Damals bei uns daheim
„Aber wie ich meinen Mitmenschen eine Last war, wurde ich mir selbst zur Not. Wie ich mit meinen zu rasch wachsenden Beinen und Armen nichts anzufangen wußte, wie sie mir überall im Wege waren, so war ich mir selbst im Wege. Manchmal sah ich mich lange im Spiegel an. Bei der Betrachtung meines Gesichtes schien es mir dann, als sei dies ein falsches Gesicht, als müsse ich in Wirklichkeit ganz, ganz anders aussehen!“
Die meisterhaft geschriebenen Erinnerungen Falladas an seine Berliner Kindheit erschienen erstmals 1941 und liegen hier in in einer vollständigen Neuausgabe vor.
Damals bei uns daheim – Zusammenfassung
„Damals bei uns daheim“ ist ein autobiographisches Werk von Hans Fallada, das 1941 veröffentlicht wurde. Es bietet Einblicke in die Kindheit und Jugendjahre des Autors, die sich im Berlin des frühen 20. Jahrhunderts abspielen. Dieses Buch ist besonders dafür bekannt, dass es die Kombination aus realen Erlebnissen und fiktiven Elementen nutzt, um die Kindheitserfahrungen des Autors zu beschreiben. Fallada verwendet einen humorvollen und zugleich nachdenklichen Ton, der oft die Schwierigkeiten seiner eigenen psychischen Zustände widerspiegelt.
Hintergrund
Das Buch entstand während einer Zeit, in der Fallada sich von den sozialkritischen Themen seiner früheren Werke entfernte und sich stattdessen auf unterhaltsamere, jedoch immer noch tiefgründige Erzählungen konzentrierte. Die Erinnerungen decken die Jahre 1905 bis 1914 ab, eine Zeit, die durch den Wechsel von einem kaiserlichen zu einem moderneren, demokratischeren Deutschland geprägt war. Der Autor selbst war sozialdemokratisch orientiert und litt unter schweren persönlichen Krisen, einschließlich Alkohol- und Drogenabhängigkeit.
Inhalt
Im Kern des Buches steht der Alltag des jungen Rudolf (Falladas Alter Ego) in einem bürgerlichen Haushalt. Der Vater ist ein Reichsgerichtsrat, und seine Mutter ist deutlich jünger als er. Die Familie, die aus vier Kindern besteht, lebt zunächst in Berlin und zieht später nach Leipzig um. Fallada beschreibt liebevoll und detailliert das Familienleben, inklusive der Eigenheiten jedes Familienmitglieds und der Hausangestellten.
Die Kindheit des Autors wird durch zahlreiche Missgeschicke und Unfälle geprägt, was die Erzählung humorvoll, aber auch melancholisch macht. Die gesellschaftlichen Zwänge des wilhelminischen Deutschlands, wie sie zur Zeit der Buchentstehung bereits der Vergangenheit angehörten, werden ebenfalls thematisiert.
Besondere Ereignisse
Ein markantes Ereignis ist Rudolfs Versuch, sich der Jugendbewegung des Wandervogels anzuschließen, was jedoch scheitert. Ein weiterer bedeutender Moment ist ein schwerer Unfall während einer Fahrradfahrt, kurz nachdem er ein Fahrrad als Geschenk erhalten hatte und eine wichtige Prüfung bestanden hatte, was symbolisch für die ständigen Rückschläge in seinem Leben steht.
Abschluss der Kindheit
Das Buch endet mit dem ersten Erwachen sexuellen Interesses des Autors und einem Erlebnis mit einem Hausmädchen, was einen signifikanten Übergang von der Kindheit zur Jugend markiert.
Rezeption und Bedeutung
„Damals bei uns daheim“ war seit seiner Erstveröffentlichung ein Publikumserfolg und ist seit 1955 ständig im Druck. Es wurde in viele Sprachen übersetzt, darunter alle skandinavischen Sprachen sowie Russisch und die baltischen Sprachen. Das Buch bleibt ein wertvolles Zeugnis für die persönlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse seiner Zeit und illustriert Falladas Fähigkeit, tiefgründige psychologische und soziokulturelle Beobachtungen mit einer ansprechenden Erzählweise zu verbinden.
Damals bei uns daheim – Hans Fallada
Hans Fallada, mit bürgerlichem Namen Rudolf Wilhelm Friedrich Ditzen, war ein bedeutender deutscher Schriftsteller, dessen literarisches Schaffen besonders durch seine authentischen und oft sozialkritischen Darstellungen der deutschen Gesellschaft in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geprägt ist. Geboren wurde er am 21. Juli 1893 in Greifswald und verstarb am 5. Februar 1947.
Frühes Leben und Einflüsse
Schon früh in seinem Leben musste Fallada mit erheblichen persönlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen kämpfen. Diese persönlichen Kämpfe, einschließlich seiner Probleme mit Alkohol- und Morphiumabhängigkeit sowie mehrerer psychischer Zusammenbrüche, spiegeln sich oft in seinen Werken wider. Seine Texte zeichnen sich durch eine tiefe Menschlichkeit und ein Verständnis für die Schwächen seiner Charaktere aus.
Literarische Karriere
Falladas Karriere als Schriftsteller nahm mit dem Roman Bauern, Bonzen und Bomben“(1931) Fahrt auf, gefolgt von weiteren kritischen und erfolgreichen Werken wie Kleiner Mann – was nun? (1932), das internationalen Ruhm erlangte und als eines seiner Hauptwerke gilt. Seine Romane, oft Zeitromane genannt, behandeln die sozialen Unruhen und ökonomischen Schwierigkeiten, die Deutschland in der Weimarer Republik und später erlebte.
Stil und Themen
Fallada ist bekannt für seinen Stil der Neuen Sachlichkeit, der eine nüchterne und realistische Darstellung gesellschaftlicher Probleme anstrebt. Seine Fähigkeit, komplexe Charaktere und Situationen mit einer tiefen emotionalen Resonanz zu zeichnen, macht ihn zu einem Meister des sozialen Realismus. Seine Werke reflektieren oft die Kämpfe des kleinen Mannes gegen bürokratische und unpersonale Systeme.
Spätere Jahre und Vermächtnis
Trotz anhaltender gesundheitlicher und persönlicher Probleme und der Schwierigkeiten unter dem nationalsozialistischen Regime in Deutschland, setzte Fallada seine schriftstellerische Tätigkeit fort. Sein letztes großes Werk, Jeder stirbt für sich allein (posthum 1947 veröffentlicht), basiert auf einer wahren Geschichte und wurde international als literarisches Zeugnis des Widerstands gegen den Nationalsozialismus anerkannt.
Damals bei uns daheim – Buch
Hans Fallada.
Damals bei uns daheim.
Erlebtes, Erfahrenes und Erfundenes.
Erstdruck: Rowohlt Verlag, Stuttgart 1941.
Vollständige Neuausgabe, LIWI Verlag, Göttingen 2019.
LIWI Literatur- und Wissenschaftsverlag
EAN: 9783965421882
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Verfasst von Thomas Löding, LIWI Blog, zuletzt aktualisiert am 15. Juni 2024