Heinrich Mann Der Kopf

Der Kopf

»Wir dürfen beruhigt in die Zukunft blicken, denn die Deutschen haben drei Eigenschaften, die uns in dieser Stärke keiner nachmacht, Arbeitskraft, Organisation, Methode. Mit ihrer Hilfe begegnen wir den schwersten Konflikten.«
(Graf Leopold Lannas, S. 127 in diesem Buch)

Die beiden Intellektuellen Klaus Terra und Dr. Wolf Mangolf steigen im Deutschen Kaiserreich unter Wilhelm II. zu einflußreichen Persönlichkeiten auf. Während Zeitgenossen den Autor selbst und seinen jüngeren Bruder Thomas Mann als Vorbilder für Terra und Mangold sahen, nannte Heinrich Mann Frank Wedekind als Vorbild für Terra sowie Maximilian Harden als Inspiration für Mangolf: „Ich habe bei Mangolf am Häufigsten an Harden gedacht. Terra habe ich so sehr an Wedekind angenähert, daß er seine Sprache und Sätze aus seinen Stücken spricht.“

Der Kopf – Zusammenfassung

„Der Kopf“ ist ein Roman von Heinrich Mann, der 1925 veröffentlicht wurde. Es handelt sich um ein Werk, das die politischen und gesellschaftlichen Zustände der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg thematisiert. Der Roman setzt sich mit dem Aufstieg und den Mechanismen des Machtapparates auseinander und zeigt die Verstrickungen von Individuen in den Machtstrukturen. Im Folgenden eine ausführliche Zusammenfassung des Romans:

Hauptcharaktere

  1. Franz Severin: Die Hauptfigur des Romans, ein opportunistischer Intellektueller, der sich durch seine Anpassungsfähigkeit und Skrupellosigkeit auszeichnet. Er strebt nach Macht und Einfluss und ist bereit, dafür seine Prinzipien zu verraten.
  2. Doktor Wilhelm Arndt: Ein idealistischer Arzt und Politiker, der für soziale Gerechtigkeit kämpft. Er steht im Gegensatz zu Franz Severin und repräsentiert das moralische Gewissen der Geschichte.
  3. Anna Maria: Die Tochter eines reichen Industriellen und Severins Frau. Sie spielt eine zentrale Rolle in der Entwicklung Severins, sowohl in seinem Aufstieg als auch in seinem moralischen Verfall.

Handlung

„Der Kopf“ beginnt mit der Darstellung der Nachkriegszeit in Deutschland, einer Ära der politischen Instabilität und sozialen Unruhen. Franz Severin, der zu Beginn des Romans als ambitionierter, aber noch relativ unbekannter Schriftsteller und Journalist eingeführt wird, nutzt die Wirren der Zeit geschickt aus, um seine Karriere voranzutreiben.

Aufstieg und Karriere

Severin beginnt seine Karriere als Journalist und nutzt seine Redekunst und seine Schreibfertigkeiten, um sich in den Kreisen der Macht zu etablieren. Durch seine Fähigkeit, sich an verschiedene politische Strömungen anzupassen, gewinnt er die Gunst einflussreicher Persönlichkeiten und steigt schnell in den Reihen der Bürokratie auf.

Er heiratet Anna Maria, die Tochter eines einflussreichen Industriellen, und sichert sich damit nicht nur finanziellen Rückhalt, sondern auch Zugang zu den höchsten Kreisen der Gesellschaft. Diese Verbindung ermöglicht es ihm, seine politischen Ambitionen weiter zu verfolgen.

Moralischer Verfall

Mit zunehmendem Einfluss und Macht wird Severin immer rücksichtsloser. Er beteiligt sich an Intrigen und Verrat, um seine Position zu festigen und auszubauen. Der Kontrast zwischen ihm und Doktor Wilhelm Arndt wird immer deutlicher. Arndt, der für seine moralischen Überzeugungen einsteht und für soziale Gerechtigkeit kämpft, gerät immer mehr in Opposition zu den Machenschaften Severins.

Die Beziehung zwischen Severin und Anna Maria beginnt zu zerbrechen, als sie erkennt, wie sehr ihr Mann von Macht und Erfolg korrumpiert wurde. Anna Maria, die zunächst seine Ambitionen unterstützte, distanziert sich zunehmend von ihm und seinen skrupellosen Methoden.

Konflikte und Höhepunkt

Der Konflikt zwischen Severin und Arndt erreicht seinen Höhepunkt, als Arndt versucht, Severins Machenschaften öffentlich zu machen. In einem dramatischen Showdown kommt es zu einer Konfrontation, bei der Arndt nicht nur seine politische Karriere, sondern auch sein Leben riskiert.

Severin hingegen versucht mit allen Mitteln, seine Macht zu behalten. Er nutzt seine Verbindungen und Einfluss, um Arndt zu diskreditieren und seine eigene Position zu stärken. Doch die zunehmende Isolation und der Verlust seiner moralischen Integrität führen letztendlich zu seinem persönlichen Niedergang.

Thematische Schwerpunkte

„Der Kopf“ behandelt zentrale Themen wie Macht und Korruption, moralische Integrität und soziale Gerechtigkeit. Heinrich Mann zeigt eindrücklich, wie politische Ambitionen und persönliche Skrupellosigkeit Menschen korrumpieren und zu ihrem moralischen Verfall führen können.

Der Roman kritisiert die opportunistische Anpassung an politische Strömungen und den Verrat an eigenen Prinzipien zugunsten des Machterhalts. Gleichzeitig stellt er die Frage nach der Möglichkeit, in einem korrupten System moralisch integer zu bleiben.

Die häufigsten Fragen

Was ist „Der Kopf“ und wann wurde er veröffentlicht?

„Der Kopf“ ist ein Roman von Heinrich Mann, der am 21. Februar 1925 fertiggestellt und im selben Jahr bei Paul Zsolnay veröffentlicht wurde. Der Roman spielt vor und während des Ersten Weltkriegs und beleuchtet die Aufstiegs- und Fallgeschichten zweier deutscher Intellektueller.

Wer sind die Hauptfiguren in „Der Kopf“?

Die zentralen Figuren des Romans sind:

  • Klaus (Claudius) Terra, ein Patriziersohn und Rechtsanwalt.
  • Lea (Leonore) Terra, seine Schwester und Schauspielerin.
  • Fürstin Lili (Madelon), die Mutter von Terras unehelichem Sohn.
  • Dr. Wolf Mangolf, Sohn eines Agenten und Freund von Terra.
  • Bellona Mangolf, Mangolfs Ehefrau.
  • Graf Leopold Lannas und seine Tochter Komtesse Alice Lannas.

Wo spielt der Roman?

Der Roman spielt hauptsächlich im wilhelminischen Berlin, aber auch in verschiedenen anderen Orten wie einer norddeutschen Hafenstadt, München, dem Rheinland, Paris und Südtirol.

Über welchen Zeitraum erstreckt sich die Handlung?

Die Handlung von „Der Kopf“ erstreckt sich von 1891 bis 1917.

Was ist die zentrale Handlung von „Der Kopf“?

Der Roman erzählt die Geschichte von Klaus Terra und Wolf Mangolf, die als junge Idealisten starten und in hohe Positionen des Deutschen Reiches aufsteigen. Terra kämpft mit persönlichen und moralischen Dilemmas, während Mangolf eine skrupellose Karriere verfolgt. Beide Männer erleben den Aufstieg und Fall im deutschen Kaiserreich und begehen am Ende Selbstmord.

Was bedeutet der Titel „Der Kopf“?

Der Titel „Der Kopf“ bezieht sich auf die intellektuelle und strategische Rolle, die die beiden Hauptfiguren, Terra und Mangolf, spielen. Beide werden im Roman als „Kopf“ bezeichnet, was ihre führende und denkende Position innerhalb der Gesellschaft und Politik symbolisiert.

Warum ist der Roman auch als „Die Blutspur“ bekannt?

Heinrich Mann wollte den Roman ursprünglich „Die Blutspur“ nennen. Dies bezieht sich auf die symbolische Spur, die das gesamte Leben der Hauptfiguren durchzieht und die Terra tilgen will, aber am Ende akzeptieren muss.

Wie wurde der Roman „Der Kopf“ in der Literaturkritik rezipiert?

Die Rezeption war gemischt. Kurt Tucholsky lobte die Originalität, kritisierte jedoch einige als überspannt empfundene Passagen. Kritiker wie Schröter und Koopmann sahen in Terra eine Selbstreflexion Heinrich Manns und in Mangolf eine Anspielung auf Thomas Mann. Kiesel betonte die kritische Darstellung von Wirtschaft und Militär als Kriegstreiber.

Welche historischen Bezüge enthält der Roman?

Heinrich Mann verarbeitete zahlreiche historische Ereignisse und Figuren, darunter:

  • Tangerfahrt des Kaisers (1905)
  • Schlieffen-Plan (1905)
  • Konferenz von Algeciras (1906)
  • Daily-Telegraph-Affäre (1908)
  • Panthersprung nach Agadir (1911)
  • Niederlage an der Marne (1914) Weitere internationale Ereignisse wie die Dreyfus-Affäre (1894) und die Friedenskonferenz in Den Haag (1907) werden ebenfalls erwähnt.

Was sagt Heinrich Mann selbst über „Der Kopf“?

Heinrich Mann betrachtete „Der Kopf“ als sein umfassendstes Werk, an dem er sieben Jahre gearbeitet hat. Er wollte die Ursachen des Ersten Weltkriegs aufdecken und nahm dabei Anleihen bei realen Personen und Ereignissen.

Welche Rolle spielt der Kaiser im Roman?

Der Kaiser, eindeutig als Wilhelm II. identifizierbar, obwohl nie namentlich genannt, spielt eine zentrale Rolle als Symbol für die politische und militärische Führung des Deutschen Reiches. Seine Entscheidungen und Fehltritte sind Schlüsselereignisse im Roman.

Der Kopf – Buch

„Der Kopf“ ist der dritte und letzte Teil von Heinrich Manns ebenso bedeutsamer wie vielgelesener Werkreihe zum Wilhelminismus. (Teil 1: Der Untertan. Roman des Bürgertums, erschien erstmals im Dezember 1918;
Teil 2: Die Armen. Roman des Proletariers, erstmals erschienen im August 1917; und der hier vorliegende Teil 3: Der Kopf. Roman der Führer, erschienen 1925). Hier erscheint der Roman als vollständige Taschenbuch-Neuausgabe.

Heinrich Mann Der KopfHeinrich Mann.
Der Kopf.
Erstdruck: Paul Zsolnay Verlag, Wien 1925.
Durchgesehener Neusatz, der Text dieser Ausgabe folgt dem Erstdruck.

Vollständige Neuausgabe, LIWI Verlag, Göttingen, Juni 2021.
LIWI Literatur- und Wissenschaftsverlag

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