Die Welt von Gestern - Stefan Zweig

Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge

„Ich lerne sehen. Ich weiß nicht, woran es liegt, es geht alles tiefer in mich ein und bleibt nicht an der Stelle stehen, wo es sonst immer zu Ende war.
Ich habe ein Inneres, von dem ich nicht wußte. Alles geht jetzt dorthin.“

Rainer Maria Rilke.
Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge.
Erstdruck: Insel Verlag, Leipzig 1910.
Vollständige Neuausgabe, 1. Auflage, Göttingen 2018.
LIWI Literatur- und Wissenschaftsverlag

ISBN: 3965420666
EAN: 9783965420663
Paperback 124 Seiten

Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge – Zusammenfassung

Maltes Leben in Paris

Paris 1865

Malte Laurids Brigge, ein 28-jähriger Dichter aus adliger dänischer Familie, lebt verarmt in Paris. Seine Aufzeichnungen beginnen mit eindrucksvollen Beschreibungen der Stadt, die ihn tief beeindrucken und zugleich ängstigen. Paris erscheint ihm als ein Ort des Verfalls und des Todes, was seine bereits bestehende Angst vor dem Sterben verstärkt. Malte beschreibt das Leben der Armen, der Kranken und der Ausgestoßenen, die er auf den Straßen und in den Krankenhäusern sieht. Die Stadt wirkt auf ihn bedrohlich und entfremdet.

Kindheit und Familienerinnerungen

In seinen Aufzeichnungen kehrt Malte immer wieder zu Erinnerungen an seine Kindheit und seine Familie zurück. Er erinnert sich an das Familiengut Ulsgaard und seine glücklichen, aber auch bedrückenden Kindheitserlebnisse. Besonders intensiv sind seine Erinnerungen an seine Mutter, die eine dominante Figur in seinem Leben war, sowie an seine Tante Abelone, die ihm ein Gefühl von Geborgenheit und Liebe vermittelte.

Begegnung mit dem Tod

Der Tod spielt eine zentrale Rolle in Maltes Leben und Gedankenwelt. Er erinnert sich an den Tod seines Vaters und die Angst vor dem Sterben, die ihn seitdem begleitet. Diese Angst wird durch die vielen Begegnungen mit dem Tod in Paris verstärkt. Malte beobachtet den Tod in den Gesichtern der Menschen auf der Straße, in den Krankenhäusern und bei sich selbst.

Maltes Suche nach Identität

Maltes Aufzeichnungen spiegeln seine Suche nach Identität und seinem Platz in der Welt wider. Er ist ein Außenseiter, der sich weder in seiner adligen Herkunft noch in der Pariser Bohème zu Hause fühlt. Er hinterfragt die Bedeutung des Lebens und der Kunst und sucht nach einem tieferen Sinn. Diese Suche führt ihn zu einer intensiven Auseinandersetzung mit sich selbst und seiner Vergangenheit.

Religiöse und philosophische Reflexionen

Malte beschäftigt sich intensiv mit religiösen und philosophischen Fragen. Er liest Werke von Pascal, Kierkegaard und Nietzsche und reflektiert über das Verhältnis von Mensch und Gott, über Schuld und Vergebung, sowie über die Möglichkeit eines erfüllten Lebens in einer scheinbar sinnlosen Welt. Diese Reflexionen sind geprägt von einer tiefen Verzweiflung, aber auch von einem unstillbaren Verlangen nach Erkenntnis und Wahrheit.

Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge – Wichtige Charaktere

Malte Laurids Brigge

Malte Laurids Brigge ist die Hauptfigur und der Erzähler des Romans. Er ist ein 28-jähriger Dichter aus einer adligen dänischen Familie, der nach Paris gezogen ist. Malte ist sensibel, nachdenklich und tief in seine inneren Ängste und Unsicherheiten verstrickt. Seine Aufzeichnungen offenbaren seine Auseinandersetzung mit existenziellen Fragen, der Suche nach Identität und dem allgegenwärtigen Tod.

Mutter Brigge

Maltes Mutter ist eine bedeutende Figur in seinen Erinnerungen. Sie ist streng und distanziert, doch gleichzeitig eine zentrale Bezugsperson in Maltes Leben. Ihre strenge Erziehung und ihre Erwartungen prägen Maltes Kindheit und beeinflussen sein späteres Leben.

Vater Brigge

Maltes Vater ist ebenfalls eine prägende Figur in seinen Erinnerungen. Sein Tod hinterlässt einen tiefen Eindruck bei Malte und verstärkt dessen Angst vor dem Sterben. Der Vater verkörpert für Malte eine Mischung aus Autorität und Zerbrechlichkeit.

Abelone

Abelone ist Maltes Tante und eine der wenigen Personen, die ihm während seiner Kindheit Geborgenheit und Liebe vermitteln. Sie ist eine liebevolle und warmherzige Figur, die Malte stets in positiver Erinnerung behält. Ihre Anwesenheit bietet ihm einen Kontrast zu der Strenge seiner Mutter und den Ängsten seines Vaters.

Jüngling

Der Jüngling ist eine Figur, die Malte in Paris begegnet und die ihn stark beeindruckt. Diese Begegnung führt Malte zu tiefen Reflexionen über Jugend, Schönheit und Vergänglichkeit. Der Jüngling symbolisiert für Malte die verlorene Unschuld und die verpassten Möglichkeiten seines eigenen Lebens.

Die alten Männer

In Paris begegnet Malte verschiedenen alten Männern, die in ihm das Bild des Verfalls und der Nähe des Todes verstärken. Diese Begegnungen sind für Malte von großer Bedeutung, da sie ihn immer wieder an seine eigene Sterblichkeit erinnern und seine existenziellen Ängste verstärken.

Die Kranke

Die Kranke ist eine Frau, die Malte in einem Pariser Krankenhaus besucht. Ihre Krankheit und ihr nahender Tod sind für Malte eine eindringliche Konfrontation mit dem menschlichen Leid und der Vergänglichkeit. Diese Begegnung vertieft Maltes Reflexionen über das Leben und den Tod.

Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge – Aufbau

Fragmentarische Struktur

„Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge“ ist in einer fragmentarischen Struktur verfasst. Der Roman besteht aus 71 lose verbundenen Einträgen, die wie Tagebuchnotizen wirken. Diese Fragmente sind nicht chronologisch geordnet und springen zwischen verschiedenen Zeiten und Orten, was die inneren Gedanken und Erinnerungen Maltes widerspiegelt.

Thematische Schwerpunkte

Die Aufzeichnungen wechseln zwischen Beschreibungen von Maltes gegenwärtigem Leben in Paris und seinen Erinnerungen an die Kindheit in Dänemark. Weitere Themen sind philosophische und religiöse Reflexionen sowie Beobachtungen und Begegnungen in der Stadt. Diese thematische Vielfalt unterstreicht Maltes inneres Chaos und seine Suche nach Sinn und Identität.

Perspektive

Der Roman ist in der Ich-Perspektive geschrieben, was einen direkten Einblick in Maltes Gedankenwelt ermöglicht. Diese subjektive Erzählweise betont die persönliche Natur seiner Reflexionen und Erlebnisse.

Symbolik

Der Aufbau des Romans nutzt Symbolik, um zentrale Themen zu vermitteln. Die Stadt Paris symbolisiert Verfall und Tod, während die Erinnerungen an die Kindheit oft mit Unschuld und Geborgenheit verbunden sind. Diese symbolischen Kontraste unterstützen die Darstellung von Maltes innerem Konflikt.

Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge – Analyse von Sprache und Stil

Poetische Sprache

Rilkes Sprache in diesem Werk ist hoch poetisch und bildreich. Er verwendet Metaphern, Vergleiche und detaillierte Beschreibungen, um Maltes innere und äußere Welt lebendig darzustellen. Diese dichterische Sprache verleiht den Aufzeichnungen eine besondere Tiefe und Intensität.

Fragmentarischer Stil

Der fragmentarische Stil des Romans spiegelt Maltes zerrissene Gedanken und Gefühle wider. Die losen, nicht zusammenhängenden Einträge vermitteln ein Gefühl der Desorientierung und der Suche, was dem Leser ein authentisches Bild von Maltes innerem Zustand gibt.

Innere Monologe

Der Roman enthält zahlreiche innere Monologe, in denen Malte seine tiefsten Ängste, Zweifel und philosophischen Überlegungen offenbart. Diese Monologe sind oft intensiv und reflektieren seine verzweifelte Suche nach Sinn und Identität.

Symbolik und Motive

Rilke nutzt symbolische Elemente und wiederkehrende Motive, um zentrale Themen des Romans zu unterstreichen. Der Tod, der Verfall und die Suche nach Identität sind wiederkehrende Motive, die durch Symbole wie die Stadt Paris, Krankenhäuser und Erinnerungen an die Kindheit vermittelt werden.

Reflexiver Ton

Der Ton des Romans ist stark reflexiv und introspektiv. Maltes Aufzeichnungen sind geprägt von Selbstbeobachtung und -kritik, was dem Leser einen tiefen Einblick in seine komplexe Psyche gewährt. Diese Reflexivität verstärkt die philosophischen und existenziellen Dimensionen des Werkes.

Sprachliche Vielfalt

Rilkes Sprachstil variiert, um unterschiedliche Stimmungen und Themen zu vermitteln. Er verwendet dichte, komplexe Sätze für tiefgründige Reflexionen und einfache, klare Sprache für Beobachtungen des Alltags. Diese sprachliche Vielfalt trägt zur Dynamik und Lebendigkeit des Romans bei.

Zitate

So, also hierher kommen die Leute, um zu leben, ich würde eher meinen, es stürbe sich hier. Ich bin ausgewesen. Ich habe gesehen: Hospitäler. Ich habe einen Menschen gesehen, welcher schwankte und umsank. Die Leute versammelten sich um ihn, das ersparte mir den Rest. Ich habe eine schwangere Frau gesehen. Sie schob sich schwer an einer hohen, warmen Mauer entlang, nach der sie manchmal tastete, wie um sich zu überzeugen, ob sie noch da sei. Ja, sie war noch da. Dahinter?

Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge

Die Gasse begann von allen Seiten zu riechen. Es roch, soviel sich unterscheiden ließ, nach Jodoform, nach dem Fett von pommes frites, nach Angst. Alle Städte riechen im Sommer. Dann habe ich ein eigentümlich starblindes Haus gesehen, es war im Plan nicht zu finden, aber über der Tür stand noch ziemlich leserlich: Asyle de nuit.

Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge

Und sonst? ein Kind in einem stehenden Kinderwagen: es war dick, grünlich und hatte einen deutlichen Ausschlag auf der Stirn. Er heilte offenbar ab und tat nicht weh. Das Kind schlief, der Mund war offen, atmete Jodoform, pommes frites, Angst.

Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge

Häuser? Aber, um genau zu sein, es waren Häuser, die nicht mehr da waren. Häuser, die man abgebrochen hatte von oben bis unten. Was da war, das waren die anderen Häuser, die danebengestanden hatten, hohe Nachbarhäuser. Offenbar waren sie in Gefahr, umzufallen, seit man nebenan alles weggenommen hatte; denn ein ganzes Gerüst von langen, geteerten Mastbäumen war schräg zwischen den Grund des Schuttplatzes und die bloßgelegte Mauer gerammt.

Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge

Da standen die Mittage und die Krankheiten und das Ausgeatmete und der jahrealte Rauch und der Schweiß, der unter den Schultern ausbricht und die Kleider schwer macht, und das Fade aus den Munden und der Fuselgeruch gärender Füße. Da stand das Scharfe vom Urin und das Brennen vom Ruß und grauer Kartoffeldunst und der schwere, glatte Gestank von alterndem Schmalze. Der süße, lange Geruch von vernachlässigten Säuglingen war da und der Angstgeruch der Kinder, die in die Schule gehen, und das Schwüle aus den Betten mannbarer Knaben.

Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge

Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge – Interpretation

Existenzielle Suche

Maltes Aufzeichnungen können als eine existenzielle Suche nach dem Sinn des Lebens und der eigenen Identität interpretiert werden. Durch seine Reflexionen und Erinnerungen versucht Malte, seine innere Zerrissenheit und Verlorenheit zu verstehen und zu überwinden. Die fragmentarische Struktur des Romans spiegelt diese Suche wider, indem sie die Unvollständigkeit und Komplexität menschlicher Existenz darstellt.

Tod und Vergänglichkeit

Ein zentrales Thema des Romans ist die Auseinandersetzung mit dem Tod und der Vergänglichkeit. Malte ist von einer tiefen Angst vor dem Tod geprägt, die durch seine Beobachtungen in Paris und seine Erinnerungen an den Tod seines Vaters verstärkt wird. Diese ständige Präsenz des Todes führt ihn zu einer intensiven Reflexion über das Leben, die Bedeutung des Leidens und die Möglichkeit eines sinnvollen Daseins.

Die Rolle der Kunst

Rilke thematisiert in den Aufzeichnungen auch die Rolle der Kunst und des Dichters. Malte, als Dichter, sucht nach einem Weg, die Wirklichkeit zu erfassen und zu gestalten. Die Kunst wird dabei als eine Möglichkeit verstanden, das Flüchtige und Unaussprechliche festzuhalten und zu vermitteln. Rilke reflektiert über die Schwierigkeiten und Herausforderungen des künstlerischen Schaffens und über die Verantwortung des Künstlers gegenüber der Wahrheit und der Schönheit.

Religiöse und philosophische Reflexionen

Maltes Gedankenwelt ist stark von religiösen und philosophischen Überlegungen geprägt. Er setzt sich intensiv mit Fragen nach Gott, Schuld, Vergebung und dem Sinn des Leidens auseinander. Diese Reflexionen sind beeinflusst von den Werken großer Denker wie Pascal, Kierkegaard und Nietzsche. Maltes Suche nach Antworten bleibt jedoch oft ergebnislos, was die Unsicherheit und die Zweifel des modernen Menschen widerspiegelt.

Isolation und Entfremdung

Ein weiteres zentrales Motiv des Romans ist die Isolation und Entfremdung. Malte fühlt sich sowohl in Paris als auch in seinen Erinnerungen an die Kindheit entfremdet. Diese Entfremdung äußert sich in seiner Unfähigkeit, stabile Beziehungen aufzubauen und in seiner ständigen Selbstreflexion. Der Roman thematisiert die Einsamkeit des Individuums in der modernen Gesellschaft und die Schwierigkeit, sich selbst und andere zu verstehen.

Symbolik und Metaphorik

Die intensive Symbolik und Metaphorik in Rilkes Werk verstärkt die tiefere Bedeutung der beschriebenen Erlebnisse und Gedanken. Paris wird zum Symbol für Verfall und Tod, während die Kindheitserinnerungen oft für Unschuld und Geborgenheit stehen. Diese Symbole helfen, die inneren Konflikte und die existenzielle Suche Maltes zu verdeutlichen.

Modernes Lebensgefühl

„Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge“ spiegelt das moderne Lebensgefühl zu Beginn des 20. Jahrhunderts wider. Die Themen Unsicherheit, Sinnsuche und Entfremdung sind zentrale Anliegen der modernen Literatur und Philosophie. Rilkes Werk steht exemplarisch für die Auseinandersetzung mit den Herausforderungen und Krisen der Moderne und bietet einen tiefen Einblick in die psychologischen und spirituellen Dimensionen des menschlichen Daseins.

Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge – Epoche und historischer Hintergrund

Epoche: Moderne

„Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge“ ist ein Werk der Moderne, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts verfasst wurde. Die Moderne ist gekennzeichnet durch eine Krise der traditionellen Werte und eine intensive Auseinandersetzung mit den Herausforderungen des modernen Lebens. Die Literatur dieser Epoche reflektiert oft Themen wie Entfremdung, Identitätssuche und existenzielle Unsicherheit.

Historischer Kontext

Der Roman wurde 1910 veröffentlicht, zu einer Zeit, die von rasanten sozialen und technologischen Veränderungen geprägt war. Die Industrialisierung, die Urbanisierung und der Fortschritt in Wissenschaft und Technik führten zu einem neuen Lebensgefühl, das von Fortschritt, aber auch von Verlust der Orientierung und traditionellen Sicherheiten geprägt war.

Philosophische Einflüsse

Rilkes Werk ist stark von den philosophischen Strömungen der Zeit beeinflusst. Die Auseinandersetzung mit den Ideen von Friedrich Nietzsche, der den Tod Gottes und die Notwendigkeit der Schaffung eigener Werte propagierte, sowie von Søren Kierkegaard, der die existenzielle Angst und die individuelle Verantwortung betonte, ist im Roman deutlich spürbar.

Literarischer Kontext

Der Roman steht in der Tradition des Symbolismus und des Impressionismus. Symbolisten wie Charles Baudelaire und Stéphane Mallarmé beeinflussten Rilkes dichterische Sprache und seine Verwendung von Symbolen, um tiefere Bedeutungen zu vermitteln. Der Impressionismus betonte die subjektive Wahrnehmung und die flüchtigen Eindrücke des Augenblicks, was in Rilkes fragmentarischem und introspektivem Stil zum Ausdruck kommt.

Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge – Über den Autor: Rainer Maria Rilke

Frühes Leben und Bildung

Rainer Maria RilkeRainer Maria Rilke wurde am 4. Dezember 1875 in Prag geboren. Seine Eltern trennten sich früh, was Rilke stark prägte. Er besuchte verschiedene Militärschulen, die er jedoch als bedrückend empfand, und wandte sich schließlich der Literatur zu. Rilke studierte in Prag, München und Berlin und begann früh zu schreiben.

Einflussreiche Reisen

Rilkes Reisen spielten eine zentrale Rolle in seinem Leben und Werk. Besonders prägend waren seine Aufenthalte in Russland, wo er unter anderem Leo Tolstoi traf und tiefen Eindruck von der russischen Kultur und Spiritualität gewann. Auch Aufenthalte in Paris, wo er als Sekretär für den Bildhauer Auguste Rodin arbeitete, beeinflussten sein Schaffen erheblich.

Literarisches Schaffen

Rilke gilt als einer der bedeutendsten Lyriker deutscher Sprache. Neben „Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge“ gehören zu seinen wichtigsten Werken die „Duineser Elegien“ und die „Sonette an Orpheus“. Sein Werk zeichnet sich durch eine intensive Beschäftigung mit existenziellen Fragen, eine hohe sprachliche Sensibilität und eine tiefgründige Symbolik aus.

Spätes Leben und Tod

In den 1920er Jahren zog sich Rilke in die Schweiz zurück, wo er auf Schloss Muzot lebte und weiter schrieb. Seine letzten Lebensjahre waren von Krankheit geprägt; er litt an Leukämie und starb am 29. Dezember 1926. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof von Raron im Wallis, Schweiz.

Einfluss und Rezeption

Rilkes Werk hat einen nachhaltigen Einfluss auf die Literatur des 20. Jahrhunderts und darüber hinaus. Seine poetische Sprache und seine tiefgründigen Reflexionen über das menschliche Dasein inspirierten zahlreiche Schriftsteller und Dichter. Rilkes Suche nach dem Transzendenten und seine Fähigkeit, komplexe emotionale und spirituelle Zustände auszudrücken, machen ihn zu einer herausragenden Figur der modernen Literatur.

Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge – Die häufigsten Fragen

Was ist „Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge“?

„Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge“ ist ein 1910 veröffentlichter Roman in Tagebuchform von Rainer Maria Rilke. Es ist das einzige Romanwerk des Autors und besteht aus 71 fragmentarischen Einträgen, die meist Prosagedichte sind.

Wann und wo wurde der Roman geschrieben?

Rainer Maria Rilke begann den Roman 1904 in Rom und vollendete ihn zwischen 1908 und 1910 in Paris. Das Werk reflektiert unter anderem seine ersten Eindrücke eines Paris-Aufenthaltes von 1902/03.

Worum geht es in dem Roman?

Der Roman erzählt die Geschichte von Malte Laurids Brigge, einem 28-jährigen dänischen Dichter, der verarmt in Paris lebt. Die Aufzeichnungen thematisieren seine Kindheit, seine Erlebnisse in der Großstadt und seine philosophischen und existenziellen Reflexionen.

Welche Hauptthemen behandelt das Werk?

Zu den Hauptthemen des Romans gehören Tod und Krankheit, Angst und Verzweiflung, Armut und Elend, Sprache und Wirklichkeit, Schicksal und Leben, Identität und Rollen, Künstler und Gesellschaft sowie Liebe und Einsamkeit.

Wie ist das Werk aufgebaut?

Der Roman hat keine kontinuierliche Handlung und besteht aus 71 fragmentarischen Aufzeichnungen. Diese sind assoziativ miteinander verbunden und lassen sich grob in drei Teile unterteilen: Maltes Pariser Erlebnisse, seine Kindheitserinnerungen und seine Bearbeitung von historischen Begebenheiten und Geschichten.

Welche literarischen Techniken verwendet Rilke?

Rilke nutzt eine fragmentarische Struktur, poetische Sprache und Prosagedichte. Er setzt auch symbolische Elemente und eine introspektive Erzählweise ein, um die inneren Konflikte und Gedanken von Malte Laurids Brigge darzustellen.

Welche Rolle spielt die Stadt Paris im Roman?

Paris wird als Symbol für Verfall und Tod dargestellt. Malte beschreibt die Stadt als einen Ort voller Elend, Krankheit und Anonymität, was seine existenziellen Ängste verstärkt.

Sind autobiografische Züge im Roman vorhanden?

Obwohl Rilke sich oft gegen eine direkte Parallelisierung verwahrte, lassen sich in dem Werk autobiografische Elemente erkennen. Rilkes eigene Erfahrungen und Beobachtungen während seiner Paris-Aufenthalte flossen in die Aufzeichnungen ein.

Wie wurde der Roman von der Kritik aufgenommen?

„Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge“ wurde in die ZEIT-Bibliothek der 100 Bücher und in die 100 Bücher des Jahrhunderts von Le Monde aufgenommen. Der Roman gilt als wegweisend für die moderne Literatur.

Gibt es Übersetzungen des Romans?

Ja, der Roman wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und ist international bekannt.

Welche Ausgaben des Romans gibt es?

Es gibt viele Ausgaben des Romans, darunter verschiedene Hardcover- und Taschenbuchversionen sowie digitale Ausgaben für E-Reader.

Wer war Rainer Maria Rilke?

Rainer Maria Rilke war ein bedeutender österreichischer Dichter und Schriftsteller. Geboren 1875 in Prag, schrieb er zahlreiche Gedichte und Prosawerke. Rilke ist bekannt für seine tiefgründigen und poetischen Werke, darunter die „Duineser Elegien“ und die „Sonette an Orpheus“. Er starb 1926 in der Schweiz.

Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge – Buch

Rainer Maria Rilke - Die Aufzeichnungen des Malte Laurids BriggeRainer Maria Rilke.
Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge.
Erstdruck: Insel Verlag, Leipzig 1910.
Vollständige Neuausgabe, 1. Auflage, Göttingen 2018.
LIWI Literatur- und Wissenschaftsverlag

ISBN: 3965420666
EAN: 9783965420663
Paperback 124 Seiten

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