Hans Fallada - Bauern, Bonzen und Bomben

Bauern, Bonzen und Bomben

„Dieses Buch ist ein Roman, also ein Werk der Phantasie. Wohl hat der Verfasser Ereignisse, die sich in einer bestimmten Gegend Deutschlands abspielten, benutzt, aber er hat sie, wie es der Gang der Handlung zu fordern schien, willkürlich verändert. Wie man aus den Steinen eines abgebrochenen Hauses ein neues bauen kann, das dem alten in nichts gleicht, außer dem Material, so ist beim Bau dieses Werkes verfahren. (…) Bei der Wiedergabe der Atmosphäre, des Parteihaders, des Kampfes aller gegen alle ist höchste Naturtreue erstrebt. Meine kleine Stadt steht für tausend andere und für jede große auch.“ H. F.

Hans Fallada.
Bauern, Bonzen und Bomben.
Erstdruck: Rowohlt Verlag, Berlin 1931.
Vollständige Neuausgabe, LIWI Verlag, Göttingen 2019.
LIWI Literatur- und Wissenschaftsverlag

ISBN: 3965421891
EAN: 9783965421899
Paperback 464 Seiten
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Bauern, Bonzen und Bomben – Zusammenfassung

Faldera war eine der ersten Bezeichnungen für die Siedlung Neumünster.

„Bauern, Bonzen und Bomben“ ist ein Roman von Hans Fallada, der 1931 veröffentlicht wurde. Der Roman schildert die Geschehnisse rund um die Landvolkbewegung in Schleswig-Holstein, insbesondere den Boykott der Stadt Neumünster, jedoch verlagert in die fiktive pommersche Stadt Altholm.

Die Handlung beginnt mit den Protestaktionen der Bauernschaft, die sich gegen Zwangspfändungen und andere Formen der Unterdrückung wehren. Es kommt zu Demonstrationen und sogar zu Bomben-Attentaten. Bei einer dieser Demonstrationen wird der Fahnenträger der Landvolkbewegung schwer verletzt, was einen fast einjährigen Boykott der Stadt Altholm durch die Bauernschaft nach sich zieht. Dieser Boykott führt zu erheblichen wirtschaftlichen und politischen Problemen.

Inmitten dieser turbulenten Zeiten treffen zwei starke und listige Gegenspieler aufeinander: der deutschnationale Redakteur Stuff und der sozialdemokratische Bürgermeister Gareis. Um sie herum agieren weitere Charaktere aus der kleinstädtischen und ländlichen Gesellschaft wie Kaufleute, Verleger, Polizisten, Verwaltungsbeamte, Städträte und Bauern, die je nach ihren Interessen entweder zusammenarbeiten oder gegeneinander intrigieren.

Eine tragische Figur im Buch ist der Anzeigenwerber und Hilfsredakteur Tredup, der von Fallada als sein „anderes Ich“ betrachtet wird. Tredup wird im lokalen Beziehungsgeflecht zermürbt und findet schließlich den Tod. Seine Figur verkörpert die Orientierungslosigkeit und den Opportunismus, die in der Zeit der wirtschaftlichen und politischen Unruhen vorherrschten.

Zudem treten rechtsextremistische ehemalige Freikorps-Söldner der Brigade Ehrhardt und des Stahlhelms in Erscheinung, die versuchen, die Landvolkbewegung für eine konservative Revolution zu instrumentalisieren.

Der Roman illustriert nicht nur die sozialen Konflikte und die politische Zerrissenheit der Weimarer Republik, sondern zeigt auch die Komplexität der menschlichen Natur in Zeiten von Krisen. Auf dem Einband der Erstausgabe ist eine Zeichnung von Olaf Gulbransson zu sehen, die eine mächtige Männergestalt darstellt, die laut Rolf Schneider sowohl für Bürgermeister Gareis als auch für Redakteur Stuff oder den Bauernführer Reimers stehen könnte.

Bauern, Bonzen und Bomben – Hauptfiguren

In „Bauern, Bonzen und Bomben“ beleuchtet Hans Fallada ein vielschichtiges Ensemble von Charakteren, die in der fiktiven Stadt Altholm agieren und auf verschiedene Weise die sozialen und politischen Spannungen ihrer Zeit verkörpern. Hier sind die Schlüsselfiguren des Romans:

Bürgermeister Gareis

Als sozialdemokratischer Bürgermeister von Altholm steht Gareis für eine moderate, reformorientierte Politik, die jedoch in der Zeit der Landvolkbewegung auf harte Proben gestellt wird. Er ist eine zentrale Figur im Konflikt zwischen der städtischen Verwaltung und den aufständischen Bauern, symbolisiert die Herausforderungen, denen sich demokratische Kräfte in einer polarisierten Gesellschaft gegenübersehen.

Redakteur Stuff

Stuff, der deutschnationale Redakteur, repräsentiert die nationalistischen und oft antagonistischen Elemente innerhalb der Stadt. Sein Charakter steht für die rechte politische Strömung, die in der Weimarer Republik stark war. Er ist ein mächtiger Gegenspieler zu Bürgermeister Gareis und spielt eine Schlüsselrolle in der Eskalation der Spannungen in Altholm.

Tredup

Der Anzeigenwerber und Hilfsredakteur Tredup ist eine der tragischsten Figuren im Roman. Beschrieben als Falladas „anderes Ich“, verkörpert er die Zerrissenheit und den Opportunismus kleiner Leute, die in den Strudel der Ereignisse gezogen werden. Tredup ist charakterlich schwach und opportunistisch, was ihm letztendlich zum Verhängnis wird, da er im komplexen Geflecht aus Intrigen und Machtspielen untergeht.

Die Bauernführer

Die Bauernführer, insbesondere der historisch an Claus Heim angelehnte Reimers, sind entscheidende Akteure in der Landvolkbewegung. Sie organisieren den Widerstand und den Boykott gegen die Stadt und repräsentieren die aufgebrachten, entfremdeten ländlichen Massen, die gegen ihre wirtschaftliche Marginalisierung und politische Unterdrückung kämpfen.

Ehemalige Freikorps-Söldner

Die rechtsextremistischen Freikorps-Söldner der Brigade Ehrhardt und des Stahlhelms fügen eine weitere Dimension des Konflikts hinzu, indem sie die Landvolkbewegung für ihre Ziele einer konservativen Revolution zu vereinnahmen versuchen. Diese Figuren verdeutlichen die volatile Mischung aus alter militärischer Ordnung und neuem politischen Extremismus, die in dieser Ära Deutschlands brodelte.

Bauern, Bonzen und Bomben – Rezeption und Kritik

„Bauern, Bonzen und Bomben“ von Hans Fallada hat seit seiner Erstveröffentlichung 1931 eine facettenreiche Rezeption und kritische Würdigung erfahren. Der Roman, der die sozialen und politischen Spannungen während der Weimarer Republik in der fiktiven Stadt Altholm darstellt, basierend auf realen Ereignissen in Schleswig-Holstein, hat Leser und Kritiker gleichermaßen beschäftigt.

Zeitgenössische Rezeption

Zur Zeit seiner Veröffentlichung traf der Roman auf ein gespaltenes Echo. Aufgrund seiner politischen Brisanz und der offenen Darstellung von Klassenkonflikten war das Buch besonders unter den herrschenden sozialdemokratischen und konservativen Kreisen umstritten. Während einige Kritiker Falladas lebendige und authentische Darstellung des ländlichen Lebens und der politischen Kämpfe lobten, sahen andere darin eine zu scharfe Kritik an den bestehenden politischen Verhältnissen, die als provokativ und potenziell subversiv empfunden wurde.

Langfristige Wirkung und literarische Bedeutung

Mit der Zeit hat sich „Bauern, Bonzen und Bomben“ als ein wichtiges Werk der deutschen Literatur etabliert, das einen tiefen Einblick in die sozialen Verwerfungen gibt, die zum Aufstieg des Nationalsozialismus beitrugen. Kritiker haben insbesondere Falladas Fähigkeit hervorgehoben, komplexe Charaktere und Situationen mit einer Mischung aus Empathie und kritischer Schärfe darzustellen. Der Roman wird oft für seine realistische Darstellung der deutschen Gesellschaft in einer kritischen historischen Phase gelobt.

Adaptionen und mediale Resonanz

Die Verfilmung des Romans 1973 durch Egon Monk als fünfteiliger Fernsehfilm für die ARD hat ebenfalls zur langanhaltenden Wirkung des Buches beigetragen. Die Adaption wurde weitgehend positiv aufgenommen und hat neue Generationen von Zuschauern mit Falladas Themen bekannt gemacht. Diese medialen Bearbeitungen haben dazu beigetragen, das Interesse an Falladas Werk aufrechtzuerhalten und seine Relevanz für zeitgenössische Diskussionen über soziale und politische Fragen zu unterstreichen.

Bauern, Bonzen und Bomben – Autor Hans Fallada

von Hans Fallada Hans Fallada, geboren als Rudolf Wilhelm Friedrich Ditzen am 21. Juli 1893 in Greifswald, ist eine prägnante Figur in der deutschen Literaturgeschichte. Sein erstes Werk, Der junge Goedeschal, erschien 1920 und markierte den Beginn seiner Karriere unter dem Pseudonym Hans Fallada. Im Jahr 1931 wandte er sich mit Bauern, Bonzen und Bomben gesellschaftskritischen Themen zu, die fortan seinen Schreibstil prägten, charakterisiert durch einen objektiv-nüchternen Stil, lebendige Milieustudien und tiefgründige Charakterzeichnungen.

Falladas Romane, darunter der weltweit erfolgreiche Kleiner Mann – was nun? und weitere Werke wie Wolf unter Wölfen und Jeder stirbt für sich allein, reflektieren die sozialen Unruhen seiner Zeit. Auch Der Trinker, der postum veröffentlicht wurde, gehört zu seinen bekannten Arbeiten. Diese literarischen Beiträge sind der Neuen Sachlichkeit zuzuordnen und bieten einen kritischen Blick auf die Gesellschaft der Weimarer Republik und die folgenden Jahre.

Trotz seiner Erfolge kämpfte Fallada mit persönlichen Dämonen, darunter Alkoholismus und eine Neigung zu psychischen Krisen, die seinen Alltag und seine Karriere beeinflussten. Sein Leben war von zahlreichen Aufenthalten in Sanatorien und Kliniken geprägt, sowie von einer turbulenten Beziehung zu seiner Frau Anna, die häufig in seinen Werken als Inspiration diente.

Hans Fallada starb am 5. Februar 1947 in Berlin. Seine Werke bleiben ein wesentlicher Bestandteil der deutschen Literatur, durch die er immer wieder neue Lesergenerationen erreicht und beeindruckt. Seine Fähigkeit, die menschliche Natur zu erkunden und die politischen und sozialen Spannungen seiner Zeit zu kommentieren, machen ihn zu einem unvergesslichen Chronisten der deutschen Geschichte.

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Verfasst von Thomas Löding, LIWI Blog, zuletzt aktualisiert am 15. Juni 2024