Fjodor Dostojewski - Schuld und Sühne. Vollständige Neuausgabe

Schuld und Sühne

„Jeder sorgt für sich, und am lustigsten lebt derjenige, der sich selbst am besten zu betrügen versteht.“

(S. 458 in diesem Buch)

Ein ungeheurer Kriminalfall steht am Anfang dieses berühmten Romans. Der Student Rodion Raskolnikow ist bettelarm, aber hochintelligent und fühlt sich seinen Mitmenschen dadurch überlegen.

An einer Pfandleiherin, die er für übetrieben geizig hält, begeht er einen brutalen Mord, der durch einen Zufall zu einem Doppelmord wird. Dabei hält er den Mord für gerechtfertigt und äußert sich später dazu:

„Mein Verbrechen? Was für ein Verbrechen? rief er auf einmal in einer Art von plötzlichem Wutanfall. Daß ich eine garstige, gemeinschädliche Laus getötet habe, eine alte Wucherin, die niemandem etwas nütze war, für deren Ermordung einem eigentlich viele Sünden vergeben werden müßten, die armen Leuten das Lebensblut aussog, das soll ein Verbrechen sein?“

(S. 494 in diesem Buch)

Das revolutionär Neue an diesem Roman ist die Perspektive des Mörders.

Der Autor lässt uns tief in die Abgründe seiner Seele blicken, und das später von bekannten Serien wie „Columbo“ verwendete Prinzip (der Mörder ist bekannt, aber wie wird er überführt?) wurde von Dostojewski nicht nur erfunden, sondern derart spannend und zugleich tiefgründig ausgeführt, dass die Geschichte um Raskolnikow auch 150 Jahre nach ihrem Erscheinen die Leser fesselt.

Zusammenfassung / Inhaltsangabe

„Schuld und Sühne“, verfasst von Fjodor Michailowitsch Dostojewski und übersetzt von Hermann Röhl, ist eines der bedeutendsten Werke der Weltliteratur.

Die Geschichte folgt dem jungen Studenten Rodion Raskolnikow, der in tiefster Armut in Sankt Petersburg lebt.

Getrieben von der Theorie, dass außergewöhnliche Menschen moralische Gesetze brechen dürfen, ermordet er eine Pfandleiherin.

Nach der Tat wird Raskolnikow von Schuldgefühlen und Paranoia geplagt.

Er gerät in einen inneren Konflikt zwischen seinem Verstand und seinem Gewissen.

Schließlich gesteht er den Mord und wird zu einer Strafkolonie in Sibirien verbannt, wo er seine Sühne beginnt.

Die Geschichte ist nicht nur ein Krimi, sondern auch eine tiefgreifende Untersuchung der Psychologie der Schuld und der Suche nach Erlösung.

Verwendete Erzähltechniken

Technik Beispiel Auswirkung auf die Erzählung
Innerer Monolog Raskolnikows Gedankengänge Ermöglicht Einblick in die psychologische Tiefe der Charaktere.
Wechselnde Perspektiven Erzählung aus Sicht verschiedener Figuren Schafft ein vielschichtiges Verständnis der Ereignisse und Motivationen.
Symbolik Blut als Symbol für Schuld Verstärkt die Themen von Schuld und moralischer Verantwortung.

Analyse und Interpretation

„Schuld und Sühne“ ist reich an philosophischen, psychologischen und sozialen Themen.

Dostojewski untersucht die Grenzen der moralischen Rechtfertigung und die Folgen des Übertretens dieser Grenzen.

Der Roman stellt die Frage, ob der Zweck die Mittel heiligt, insbesondere wenn es um menschliches Leben geht.

Raskolnikows Theorie, dass bestimmte Menschen über dem Gesetz stehen, wird durch seine eigenen Erfahrungen widerlegt.

Die Figur des Raskolnikow dient als Verkörperung des Konflikts zwischen Rationalismus und Moral.

Die Erlösung durch Leiden ist ein weiteres zentrales Thema des Buches.

Dostojewski zeigt, dass wahre Sühne durch das Erkennen der eigenen Schuld und durch Leid erfolgt, nicht durch Strafe allein.

Thematische Schwerpunkte:

Thema Beschreibung
Moralische Rechtfertigung Untersuchung der Grenzen moralischer Rechtfertigungen und die Konsequenzen des Überschreitens
Rationalismus vs. Moral Der innere Konflikt zwischen logischem Denken und moralischen Werten
Erlösung durch Leiden Die Idee, dass wahre Sühne durch das Erkennen eigener Schuld und durch Leiden erfolgt

Sprache und Stil

Dostojewskis Schreibstil in „Schuld und Sühne“ ist komplex und vielschichtig.

Die Sprache ist reich an Symbolik und psychologischer Tiefe.

Dostojewski verwendet einen detaillierten inneren Monolog, um die psychologischen Zustände seiner Charaktere zu erforschen.

Der Roman wechselt häufig zwischen verschiedenen Perspektiven und Strömungen des Bewusstseins.

Durch diese Technik schafft Dostojewski eine immersive Erfahrung, die den Leser tief in die Gedankenwelt von Raskolnikow eintauchen lässt.

Die Übersetzung von Hermann Röhl erhält die Komplexität und die nuancierten Bedeutungen des Originaltextes.

Die Verwendung von Dialekten und soziolektischen Sprachformen verleiht dem Roman Authentizität und Tiefe.

Insgesamt ist die Sprache von „Schuld und Sühne“ ein wesentlicher Träger der tiefgründigen Themen und der intensiven Charakterstudien, die das Werk auszeichnen.

Wichtige Zitate in der Übersicht

Zitat Sprecher/Kontext Bedeutung/Implikation
„Jeder sorgt für sich, und am lustigsten lebt derjenige, der sich selbst am besten zu betrügen versteht.“ Reflexion über Selbsttäuschung und individuelle Moralvorstellungen.
„Mein Verbrechen? Was für ein Verbrechen?“ Raskolnikow Herausforderung traditioneller Moralvorstellungen und Reue.
„… eine alte Wucherin, die niemandem etwas nütze war…“ Raskolnikow Rechtfertigung des Mordes aus einer verzerrten moralischen Sicht.

Wichtige Figuren

Rodion Romanowitsch Raskolnikow ist der Protagonist des Romans.

Er ist ein ehemaliger Jurastudent, der aus extremer Armut und philosophischen Überzeugungen heraus zum Mörder wird.

Sofja Semyonovna Marmeladova, oft Sonja genannt, ist eine junge Prostituierte, die Raskolnikow geistige und emotionale Unterstützung bietet.

Sie verkörpert die Themen der Erlösung und des Leidens durch Liebe und Mitgefühl.

Porfiri Petrowitsch ist der Untersuchungsrichter, der Raskolnikow verhört.

Er spielt ein psychologisches Spiel mit Raskolnikow, um ihn zum Geständnis zu bewegen.

Dunja Raskolnikowa, Raskolnikows Schwester, repräsentiert die Opferbereitschaft und die moralische Integrität.

Sie ist bereit, sich für das Wohl ihrer Familie zu opfern.

Arkadi Iwanowitsch Svidrigailow ist eine rätselhafte und moralisch zweideutige Figur, die Dunjas Vergangenheit und Raskolnikows Schicksal tief beeinflusst.

Diese Figuren bilden das Herz des Romans und sind entscheidend für das Verständnis von Dostojewskis Untersuchung von Schuld, Sühne und menschlicher Natur.

Charaktere in der Übersicht:

Figur Beziehung Zentrale Merkmale oder Motive
Rodion Romanowitsch Raskolnikow Protagonist Hochintelligent, philosophisch, moralisch konfliktreich
Sofja Semyonovna Marmeladova Geistige und emotionale Unterstützung für Raskolnikow Erlösung, Leid durch Liebe, Mitgefühl
Porfiri Petrowitsch Untersuchungsrichter Psychologisches Spiel, Überführung Raskolnikows
Dunja Raskolnikowa Raskolnikows Schwester Opferbereitschaft, moralische Integrität
Arkadi Iwanowitsch Svidrigailow Einflussreich für Dunjas Vergangenheit und Raskolnikows Schicksal Rätselhaft, moralisch zweideutig

Rezeption und Kritik

Seit seiner Veröffentlichung hat „Schuld und Sühne“ weltweit große Anerkennung und Bewunderung erfahren.

Der Roman wurde für seine tiefgreifende psychologische Einsicht und seine philosophischen Überlegungen gelobt.

Kritiker haben insbesondere Dostojewskis Fähigkeit hervorgehoben, in die dunkelsten Winkel der menschlichen Seele zu blicken.

Einige Kritiker haben jedoch die düsteren Themen und die Komplexität des Romans als schwierig empfunden.

Die Figuren und ihre moralischen Dilemmata haben Generationen von Lesern und Gelehrten beschäftigt.

„Schuld und Sühne“ wird oft als eines der ersten psychologischen Romane in der Literaturgeschichte betrachtet.

Die Diskussionen über die Themen und Charaktere des Romans sind bis heute in literarischen und philosophischen Kreisen lebendig.

Aspekt Information
Erstveröffentlichung 1866 in der Zeitschrift „Russki Westnik“
Bedeutende Übersetzungen Hermann Röhl, 1919; aktuelle Neuausgabe LIWI Verlag, 2020

Sehr viele weitere Übersetzungen (siehe Wikipedia)

Rezeption Anerkennung als eines der ersten psychologischen Romane; anhaltende Diskussionen und Analysen

Häufige Fragen und Antworten

Frage: Warum ermordet Raskolnikow die Pfandleiherin?

Antwort: Raskolnikow ermordet die Pfandleiherin, weil er glaubt, dass sein Handeln durch seine philosophischen Überzeugungen gerechtfertigt ist und dass er das Geld für einen guten Zweck nutzen kann.

Frage: Was ist die Bedeutung des Titels „Schuld und Sühne“?

Antwort: Der Titel verweist auf die zentralen Themen des Romans: die moralische und psychologische Schuld, die Raskolnikow für seinen Mord empfindet, und seinen Weg zur Sühne und Erlösung.

Frage: Wie endet der Roman?

Antwort: Der Roman endet mit Raskolnikows Geständnis und seiner Verurteilung zu einer Strafkolonie in Sibirien, wo er beginnt, seine Schuld zu begreifen und einen Weg zur Erlösung zu finden.

Frage: Warum ist „Schuld und Sühne“ auch heute noch relevant?

Antwort: „Schuld und Sühne“ bleibt wegen seiner tiefen Einsichten in die menschliche Natur, seine Untersuchung von Gut und Böse und seine Fragen nach Gerechtigkeit und Moral relevant.

Diese Themen sind zeitlos und sprechen auch heute noch Leser an.

Buchausgabe

Hier wird der Roman ungekürzt in der vielgelesenen Übersetzung von Hermann Röhl frisch aufgelegt.

Fjodor Michailowitsch Dostojewski.
Schuld und Sühne.
Ein Roman in sechs Teilen mit einem Nachwort.
Übersetzt von Hermann Röhl.
Erstdruck des Originals: „Prestuplenije i nakasanije“ in zwölf Fortsetzungen in der Zeitschrift „Russki Westnik“, St. Petersburg, 1866.
Erstdruck dieser Übersetzung: F. M. Dostojewski: Schuld und Sühne. Zwei Bände, Bibliothek der Romane 19 und 20, Insel Verlag, Leipzig 1919.
Durchgesehener Neusatz, der Text dieser Ausgabe folgt der Ausgabe im Aufbau Verlag, Leipzig 1956.

Vollständige Neuausgabe, LIWI Verlag, Göttingen 2020.

EAN: 9783965424098
ISBN: 3965424092
Ein Roman in sechs Teilen mit einem Nachwort. Paperback.
LIWI Literatur- und Wissenschaftsverlag
Januar 2021 – 528 Seiten

Verfasst von Thomas Löding, LIWI Blog, zuletzt aktualisiert am 24. März 2024

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