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Franz Kafka – Biografie und Zitate
Biografie
Franz Kafka, geboren am 3. Juli 1883 in Prag, war der Sohn des jüdischen Kaufmanns Herrmann Kafka und Julie Kafka, geborene Löwy. Zwischen 1901 und 1906 studierte er zuerst Germanistik und dann Jura an der Deutschen Universität in Prag. Im Jahr 1902 begann seine langjährige Freundschaft mit Max Brod, der ihm bei seinen Veröffentlichungen unterstützte. Kafka’s frühestes erhaltenes literarisches Werk ist „Beschreibung eines Kampfes“ aus den Jahren 1904/05. Er zerstörte später viele seiner frühen Werke, die nicht mehr seinen künstlerischen Ansprüchen genügten.
1906 schloss Kafka sein Jurastudium mit einem Doktortitel ab und absolvierte eine einjährige Rechtspraxis. Ab 1907 arbeitete er bei der privaten Versicherungsgesellschaft Assicurazioni Generali und von 1908 bis 1922 für die Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt für das Königreich Böhmen. In den Jahren 1909 und 1910 nahm er an Treffen tschechischer Anarchisten teil und lernte dort die Lehren russischer Revolutionäre kennen.
Ab 1910 begann Kafka, Tagebücher zu führen, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren. 1911 musste er sich aufgrund einer Lungenerkrankung in einem Sanatorium behandeln lassen. Im Jahr 1912 entstanden die ersten Entwürfe zu seinem Werk „Der Verschollene“ und er veröffentlichte sein erstes Buch „Betrachtung„. Im selben Jahr traf er Felice Bauer und begann einen umfangreichen Briefwechsel mit ihr. Mit „Das Urteil„, geschrieben 1912, etablierte Kafka seinen einzigartigen Stil, der ihm später Weltruhm einbrachte.
1913 fand Kafkas erste öffentliche Lesung statt und er veröffentlichte „Der Heizer„. 1914 verlobte er sich kurz mit Felice Bauer, trennte sich jedoch noch im selben Jahr. Trotz des Beginns des Ersten Weltkriegs wurde Kafka nicht eingezogen und begann, an „Der Prozess“ zu arbeiten. 1915 erhielt er den Fontane-Preis und veröffentlichte „Die Verwandlung„.
1917 löste Kafka seine zweite Verlobung mit Bauer auf, nachdem er eine Lungentuberkulose diagnostiziert bekam.
Er zog zu seiner Schwester Ottla nach Zürau.
1919 verlobte er sich mit Julie Wohryzek und schrieb den autobiografischen „Brief an den Vater„.
1920 begann er einen Briefwechsel mit der Journalistin Milena Jesenská und trennte sich von Wohryzek.
1922 entstand sein Roman „Das Schloß“ und „Ein Hungerkünstler“ wurde veröffentlicht. 1923 begann Kafka ein gemeinsames Leben mit Dora Diamant in Berlin und beschäftigte sich intensiv mit der hebräischen Literatur. In dieser Zeit entstanden „Eine kleine Frau“ und „Der Bau„.
1923/24 kehrte Kafka aufgrund der Inflation und politischen Unruhen sowie seines sich verschlechternden Gesundheitszustands nach Prag zurück. Sein letztes Werk, „Josefine, die Sängerin, oder Das Volk der Mäuse„, entstand. Kafka starb am 3. Juni 1924 im Sanatorium in Kierling bei Wien.
Trotz Kafkas Wunsch, seine Werke zu verbrennen, veröffentlichte Brod postum „Der Prozess„, „Das Schloß„, „Amerika“ und weitere Fragmente, Briefe und Tagebücher.
Zitate (sortiert nach Werken)
Der Prozess
„Die Lüge wird zur Weltordnung gemacht.“
„Hier konnte niemand sonst Einlaß erhalten, denn dieser Eingang war nur für dich bestimmt. Ich gehe jetzt und schließe ihn.“ – Der Türhüter, 9. Kapitel,
„Das Gericht will nichts von dir. Es nimmt dich auf, wenn du kommst, und es entläßt dich, wenn du gehst.“ – Der Geistliche
„Das Urteil kommt nicht mit einemmal, das Verfahren geht allmählich ins Urteil über.“ – Der Geistliche
„Jemand mußte Josef K. verleumdet haben, denn ohne daß er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet.“ – Erster Satz
„Richtiges Auffassen einer Sache und Mißverstehn der gleichen Sache schließen einander nicht vollständig aus.“ – Die Erklärer
Tagebücher
„Zweifellos ist in mir die Gier nach Büchern. Nicht eigentlich sie zu besitzen oder zu lesen, als vielmehr sie zu sehn, mich in der Auslage eines Buchhändlers von ihrem Bestand zu überzeugen.“ – Tagebücher, 11. November 1911.
„Es gibt Möglichkeiten für mich, gewiß, aber unter welchem Stein liegen sie?“ – Tagebücher, 12. Januar 1914
„Goethe hält durch die Macht seiner Werke die Entwicklung der deutschen Sprache wahrscheinlich zurück.“ – Tagebücher, 25. Dezember 1911
„Ich bin unpünktlich, weil ich die Schmerzen des Wartens nicht fühle. Ich warte wie ein Rind.“ – Tagebücher, 18. Dezember 1911
„Was ich geleistet habe, ist nur ein Erfolg des Alleinseins.“ – Tagebücher, 21. Juli 1913
Briefe
„Manches Buch wirkt wie ein Schlüssel zu fremden Sälen des eigenen Schlosses.“ – An Oskar Pollak [9. November 1903]
„Ich glaube, man sollte überhaupt nur solche Bücher lesen, die einen beißen und stechen. Wenn das Buch, das wir lesen, uns nicht mit einem Faustschlag auf den Schädel weckt, wozu lesen wir dann das Buch?“ – An Oskar Pollak, 27. Januar 1904
„[…] ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns.“ – An Oskar Pollak, 27. Januar 1904.
„Liebe ist, daß Du mir das Messer bist, mit dem ich in mir wühle.“ – An Milena, Prag, 14. September 1920.
Der Bau
„Das schönste an meinem Bau ist aber seine Stille. Freilich, sie ist trügerisch. Plötzlich einmal kann sie unterbrochen werden und alles ist zu Ende. Vorläufig aber ist sie noch da.“ – Der Bau.
Falsch zugeschrieben
„Wege entstehen dadurch, daß man sie geht.“
Ein schönes Zitat, welches nichts von seiner Kraft verliert, wenn man zur Kenntnis nimmt, dass es 1912 vom spanischen Dichters Antonio Machado veröffentlicht wurde: „caminante, no hay camino, se hace camino al andar“ Wörtlich übersetzt: „Es gibt keinen Weg, man macht sich den Weg selbst“, Lyrik-Band „Campos de Castilla“. Bei Kafka findet es sich nicht. Danke für diesen Hinweis an Zitatforschung.
FAQ
Wer war Franz Kafka?
Franz Kafka (1883–1924) war ein deutschsprachiger Schriftsteller aus Prag, der für seine surrealen und existenziell beladenen Werke bekannt ist. Seine Erzählungen und Romane, darunter „Die Verwandlung“, „Der Prozess“ und „Das Schloss“, erforschen komplexe Themen wie Isolation, Schuld und das Absurde, oft innerhalb bürokratischer oder dystopischer Gesellschaften.
Wie war Kafkas Beziehung zu Max Brod?
Max Brod war Kafkas engster Freund und Vertrauter. Trotz Kafkas Wunsch, dass Brod seine unveröffentlichten Werke nach seinem Tod verbrennen sollte, entschied Brod, sie zu veröffentlichen und zu bewahren, was maßgeblich zu Kafkas postumer Bekanntheit beitrug.
Wofür ist „Das Urteil“ bekannt?
„Das Urteil“, geschrieben 1912, ist bekannt für die Einführung von Kafkas einzigartigem Stil, der von Ambiguität, der Darstellung von Konflikten zwischen Individuum und Autorität sowie der Erforschung von Schuld und Entfremdung geprägt ist.
Hatte Kafka gesundheitliche Probleme?
Ja, Kafka litt ab 1917 an Lungentuberkulose, was einen großen Einfluss auf sein Leben und Werk hatte. Seine Krankheit führte zu mehreren Sanatoriumsaufenthalten und beeinträchtigte zunehmend seine Fähigkeit zu schreiben. Er starb 1924 im Alter von 40 Jahren an den Folgen der Krankheit.
Was sind einige der Hauptthemen in Kafkas Werk?
Kafkas Werke erforschen Themen wie die Absurdität des Lebens, die Unzugänglichkeit der Wahrheit, die Ohnmacht des Individuums gegenüber unbegreiflichen Mächten und Bürokratien, die Zerrissenheit des modernen Menschen und die Suche nach Identität und Sinn.
Was bedeutet das Zitat „Die Lüge wird zur Weltordnung gemacht“ aus „Der Prozess“?
Dieses Zitat reflektiert Kafkas zynische Sicht auf die Gesellschaft und ihre Institutionen, in denen Wahrheit und Gerechtigkeit oft verzerrt oder ignoriert werden, um die bestehende Ordnung zu erhalten oder zu festigen.
Was ist die Bedeutung des Zitats „Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns“?
Mit diesem Zitat drückt Kafka die Überzeugung aus, dass Literatur tiefgreifend und provokativ sein sollte, indem sie den Leser herausfordert und zum kritischen Nachdenken anregt, um die Starrheit und Apathie des Inneren aufzubrechen.
Warum wollte Kafka, dass seine Werke vernichtet werden?
Kafka war zeitlebens sehr selbstkritisch und glaubte, dass viele seiner Werke nicht seinen künstlerischen Ansprüchen genügten. Sein Wunsch, unveröffentlichte Manuskripte zu verbrennen, spiegelt seine tiefen Zweifel an der Qualität und Bedeutung seines Schreibens wider.
Wie wird Kafkas Erbe heute betrachtet?
Kafkas Werk wird heute als revolutionär und visionär betrachtet, mit einem tiefen Einfluss auf die Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts. Sein einzigartiger Stil und seine Themen haben Generationen von Schriftstellern, Philosophen und Künstlern inspiriert. Kafka gilt als einer der größten Schriftsteller der Moderne, dessen Werk weiterhin weltweit gelesen, studiert und interpretiert wird.
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