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Das Urteil

„Seit dem Tode unserer teueren Mutter sind gewisse unschöne Dinge vorgegangen. Vielleicht kommt auch für sie die Zeit und vielleicht kommt sie früher, als wir denken.“

Franz Kafkas berühmte Geschichte eines Vater-Sohn-Konflikts zählt bis heute zu seinen meistgelesenen Texten.

Geschrieben 1912, erstmals gedruckt 1913, hier in der Textfassung der Erstausgabe als Neuausgabe 2020.

„Das Urteil“ – Zusammenfassung / Inhaltsangabe

„Das Urteil“ ist eine Kurzgeschichte von Franz Kafka, die 1912 geschrieben und 1913 veröffentlicht wurde. Die Geschichte dreht sich um die Beziehung zwischen Georg Bendemann und seinem Vater und endet mit einem dramatischen und tragischen Schluss. Sie gehört zu Kafkas bedeutendsten Werken und spiegelt zentrale Themen wie Autorität, Schuld und die Komplexität menschlicher Beziehungen wider.

Die Hauptfiguren und die Ausgangssituation

Die Geschichte beginnt mit Georg Bendemann, einem jungen Geschäftsmann, der einen Brief an seinen in Russland lebenden Freund schreibt. Georg hat kürzlich seine Mutter verloren und lebt nun mit seinem alternden Vater zusammen. Er ist verlobt, hat dies aber seinem Freund bisher verschwiegen, aus Sorge, ihm damit Schmerz zuzufügen.

Die Konfrontation

Nachdem Georg den Brief verfasst hat, sucht er das Gespräch mit seinem Vater, um ihm von der Verlobung und dem Brief an den Freund zu erzählen. Das Gespräch nimmt jedoch eine unerwartete Wendung. Der Vater wirft Georg vor, ihn und den Freund in Russland belogen und vernachlässigt zu haben. Er wirkt plötzlich kräftiger und dominanter, ganz im Gegensatz zu seinem zuvor schwachen und kranken Erscheinungsbild.

Das Urteil

In einem plötzlichen Machtwechsel verkündet der Vater ein schockierendes Urteil über Georg: „Ich verurteile dich jetzt zum Tode des Ertrinkens!“ Diese Worte wirken auf Georg wie ein physischer Schlag, und er fühlt sich innerlich verpflichtet, das Urteil seines Vaters zu akzeptieren.

Der Selbstmord

In einem Zustand der Verzweiflung und des automatischen Gehorsams verlässt Georg das Haus und begibt sich zu einer nahegelegenen Brücke. Ohne zu zögern, springt er in den Fluss und begeht Selbstmord, indem er sich dem Urteil seines Vaters unterwirft. Mit seinen letzten Gedanken richtet er sich an seinen Freund in Russland, den er in seiner letzten Tat um Verzeihung bittet.

„Das Urteil“ – Analyse und Interpretation

„Das Urteil“ wird oft als Darstellung des Ödipuskomplexes und der Konflikte innerhalb der Vater-Sohn-Beziehung interpretiert. Die Geschichte erforscht Themen wie Autorität, Schuld und die Suche nach Anerkennung. Kafkas Erzählung zeigt auf dramatische Weise, wie externe Urteile und familiäre Erwartungen das Selbstbild und die Handlungen einer Person beeinflussen können.

Die endgültige Verurteilung durch den Vater und Georgs darauf folgender Suizid werfen Fragen nach der Macht der Worte und der Bedeutung des väterlichen Urteils auf. Kafkas Werk deutet darauf hin, dass das Urteil des Vaters eine zerstörerische Kraft besitzt, die das Leben seines Sohnes regelrecht auslöscht. Die Geschichte spiegelt Kafkas eigene ambivalente Gefühle gegenüber Autorität und Autonomie wider und zeigt, wie tiefgreifend die psychologischen Auswirkungen familiärer Beziehungen sein können.

Sprache und Stil

Kafkas Schreibstil in „Das Urteil“ ist prägnant und eindringlich, mit einer bemerkenswerten Fähigkeit, komplexe psychologische Zustände und zwischenmenschliche Dynamiken mit wenigen Worten zu erfassen. Die Sprache ist direkt und funktionell, und doch gelingt es Kafka, eine dichte Atmosphäre der Beklemmung und Unausweichlichkeit zu schaffen.

Die Erzählung zeichnet sich durch ihre straffe Struktur und den schnellen Wechsel von alltäglichen Ereignissen zu einem tragischen Ende aus. Kafka nutzt Dialoge und innere Monologe, um die Charaktere und ihre Beziehungen zueinander zu entwickeln, wobei die Spannungen und Konflikte bis zum dramatischen Höhepunkt kontinuierlich ansteigen. Die präzise Sprache und die sorgfältige Konstruktion der Erzählung machen „Das Urteil“ zu einem eindrucksvollen Beispiel für Kafkas Meisterschaft in der Kurzprosa.

„Das Urteil“ – Wichtige Figuren

Georg Bendemann ist der Protagonist der Geschichte, ein junger Geschäftsmann, der versucht, seinen Platz in der Welt zu finden und gleichzeitig die Anerkennung seines Vaters zu erlangen. Seine Figur steht symbolisch für den inneren Konflikt zwischen persönlichen Wünschen und familiären Pflichten. Seine Entscheidung, seinem Freund in Russland von seiner Verlobung zu berichten, löst die dramatische Kette der Ereignisse aus.

Georgs Vater ist eine dominierende und rätselhafte Figur, die sowohl Macht als auch Schwäche ausstrahlt. Sein plötzlicher Wechsel von einem scheinbar gebrechlichen Alten zu einem autoritären Richter über Georgs Schicksal verdeutlicht die Komplexität der Vater-Sohn-Beziehung und die tiefgreifende Wirkung väterlicher Autorität.

Rezeption und Kritik

Seit seiner Veröffentlichung hat „Das Urteil“ breite Anerkennung für seine psychologische Tiefe und literarische Innovation erhalten. Kafkas Fähigkeit, die tiefen Spannungen innerhalb familiärer Bindungen und die zerstörerische Kraft von Autorität und Urteilen zu erforschen, hat das Werk zu einem zentralen Text der modernen Literatur gemacht.

Kritiker haben besonders die symbolische Bedeutung der Geschichte und ihre offene Interpretierbarkeit hervorgehoben. Einige sehen in der Erzählung eine Reflexion über Kafkas eigene Konflikte mit seinem Vater, während andere sie als universelle Untersuchung der menschlichen Natur und der Beziehungen zwischen Autorität und Identität betrachten. Trotz seiner Kürze wird „Das Urteil“ für seine narrative Dichte und die Fähigkeit, Leser emotional und intellektuell zu engagieren, gelobt.

Häufige Fragen und Antworten

Warum hat Kafka „Das Urteil“ in nur einer Nacht geschrieben?
Kafka selbst hat berichtet, dass er „Das Urteil“ in einer einzigen, intensiven Schaffensperiode während einer Nacht verfasst hat. Diese Art des Schreibens spiegelt die emotionale Dringlichkeit und die tiefe persönliche Bedeutung wider, die die Geschichte für ihn hatte. Es wird angenommen, dass diese intensive Schreibphase es Kafka ermöglichte, seine innersten Gefühle und Konflikte ungefiltert auf das Papier zu bringen.

Was symbolisiert der Fluss in „Das Urteil“?
Der Fluss, in den sich Georg am Ende der Geschichte stürzt, wird oft als Symbol für die endgültige Befreiung von den familiären und gesellschaftlichen Zwängen interpretiert, die ihn im Leben eingeschränkt haben. Gleichzeitig kann der Fluss als Darstellung des Unausweichlichen und der Unaufhaltsamkeit des Todes gesehen werden, der Georgs Konflikte und Qualen beendet.

Wie reflektiert „Das Urteil“ Kafkas Verhältnis zu seinem eigenen Vater?
Obwohl „Das Urteil“ fiktiv ist, spiegeln die in der Geschichte dargestellten Vater-Sohn-Konflikte Kafkas eigene komplizierte Beziehung zu seinem Vater wider. Kafkas Briefe und Tagebücher enthüllen ähnliche Themen von Autorität, Angst und dem Wunsch nach Anerkennung, die auch in der Erzählung zum Ausdruck kommen. „Das Urteil“ kann somit als eine literarische Verarbeitung seiner persönlichen Erfahrungen und Gefühle betrachtet werden.

Buchausgabe

Franz Kafka.
Das Urteil.
Eine Geschichte von Franz Kafka
für Fräulein Felice B.
Durchgesehener Neusatz, diese Ausgabe folgt dem Erstdruck in: Arkadia. Ein Jahrbuch für Dichtkunst. Herausgegeben von Max Brod und Kurt Wolff, Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1913.

Neuausgabe, LIWI Verlag, Göttingen 2020.
LIWI Literatur- und Wissenschaftsverlag.

EAN: 9783965423091
ISBN: 3965423096
Paperback.
April 2020 – 24 Seiten

Leseprobe bei Google Books

Verfasst von Thomas Löding, LIWI Blog, zuletzt aktualisiert am 22. März 2024

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