Friedrich Nietzsche Ecce homo

Ecce homo

„Die Entdeckung der christlichen Moral ist ein Ereigniss, das nicht seines Gleichen hat, eine wirkliche Katastrophe. Wer über sie aufklärt, ist eine force majeure, ein Schicksal, er bricht die Geschichte der Menschheit in zwei Stücke. Man lebt vor ihm, man lebt nach ihm … Der Blitz der Wahrheit traf gerade das, was bisher am Höchsten stand: wer begreift, was da vernichtet wurde, mag zusehn, ob er überhaupt noch Etwas in den Händen hat. Alles, was bisher »Wahrheit« hiess, ist als die schädlichste, tückischste, unterirdischste Form der Lüge erkannt; der heilige Vor-wand, die Menschheit zu »verbessern« als die List, das Leben selbst auszusaugen, blutarm zu machen.“

(Zitat auf S. 81 in diesem Buch)

LIWI Literatur- und Wissenschaftsverlag

Nietzsche’s Selbstbetrachtung

Ecce homo Wie man wird, was man ist„Ecce Homo“ ist Friedrich Nietzsches autobiografische Schrift, in der er sein eigenes Leben, seine Werke und Philosophie reflektiert. Diese Selbstbetrachtung bietet Einblicke in Nietzsches Denkweise, seine Motivationen und seine künstlerische Vision. 

Die Ironie des Titels

Die Selbstermächtigung

Der Titel „Ecce Homo“ (Siehe der Mensch) ist eine ironische Selbstermächtigung. Nietzsche stellt sich selbst als eine provokative Figur dar, die bewusst gegen gesellschaftliche Normen und Konventionen aufbegehrt. Die Betonung des „Menschen“ unterstreicht Nietzsches Streben nach Selbstverwirklichung jenseits konventioneller Vorstellungen.

Autobiografie und Selbstkritik

Reflexion über das eigene Leben

„Ecce Homo“ ist mehr als eine Autobiografie; es ist eine tiefgehende Reflexion über Nietzsches Leben, seine Entscheidungen und Entwicklungen. Er betrachtet kritisch seine Herkunft, seine Erziehung und die prägenden Einflüsse auf seine Philosophie.

Die Suche nach dem „Warum“

Nietzsche stellt wiederholt die Frage nach dem „Warum“ seines Lebens und Schaffens. Diese existenzielle Suche nach Sinn und Bedeutung zieht sich als roter Faden durch das Werk und bietet Einblicke in Nietzsches persönliche Motivationen.

Kritik an Zeitgenossen

Ecce homo. Wie man wird, was man ist erste Seite des ManuskriptsAbrechnung mit Philosophenkollegen

„Ecce Homo“ beinhaltet auch eine scharfe Kritik an zeitgenössischen Philosophen und Denkern. Nietzsche beurteilt ihre Werke und hebt seine eigene Genialität hervor. Dieser selbstbewusste Tonfall spiegelt Nietzsches Überzeugung von der Einzigartigkeit seiner Philosophie wider.

Nietzsches Künstlertum

Die Philosophie als Kunst

Nietzsche betrachtet seine Philosophie als Kunstwerk und sich selbst als Künstler. Die Verbindung von Ästhetik und Philosophie wird in „Ecce Homo“ herausgearbeitet. Nietzsche hebt die kreative Natur seiner Denkweise hervor und betont, dass er nicht nur Denker, sondern auch Schöpfer ist.

Der künstlerische Ansatz zur Philosophie

Ästhetik und Denken

Nietzsche hebt in „Ecce Homo“ seinen künstlerischen Ansatz zur Philosophie hervor. Die Betonung der Ästhetik in seiner Denkweise markiert einen Bruch mit konventionellen philosophischen Methoden. Die Philosophie wird als kreativer Akt der Gestaltung und Schöpfung dargestellt.

Stilistische Raffinesse

Nietzsches Schreibstil in „Ecce Homo“ ist geprägt von stilistischer Raffinesse und künstlerischer Sprachgewalt. Jeder Abschnitt wird zu einer künstlerischen Komposition, die nicht nur Ideen vermittelt, sondern auch eine ästhetische Erfahrung für den Leser schafft.

Die Selbsterklärung als Genie

Ecce homo. Wie man wird, was man ist - letzte Seite des ManuskriptsGenialität und Originalität

Nietzsche erklärt sich in „Ecce Homo“ selbst zum „Ersten Psychologen“, zum „Antipolitiker“ und zum „Genius“. Diese Selbstzuweisungen zeugen von Nietzsches Überzeugung von seiner Genialität und seiner einzigartigen Rolle in der Philosophiegeschichte.

Kritik an Philosophenkollegen

Die scharfe Kritik an zeitgenössischen Philosophen in „Ecce Homo“ dient nicht nur der Abgrenzung, sondern auch der Betonung von Nietzsches eigener Genialität. Die Auseinandersetzung mit anderen Denkern wird zu einem Akt der Selbstbehauptung und Positionierung.

Die Frage nach dem „Warum“

Existenzialistische Selbstreflexion

Nietzsches Suche nach dem „Warum“ seines Lebens und Schaffens wirft existenzielle Fragen auf. Diese Selbstreflexion geht über die reine Autobiografie hinaus und wird zu einer Suche nach der tiefsten Bedeutung seines individuellen Daseins.

Der Wille zur Macht

Die Frage nach dem „Warum“ verweist auf Nietzsches Konzept des „Willens zur Macht“. Die Suche nach Sinn und Bedeutung wird in „Ecce Homo“ mit seinem grundlegenden philosophischen Gedanken verknüpft und zeigt die Kohärenz seines Denkens.

Der Zustand der Selbstüberwindung

Philosophie als Lebensprinzip

Nietzsche betrachtet Philosophie nicht nur als intellektuelle Übung, sondern als tief verwurzeltes Lebensprinzip. Seine Selbstüberwindung, die in „Ecce Homo“ thematisiert wird, wird zu einem existenziellen Prozess, der den Kern seines Denkens durchdringt.

Die Krisen als Katalysatoren

Nietzsches Leben war geprägt von physischen und psychischen Krisen. In „Ecce Homo“ reflektiert er, wie diese Krisen nicht nur persönliche Leiden waren, sondern auch Katalysatoren für seine philosophische Entwicklung und Selbstüberwindung darstellten.

Die Geburt der Tragödie

Rückblick auf Nietzsche’s Frühwerk

In „Ecce Homo“ wirft Nietzsche einen Rückblick auf seine frühen Werke, insbesondere auf „Die Geburt der Tragödie“. Diese Retrospektive dient dazu, die Entwicklung seiner Denkweise nachzuzeichnen und die Kontinuität seiner grundlegenden Ideen herauszustellen.

Die Apollinisch-Dionysische Dualität

Die Betonung der Apollinisch-Dionysischen Dualität, die in „Die Geburt der Tragödie“ eingeführt wurde, bleibt ein zentrales Element in Nietzsches Philosophie. In „Ecce Homo“ reflektiert er über die Aktualität und die tiefgreifenden Implikationen dieses Konzepts.

Das Verhältnis zur Moral

Die Kritik an der herkömmlichen Moral

Nietzsche kritisiert in „Ecce Homo“ nachdrücklich die herkömmliche Moral seiner Zeit. Er betrachtet sie als hinderlich für die Selbstentfaltung und plädiert für eine individuelle Ethik, die jenseits konventioneller Normen liegt.

Moral als Lebenskunst

Die Vorstellung, dass Moral eine Form der Lebenskunst ist, wird in „Ecce Homo“ weiter ausgearbeitet. Nietzsche betont, dass moralische Werte nicht objektiv gegeben sind, sondern dass ihre Schaffung und Bewertung eine persönliche Verantwortung darstellen.

Fazit

„Ecce Homo“ ist mehr als eine Selbstbetrachtung; es ist ein philosophisches Selbstportrait, das Nietzsches Entwicklung, Grundüberzeugungen und künstlerischen Ansatz herausarbeitet. Die Reflexion über Selbstüberwindung, die Rückbindung zu früheren Werken und die kritische Auseinandersetzung mit Moral machen dieses Werk zu einem Schlüsseltext für das Verständnis von Nietzsche’s Denken.

Friedrich Nietzsche Ecce homoFriedrich Nietzsche.
Ecce homo.
Wie man wird, was man ist.
Erstdruck: Insel Verlag, Leipzig 1908.
Taschenbuch-Format (Paperback).
Vollständige Neuausgabe, LIWI Verlag, Göttingen 2023.

EAN: 9783965426092
ISBN: 3965426095
Wie man wird, was man ist. Paperback.
Dezember 2023 – 84 Seiten

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