Schultheiß ist eine weitere Autoritätsperson im Dorf und unterstützt Gerichtsrat Walter bei der Durchführung des Prozesses. Seine Rolle ist es, die Ordnung im Gerichtssaal aufrechtzuerhalten und die Befragungen zu koordinieren.

Der zerbrochne Krug – Aufbau

Einakter-Struktur

„Der zerbrochne Krug“ ist als Einakter konzipiert und folgt einer stringenten, linearen Handlung ohne Unterbrechung. Die gesamte Handlung spielt an einem einzigen Tag und an einem einzigen Ort, dem Gerichtssaal des Dorfes Huisum.

Szenenfolge

Die Komödie ist in mehrere Auftritte unterteilt, die eine fortlaufende und eskalierende Entwicklung der Handlung zeigen. Jeder Auftritt bringt neue Informationen und verschärft die Konflikte zwischen den Figuren. Der Spannungsbogen wird durch die sukzessive Enthüllung von Adams Schuld aufgebaut.

Dramatischer Höhepunkt

Der dramatische Höhepunkt liegt in der Enthüllung von Adams Schuld, die in den letzten Auftritten des Stücks erfolgt. Diese Enthüllung ist das Ergebnis der sorgfältig aufgebauten Spannung und der Enthüllungen, die durch die Zeugenbefragungen und die Konfrontation mit den Tatsachen erreicht werden.

Auflösung

Am Ende des Stücks wird Adams Schuld vollständig aufgedeckt. Der Gerichtsrat Walter stellt sicher, dass Adam für seine Taten zur Rechenschaft gezogen wird. Diese Auflösung stellt die Gerechtigkeit wieder her und entlastet die zu Unrecht beschuldigten Figuren, insbesondere Ruprecht.

Der zerbrochne Krug – Sprache & Stil

Sprachliche Mittel

Heinrich von Kleist verwendet in „Der zerbrochne Krug“ eine lebendige und realistische Sprache, die die verschiedenen sozialen Schichten und Charaktere des Dorfes widerspiegelt. Der Dialog ist oft von regionalen Dialekten und Umgangssprache geprägt, was die Authentizität und Bodenständigkeit der Figuren unterstreicht.

Stilmittel

Kleist nutzt eine Vielzahl von stilistischen Mitteln, darunter:

  • Ironie: Viele Aussagen der Figuren, insbesondere von Adam, sind ironisch und entlarven seine Heuchelei.
  • Komik: Die Situationskomik entsteht durch die Widersprüche in Adams Aussagen und die grotesken Umstände des Prozesses.
  • Dramatische Ironie: Das Publikum erkennt Adams Schuld lange bevor die anderen Figuren dies tun, was eine Spannung zwischen Wissen und Unwissen schafft.

Dialoge

Die Dialoge in „Der zerbrochne Krug“ sind schnell und pointiert, oft mit Wortspielen und Doppeldeutigkeiten versehen. Diese sprachliche Gewandtheit trägt zur Dynamik des Stücks bei und verstärkt die komischen und dramatischen Elemente.

Charakterisierung durch Sprache

Die Sprache der Figuren ist ein wesentliches Mittel zur Charakterisierung. Adam spricht oft in verschachtelten und ausweichenden Sätzen, was seine Unsicherheit und Schuldhaftigkeit widerspiegelt. Im Gegensatz dazu sind die Aussagen von Walter klar und präzise, was seine Autorität und Integrität unterstreicht.

Symbolik

Die Symbolik spielt ebenfalls eine wichtige Rolle, besonders der zerbrochene Krug, der als Symbol für die zerbrochene Rechtsordnung und die Heuchelei des Richters Adam dient.

Der zerbrochne Krug – Interpretation

Gesellschaftskritik

„Der zerbrochne Krug“ ist eine scharfsinnige Satire auf die Justiz und die Korruption innerhalb der Gesellschaft. Heinrich von Kleist nutzt die Komödie, um die Unzulänglichkeiten und die Heuchelei der Justiz bloßzustellen. Der Dorfrichter Adam, der eigentlich für Gerechtigkeit sorgen soll, ist selbst der Schuldige und versucht, seine Vergehen zu vertuschen. Kleist kritisiert damit die Inkompetenz und moralische Korruption von Amtsträgern, die oft ihre Macht missbrauchen.

Moralische Verkommenheit

Die Figur des Dorfrichters Adam steht im Zentrum der moralischen Verkommenheit. Seine Lügen und Betrügereien sind symptomatisch für eine tiefere moralische Krise. Kleist zeigt, dass die Wahrheit und Gerechtigkeit oft durch persönliche Interessen und Machtspielchen verschleiert werden. Adam symbolisiert die Verderbtheit und den moralischen Zerfall innerhalb der Institutionen, die eigentlich die Gesellschaft schützen sollen.

Wahrheit und Täuschung

Ein zentrales Thema des Stücks ist die Suche nach der Wahrheit und die Täuschung, die diese Suche behindert. Die Wahrheit kommt nur allmählich ans Licht, während Adam versucht, die anderen mit immer neuen Lügen zu täuschen. Diese Dynamik zwischen Wahrheit und Täuschung erzeugt eine spannende und zugleich komische Atmosphäre. Kleist zeigt, dass die Wahrheit letztlich nicht verborgen bleiben kann, egal wie geschickt die Täuschung auch sein mag.

Die Rolle der Frauen

Die weiblichen Figuren, insbesondere Marthe Rull und Eve, spielen eine entscheidende Rolle in der Enthüllung der Wahrheit. Marthe tritt energisch und entschlossen für ihre Rechte ein und fordert Gerechtigkeit. Eve, obwohl sie anfangs zurückhaltend und ängstlich ist, wird schließlich zur Schlüsselfigur, die die Wahrheit über Adams Verhalten enthüllt. Kleist zeigt damit die Stärke und den Mut der Frauen, die sich gegen die Ungerechtigkeiten zur Wehr setzen.

Symbolik des Kruges

Der zerbrochene Krug selbst ist ein zentrales Symbol im Stück. Er steht für die zerbrochene Ordnung und den Vertrauensbruch innerhalb der Gemeinschaft. Der Krug symbolisiert die Zerbrechlichkeit der Justiz und der gesellschaftlichen Normen. Durch die Zerstörung des Kruges wird die Heuchelei und die wahre Natur des Dorfrichters Adam offenbart.

Gerechtigkeit und Bestrafung

Das Stück endet mit der Aufdeckung von Adams Schuld und seiner Bestrafung. Walter sorgt dafür, dass Adam für seine Taten zur Rechenschaft gezogen wird. Diese Schlusspointe betont die Wichtigkeit von Gerechtigkeit und die Notwendigkeit, korrupte Amtsträger zu bestrafen, um die moralische und soziale Ordnung wiederherzustellen. Kleist vermittelt die Botschaft, dass wahre Gerechtigkeit nur durch Aufrichtigkeit und Mut erreicht werden kann.

Humanistische Werte

Durch die Aufdeckung von Adams Verbrechen und die Wiedereinsetzung der Gerechtigkeit betont Kleist humanistische Werte wie Ehrlichkeit, Integrität und die Verantwortung des Einzelnen gegenüber der Gemeinschaft. Das Stück ermutigt die Zuschauer, über die moralischen und ethischen Implikationen von Macht und Verantwortung nachzudenken und für eine gerechtere Gesellschaft einzutreten.

Der zerbrochne Krug – Epoche und zeitgeschichtliche Einordnung

Die Epoche von „Der zerbrochne Krug“ bewegt sich zwischen der Weimarer Klassik und der Romantik.

Weimarer Klassik

„Der zerbrochne Krug“ wurde 1808 veröffentlicht und gehört zur Epoche der Weimarer Klassik. Diese Epoche, die ungefähr von 1786 bis 1805 reicht, ist geprägt von den literarischen und philosophischen Arbeiten von Goethe, Schiller, Herder und Wieland. Die Weimarer Klassik strebt nach Harmonie, Humanität und der Verbindung von Kunst und Moral.

Merkmale der Weimarer Klassik

  • Harmonie und Ausgleich: Die Weimarer Klassik strebt nach einem idealen Ausgleich zwischen Gefühl und Vernunft, Natur und Kunst, Individuum und Gesellschaft.
  • Humanität: Ein zentrales Anliegen dieser Epoche ist die Förderung von Humanität und moralischer Vervollkommnung des Menschen.
  • Ästhetische Erziehung: Die Weimarer Klassik glaubt an die erzieherische Kraft der Kunst, die den Menschen zu einem besseren und vollständigeren Wesen machen kann.

Romantische Elemente

Neben den klassischen Elementen weist das Stück auch Merkmale der Romantik auf. Diese Epoche, die etwa von 1795 bis 1835 dauerte, betonte das Emotionale, das Mystische und die Natur. In Kleists Werk sind Anklänge an die Romantik durch die Darstellung individueller Konflikte und die tiefere psychologische Ausarbeitung der Charaktere erkennbar.

Zeitgeschichtlicher Kontext

  • Napoleonische Kriege: Zur Zeit der Entstehung von „Der zerbrochne Krug“ war Europa von den Napoleonischen Kriegen geprägt, die große politische und gesellschaftliche Umwälzungen mit sich brachten.
  • Politische Unruhen: Die politischen Unruhen und der Zerfall des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation führten zu einer tiefen Verunsicherung in der Bevölkerung.
  • Aufklärung: Die Nachwirkungen der Aufklärung waren noch spürbar, und es gab eine zunehmende Forderung nach politischen und sozialen Reformen.

Bedeutung im Kontext der Weimarer Klassik und Romantik

Heinrich von Kleist stellt mit „Der zerbrochne Krug“ die Ideale der Weimarer Klassik auf den Prüfstand, indem er die moralische Korruption und die Unzulänglichkeiten der Justiz entlarvt. Gleichzeitig zeigt er durch die psychologische Tiefe und die individuellen Konflikte seiner Figuren Elemente der Romantik. Obwohl Kleist oft eher der Romantik zugeordnet wird, weist dieses Werk klassische Züge auf, besonders in der Betonung von Gerechtigkeit und der moralischen Läuterung.

Der zerbrochne Krug – Rezeption

Zeitgenössische Rezeption

„Der zerbrochne Krug“ wurde bei seiner Uraufführung 1808 im Weimarer Hoftheater unter der Regie von Goethe nicht besonders gut aufgenommen. Das Stück stieß auf Unverständnis und wurde vom Publikum und der Kritik eher kühl aufgenommen. Gründe hierfür könnten die komplexe Struktur des Stücks und die ungewohnte Mischung aus Komik und ernsten Themen gewesen sein.

Spätere Anerkennung

Im Laufe der Jahre erlangte „Der zerbrochne Krug“ jedoch zunehmende Anerkennung und wurde als bedeutendes Werk der deutschen Literatur gewürdigt. Die feine Ironie, die komplexe Figurenzeichnung und die scharfsinnige Gesellschaftskritik wurden zunehmend geschätzt.

  • Komödie mit Tiefgang: Das Stück wird heute als Meisterwerk der deutschen Komödie angesehen, das weit über eine einfache lustige Geschichte hinausgeht und tiefgründige Fragen zu Moral und Gerechtigkeit aufwirft.
  • Studium an Schulen: „Der zerbrochne Krug“ ist ein fester Bestandteil des Lehrplans an deutschen Schulen und Universitäten und wird oft im Kontext der Weimarer Klassik und der deutschen Literaturgeschichte behandelt.
  • Bekannter Fernsehfilm nach einer Gemeinschaftsproduktion der Münchner Kammerspiele und der Salzburger Festspiele.
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Der zerbrochne Krug – Autor Heinrich von Kleist

Biografie

Heinrich von Kleist wurde am 18. Oktober 1777 in Frankfurt (Oder) geboren und starb am 21. November 1811 in Wannsee bei Berlin. Kleist entstammte einer preußischen Offiziersfamilie und begann zunächst eine militärische Laufbahn. Später wandte er sich der Literatur und dem Studium der Philosophie und Mathematik zu.

Literarische Karriere

Kleist ist bekannt für seine komplexen und oft düsteren Werke, die sich durch eine tiefe psychologische Durchdringung der Charaktere auszeichnen. Zu seinen bedeutendsten Werken gehören neben „Der zerbrochne Krug“ die Dramen „Penthesilea“, „Das Käthchen von Heilbronn“, und die Novellen „Michael Kohlhaas“ und „Die Marquise von O…“.

Stil und Themen

Kleists Werke sind geprägt von einer intensiven Auseinandersetzung mit den Abgründen der menschlichen Seele, der Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit sowie der Kritik an gesellschaftlichen und politischen Missständen. Sein Stil ist oft fragmentarisch und vielschichtig, was seine Texte komplex und vieldeutig macht.

Einfluss und Nachwirkung

Obwohl Kleist zu Lebzeiten wenig Anerkennung fand und oft missverstanden wurde, gilt er heute als einer der bedeutendsten deutschen Dramatiker und Erzähler. Seine Werke haben zahlreiche Autoren und Künstler inspiriert und sind ein fester Bestandteil des literarischen Kanons.

Der zerbrochne Krug – Die häufigsten Fragen

Was ist das zentrale Thema von „Der zerbrochne Krug“?

Das zentrale Thema des Stücks ist die moralische Verkommenheit und Korruption innerhalb der Justiz. Es zeigt, wie ein Richter, der die Gerechtigkeit schützen soll, selbst schuldig wird und versucht, seine Vergehen zu vertuschen.

Wer sind die Hauptfiguren in „Der zerbrochne Krug“?

Die Hauptfiguren sind Dorfrichter Adam, Gerichtsrat Walter, Schreiber Licht, die Klägerin Marthe Rull, ihre Tochter Eve, und Ruprecht, der Verlobte von Eve.

Warum ist der Krug wichtig?

Der zerbrochene Krug ist das zentrale Symbol des Stücks. Er steht für die zerbrochene Ordnung und das zerbrochene Vertrauen in die Justiz. Der Krug repräsentiert auch die Wahrheit, die letztlich ans Licht kommt.

Welche Rolle spielt Eve in der Handlung?

Eve ist eine zentrale Figur, da sie diejenige ist, die schließlich die Wahrheit über die Nacht des Vorfalls und die Rolle von Adam enthüllt. Ihre Aussage bringt die Wende in der Handlung und führt zur Entlarvung des Dorfrichters.

Warum wurde das Stück bei seiner Uraufführung nicht gut aufgenommen?

Das Stück wurde bei seiner Uraufführung nicht gut aufgenommen, möglicherweise weil das Publikum die komplexe Struktur und die Mischung aus Komik und ernsten Themen nicht verstand. Zudem war die Darstellung der Justiz als korrupt und moralisch verkommen provokant und ungewohnt.

Wie wird das Stück heute rezipiert?

Heute wird „Der zerbrochne Krug“ als Meisterwerk der deutschen Literatur angesehen. Es wird regelmäßig auf Bühnen aufgeführt und ist ein fester Bestandteil des schulischen Lehrplans. Die scharfsinnige Gesellschaftskritik und die tiefgründige Charakterzeichnung werden hoch geschätzt.

Welche stilistischen Mittel verwendet Kleist in dem Stück?

Kleist verwendet eine lebendige und realistische Sprache, Ironie, Komik und dramatische Ironie, um die Spannung zu steigern und die Charaktere zu entlarven. Die Dialoge sind pointiert und oft mit Wortspielen und Doppeldeutigkeiten versehen.

Wie endet „Der zerbrochne Krug“?

Das Stück endet mit der vollständigen Aufdeckung von Adams Schuld. Gerichtsrat Walter stellt sicher, dass Adam zur Rechenschaft gezogen wird, und die moralische und soziale Ordnung wird wiederhergestellt. Ruprecht wird entlastet, und Eve’s Rolle in der Enthüllung der Wahrheit wird anerkannt.

Der zerbrochne Krug – Text

Heinrich Von Kleist - Der zerbrochne KrugHeinrich von Kleist.
Der zerbrochne Krug.
Ein Lustspiel.
Erstdruck: Der zerbrochne Krug, ein Lustspiel, von Heinrich von Kleist. Realschulbuchhandlung, Berlin 1811.
Uraufführung: 02.03.1808 in Weimar.

Vollständige Neuausgabe, Göttingen 2019.
LIWI Literatur- und Wissenschaftsverlag.

ISBN: 3965420887
EAN: 9783965420885
Ein Lustspiel.
Paperback. 68 Seiten

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Verfasst von Thomas Löding, LIWI Blog, zuletzt aktualisiert am 18. Mai 2024