Magellan
„Jede neue geglückte Fahrt macht die Seefahrer verwegener, plötzlich ist eine Generation von jungen Menschen zur Stelle, denen das Abenteuer mehr gilt als das Leben. »Navigare necesse est, vivere non est necesse« – der alte Seemannsspruch hat wieder Gewalt bekommen über die Seelen. Und wo immer eine neue Generation geschlossen und entschlossen am Werke ist, verwandelt sich die Welt.“
Stefan Zweig.
Magellan.
Der Mann und seine Tat.
Erstdruck: Verlag Herbert Reichner, Wien 1938.
Neuausgabe, Göttingen 2019.
LIWI Literatur- und Wissenschaftsverlag
EAN: 9783965421103
Magellan – Zusammenfassung
Stefan Zweigs Werk „Magellan. Der Mann und seine Tat“ erzählt das Leben des portugiesischen Entdeckers Ferdinand Magellan, der zwischen 1519 und 1522 eine bedeutende Expedition anführte. Die Erzählung folgt dem klassischen Schema einer Heldenfahrt und beleuchtet sowohl die physischen als auch die psychologischen Herausforderungen, denen Magellan während seiner Reise begegnete.
Die Anfänge und die Vision
Der Roman beginnt mit einem Überblick über die Geschichte des Gewürzhandels zwischen Europa und Asien. Magellan, ein Soldat mit vielfältigen Fähigkeiten, wird als Teil einer Expedition nach Indien unter Francisco de Almeida 1505 vorgestellt. Nach acht Jahren Militärdienst kehrt er nach Portugal zurück, ein erfahrener Kriegsmann, Seemann und Kaufmann. In dieser Zeit erhält Magellan Briefe von seinem Freund Francisco Serrão, der sich auf den Molukken niedergelassen hat. Serrão beschreibt ihm die Reichtümer und die Lage der Gewürzinseln, die so weit im Osten liegen, dass man sie möglicherweise auf westlichem Weg erreichen kann. Diese Nachricht wird zur Lebensidee Magellans, der sich daraufhin entschließt, eine Route nach Westen zu finden, um die Molukken zu erreichen.
Die Herausforderung und die Ablehnung
Magellan präsentiert seine Pläne dem portugiesischen König Manuel I., der jedoch ablehnt. Enttäuscht, aber entschlossen, kehrt er Portugal den Rücken und zieht nach Spanien. Dort gewinnt er König Karl I. für seine Idee und beginnt, eine Flotte zusammenzustellen. Diese Aufgabe erweist sich als äußerst schwierig und dauert anderthalb Jahre. Am 20. September 1519 bricht Magellan mit fünf Schiffen von Spanien aus auf. Die Flotte überquert den Atlantik, hält auf den Kanarischen Inseln und erreicht schließlich die Bucht von Guanabara. Trotz vieler Schwierigkeiten und Widerstände bleibt Magellan überzeugt von der Existenz einer Durchfahrt nach Westen.
Die Suche und die Entdeckung der Magellanstraße
Magellans Expedition führt sie zunächst nach Süden, entlang der Küste Südamerikas, wo die Mannschaft wochenlang nach einer Durchfahrt sucht, jedoch ohne Erfolg. Schließlich findet Magellan, nach zahlreichen Strapazen und Meutereien, im Oktober 1520 die Durchfahrt, die später als Magellanstraße bekannt wird. Dies ist ein entscheidender Moment, da er damit die Passage vom Atlantik zum Pazifik entdeckt, was die Erreichung der Gewürzinseln über den Westen ermöglicht.
Die Erreichung des Pazifischen Ozeans und die Weiterfahrt
Nachdem die Flotte den neuen Ozean durchquert hat, taucht Magellan in die „Hadeswelt“ der amerikanischen Subantarktis ein, wo er schließlich eine Passage findet. Die Reise führt die Expedition in den Pazifik, wo Magellan nicht nur die Gewürzinseln, sondern auch paradiesische Inseln entdeckt, die heute als Philippinen bekannt sind. Hier erkennt Magellan, dass er das eigentliche Ziel seiner Reise erreicht hat: Die Erde ist rund und er hat ihre Umrundung bewerkstelligt.
Das Ende und die Bedeutung der Expedition
Magellans Freude über die Entdeckung währt jedoch nicht lange. In einem tragischen Höhepunkt wird er auf den Philippinen im Kampf gegen die Einheimischen getötet, wobei sein Körper in den Händen der „wilden“ Insulaner verloren geht. Magellans Tod markiert das Ende seines Lebenswerks, doch seine Flotte setzt die Reise fort. Die Victoria, das letzte verbliebene Schiff, vollendet 1522 die erste Weltumrundung, was Magellans Vision vollendet und seine Entdeckung von großer historischer Bedeutung macht.
Historische Betrachtung und Stefan Zweigs Interpretation
Zweig stellt in seinem Buch dar, dass Magellans Antrieb nicht nur durch wissenschaftliche Neugier, sondern auch durch persönliche Visionen und die Suche nach Ruhm motiviert war. Zweig betont Magellans „Lebensidee“, die Erde zu umrunden, und illustriert die zahlreichen Widerstände, die Magellan überwinden musste. Obwohl Zweig dem Helden auch eine gewisse humanistische und altruistische Dimension zuschreibt, gibt es historische Zweifel an der genauen Natur dieser Motive, da viele der dargestellten inneren Konflikte und Ideale Magellans nicht direkt aus den historischen Quellen hervorgehen.
Rassistische Tendenzen und historische Genauigkeit
In seinem Werk spiegelt Zweig auch rassistische Ansichten wider, die zu seiner Zeit verbreitet waren, indem er fremde Kulturen als „kulturell niedriger“ darstellt. Diese Darstellungen, die in den historischen Dokumenten jener Zeit nicht nachweisbar sind, müssen als Produkte der damaligen Weltsicht verstanden werden. Trotz dieser Aspekte bleibt „Magellan. Der Mann und seine Tat“ ein bedeutender Beitrag zur Literatur, der Magellans Erbe und die Leistungen dieser mutigen Expedition eindrucksvoll würdigt.
Über den Autor Stefan Zweig
Stefan Zweig, geboren am 28. November 1881 in Wien, war ein österreichischer Schriftsteller, Dramatiker und Biograph, der vor allem durch seine meisterhaften Erzählungen und seine feinfühligen Biographien bekannt wurde. Zweig stammte aus einer wohlhabenden jüdischen Familie und erhielt eine ausgezeichnete Bildung, die ihm den Zugang zu den kulturellen und intellektuellen Kreisen seiner Zeit ermöglichte. Seine Werke zeichnen sich durch psychologische Tiefe, eine präzise Sprache und eine außergewöhnliche Fähigkeit aus, die inneren Konflikte und emotionalen Zustände seiner Protagonisten darzustellen.
Biographien und historische Porträts
Ein wesentlicher Teil von Zweigs literarischem Schaffen umfasst seine Biographien. Diese Werke sind nicht nur einfache Lebensbeschreibungen, sondern tiefgehende Studien der Charaktere und der historischen Umstände, die sie prägten. Zweigs Ansatz in seinen Biographien war es, die Persönlichkeiten seiner Protagonisten zu ergründen und ihre inneren Beweggründe und Herausforderungen zu beleuchten.
Eines seiner bekanntesten biographischen Werke ist Maria Stuart (1935), in dem er das tragische Leben der schottischen Königin Maria Stuart beschreibt. In diesem Buch zeigt Zweig, wie persönliche und politische Konflikte das Schicksal einer historischen Figur formen.
Ein weiteres bedeutendes Werk ist Joseph Fouché (1929), das Leben und Wirken des französischen Politikers und Polizeichefs, der eine Schlüsselrolle während der Französischen Revolution und der Napoleonischen Ära spielte. Zweig stellt Fouché als einen meisterhaften Manipulator und Überlebenskünstler dar, der sich stets den wechselnden politischen Winden anzupassen wusste.
Marie Antoinette (1932) ist eine weitere herausragende Biographie, in der Zweig das Leben der letzten Königin von Frankreich vor der Revolution schildert. Er zeichnet ein einfühlsames Porträt einer Frau, die zwischen königlicher Pflicht und persönlichem Unglück gefangen war.
Neben diesen Werken verfasste Zweig auch Erasmus von Rotterdam (1934), eine Biographie des berühmten Humanisten, in der er die intellektuelle und moralische Auseinandersetzung seines Protagonisten mit den Herausforderungen seiner Zeit darstellt.
Ein besonderes Augenmerk verdient auch Magellan. Der Mann und seine Tat (1938), in dem Zweig die epische Reise des portugiesischen Entdeckers Ferdinand Magellan nachzeichnet. Hier gelingt es Zweig, die dramatischen Herausforderungen und die historische Bedeutung von Magellans erster Weltumsegelung in einer packenden Erzählung darzustellen.
Exil und späte Jahre
Mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus und der zunehmenden Verfolgung von Juden in Europa musste Zweig 1934 ins Exil gehen. Er lebte in verschiedenen Ländern, darunter Großbritannien, die USA und schließlich Brasilien. Trotz der äußeren Umstände setzte er seine schriftstellerische Arbeit fort und veröffentlichte weiterhin Biographien und andere Werke. Die Erfahrung des Exils und die politische Lage in Europa hinterließen jedoch tiefe Spuren in seinem Leben und Werk.
Am 22. Februar 1942 begingen Stefan Zweig und seine Frau Lotte in Petrópolis, Brasilien, gemeinsam Suizid. Zweigs literarisches Erbe bleibt jedoch unvergessen. Seine Werke, insbesondere seine Biographien, bieten auch heute noch wertvolle Einblicke in die menschliche Natur und die Komplexität historischer Ereignisse.
Magellan – Buch
Magellan.
Der Mann und seine Tat.
Erstdruck: Verlag Herbert Reichner, Wien 1938.
Neuausgabe, Göttingen 2019.
LIWI Literatur- und Wissenschaftsverlag
EAN: 9783965421103
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Verfasst von Thomas Löding, LIWI Blog, zuletzt aktualisiert am 15. Juni 2024