Daniel Defoe Bob Singleton

Bob Singleton

Nun riefen alle: laßt uns einen Kahn bauen! Der Geschützmeister wurde überstimmt und gab sich zufrieden. Aber als die Versammlung aufgehoben war, trat er auf mich zu und sagte, indem er meine Hand nahm und die innere Fläche derselben und mein Gesicht mit einem prüfenden Blicke betrachtete, in sehr ernstem Tone: Bursche, du wardst dazu geboren, eine Welt voll Unheil anzurichten. Du beginnst sehr jung als Seeräuber, aber hüte dich vor dem Galgen, junger Mensch!

(Zitat aus dem Anfang des Romans)

„Bob Singleton“  – Zusammenfassung

Titel: Bob Singleton (auch bekannt als „The Life, Adventures and Piracies of the Famous Captain Singleton“)

Autor: Daniel Defoe

Erstveröffentlichung: 1720

Genre: Abenteuerroman, Picaresque Roman


„Bob Singleton“, vollständig bekannt als „The Life, Adventures and Piracies of the Famous Captain Singleton“, ist ein Roman von Daniel Defoe, der 1720 veröffentlicht wurde. Die Geschichte folgt den abenteuerlichen Erlebnissen des Titelhelden, Bob Singleton, einem Seemann, Piraten und Entdecker, der seine Erlebnisse in Ich-Form erzählt.

Handlung

Jugend und Seefahrt

Bob Singleton wird in England geboren, doch schon in jungen Jahren von seiner Familie getrennt. Als Kind wird er von Zigeunern entführt und wächst bei ihnen auf. Später wird er von einem Kaufmann adoptiert, der ihm eine Ausbildung ermöglicht. Dennoch sehnt sich Bob nach Abenteuern und beschließt, zur See zu fahren.

Als Seemann erlebt er viele Reisen und gefährliche Abenteuer, bevor er schließlich in die Hände von Piraten fällt. Bob beschließt, sich den Piraten anzuschließen und wird bald selbst ein erfolgreicher und gefürchteter Pirat.

Abenteuer in Afrika

Ein zentraler Teil des Romans beschreibt Bobs Reise durch Afrika. Er und seine Gefährten stranden nach einem Schiffbruch an der afrikanischen Küste und beschließen, das Landesinnere zu erkunden. Sie durchqueren zahlreiche Gefahren, begegnen wilden Tieren und feindlichen Eingeborenen und erleben extreme Strapazen. Diese Reise, die von der Ost- zur Westküste Afrikas führt, dauert mehrere Jahre und zeigt die Tapferkeit und Entschlossenheit von Bob und seiner Crew.

Während dieser Reise entwickelt Bob eine tiefe Freundschaft mit einem Gefährten namens William Walters. Walters ist gebildet und religiös, was im Kontrast zu Bobs weltlichem und abenteuerlichem Wesen steht. Diese Freundschaft und die moralischen Gespräche zwischen den beiden Männern tragen wesentlich zur Charakterentwicklung von Bob bei.

Piraterie und Reichtum

Nach ihrer Rückkehr an die Küste gelingt es Bob und seinen Gefährten, ein Schiff zu kapern und wieder zur See zu fahren. Bob setzt seine Karriere als Pirat fort und wird zunehmend wohlhabender durch seine Raubzüge. Er erwirbt beträchtliche Schätze und lernt, die komplexen Mechanismen der Piraterie zu meistern, einschließlich der Verhandlungen und des Umgangs mit der Beute.

Reue und Rückkehr

Trotz seines Erfolgs als Pirat beginnt Bob, die moralischen Implikationen seines Lebensstils zu hinterfragen. Die Gespräche mit Walters und die Reflexion über seine Taten führen ihn schließlich zu einer tiefen Reue. Bob beschließt, sein Leben zu ändern und sich vom Piratenleben abzuwenden.

Am Ende des Romans kehrt Bob Singleton nach England zurück. Er hat sein Piratenleben hinter sich gelassen und plant, ein ehrliches Leben zu führen. Er nutzt seinen Reichtum, um sich ein komfortables Leben aufzubauen, und reflektiert über seine vergangenen Taten und die Lektionen, die er gelernt hat.

Themen und Motive

Abenteuer und Entdeckungen

Der Roman ist reich an abenteuerlichen Erlebnissen und Entdeckungen. Defoe beschreibt detailliert die exotischen Landschaften und Kulturen, denen Bob begegnet, sowie die physischen und psychischen Herausforderungen seiner Reisen.

Moral und Reue

Ein zentrales Thema des Romans ist die moralische Entwicklung des Protagonisten. Bob Singleton beginnt als abenteuerlustiger junger Mann, der sich nicht scheut, kriminelle Wege zu gehen, um seine Ziele zu erreichen. Durch seine Freundschaft mit Walters und seine eigenen Erfahrungen beginnt er jedoch, sein Leben und seine Entscheidungen kritisch zu hinterfragen.

Freundschaft und Loyalität

Die Freundschaft zwischen Bob und William Walters ist ein wichtiger Aspekt des Romans. Walters fungiert als moralischer Kompass und bietet Bob eine andere Perspektive auf das Leben. Diese Beziehung zeigt die Bedeutung von Loyalität und die positive Wirkung, die ein wahrer Freund auf das Leben eines anderen haben kann.

Stil und Struktur

Defoes Erzählstil ist charakteristisch für die Picaresque-Romane des 18. Jahrhunderts. Die Geschichte wird in Ich-Form erzählt, was den Leser direkt in die Gedankenwelt des Protagonisten versetzt. Defoe nutzt detaillierte Beschreibungen und realistische Dialoge, um die Abenteuer lebendig und glaubwürdig darzustellen.

Historischer Kontext

Daniel Defoe schrieb „Bob Singleton“ in einer Zeit, als die europäischen Entdeckungen und Kolonisationen auf ihrem Höhepunkt waren. Der Roman spiegelt die Faszination und die Gefahren wider, die mit der Erkundung unbekannter Gebiete verbunden waren. Gleichzeitig beleuchtet er die moralischen und ethischen Fragen, die durch Piraterie und Kolonialismus aufgeworfen wurden.

Über den Autor Daniel Defoe

Einleitung

Daniel DefoeDaniel Defoe, geboren 1660 in London und gestorben 1731, gilt als einer der Begründer des englischen Romans. Defoe war ein vielseitiger Schriftsteller, der in zahlreichen Genres tätig war, darunter Journalismus, Poesie, Essayistik und politische Pamphlete. Besonders bekannt ist er jedoch für seine Romane, die durch ihren realistischen Stil und ihre detaillierten Beschreibungen bestechen. Seine Werke bieten Einblicke in das Leben und die sozialen Verhältnisse des 17. und frühen 18. Jahrhunderts.

Frühes Leben und Karriere

Daniel Defoe wurde als Sohn eines wohlhabenden Kerzenmachers geboren. Er erhielt eine gute Ausbildung an der Akademie von Charles Morton in Newington Green, wo er sich auf moderne Sprachen, Geografie und Wirtschaft konzentrierte. Ursprünglich strebte Defoe eine Karriere als Geschäftsmann an, doch verschiedene geschäftliche Misserfolge und sein politisches Engagement führten ihn schließlich zur Schriftstellerei.

Literarische Karriere und Hauptwerke

Defoes literarische Karriere begann mit politischen Pamphleten und Essays, die oft kontroverse Themen behandelten. Erst später wandte er sich dem Schreiben von Romanen zu, die ihm bleibenden Ruhm einbrachten. Hier sind einige seiner bekanntesten Werke:

Robinson Crusoe

Robinson Crusoe (1719) ist wohl Defoes bekanntestes Werk und ein Klassiker der Weltliteratur. Der Roman erzählt die Geschichte von Robinson Crusoe, einem Seefahrer, der nach einem Schiffbruch 28 Jahre auf einer einsamen Insel verbringt. Crusoes Überlebenskampf, seine Selbstversorgung und seine Begegnungen mit Eingeborenen und anderen Schiffbrüchigen machen das Buch zu einer spannenden Lektüre. Der Roman gilt als einer der ersten realistischen Romane und hat zahlreiche Nachahmer und Fortsetzungen inspiriert.

Die Pest zu London

Die Pest zu London (1722), auch bekannt als A Journal of the Plague Year, ist ein fiktiver Bericht über die Große Pest von London im Jahr 1665. Der Roman ist eine Mischung aus historischem Bericht und literarischer Fiktion, in dem Defoe die Schrecken und das Chaos der Epidemie eindrucksvoll schildert. Durch die detaillierte Beschreibung des täglichen Lebens und der sozialen Auswirkungen der Pest schafft Defoe ein lebendiges Bild der damaligen Zeit.

Moll Flanders

The Fortunes and Misfortunes of the Famous Moll Flanders (1722) erzählt die Lebensgeschichte von Moll Flanders, die als Kind einer Strafgefangenen geboren wird und sich durch eine Reihe von Abenteuern und Verbrechen bis zum Wohlstand hocharbeitet. Der Roman behandelt Themen wie Armut, Kriminalität und soziale Mobilität und zeichnet ein realistisches Bild des Lebens im 17. Jahrhundert. Molls charakterliche Vielschichtigkeit und ihr Überlebenswille machen sie zu einer der faszinierendsten Figuren der englischen Literatur.

Bob Singleton

The Life, Adventures & Piracies of the Famous Captain Singleton (1720) ist ein weiterer Abenteuerroman von Defoe. Die Geschichte folgt dem Leben von Bob Singleton, einem Seefahrer und Piraten, der verschiedene Abenteuer erlebt, darunter Reisen nach Afrika und Indien sowie die Beteiligung an Piraterie. Der Roman bietet spannende Einblicke in das Leben und die Mentalität von Seefahrern und Piraten des 17. Jahrhunderts.

Denkwürdigkeiten eines englischen Edelmannes

Memoirs of a Cavalier (1720) ist ein fiktiver autobiografischer Bericht eines englischen Adeligen, der im Dreißigjährigen Krieg und im Englischen Bürgerkrieg kämpft. Der Roman ist bemerkenswert für seine realistische Darstellung von Kriegserfahrungen und politischen Umbrüchen der Zeit. Defoe zeigt hier seine Fähigkeit, historische Ereignisse lebendig und nachvollziehbar darzustellen.

Oberst Hannes

Colonel Jack (1722) erzählt die Geschichte von Jack, einem Waisenkind, das zum Dieb wird, bevor er schließlich als Plantagenbesitzer in Amerika endet. Der Roman behandelt Themen wie Armut, Kriminalität und Reue und zeigt Defoes Interesse an sozialen und moralischen Fragen. Jack durchläuft eine charakterliche Entwicklung, die ihn schließlich zu einem respektablen und reuigen Bürger macht.

Einfluss und Vermächtnis

Daniel Defoe hat mit seinen Werken einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung des englischen Romans ausgeübt. Seine realistischen Beschreibungen und komplexen Charaktere setzten neue Maßstäbe für die Literatur seiner Zeit. Defoes Fähigkeit, soziale und wirtschaftliche Themen in spannende Geschichten zu verpacken, hat ihm einen festen Platz in der Literaturgeschichte gesichert. Seine Werke werden auch heute noch gelesen und geschätzt, und viele seiner Themen und Erzähltechniken sind in der modernen Literatur weiterhin relevant.

Häufige Fragen zu „Bob Singleton“

Worum geht es in „Bob Singleton“?

„Bob Singleton“ erzählt die Geschichte des gleichnamigen Protagonisten, der als Kind von einer wohlhabenden Familie entführt und von Zigeunern aufgezogen wird. Später wird er Seemann und schließlich Pirat. Der Roman beschreibt seine Abenteuer, von der Durchquerung Afrikas bis zu seinen Piratenaktivitäten im Indischen Ozean und der Arabischen See.

Wer ist der Autor von „Bob Singleton“?

Der Roman wurde von Daniel Defoe geschrieben, einem englischen Schriftsteller, der vor allem durch seinen Roman „Robinson Crusoe“ bekannt wurde. „Bob Singleton“ wurde erstmals 1720 veröffentlicht.

Welche realen Personen oder Ereignisse haben Defoe zu diesem Roman inspiriert?

Es wird angenommen, dass die Erlebnisse von Henry Every, einem englischen Piraten des späten 17. Jahrhunderts, teilweise als Inspiration für die Geschichte dienten.

Wie ist die Handlung von „Bob Singleton“ aufgebaut?

Der Roman ist in zwei Hauptteile gegliedert: Der erste Teil beschreibt Bobs Reise durch Afrika, während der zweite Teil seine Zeit als Pirat im Indischen Ozean und der Arabischen See behandelt. Beide Teile sind geprägt von Abenteuern, wirtschaftlichen Überlegungen und moralischen Reflexionen.

Welche wichtigen Charaktere gibt es im Roman?

  • Bob Singleton: Der Protagonist, ein Seemann und späterer Pirat.
  • William Walters: Ein Quäker und Chirurg, der Singleton auf seinen Abenteuern begleitet und moralisch unterstützt.
  • Captain John Wilmot und Captain Frank Avery: Weitere wichtige Figuren in Singletons Leben als Pirat.

Was sind die Hauptthemen des Romans?

Zu den Hauptthemen gehören Abenteuer und Entdeckungen, moralische Reflexionen und Reue sowie die wirtschaftlichen und logistischen Aspekte der Piraterie. Defoe betont auch die Freundschaft und Loyalität zwischen Singleton und William Walters.

Wie endet die Geschichte von „Bob Singleton“?

Am Ende des Romans kehrt Singleton nach England zurück, wo er beschließt, ein ehrliches Leben zu führen. Er heiratet die Schwester von William Walters, einem Quäker, der ihn auf seinen Abenteuern begleitet hat. Die Geschichte endet mit einem Gefühl von Frieden und moralischer Erneuerung.

Wie wird Piraterie im Roman dargestellt?

Die Piraterie wird im Roman detailliert beschrieben, wobei ein besonderer Fokus auf den ökonomischen und logistischen Aspekten liegt. Singleton und seine Crew verhalten sich oft mehr wie Kaufleute und Abenteurer als wie traditionelle Piraten, was möglicherweise Defoes Kommentar zum Merkantilismus seiner Zeit ist.

Welche moralischen Lektionen lernt Bob Singleton im Verlauf der Geschichte?

Im Verlauf der Geschichte reflektiert Bob über die moralischen Implikationen seiner Taten und entwickelt eine tiefe Reue. Durch die Freundschaft mit William Walters und die Reflexion über seine eigenen Handlungen wird Singleton schließlich zu der Erkenntnis gebracht, dass ein Leben in Sünde und Piraterie letztlich zu nichts führt.

Bob Singleton – Buch

Daniel Defoe Bob SingletonDaniel Defoe.
Bob Singleton.
Übersetzt von Joseph Grabisch.
Originaltitel: The Life, Adventures, and Pyracies of the Famous Captain Singleton.
Erstdruck: London 1720.
Durchgesehener Neusatz, diese Ausgabe folgt:
Defoe, Daniel: Leben und Abenteuer des weltbekannten Seeräubers Bob Singleton.
In: Die Romane des Daniel Defoe in deutschen Übertragungen, Teil: [4]. G. Müller Verlag, München 1919.

Neuausgabe, LIWI Verlag, Göttingen 2020.
LIWI Literatur- und Wissenschaftsverlag

EAN: 9783965423503
ISBN: 3965423509
Paperback.
Juli 2020 – 144 Seiten

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Verfasst von Thomas Löding, LIWI Blog, zuletzt aktualisiert am 02. Juni 2024