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Renommierte Verlage und seriöse Wissenschaftsverlage
Im deutschsprachigen Raum gibt es eine breit aufgestellte Verlagslandschaft. Die Branchenstatistik Buch und Buchhandel vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels listete 2017 14.200 Verlage. Und selbst, wenn man die Kriterien für eine Verlagsdefinition enger ansetzt und wie das Statistische Bundesamt nur als Verlag definiert, wer einen Umsatz von mehr als 17.500 € im Jahr erzielt, kommt immer noch auf rund 2.200 Verlage. Doch welche Verlage sind die wirklich renommierten deutschsprachigen Verlage?
Orientiert man sich an einer Rangliste, die im Literatur-Special des Magazins Cicero anlässlich der Frankfurter Buchmesse im Jahr 2010 veröffentlicht wurde, ist der Hanser Verlag der renommierteste deutschsprachige Verlag. Auf den Plätzen zwei und drei folgen der S. Fischer Verlag und der Suhrkamp Verlag.
Die Top 10 der renommierten deutschen Verlage nach dem Cicero-Magazin im Überblick:
Renommierte Verlage Top 10
- Carl Hanser
Der Münchner Verlag Carl Hanser befindet sich auch nach über 90 Jahren noch als einer von wenigen deutschen Verlagen im Besitz der Gründerfamilie. Mit 250 Mitarbeitern gehört er zu den mittelständischen Verlagsunternehmen, kann jedoch mit Autoren wie Jorge Luis Borges, Umberto Eco, Philip Roth, Arno Geiger, Martin Mosebach und Botho Strauss und einem Umsatz von 55 Millionen Euro aufwarten.
- S. Fischer
Der S. Fischer Verlag blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Er gehört zu den fünf umsatzstärksten Belletristik- und Sachbuchverlagen in Deutschland. Zu seinen wichtigsten Autoren gehören Carlos Fuentes, G. García Márquez, A.C. Doyle, Thomas Brussig, Josef Haslinger, Christoph Ransmayr und Julia Franck.
- Suhrkamp
Die Suhrkamp Verlag AG ist eine Verlagsgruppe zu der neben dem Suhrkamp Verlag, der Insel Verlag, der Deutsche Klassiker Verlag, der Jüdische Verlag, der Verlag der Weltreligionen und der Theaterverlag gehören. Gegründet 1950 geht Suhrkamp in seinen Wurzeln auf den S. Fischer Verlag zurück – auf den Teil, der während des Dritten Reichs “arisiert” wurde. Suhrkamp zählt große Namen wie T.S. Eliot, G.B. Shaw, Berthold Brecht, Benjamin, Adorno, Bloch, Wittgenstein, Handke, Enzensberger und Frisch zu seinem Programm.
- KOOKbooks
Eine der größten Überraschungen bei der Umfrage nach den renommiertesten Verlagen ist wohl der kleine Independent-Verlag KOOKbooks auf Platz vier. Das Verlagsprogramm: Lyrik und moderne Prosa. Der Umsatz: kaum der Rede wert. Hatte der Verlag doch im Jahr 2018 erst Probleme, da das Finanzamt seine Gewinnerzielungsabsicht prüfte. Zu den Autoren und Autorinnen gehören Gerhard Falkner, Sabine Scho und Uljana Wolf.
- Berlin Verlag
Der Berlin Verlag gehört mit seiner Gründung im Jahr 1994 zu den jüngeren Unternehmen auf der Liste der renommierten Verlage. Neben belletristischen Werken hat der Verlag auch Sachbücher im Programm. Ein Schwerpunkt liegt auf internationaler Literatur. Der Verlag vertritt Autoren wie Margaret Atwood, Elfriede Jelinek und Ingo Schulze.
- Kiepenheuer & Witsch
Wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Publikumsverlag Kiepenheuer & Witsch gegründet. Aktuell verlegt der KiWI Verlag etwa 800 Autoren und Autorinnen. Zum Programm gehören Unterhaltungsliteratur, literarisch anspruchsvolle Werke und Sachbücher mit Autoren wie Vicky Baum, Heinrich Böll, Dieter Wellershoff, Peter Härtling und Don DeLillo.
- Rowohlt
Sachbücher und Belletristik werden vom 1908 gegründeten Rowohlt Verlag herausgebracht. In seiner geschichtsträchtigen Laufbahn vertrat der Verlag prominente deutsche und internationale Schriftsteller wie Daniel Kehlmann, Martin Walser, Ernest Hemingway, Jonathan Franzen und Siri Hustvedt.
- Diogenes
Loriot, Sempé und Ungerer, Eric Ambler, Patrick Süskind, Georges Simenon, Bernhard Schlink und Friedrich Dürrenmatt: Auch der Schweizer Diogenes Verlag kann mit großen Namen aufwarten. Der Verlag setzt seinen Schwerpunkt auf Belletristik, verlegt jedoch auch Kinderbücher, Cartoonbände und Literaturklassiker.
- Wallstein
Geisteswissenschaften und Belletristik sind der Schwerpunkt des Verlagsprogramms beim Wallstein Verlag. Wichtigste Autoren sind unter anderem Gottfried Benn, Karl Kraus und Lukas Bärfuss.
- C.H. Beck
Nicht nur qualitativ, auch quantitativ kann der Verlag C.H. Beck zu den größten deutschen Verlagen gerechnet werden: über 600 Mitarbeiter und um die 1.700 Neuerscheinungen pro Jahr. Dabei umfasst das Verlagsprogramm die Bereiche Recht, Steuern, Wirtschaft und Literatur, Sachbuch und Wissenschaft. Zu den bekanntesten Verlagsautoren gehören Ralf Dahrendorf, Alexander Demandt, Heimito von Doderer, Alfred Grosser und Jan Philipp Reemtsma.
Was macht einen seriösen Verlag aus?
Umsatzzahlen, Absatzzahlen, Mitarbeiterzahl, Anzahl der veröffentlichten Bestseller: Kann man anhand bloßer Zahlen feststellen, ob ein Verlag wirklich als renommiert oder gar als seriös gilt? Wichtiger für die Einordnung eines Verlags sind seine Geschichte, seine Autoren, das Verlagsprogramm und nicht zuletzt sein Umgang mit seinen Autoren. So ist es kein Wunder, dass sich bei der Frage nach den renommiertesten Verlagen geschichtsträchtige Verlage mit namhaften deutschen und internationalen Autoren und einem literarisch anspruchsvollen Verlagsprogramm tummeln.
Renommierte Wissenschaftsverlage
Was aber zeichnet die wichtigsten Wissenschaftsverlage aus? Die Welt der Wissenschaft wird von einigen wenigen großen Verlagen dominiert. Hier ist auch schon einmal von den “Big Five” die Rede. Denn es sind fünf Wissenschaftsverlage, die über die Hälfte aller weltweit erscheinenden Fachartikel veröffentlichen.
Die Big Five der Wissenschaftsverlage:
- Reed-Elsevier: Der größte der Big Five hat seinen Sitz in den Niederlanden und gehört zur RELX Group. Die Verlagsgruppe erzielte im Jahr 2016 einen Umsatz von 4,8 Milliarden Euro.
- Wiley-Blackwell: Der US-Verlag mit Ursprung in der 1807 gegründeten Druckerei Charles Wiley erzielte im Geschäftsjahr 2016 einen Umsatz von 1,73 Milliarden US Dollar.
- Springer: Springer Nature tat sich im Jahr 2018 als der Verlag in Deutschland mit dem höchsten Umsatz hervor. 576,4 Millionen Euro konnte der Verlag mit Schwerpunkt auf wissenschaftlichen Zeitschriften und Büchern sowie Fach- und Lernmedien erwirtschaften.
- Taylor & Francis: Bei Taylor & Francis handelt es sich um eine britische Verlagsgruppe. Über 1000 Wissenschaftszeitschriften und 2000 Bücher werden von der Verlagsgruppe pro Jahr verlegt. 2017 betrug der Umsatz 530 Millionen Pfund.
- Sage Publications: Der unabhängige Wissenschaftsverlag wurde 1965 in den USA gegründet und gibt wissenschaftliche Journale wie das Multiple Sclerosis Journal und die American Sociological Review heraus.
Wissenschaftsverlage in der Kritik – Was darf Wissen kosten?
Um Wissenschaftsverlage und ihre Umsatzzahlen gibt es eine zum Teil hitzige Debatte. So zahlen allein die deutschen Universitäten 100 Millionen Euro pro Jahr, um Zugang zu den Fachmagazinen der großen Wissenschaftsverlage zu erlangen. Und sie zahlen auch für die Magazine, deren Fachartikel von den eigenen Wissenschaftlern stammen. So sind gerade die großen Wissenschaftsverlage in die Kritik geraten.
Der Elsevier Verlag hat beispielsweise Umsatzrenditen zwischen 30 und 40 Prozent. Die geforderten Preise und die hohen Gewinnmargen rechtfertigt der Verlag damit, dass er mit den Gewinnen wiederum Forschern helfe, ihre Projekte voranzubringen. Wissenschaftler wiederum bemängeln, dass durch die Preispolitik der Wissenschaftsverlage und das aktuelle System Steuergelder verschwendet würden.
Der Staat zahlt Forschungsgelder und muss zusätzlich noch einmal bezahlen, um auf die veröffentlichten Ergebnisse dieser Forschung zugreifen zu dürfen. Ein weiterer Kritikpunkt an der Preispolitik sind die Zeitschriften-Bündel. Universitäten können oftmals nicht einfach die gewünschten Magazine erstehen, sondern können diese nur zusammen mit anderen Zeitschriften im Paket abonnieren. Und die Preise für diese Abopakete steigen stetig. Doch was sind die Alternativen?
Inzwischen gibt es immer mehr Internetseiten, die mit Raubkopien von Papern handeln oder diese sogar kostenlos zur Verfügung stellen. Dies ist natürlich keine Alternative.
Eine Lösung sehen manche in Open Access. Hier zahlt die Forschungseinrichtung oder der Wissenschaftler einen einmaligen Betrag für die Veröffentlichung eines Papers und der interessierte Leser kann kostenlos darauf zugreifen. Damit würde Wissenschaftsverlagen langfristig das Wasser abgegraben. Inzwischen gibt es schon mehrere hunderte Open-Access-Journals.
Eine weitere Möglichkeit wäre, dass die Universitäten selbst zu Verlegern werden. Allerdings werden wissenschaftliche Artikel bei den etablierten Journals einem Review-Verfahren unterzogen. Um die Qualität ihrer Veröffentlichungen zu sichern müssten auch die Universitäten ein System etablieren, bei dem von externen Reviewern Paper vor der Veröffentlichung geprüft werden.
Ob Umsatzzahlen, Namhaftigkeit der Autoren, Geschichtsträchtigkeit oder Anzahl an Bestsellern – in der Verlagswelt gibt es einen elitären Kreis renommierter Verlage, in den junge Autoren und Wissenschaftler ohne Rang und Namen nur schwer Fuß fassen können.
Kleinere Verlage, die sich für eine besondere Qualität ihrer Veröffentlichung verbürgen haben daher eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, neuen Talenten und innovativen Ideen eine Stimme zu geben.
Der LIWI Literatur- und Wissenschaftsverlag in der Universitätsstadt Göttingen zählt mit seiner Gründung im Jahr 2018 beispielsweise zu den kleineren Verlagen, der neben renommierten Literaturklassikern seit 2020 auch aktuelle Wissenschaft publiziert.
Literatur und Links
- Buch, Jerome: Zugang verweigert. Macht der Wissenschaftsverlage, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung FAZ vom 18.10.2019, https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/campus/macht-der-wissenschaftsverlage-plagt-deutsche-unis-16427271.html Zugriff am 14.04.2020.
- Röhring, Hans-Helmut; Fetzer, Günther: Wie ein Buch entsteht. Einführung in den Buchverlag. wbg Academic, 2019.
- Seite „LIWI Verlag“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 25. Februar 2023, 07:31 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=LIWI_Verlag&oldid=231225382 (Abgerufen: 27. März 2024)
- Artikel „Die 20 renommiertesten Buchverlage“, in: Tagesanzeiger https://www.tagesanzeiger.ch/kultur/buecher/die-20-renommiertesten-buchverlage/story/17345232 Zugriff am 09.04.2020.
Lesen Sie auch die große Serie: Was macht ein Verlag?
Teil 1: Mehr als nur verlegen
Teil 2: Vom Manuskript zum Buch – das Lektorat
Teil 3: Buchgestaltung und Design
Teil 4: Druck & Vertrieb
Teil 5: Klassische Marketing-Methoden
Verfasst von Thomas Löding, LIWI Blog, zuletzt aktualisiert am 27. März 2024
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