Daniel Defoe - Die Pest zu London liwi verlag

Die Pest zu London

„Weinen und Klagen fast in jedem Hause, besonders in der ersten Zeit der Seuche. Denn später stumpften sich die Herzen ab. Der Tod war beständig vor unsern Augen, und auch der Verlust der Freunde kümmerte den nicht mehr viel, der vielleicht schon in der nächsten Stunde das eigne Leben zu verlieren erwarten mußte.“

Daniel Defoes berühmter, in Berichtform verfasster Text über die Große Pest von London in den Jahren 1665 und 1666 erschien erstmals 1722 unter dem Titel „A Journal of the Plague Year“. Aufgrund der Corona-Pandemie und der besonders schwierigen Situation in England findet Defoes „Klassiker der Seuchenliteratur“ (Sigrid Löffler im Deutschlandfunk) heute wieder neue Beachtung. Neuausgabe des Klassikers mit einem Nachwort des Übersetzers.

Die Pest zu London – Zusammenfassung

„Die Pest zu London“ (im Original „A Journal of the Plague Year“) von Daniel Defoe ist ein historischer Roman, der das Leben in London während des Großen Pestjahres 1665 beschreibt. Der Roman wurde erstmals 1722 veröffentlicht und bietet einen packenden, wenn auch fiktionalisierten Bericht der Ereignisse. Defoe verwendet die Form eines Tagebuchs, das von einem Überlebenden der Pest namens H.F. geführt wird, um die Auswirkungen der Seuche auf die Stadt und ihre Einwohner detailliert zu schildern.

Einleitung und Setting

Das Buch beginnt mit einer Beschreibung Londons zu Beginn des Jahres 1665. H.F., der Erzähler, lebt in der Stadt und beobachtet, wie sich die Pest allmählich ausbreitet. Die ersten Anzeichen der Seuche werden in den Außenbezirken bemerkt, und bald beginnen die Menschen, in Panik zu geraten. Der Erzähler beschreibt die anfängliche Reaktion der Bevölkerung, die von Unglauben und Verleugnung geprägt ist. Viele glauben nicht an die Ernsthaftigkeit der Situation oder hoffen, dass die Pest nur vorübergehend ist.

Ausbruch der Seuche und erste Maßnahmen

Als die Pest sich weiter ausbreitet, reagieren die Behörden mit verschiedenen Maßnahmen. Quarantänebestimmungen werden eingeführt, und Häuser, in denen Pestkranke leben, werden mit einem roten Kreuz markiert und versiegelt. Bewaffnete Wachen werden postiert, um sicherzustellen, dass niemand das Haus verlässt oder betritt. Diese Maßnahmen sollen die Ausbreitung der Seuche eindämmen, führen jedoch oft zu tragischen Konsequenzen, da ganze Familien eingesperrt und sich selbst überlassen bleiben.

Leben in der Stadt während der Pest

Der Erzähler beschreibt eindringlich das Leben in der Stadt während der Seuche. Die Straßen sind leer, viele Geschäfte und Märkte sind geschlossen, und die wenigen Menschen, die sich noch draußen aufhalten, tun dies aus purer Notwendigkeit. Der Erzähler selbst bleibt in der Stadt, um seinen Geschäften nachzugehen und um den Kranken zu helfen. Er schildert die Angst und Verzweiflung der Menschen, die entweder vor der Pest fliehen oder sich in ihren Häusern verstecken.

Ein zentrales Thema des Buches ist die religiöse und moralische Reaktion der Menschen auf die Pest. Viele sehen die Seuche als eine Strafe Gottes und versuchen, durch Gebete und Bußübungen Vergebung zu erlangen. Andere wiederum verlieren ihren Glauben und geben sich dem Fatalismus hin. Es gibt auch zahlreiche Berichte über Wundergläubigkeit und Aberglauben, die in dieser Zeit weit verbreitet sind.

Sterblichkeit und Massengräber

Einer der eindrucksvollsten Aspekte des Buches ist die Beschreibung der hohen Sterblichkeitsrate und der Massengräber. H.F. berichtet von den täglichen Sterbelisten, die veröffentlicht werden, und von den Leichenkarren, die durch die Straßen fahren, um die Toten einzusammeln. Die Totenhäuser sind überfüllt, und viele Leichen werden in großen, hastig ausgehobenen Gruben bestattet. Die Schilderungen dieser Szenen sind sowohl grafisch als auch bewegend und vermitteln die schiere Verzweiflung und Hilflosigkeit, die die Menschen ergriffen hat.

Soziale Auswirkungen und menschliches Verhalten

Defoe untersucht auch die sozialen Auswirkungen der Pest und das Verhalten der Menschen unter extremen Bedingungen. Es gibt zahlreiche Geschichten über Heldenmut und Selbstlosigkeit, aber auch über Egoismus und Grausamkeit. Einige Menschen riskieren ihr Leben, um anderen zu helfen, während andere versuchen, aus der Notlage Profit zu schlagen. Es gibt Berichte über Plünderungen und Betrug, aber auch über großherzige Spenden und Gemeinschaftsgeist.

Wiederkehr des normalen Lebens

Gegen Ende des Buches beschreibt H.F. das allmähliche Nachlassen der Pest und die langsame Rückkehr des normalen Lebens. Die Sterberate beginnt zu sinken, und die Menschen wagen sich wieder aus ihren Häusern. Geschäfte öffnen erneut, und die Stadt beginnt, sich zu erholen. Der Erzähler reflektiert über die Lektionen, die aus der Pest gezogen werden können, und betont die Notwendigkeit von Vorsicht und Vorbereitung für zukünftige Seuchen.

Über den Autor Daniel Defoe

Daniel DefoeDaniel Defoe, geboren als Daniel Foe um 1660 in London, war ein vielseitiger und produktiver englischer Schriftsteller, Journalist und Pamphletist. Seine Schriften deckten ein breites Spektrum ab, von fiktionalen Werken bis hin zu politischer und ökonomischer Analyse. Defoe ist vor allem bekannt für seinen Roman Robinson Crusoe, doch sein literarisches Schaffen umfasst viele weitere bedeutende Werke. Er gilt als einer der Pioniere des englischen Romans und seine Werke bieten einen tiefen Einblick in die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse seiner Zeit.

Daniel Defoe – Robinson Crusoe

Robinson Crusoe, veröffentlicht im Jahr 1719, ist wohl das bekannteste Werk von Daniel Defoe. Der Roman erzählt die Geschichte von Robinson Crusoe, einem Seemann, der nach einem Schiffbruch auf einer einsamen Insel gestrandet ist. Crusoe verbringt 28 Jahre auf der Insel und überlebt dank seiner Ingeniosität und seinem unerschütterlichen Glauben an Gott. Das Buch gilt als einer der ersten englischen Romane und ist ein Meilenstein in der Entwicklung der Abenteuerliteratur. Es behandelt Themen wie Isolation, Selbstgenügsamkeit und das Verhältnis zwischen Mensch und Natur.

Daniel Defoe – Die Pest zu London

Die Pest zu London (Originaltitel: A Journal of the Plague Year), veröffentlicht 1722, ist ein fiktiver Dokumentarbericht über die Große Pest von London im Jahr 1665. Der Erzähler, ein fiktiver Charakter namens H.F., beschreibt detailliert die Verbreitung der Seuche, die Maßnahmen zur Eindämmung und die Auswirkungen auf die Bevölkerung. Das Werk kombiniert realistische Beschreibungen mit fiktiven Elementen, wodurch es eine authentische Darstellung der Ereignisse vermittelt. Defoes Werk ist ein bedeutendes Beispiel für frühe journalistische Literatur und bietet wertvolle Einblicke in die sozialen und psychologischen Auswirkungen von Epidemien.

Daniel Defoe – Moll Flanders

Moll Flanders, vollständig The Fortunes and Misfortunes of the Famous Moll Flanders, wurde 1722 veröffentlicht und erzählt die Lebensgeschichte einer Frau, die in London im 17. Jahrhundert lebt. Moll Flanders, die Protagonistin, ist eine bemerkenswerte Figur, die trotz widriger Umstände überlebt und sich immer wieder aus scheinbar ausweglosen Situationen befreit. Das Werk behandelt Themen wie Kriminalität, Armut und soziale Mobilität und ist bekannt für seine realistische Darstellung und komplexe Charakterentwicklung. Defoes Fähigkeit, die Perspektive einer Frau in einer von Männern dominierten Gesellschaft darzustellen, zeigt seine literarische Vielseitigkeit und sein Einfühlungsvermögen.

Daniel Defoe – Bob Singleton

The Life, Adventures and Piracies of the Famous Captain Singleton, bekannt als Bob Singleton, wurde 1720 veröffentlicht. Der Roman erzählt die Geschichte von Bob Singleton, einem Seemann, der sich der Piraterie zuwendet. Der Protagonist erlebt zahlreiche Abenteuer, darunter Reisen nach Afrika und Indien, und muss sich moralischen und ethischen Fragen stellen. Bob Singleton ist ein weiterer Beweis für Defoes Talent, spannende und fesselnde Geschichten zu schreiben, die gleichzeitig tiefere menschliche und gesellschaftliche Themen erkunden.

Daniel Defoe – Denkwürdigkeiten eines englischen Edelmannes

Denkwürdigkeiten eines englischen Edelmannes (Originaltitel: Memoirs of a Cavalier), veröffentlicht 1720, ist ein historischer Roman, der die fiktiven Memoiren eines Kavaliers während des Englischen Bürgerkriegs und des Dreißigjährigen Krieges erzählt. Das Werk bietet eine lebendige Schilderung der politischen und militärischen Ereignisse dieser Zeit und reflektiert Defoes Interesse an historischen Themen und seine Fähigkeit, diese in fesselnde Erzählungen zu verwandeln. Der Roman ist ein weiteres Beispiel für Defoes Bemühungen, historische Realität mit fiktionalen Elementen zu verbinden.

Daniel Defoe – Oberst Hannes

Oberst Hannes (Originaltitel: Colonel Jack), veröffentlicht 1722, erzählt die Lebensgeschichte eines Jungen namens Jack, der in Armut aufwächst, sich jedoch durch seine Intelligenz und seinen Überlebenswillen hocharbeitet. Der Roman thematisiert Jacks Werdegang vom Straßenjungen zum Kolonialpflanzer und Soldaten. Wie viele von Defoes Werken, beleuchtet auch Oberst Hannes die sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen seiner Zeit und untersucht moralische und ethische Fragestellungen. Defoe nutzt die Geschichte von Jack, um Themen wie Reue, Erlösung und die Auswirkungen von Erziehung und Umwelt auf das Individuum zu erforschen.

Leseprobe

Das Aussehen Londons war jetzt wirklich sehr verändert. Ich meine die ganze Häusermasse, City, Vorstädte, Westminster, Southwark, alles zusammen. Die eigentliche Stadt, innerhalb der Stadtmauern, war noch nicht stark verseucht. Aber doch war, wie gesagt, das allgemeine Aussehen ein anderes geworden. Sorge und Trauer zeigten sich auf allen Gesichtern, und obschon einige Stadtteile noch ziemlich frei waren, sahen doch alle Leute sehr bekümmert aus. Immer näher sahen wir die Seuche kommen, und jeder mußte sich selbst und seine Familie für aufs äußerste gefährdet halten. Wäre es möglich, jenen, die sie nicht erlebt haben, diese Zeit ganz vor Augen zu bringen, und den Lesern eine richtige Vorstellung von dem Grauen zu geben, das überall herrschte, so müßte es ihnen einen unauslöschlichen Eindruck machen und sie mit höchster Bestürzung erfüllen. Man kann wohl sagen, daß ganz London in Tränen schwamm. Zwar gingen die Trauernden nicht auf die Straße, kleideten sich auch nicht in Schwarz, nicht einmal für die nächsten Freunde, aber die Stimme der Trauer hallte doch durch alle Straßen. Das Geschrei der Frauen und Kinder an den Fenstern und Haustüren, hinter denen die nächsten Anverwandten vielleicht im Sterben oder schon als Leichen lagen, war so häufig zu hören, während man durch die Straßen ging, daß es auch dem Mutigsten durch Mark und Bein gehen mußte. Weinen und Klagen fast in jedem Hause, besonders in der ersten Zeit der Seuche. Denn später stumpften sich die Herzen ab. Der Tod war beständig vor unsern Augen, und auch der Verlust der Freunde kümmerte den nicht mehr viel, der vielleicht schon in der nächsten Stunde das eigne Leben zu verlieren erwarten mußte.

Die Geschäfte führten mich zuweilen an das andere Ende der Stadt, als die Seuche dort am stärksten herrschte, und da mir wie übrigens jedem andern die Sache noch neu war, sah ich mit keiner kleinen Überraschung, wie verödet die sonst so belebten Straßen waren, in denen man kaum hier und da einen Menschen antraf. Wäre ich ein Fremder gewesen, hätte ich manchmal ganze Straßen lang, wenigstens was die Nebengassen betrifft, kein lebendes Wesen gefunden, um nach dem Wege zu fragen, außer den Wachleuten, die vor den abgesperrten Häusern aufgestellt waren, welchen Umstand ich gleich näher erklären werde.

Als ich eines Tages in einer besonderen Angelegenheit in jenem Teile der Stadt war, bewog mich die Neugier, alles genauer als sonst zu betrachten. Ich ging daher eine große Strecke weiter, wo ich eigentlich nichts zu tun hatte. In Holborn waren viele Leute auf der Straße, aber sie gingen alle in der Mitte, weder rechts noch links, um, wie ich vermute, ein Zusammentreffen mit jedem zu vermeiden, der etwa aus einem Hause herauskäme, und auch, um den Gerüchen zu entgehen, die aus den verseuchten Häusern drangen.

Die Rechtskollegien waren alle geschlossen, und auch im Temple, in Lincolns Inn oder Grays Inn fand man nur wenige Rechtsanwälte. Es gab keine Prozesse mehr, also hatten sie nichts zu tun, abgesehen von den Gerichtsferien, die die meisten dazu benutzten, aufs Land zu gehen. An einigen Plätzen waren ganze Häuserreihen sorgsam verschlossen. Die Bewohner waren alle geflohen, nur ein oder zwei Wachleute zu sehen.

Wenn ich sage, daß ganze Häuserreihen verschlossen waren, so meine ich nicht, daß das auf Befehl der Behörden geschehen war. Eine Menge Leute waren dem Hofe gefolgt, in dessen Diensten sie standen, und auch andere waren aus Angst vor der Pest geflohen, so daß manche Straßen völlig verödet erschienen. Die Furcht war damals in der eigentlichen City noch lange nicht so groß, denn wenn auch anfangs dort ein unaussprechliches Entsetzen überhandnahm, ging die Seuche zuerst doch oft wieder zurück, so daß die Leute wiederholt aufgeschreckt wurden und sich dann wieder beruhigten, bis sie sich endlich daran gewöhnten. Selbst wenn die Seuche dann von neuem heftiger auftrat, verloren sie nicht mehr den Mut, weil sie sahen, daß sie sich nicht sofort in der City, den östlichen und südlichen Teilen verbreitete. Und außerdem war alles ein wenig abgestumpft. Es ist nicht zu leugnen, daß eine ungeheure Masse Volkes geflohen war, aber hauptsächlich aus den westlichen Stadtteilen und jenen, die man das Herz der City nennt, also vornehmlich reiche Leute oder solche, die weder Beruf noch Geschäft hatten. Die andern waren im allgemeinen geblieben, in Erwartung des Schlimmsten, so in den äußern Bezirken und Vorstädten, in Southwark, Ratcliff, Stepney, Rotherhithe und da herum, bis auf die wenigen Wohlhabenderen, die unabhängig waren.

Man darf nicht vergessen, daß beim Ausbruch der Seuche London mit all seinen Vorstädten richtig überfüllt an Menschen war. Wenn auch seither die Bevölkerung weiter mächtig zugenommen hat, so waren doch damals, nach Beendigung des Krieges, Auflösung der Heere, und Wiederherstellung der Monarchie die Leute haufenweise nach London gekommen, um sich dort geschäftlich niederzulassen oder bei Hofe Anstellung, Belohnung für geleistete Dienste und was dem mehr ist, zu suchen. Man nahm an, daß auf solche Weise die Stadtbevölkerung um mehr als 100 000, ja, wie manche behaupteten, aufs Doppelte gestiegen war. Strömten doch all die zugrunde gerichteten Familien der Königspartei hier zusammen, all die verabschiedeten Soldaten, die sich nun um irgendeinen Handel umsahen, und auch außerdem eine Masse Menschen. Denn der Hof erschien in Pracht und neuem Glanze, das Geld flog nur so hinaus, und die Befriedigung über die Wiederherstellung des Königtums zog nicht wenige Familien nach der Hauptstadt.

Aber nun wieder zurück zum Beginn dieser erstaunlichen Zeit, als die Angst des Volkes erst im Entstehen war. Mehrere seltsame Ereignisse kamen dazu, sie zu verstärken, und wenn man sie nebeneinander hält, muß man sich wirklich wundern, daß nicht das ganze Volk, wie ein Mann, die Heimstätten verließ und sich aus einem Orte flüchtete, den der Fluch des Himmels getroffen hatte, mit allem, was in ihm lebte, vom Erdboden zu verschwinden. Ich will nur einiges davon anführen, von dem vielen, mit dem die Hexenmeister und Schlauköpfe einen solchen Schwindel trieben, daß ich nicht erstaunt gewesen wäre, wenn alle, besonders die Frauen, die Stadt verlassen hätten.

Häufige Fragen zu „Die Pest zu London“ von Daniel Defoe

Was ist der Inhalt von „Die Pest zu London“?

Das Buch schildert die Erlebnisse und Beobachtungen des fiktiven Erzählers H. F. während der Großen Pest in London 1665. Es beschreibt die Ausbreitung der Seuche, die Maßnahmen zur Bekämpfung, die Flucht der Bewohner, die wirtschaftlichen und sozialen Folgen sowie das Ende der Epidemie. Der Erzähler reflektiert auch die menschlichen Reaktionen und gibt Empfehlungen für den Umgang mit zukünftigen Epidemien.

Wer ist der Erzähler in „Die Pest zu London“?

Der Erzähler ist ein fiktiver Charakter mit den Initialen H. F., ein Sattler, der in Aldgate/Whitechapel lebt. Er bleibt aus religiösen Gründen in London, beobachtet die Entwicklung der Pest und berichtet über seine Erlebnisse und die Geschichten anderer Menschen.

Welche Maßnahmen wurden zur Bekämpfung der Pest ergriffen?

Zu den Maßnahmen gehörten Meldepflicht bei den ersten Symptomen, ärztliche Untersuchungen, Quarantäne der Betroffenen, Bereitstellung von Pflegerinnen, Bewachung der Häuser, um ein Verlassen zu verhindern, und die Versorgung der Eingeschlossenen mit Nahrungsmitteln und Medikamenten. Es wurden auch Vergnügungen verboten, und Pesthäuser wurden eingerichtet.

Warum flohen viele Menschen aus London während der Pest?

Viele wohlhabende Bürger verließen die Stadt, um der Ansteckungsgefahr zu entgehen. Sie zogen auf ihre Landsitze oder auf Schiffe, die auf der Themse verankert waren. Der Erzähler beschreibt die Schwierigkeiten der Flüchtlinge, im Umland Unterkunft und Nahrung zu finden, da viele Dörfer aus Angst vor Ansteckung Fremde abwiesen.

Welche wirtschaftlichen Folgen hatte die Pest?

Die Schließung von Geschäften und die Flucht der Geschäftsleute führten zu Versorgungsengpässen und Ernährungsproblemen. Viele Arbeitslose nahmen trotz Ansteckungsgefahr Stellen als Pfleger und Wachtleute an. Der Überseehandel und der Binnenmarkt waren stark eingeschränkt, und englische Schiffe durften weltweit nicht mehr anlegen.

Wie erlebten die Menschen in London die Pest?

Die Menschen erlebten Verzweiflung, Angst und Hoffnungslosigkeit. Viele hielten die Quarantäneregeln nicht ein und versuchten zu fliehen. Es kam zu Wahnsinnstaten und Suiziden. Die Behörden konnten das Überwachungssystem nicht aufrechterhalten, und viele Leichen blieben unbeachtet, bis der Verwesungsgeruch auffiel.

Wann endete die Pest in London?

Die Epidemie ging im Herbst 1665 und im Winter 1666 zurück. Die Krankheit verlief weniger hart, und viele Infizierte überlebten. Das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben erholte sich langsam. Nach einem kalten Winter galt die Seuche gegen Februar 1666 als überwunden.

Welche Bewertungen und Vorschläge macht der Erzähler?

Der Erzähler kritisiert die Sorglosigkeit der Menschen und die ineffektiven Quarantänemaßnahmen. Er schlägt vor, mehr Pesthäuser einzurichten und die Menschen zur besseren Vorratshaltung anzuhalten. Er sieht die Pest als göttliches Strafgericht und ihr Verschwinden als göttliche Barmherzigkeit, betont aber die Verantwortung der Menschen für ihr Leben und das der Mitbürger.

Welche literarische Form hat „Die Pest zu London“?

Das Werk ist eine Mischung aus Bericht, Beschreibung, Erlebniserzählung, Erörterung und Kommentar. Es kombiniert verschiedene Darstellungsformen und erzielt dadurch einen Effekt der Authentizität. Der Text ist fortlaufend ohne Kapitelunterteilung und im Wesentlichen chronologisch aufgebaut.

Wie wurde „Die Pest zu London“ rezipiert?

Zunächst wurde das Buch als Sachbuch gelesen. Seit der Entdeckung des Alters von Defoe zur Zeit der Pest wird der fiktive Status des Werks betont. Es wird als Kombination aus Historie und Fiktion gesehen. Kritiker heben die realistische Darstellung und die sorgfältige Recherche hervor. Während der COVID-19-Pandemie erhielt das Buch einen aktuellen Bezug und wurde in wissenschaftlichen Artikeln und Zeitungen diskutiert.

„Die Pest zu London“ – Buch

Daniel Defoe - Die Pest zu London liwi verlagDaniel Defoe.
Die Pest zu London.
Übersetzt von Heinrich Steinitzer.
Mit einem Nachwort des Übersetzers und zwei Abbildungen (Abdruck des Titelblatts der Erstausgabe von 1722 sowie ein Porträt Daniel Defoes aus dem 17./18. Jahrhundert).
Originaltitel: Daniel Defoe: A Journal of the Plague Year, E. Nutt, London 1722.
Durchgesehener Neusatz, diese Ausgabe folgt dem Erstdruck der Übersetzung von Heinrich Steinitzer:
Daniel Defoe: Die Pest zu London. G. Müller Verlag, München 1925 [Ausg. 1924].

Neuausgabe, LIWI Verlag, Göttingen 2020.
LIWI Literatur- und Wissenschaftsverlag

Buch bestellen

(Anzeige / Affiliatelink)*

buch amazon
buch thalia
buch geniallokal

Weitere Werke des Autors:

„Die besten Bücher aller Zeiten“ – Listen zum Stöbern:

„Die besten Bücher“ – Auswahl des LIWI Blogs:

„Literaturpreis – Gewinner“:

Verfasst von Thomas Löding, LIWI Blog, zuletzt aktualisiert am 02. Juni 2024