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Literaturepochen
Was sind Literaturepochen?
Literaturepochen bilden die grundlegenden Abschnitte der Literaturgeschichte, die es uns ermöglichen, literarische Werke in ihren historischen und kulturellen Kontext einzuordnen.
Diese Einteilung hilft nicht nur dabei, die Entstehungszeit und die vorherrschenden gesellschaftlichen Strömungen zu verstehen, die die Themen und Motive eines literarischen Textes beeinflusst haben, sondern bietet auch einen Rahmen, um die Entwicklung literarischer Formen und Stile nachzuvollziehen.
Ein weiterer Aspekt der Literaturepochen ist die Herausforderung, einzelne Autoren und ihre Werke eindeutig einer bestimmten Epoche zuzuordnen. Die literarische Laufbahn vieler Schriftsteller erstreckt sich über mehrere Epochen, wodurch ihre Werke Merkmale verschiedener literarischer Strömungen aufweisen können.
Klassische Beispiele hierfür sind Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller, deren umfangreiches Schaffen sich nicht auf eine einzige Literaturepoche beschränken lässt.
Trotz der Schwierigkeiten bei der exakten Bestimmung und Abgrenzung bieten Literaturepochen eine essentielle Orientierungshilfe im Studium der Literaturgeschichte.
Literaturepochen – Übersicht vom Mittelalter bis 1900
Literaturepochen | Zeit |
---|---|
Mittelalter | 500 – 1500 |
Renaissance | 1500 – 1600 |
Barock | 1600 – 1720 |
Aufklärung | 1720 – 1800 |
Empfindsamkeit | 1740 – 1790 |
Sturm und Drang | 1765 – 1790 |
Weimarer Klassik | 1786 – 1832 |
Romantik | 1795 – 1840 |
Vormärz | 1815 – 1848 |
Biedermeier | 1815 – 1848 |
Realismus | 1848 – 1890 |
Naturalismus | 1880 – 1900 |
Übersicht von 1900 bis heute
Literaturepochen | Zeit |
---|---|
Moderne | 1880 – 1920 |
Expressionismus | 1905 – 1925 |
Neue Sachlichkeit | 1918 – 1933 |
Exilliteratur | 1933 – 1945 |
Innere Emigration | 1933 – 1945 |
Trümmerliteratur | 1945 – 1950 |
BRD / DDR | 1950 – 1990 |
Neue Subjektivität | 1970 – 1979 |
Postmoderne | ca. 1990 – 2010 |
Überblick mit Vertretern und Werken zu jeder Epoche
Nachdem wir uns mit der Definition und einer Zeittafel der deutschen Literaturepochen vertraut gemacht haben, folgt nun ein detaillierter Überblick über die deutschen Literaturepochen. Dieser Abschnitt geht tiefer auf die charakteristischen Merkmale, wichtigen Themen und herausragenden Vertreter jeder Epoche ein.
Mittelalter (860 – 1500)
- Geschichtlicher Hintergrund:
– Frühmittelalterliche Stammeskulturen bis zum hochmittelalterlichen Feudalsystem
– Christianisierung Europas
– Kreuzzüge
– Entstehung der Städte und Universitäten - Weltbild der Epoche:
– Geozentrisches Weltbild
– Alles Leben ist von Gott vorherbestimmt
– Strenge Hierarchie in der Gesellschaftsordnung - Themen und Inhalte:
– Rittertum und Minnedienst
– Christliche Mystik und Heiligenverehrung
– Heldensagen und Epen - Literatur:
– Vorherrschend mündliche Überlieferungstradition
– Beginn der Verschriftlichung von Literatur in Klosterschulen
– Frühe Ausprägungen von Drama in Form von geistlichen Spielen - Vertreter:
– Walther von der Vogelweide (Lyrik)
– Wolfram von Eschenbach (Epik, „Parzival“)
– Gottfried von Straßburg (Epik, „Tristan und Isolde“)
– Hartmann von Aue (Epik, „Iwein“, „Erec“)
– Hildegard von Bingen (geistliche Schriften, Visionen) - Werke:
– „Nibelungenlied“ (anonym)
– „Das Rolandslied“ von Pfaffe Konrad
– „Carmina Burana“ (Sammlung mittelalterlicher Lieder, anonym)
Renaissance und Humanismus (1500 – 1600)
- Geschichtlicher Hintergrund:
– Epoche des Übergangs vom Mittelalter zur Neuzeit, charakterisiert durch das Wiederaufleben der Kultur der Antike.
– Zeitraum der großen geografischen Entdeckungen und des Beginns der wissenschaftlichen Revolution.
– Humanismus prägt das geistige Leben, betont die Würde des Menschen und das Studium der Künste und Wissenschaften. - Weltbild der Epoche:
– Wiederentdeckung und Idealisierung der antiken Philosophie, Kunst und Literatur.
– Humanistisches Weltbild, das den Menschen und seine Fähigkeiten in den Mittelpunkt stellt.
– Aufkommendes Interesse an der Naturwissenschaft und der Erforschung der Welt. - Themen und Inhalte:
– Auseinandersetzung mit ethischen und philosophischen Fragen auf Basis antiker Texte.
– Kritik an gesellschaftlichen Missständen und der Kirche, teils in satirischer Form.
– Darstellung des Menschen in seiner Individualität und Vielschichtigkeit. - Literatur:
– Blüte der Dichtung, des Dramas und der Erzählkunst in den Volkssprachen.
– Verbreitung humanistischer Schriften durch den Buchdruck.
– Erste Werke, die sich kritisch mit der Gesellschaft und dem Individuum auseinandersetzen. - Vertreter:
- Hans Sachs (Lyrik)
- Sebastian Brant (Epik, „Das Narrenschiff“)
- Ulrich von Hutten (Epik, „Gesprächsbüchlein“)
- Erasmus von Rotterdam (Epik, „Das Lob der Torheit“)
- Martin Luther (geistliche Schriften, Bibelübersetzung)
Werke:
- Bibelübersetzung von Martin Luther
- „Das Narrenschiff“ von Sebastian Brant
- „Gesprächsbüchlein“ von Ulrich von Hutten
Barock (1600 – 1720)
- Geschichtlicher Hintergrund:
– Dreißigjähriger Krieg und seine Folgen für Europa
– Absolutismus als vorherrschende Regierungsform
– Beginn des kolonialen Zeitalters und Handelsnetzwerke
– Konfessionelle Konflikte zwischen Katholiken und Protestanten - Weltbild der Epoche:
– Dualismus von Diesseits und Jenseits, Vergänglichkeit des Lebens (Vanitas)
– Glaube an eine göttlich vorbestimmte Weltordnung
– Streben nach Einheit von Kunst, Wissenschaft und Religion - Themen und Inhalte:
– Vergänglichkeit des Lebens und Carpe Diem
– Hofleben, Pracht und Prunk als Ausdruck der Macht
– Religiöse Thematiken und die Suche nach dem wahren Glauben
– Natur als Spiegelbild göttlicher Ordnung - Literatur:
– Ausgeprägte Verwendung von Allegorien und Symbolen
– Entwicklung des Dramas und der Oper als neue Kunstformen
– Lyrik mit strengen Formen (Sonett) und reicher Bildsprache - Vertreter:
– Andreas Gryphius (Lyrik und Drama, „Catharina von Georgien“)
– Martin Opitz (Begründer der deutschen Barocklyrik, „Buch von der deutschen Poeterey“)
– Johann Christoph Gottsched (Theoretiker und Dramatiker)
– Paul Gerhardt (Kirchenlieder und geistliche Lyrik)
– Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen (Prosa, „Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch“) - Werke:
– „Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch“ von Grimmelshausen
– „Catharina von Georgien“ von Andreas Gryphius
– „Sonnette“ von Martin Opitz
Aufklärung (1720 – 1800)
- Geschichtlicher Hintergrund:
– Zeitalter der Vernunft und der wissenschaftlichen Revolution
– Kritik an absolutistischen Monarchien und kirchlichen Dogmen
– Amerikanische und Französische Revolution als politische Höhepunkte - Weltbild der Epoche:
– Betonung von Vernunft, Logik und empirischer Wissenschaft
– Glaube an Fortschritt und Verbesserung der Gesellschaft durch Bildung
– Naturrecht und Freiheitsrechte des Individuums stehen im Vordergrund - Themen und Inhalte:
– Forderung nach Toleranz, Freiheit und Gleichheit
– Kritik an sozialen Missständen und Ungerechtigkeiten
– Bildung und Erziehung als Mittel zur Verbesserung der Gesellschaft
– Natur und Vernunft als Quellen wahrer Erkenntnis - Literatur:
– Entwicklung des Romans als populäre literarische Form
– Essays und philosophische Schriften zur Verbreitung aufklärerischer Ideen
– Satire als Mittel der Gesellschaftskritik und -analyse - Vertreter:
– Immanuel Kant (Philosoph, „Kritik der reinen Vernunft“)
– Gotthold Ephraim Lessing (Dramatiker und Theoretiker, „Nathan der Weise“)
– Johann Christoph Gottsched (Literaturtheoretiker und Dramatiker)
– Friedrich Schiller (Dichter und Historiker, „Die Räuber“)
– Voltaire (französischer Philosoph und Schriftsteller, Verfechter der Aufklärung) - Werke:
– „Kritik der reinen Vernunft“ von Immanuel Kant
– „Nathan der Weise“ von Gotthold Ephraim Lessing
– „Candide oder der Optimismus“ von Voltaire
Empfindsamkeit (1740 – 1790)
- Geschichtlicher Hintergrund:
– Teil der europäischen Aufklärung, mit einem besonderen Fokus auf Gefühl und Innerlichkeit
– Reaktion auf die Rationalität der Aufklärung, betont aber gleichzeitig individuelle Rechte und Freiheiten
– Zeit des beginnenden Industriezeitalters, soziale Umbrüche und Verstädterung - Weltbild der Epoche:
– Betonung von Gefühl, Empathie und der direkten Erfahrung der Natur als Gegengewicht zur Vernunft
– Ideal der Harmonie zwischen Mensch und Natur, Suche nach Authentizität und innerem Frieden
– Interesse an Psychologie und den inneren Zuständen des Menschen - Themen und Inhalte:
– Intensive Auseinandersetzung mit Liebe, Freundschaft und familiären Beziehungen
– Naturerlebnis als Spiegel der Seele und Quelle echter Empfindungen
– Tod, Melancholie und Sehnsucht als zentrale Motive - Literatur:
– Lyrik und Prosa, die die Feinheiten der menschlichen Psyche und Emotionen ausloten
– Briefromane und Tagebücher als populäre Formen, die persönliche Einblicke gewähren
– Frühe Formen des psychologischen Romans - Vertreter:
– Friedrich Gottlieb Klopstock (Dichter, „Das Frühlingsfest“)
– Johann Heinrich Voß (Dichter, Übersetzer)
– Sophie von La Roche (Schriftstellerin, „Geschichte des Fräuleins von Sternheim“)
– Jean-Jacques Rousseau (philosophischer Schriftsteller, „Julie oder Die neue Heloise“)
– Laurence Sterne (englischer Schriftsteller, „Tristram Shandy“) - Werke:
– „Das Frühlingsfest“ von Friedrich Gottlieb Klopstock
– „Geschichte des Fräuleins von Sternheim“ von Sophie von La Roche
– „Die Leiden des jungen Werther“ von Johann Wolfgang von Goethe
Sturm und Drang (1765 – 1790)
- Geschichtlicher Hintergrund:
– Reaktion gegen die rationalistischen und sozialen Zwänge der Aufklärung
– Geprägt von den jungen Generationen, die gegen Autoritäten und traditionelle Strukturen rebellierten
– Einfluss der amerikanischen und beginnenden französischen Revolution - Weltbild der Epoche:
– Betonung von Individualität, Emotion und subjektivem Erleben
– Natur als Quelle der Inspiration und Spiegel der eigenen Seele
– Skepsis gegenüber gesellschaftlichen Konventionen und rationaler Weltordnung - Themen und Inhalte:
– Leidenschaft, Genialität und der Konflikt des Individuums mit der Gesellschaft
– Naturverbundenheit und die Idealisierung des „edlen Wilden“
– Liebe, Freundschaft und Tod als zentrale Motive - Literatur:
– Vorherrschaft von Drama und Lyrik, die intensiven Gefühlsausdruck suchen
– Abkehr von klassizistischen Regeln zu Gunsten einer freieren Form
– Entstehung des Geniebegriffs und des modernen Künstlerbildes - Vertreter:
– Johann Wolfgang von Goethe („Die Leiden des jungen Werthers“, „Götz von Berlichingen“)
– Friedrich Schiller („Die Räuber“, „Kabale und Liebe“)
– Jakob Michael Reinhold Lenz („Der Hofmeister“, „Die Soldaten“)
– Johann Gottfried Herder (Philosoph und Kritiker, Begründer der Volksliedsammlung)
– Heinrich Wilhelm von Gerstenberg („Ugolino“) - Werke:
– „Die Leiden des jungen Werthers“ von Johann Wolfgang von Goethe
– „Die Räuber“ von Friedrich Schiller
– „Der Hofmeister“ von Jakob Michael Reinhold Lenz
Weimarer Klassik (1786 – 1832)
- Geschichtlicher Hintergrund:
– Geprägt durch die kulturelle Blütezeit in Weimar, unter der Förderung von Herzog Carl August
– Zeit der Französischen Revolution und der Napoleonischen Kriege in Europa
– Einfluss der antiken Kultur und Philosophie auf die Ideale der Zeit - Weltbild der Epoche:
– Streben nach Harmonie, Maß und Ausgewogenheit in Kunst und Leben
– Ideal der Humanität, Bildung und der ästhetischen Erziehung des Menschen
– Natur und Vernunft als wesentliche Elemente eines moralisch-sittlichen Lebens - Themen und Inhalte:
– Auseinandersetzung mit ethischen und ästhetischen Fragen
– Die Rolle des Individuums in der Gesellschaft und der Geschichte
– Antike Mythologie und Geschichte als Vorbilder für Menschlichkeit und Tugend - Literatur:
– Rückgriff auf klassische antike Formen in Drama und Lyrik
– Betonung der Einheit von Inhalt und Form sowie der Klarheit und Einfachheit
– Dramen und Gedichte, die Bildung und moralische Erziehung fördern - Vertreter:
– Johann Wolfgang von Goethe („Iphigenie auf Tauris“, „Wilhelm Meisters Lehrjahre“)
– Friedrich Schiller („Maria Stuart“, „Über die ästhetische Erziehung des Menschen“)
– Christoph Martin Wieland (Übersetzer antiker Literatur, „Oberon“)
– Johann Gottfried Herder (Philosoph und Kulturtheoretiker, „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit“)
– August Wilhelm Schlegel (Literaturkritiker und Übersetzer, Förderer der Romantik) - Werke:
– „Iphigenie auf Tauris“ von Johann Wolfgang von Goethe
– „Die Räuber“ von Friedrich Schiller
– „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ von Johann Wolfgang von Goethe
Romantik (1795 – 1840)
- Geschichtlicher Hintergrund:
– Entstand als Gegenbewegung zur Aufklärung und den Idealen der Weimarer Klassik
– Geprägt von den politischen Umwälzungen der Napoleonischen Kriege und der Sehnsucht nach nationaler Einheit
– Interesse an Mittelalter und Volkstraditionen als Reaktion auf die Industrialisierung und Urbanisierung - Weltbild der Epoche:
– Betonung von Gefühl, Intuition und Individualität gegenüber rationaler Erkenntnis
– Ideal der romantischen Liebe, Sehnsucht nach Unendlichkeit und der Verschmelzung mit der Natur
– Faszination für das Mystische, Übernatürliche und die Nacht - Themen und Inhalte:
– Natur als Spiegel der Seele und Ort der Erkenntnis
– Interesse an Volksmärchen, Sagen und Legenden
– Kritik an der Entfremdung des Menschen in der modernen Gesellschaft
– Sehnsucht nach Ferne und dem Exotischen - Literatur:
– Entwicklung neuer literarischer Gattungen wie Märchen, Novelle und Fragment
– Lyrik als bevorzugte Ausdrucksform für emotionale und subjektive Erlebnisse
– Experimente mit Sprache und Form, um das Unaussprechliche auszudrücken - Vertreter:
– Ludwig Tieck („Der blonde Eckbert“, „Der gestiefelte Kater“)
– Novalis („Hymnen an die Nacht“, „Heinrich von Ofterdingen“)
– E.T.A. Hoffmann („Der Sandmann“, „Die Elixiere des Teufels“)
– Joseph von Eichendorff („Aus dem Leben eines Taugenichts“, Lyrik) - Werke:
– „Heinrich von Ofterdingen“ von Novalis
– „Der Sandmann“ von E.T.A. Hoffmann
– „Aus dem Leben eines Taugenichts“ von Joseph von Eichendorff
Vormärz (1815 – 1848)
- Geschichtlicher Hintergrund:
– Zeitraum zwischen dem Wiener Kongress und der Märzrevolution von 1848
– Geprägt durch politische Restauration, Zensur und die Unterdrückung liberaler und nationaler Bewegungen
– Soziale Spannungen aufgrund der beginnenden Industrialisierung und der damit verbundenen Veränderungen - Weltbild der Epoche:
– Wachsendes Bewusstsein für soziale Ungerechtigkeiten und das Streben nach politischer Teilhabe
– Kritik an der feudalen Ordnung und den bestehenden Machtstrukturen
– Verbreitung liberaler und demokratischer Ideale - Themen und Inhalte:
– Forderung nach Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit
– Auseinandersetzung mit der sozialen Frage und der Situation des Proletariats
– Nationalismus und das Streben nach nationaler Einheit - Literatur:
– Politisch engagierte Literatur, die zum Widerstand und zur Veränderung aufruft
– Satire und Ironie als Mittel der Kritik gegen die Obrigkeit und gesellschaftliche Missstände
– Lyrik und Drama als bevorzugte Gattungen für die Verbreitung politischer Botschaften - Vertreter:
– Heinrich Heine („Deutschland. Ein Wintermärchen“, „Buch der Lieder“)
– Georg Büchner („Dantons Tod“, „Woyzeck“)
– Ludwig Börne (Journalist und Kritiker, politische Essays)
– Karl Marx und Friedrich Engels (philosophische und ökonomische Schriften, „Das Manifest der Kommunistischen Partei“) - Werke:
– „Deutschland. Ein Wintermärchen“ von Heinrich Heine
– „Dantons Tod“ von Georg Büchner
– „Das Manifest der Kommunistischen Partei“ von Karl Marx und Friedrich Engels
Biedermeier (1815 – 1848)
- Geschichtlicher Hintergrund:
– Parallel zum Vormärz, in einer Zeit der politischen Restauration nach den Napoleonischen Kriegen
– Geprägt von einem Rückzug ins Private und eine Konzentration auf das Familiäre und Häusliche
– Relativ friedliche Phase, jedoch mit strenger Zensur und politischer Unterdrückung - Weltbild der Epoche:
– Betonung von Harmonie, Sicherheit und Ordnung im Gegensatz zu den politischen Unruhen der Zeit
– Ideal des bescheidenen Lebens und der Zufriedenheit mit dem, was man hat
– Skepsis gegenüber großen politischen Idealen und Bewegungen - Themen und Inhalte:
– Alltagsleben, Natur und idyllische Darstellungen des ländlichen Lebens
– Innerlichkeit, Sehnsucht und Melancholie
– Moralische Integrität und Kritik an der Dekadenz der Oberschicht - Literatur:
– Vorherrschend Lyrik und Kurzprosa, die das Einfache und Unscheinbare in den Mittelpunkt stellen
– Entstehung von Familienromanen und realistischen Erzählungen
– Weniger direkte politische Kritik, mehr Fokus auf individuelle Moral und Ethik - Vertreter:
– Adalbert Stifter („Bunte Steine“, „Der Nachsommer“)
– Annette von Droste-Hülshoff („Die Judenbuche“)
– Eduard Mörike („Maler Nolten“, Lyrik)
– Franz Grillparzer (Dramatiker, „Der arme Spielmann“) - Werke:
– „Der Nachsommer“ von Adalbert Stifter
– „Die Judenbuche“ von Annette von Droste-Hülshoff
– „Der arme Spielmann“ von Franz Grillparzer
Realismus (1848 – 1890)
- Geschichtlicher Hintergrund:
– Folgt auf die Revolutionen von 1848/49 in Europa, eine Zeit der politischen und sozialen Umwälzungen
– Industrialisierung schreitet voran, führt zu tiefgreifenden Veränderungen in der Gesellschaft
– Wachsendes Bewusstsein für soziale Fragen und Ungleichheiten - Weltbild der Epoche:
– Streben nach einer objektiven Darstellung der Wirklichkeit, wie sie ist, ohne Idealisierung
– Fokus auf das Alltagsleben, soziale Probleme und die Schicksale einfacher Menschen
– Interesse an der genauen Beobachtung und Beschreibung von Charakteren und Milieus - Themen und Inhalte:
– Darstellung des bürgerlichen Lebens und seiner Konflikte
– Auseinandersetzung mit der Kluft zwischen Arm und Reich
– Natur als Kulisse oder Spiegel der menschlichen Seele, weniger als Quelle der Erhabenheit - Literatur:
– Detaillierte und genaue Beschreibung in Prosa; Lyrik tritt in den Hintergrund
– Entwicklung des Gesellschaftsromans, der die sozialen Verhältnisse kritisch reflektiert
– Verwendung von lokalen Dialekten und realistischer Dialogführung zur Steigerung der Authentizität - Vertreter:
– Theodor Fontane („Effi Briest“, „Irrungen, Wirrungen“)
– Gustav Freytag („Soll und Haben“)
– Wilhelm Raabe („Der Hungerpastor“, „Stopfkuchen“)
– Gottfried Keller („Der grüne Heinrich“, „Die Leute von Seldwyla“)
– Conrad Ferdinand Meyer (Novellen und Gedichte) - Werke:
– „Effi Briest“ von Theodor Fontane
– „Soll und Haben“ von Gustav Freytag
– „Der grüne Heinrich“ von Gottfried Keller
Naturalismus (1880 – 1900)
- Geschichtlicher Hintergrund:
– Entsteht als Reaktion auf die industrielle Revolution und deren soziale Folgen
– Zeitalter der wissenschaftlichen Entdeckungen, darunter Darwinismus und die Anfänge der Psychoanalyse
– Verstädterung, soziale Missstände und das Aufkommen des Sozialismus prägen das Zeitgeschehen - Weltbild der Epoche:
– Streben nach einer möglichst unverfälschten und genauen Darstellung der Wirklichkeit
– Fokus auf Determinismus: Menschliches Verhalten als Produkt von Vererbung, Milieu und sozialen Verhältnissen
– Naturwissenschaftliches Weltbild beeinflusst die literarische Produktion - Themen und Inhalte:
– Soziale Ungerechtigkeit, Armut, das Leben der Arbeiterklasse
– Familie, Sexualität und psychologische Tiefe der Charaktere
– Kritik an bürgerlichen Normen und Moralvorstellungen - Literatur:
– Verwendung des Sekundenstils zur detailgenauen Beschreibung
– Drama und Prosa dominieren; das Milieudrama als neue Form
– Experimente mit Sprache und Dialekten zur Erhöhung der Authentizität - Vertreter:
– Gerhart Hauptmann („Die Weber“, „Bahnwärter Thiel“)
– Arno Holz und Johannes Schlaf („Papa Hamlet“, „Die Familie Selicke“)
– Max Halbe („Jugend“) - Werke:
– „Die Weber“ von Gerhart Hauptmann
– „Bahnwärter Thiel“ von Gerhart Hauptmann
Moderne (1880 – 1920)
- Geschichtlicher Hintergrund:
– Geprägt durch rapide technologische Entwicklungen, Urbanisierung und die Auswirkungen der industriellen Revolution
– Umbruchszeit mit kulturellen und gesellschaftlichen Veränderungen vor dem Hintergrund des Ersten Weltkriegs
– Aufkommen von Psychoanalyse und Relativitätstheorie, die traditionelle Weltbilder in Frage stellen - Weltbild der Epoche:
– Zweifel an Fortschrittsglauben und Rationalität; Erkundung des Unterbewusstseins und der menschlichen Psyche
– Experimentieren mit neuen künstlerischen Ausdrucksformen und Bruch mit traditionellen Konventionen
– Suche nach neuen Wegen, die komplexe und fragmentierte Realität darzustellen - Themen und Inhalte:
– Darstellung von Entfremdung, Isolation und der Suche nach Identität
– Auseinandersetzung mit der Absurdität des Daseins und der Krise des Individuums
– Kritische Reflexion von Gesellschaft, Krieg und Technik - Literatur:
– Charakterisiert durch Stilvielfalt, Innovationen in Form und Sprache
– Entstehung von Strömungen wie Symbolismus, Expressionismus, Futurismus und Dadaismus
– Literatur wird zum Experimentierfeld für neue Erzähltechniken wie den inneren Monolog und die Montagetechnik - Vertreter:
– Franz Kafka („Die Verwandlung“, „Der Prozess“)
– Rainer Maria Rilke („Die Duineser Elegien“, „Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge“)
– Thomas Mann („Buddenbrooks“, „Der Tod in Venedig“)
– Hugo von Hofmannsthal (Lyrik, Dramen)
– Arthur Schnitzler („Leutnant Gustl“, „Reigen“) - Werke:
– „Die Verwandlung“ von Franz Kafka
– „Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge“ von Rainer Maria Rilke
– „Buddenbrooks“ von Thomas Mann
Expressionismus (1905 – 1925)
- Geschichtlicher Hintergrund:
– Zeitraum umfasst die Jahre vor dem Ersten Weltkrieg bis zur Mitte der 1920er Jahre
– Geprägt von sozialen Umbrüchen, technologischen Fortschritten und den Schrecken des Weltkriegs
– Eine Periode intensiver kultureller Erneuerung und kritischer Auseinandersetzung mit der Gesellschaft - Weltbild der Epoche:
– Betonung des Subjektiven und der emotionalen Ausdruckskraft gegenüber der objektiven Wirklichkeit
– Kritik an bürgerlichen Werten, Materialismus und der Entfremdung des Menschen in der modernen Welt
– Suche nach Authentizität und neuen Wegen der Selbst- und Welterfahrung - Themen und Inhalte:
– Darstellung von inneren Konflikten, Ängsten und der Zerrissenheit des Individuums
– Auseinandersetzung mit Themen wie Krieg, Großstadt, Technisierung sowie sozialer Ungerechtigkeit
– Häufige Motive sind Verfall, Tod, Wahnsinn und die Sehnsucht nach Erneuerung - Literatur:
– Charakteristisch sind die Verwendung von expressiven, oft verstörenden Bildern und eine verdichtete, metaphorische Sprache
– Experimente mit neuen literarischen Formen und Techniken, um die Intensität des Ausdrucks zu steigern
– Bevorzugung von Lyrik und Drama als Mittel des unmittelbaren emotionalen Ausdrucks - Vertreter:
– Georg Trakl (Lyrik, „Gedichte“)
– Franz Kafka (Prosa, „Die Verwandlung“)
– Ernst Toller (Drama, „Masse Mensch“)
– Gottfried Benn (Lyrik und Prosa, „Morgue und andere Gedichte“)
– Else Lasker-Schüler (Lyrik, „Mein blaues Klavier“) - Werke:
– „Gedichte“ von Georg Trakl
– „Die Verwandlung“ von Franz Kafka
– „Morgue und andere Gedichte“ von Gottfried Benn
Neue Sachlichkeit (1918 – 1933)
- Geschichtlicher Hintergrund:
– Entstand nach dem Ersten Weltkrieg in der Weimarer Republik, einer Zeit politischer, sozialer und wirtschaftlicher Umbrüche
– Reaktion auf die Extreme des Expressionismus und die Desillusionierung durch den Krieg
– Geprägt von einem Streben nach Objektivität und der Auseinandersetzung mit der Realität der modernen Welt - Weltbild der Epoche:
– Fokus auf das Sachliche, Faktische und die nüchterne Darstellung der Wirklichkeit
– Kritische Betrachtung von Gesellschaft, Technik und den Folgen der Industrialisierung
– Abkehr von Idealisierung und romantischer Verklärung hin zu einer realistischen Weltsicht - Themen und Inhalte:
– Alltagsleben, soziale Probleme und die Situation der arbeitenden Klasse
– Kritik an der Weimarer Republik, Kapitalismus und der aufkommenden NS-Bewegung
– Neue Frauenbilder und die Rolle des Individuums in der Massengesellschaft - Literatur:
– Prägnanter, klarer Stil und Verwendung von Dokumentar- und Reportageelementen
– Entwicklung des sozialkritischen Romans und der objektiven Lyrik
– Werke, die das Zeitgeschehen direkt aufgreifen und kommentieren - Vertreter:
– Erich Maria Remarque („Im Westen nichts Neues“)
– Bertolt Brecht (Theaterstücke, „Die Dreigroschenoper“)
– Das kunstseidene Mädchen (Irmgard Keun)
– Geschichten aus dem Wiener Wald (Ödön von Horváth)
– Gedichte von Kurt Tucholsky und Joachim Ringelnatz - Werke:
– „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque
– „Kleiner Mann – was nun?“ von Hans Fallada
– „Berlin Alexanderplatz“ von Alfred Döblin
Exilliteratur (1933 – 1945)
- Geschichtlicher Hintergrund:
– Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland, der zur Flucht und Vertreibung zahlreicher Schriftsteller und Intellektueller führte
– Autoren suchten Zuflucht im Ausland, um dem repressiven Regime und der Zensur zu entkommen
– Entstehung einer Literatur, die sich kritisch mit dem Nationalsozialismus auseinandersetzt und die Erfahrungen des Exils verarbeitet - Weltbild der Epoche:
– Geprägt von den Erfahrungen des Verlustes, der Entwurzelung und der Suche nach Identität im Exil
– Widerstand gegen den Nationalsozialismus und Engagement für Freiheit und Demokratie
– Reflexion über die Rolle der Kunst und Literatur in Zeiten politischer Unterdrückung - Themen und Inhalte:
– Darstellung von Flucht, Exil und der Auseinandersetzung mit dem Fremdsein
– Kritik an Totalitarismus, Faschismus und der Verfolgung Unschuldiger
– Bewahrung der kulturellen Identität und der deutschen Sprache im Ausland - Literatur:
– Vielfältige Genres, von Lyrik über Romane bis hin zu Essays und Theaterstücken
– Werke, die die politischen und sozialen Zustände im nationalsozialistischen Deutschland analysieren
– Literatur als Mittel des Widerstands und der moralischen Orientierung - Wichtige Vertreter:
– Bertolt Brecht („Mutter Courage und ihre Kinder“, „Leben des Galilei“)
– Anna Seghers („Das siebte Kreuz“, „Transit“)
– Lion Feuchtwanger („Jud Süß“, „Exil“)
– Klaus Mann („Mephisto“, „Der Vulkan“) - Weitere Autoren im Exil: Stefan Zweig, Walter Benjamin. Joseph Roth, Kurt Tucholsky, Hermann Broch, Egon Erwin Kisch, Franz Werfel, Else Lasker-Schüler, Ernst Weiß, Thomas Mann, Ernst Toller, Walter Hasenclever.
- Werke:
– „Das siebte Kreuz“ von Anna Seghers
– „Mephisto“ von Klaus Mann
– „Leben des Galilei“ von Bertolt Brecht
Innere Emigration (1933 – 1945)
- Geschichtlicher Hintergrund:
– Bezeichnet die Haltung deutscher Schriftsteller und Künstler, die während des Nationalsozialismus in Deutschland blieben, aber innerlich gegen das Regime standen
– Oft durch Zensur und Repressionen eingeschränkt, suchten diese Künstler nach subtilen Wegen, ihre Kritik auszudrücken
– Kontrast zur Exilliteratur, deren Autoren ins Ausland flohen - Weltbild der Epoche:
– Geprägt von der Auseinandersetzung mit ethischen und moralischen Fragen unter einem totalitären System
– Suche nach individueller und kultureller Identität in einem repressiven politischen Klima
– Verwendung von Symbolik und Mehrdeutigkeit als Mittel, um Zensur zu umgehen - Themen und Inhalte:
– Subtile Kritik am Nationalsozialismus und dessen Ideologie
– Reflexion über Schuld, Verantwortung und die Rolle des Einzelnen in der Gesellschaft
– Darstellung von historischen Themen und persönlichen Schicksalen als Metapher für zeitgenössische Zustände - Literatur:
– Werke, die auf den ersten Blick unpolitisch erscheinen, aber tiefere Schichten der Kritik enthalten
– Nutzung von historischen Sujets, Naturlyrik und philosophischen Betrachtungen, um aktuelle Missstände zu kommentieren
– Erzählungen und Gedichte, die das Individuum und sein inneres Erleben in den Mittelpunkt stellen - Vertreter:
– Ernst Jünger („Auf den Marmorklippen“)
– Ricarda Huch (historische Werke und Essays)
– Ernst Wiechert („Das einfache Leben„)
– Reinhold Schneider („Las Casas vor Karl V.“, „Winter in Wien“) - Werke:
– „Auf den Marmorklippen“ von Ernst Jünger
– „Das Schweißtuch der Veronika“ von Gertrud von le Fort
– „Las Casas vor Karl V.“ von Reinhold Schneider
Trümmerliteratur (1945 – 1950)
- Geschichtlicher Hintergrund:
– Entsteht in den ersten Jahren nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Deutschland
– Die physischen und moralischen Trümmer des Krieges prägen das gesellschaftliche Leben und das kulturelle Schaffen
– Auseinandersetzung mit den Folgen der Zerstörung, Schuld und der Frage nach einem Neubeginn - Weltbild der Epoche:
– Geprägt von einer nüchternen und oft desillusionierten Sicht auf die menschliche Natur und die Zivilisation
– Skepsis gegenüber großen Ideologien, die zum Krieg geführt haben
– Suche nach einer neuen Moral und ethischen Werten in der zerrütteten Nachkriegswelt - Themen und Inhalte:
– Darstellung des Alltagslebens in Ruinen und der Not der Bevölkerung
– Persönliche Schicksale von Kriegsheimkehrern, Flüchtlingen und Überlebenden
– Reflexion über Schuld, Verantwortung und die Möglichkeit von Wiedergutmachung - Literatur:
– Charakteristisch ist eine knappe, präzise Sprache, die das Ausmaß der Zerstörung und des Leids einfängt
– Kurzgeschichten und Romane dominieren, oft mit autobiographischen Elementen
– Dramen und Gedichte, die das individuelle und kollektive Trauma verarbeiten - Vertreter:
– Heinrich Böll („Wanderer, kommst du nach Spa…“, „Wo warst du, Adam?“)
– Wolfgang Borchert („Draußen vor der Tür“, Theaterstücke und Kurzgeschichten)
– Günter Eich (Hörspiele, „Träume“)
– Hans Werner Richter („Die Geschlagenen“, Gründer der Gruppe 47)
– Alfred Andersch („Sansibar oder der letzte Grund“) - Werke:
– „Draußen vor der Tür“ von Wolfgang Borchert
– „Wanderer, kommst du nach Spa…“ von Heinrich Böll
– „Träume“ von Günter Eich (Hörspiel)
BRD / DDR (1950 – 1990)
- Geschichtlicher Hintergrund:
– Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg geteilt in die Bundesrepublik Deutschland (BRD) im Westen und die Deutsche Demokratische Republik (DDR) im Osten
– Unterschiedliche politische, soziale und ökonomische Systeme prägen die Literatur in beiden deutschen Staaten
– Kalter Krieg, Berliner Mauer, politische Spannungen und die Wiedervereinigung im Jahr 1990 - Weltbild der Epoche:
– In der BRD: Auseinandersetzung mit der Nazi-Vergangenheit, Wirtschaftswunder, sozialer Wandel und Fragen der Identität
– In der DDR: Staatlich gelenkte Literatur mit dem Ziel der sozialistischen Erziehung, Zensur, aber auch subversive Texte, die Kritik am Regime üben - Themen und Inhalte:
– BRD: Kritik an Konsumgesellschaft, Auseinandersetzung mit Freiheit und Demokratie, Fragen der moralischen Verantwortung
– DDR: Darstellung des sozialistischen Alltags, Heldengeschichten der Arbeiterklasse, Flucht und Repression, indirekte Kritik am Staat - Literatur:
– BRD: Vielfalt literarischer Strömungen, von der Gruppe 47 bis zur Postmoderne, experimentelle und avantgardistische Texte
– DDR: Sozialistischer Realismus als Leitidee, aber auch Lyrik und Prosa, die individuelle Freiheit und kritische Reflexion thematisieren - Vertreter BRD:
– Heinrich Böll („Ansichten eines Clowns“, „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“)
– Günter Grass („Die Blechtrommel“, „Hundejahre“)
– Max Frisch („Stiller“, „Homo Faber“)
– Friedrich Dürrenmatt („Die Physiker“, „Der Besuch der alten Dame“)
– Uwe Johnson („Jahrestage“) - Vertreter DDR:
– Christa Wolf („Der geteilte Himmel“, „Kassandra“)
– Heiner Müller (Dramatiker, „Die Hamletmaschine“)
– Stefan Heym („Der König David Bericht“, „Fünf Tage im Juni“)
– Volker Braun („Hinze-Kunze-Roman“, Lyrik)
– Wolf Biermann (Lyrik, Liedermacher, später ausgebürgert) - Werke BRD:
– „Die Blechtrommel“ von Günter Grass
– „Ansichten eines Clowns“ von Heinrich Böll - Werke DDR:
– „Der geteilte Himmel“ von Christa Wolf
– „Der König David Bericht“ von Stefan Heym
Neue Subjektivität (1970 – 1979)
- Geschichtlicher Hintergrund:
– Entsteht in den 1970er Jahren in der Bundesrepublik Deutschland vor dem Hintergrund politischer und sozialer Umbrüche
– Reaktion auf die gesellschaftlichen Veränderungen, die 1968er-Bewegung und deren Folgen
– Persönliche Erfahrungen und individuelle Sichtweisen rücken in den Vordergrund - Weltbild der Epoche:
– Betonung von Individualität, Privatheit und persönlichen Emotionen
– Skepsis gegenüber großen politischen Ideologien und kollektiven Lösungsansätzen
– Suche nach Authentizität und Selbstverwirklichung - Themen und Inhalte:
– Intensive Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich, persönlichen Beziehungen und der eigenen Geschichte
– Themen wie Liebe, Einsamkeit, Identitätssuche und das Scheitern von Utopien
– Kritische Reflexion der eigenen Rolle in der Gesellschaft und der persönlichen Verantwortung - Literatur:
– Lyrik und Prosa, die durch eine direkte, oft autobiografische Schreibweise geprägt sind
– Rückkehr zu traditionelleren literarischen Formen, jedoch mit einem neuen, persönlichen Zugang
– Experimente mit Sprache und Erzählformen, um subjektive Erfahrungen auszudrücken - Vertreter:
– Peter Handke („Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“, „Wunschloses Unglück“)
– Brigitte Kronauer („Frau Mühlenbeck im Gehäus“, „Rita Münster“)
– Verena Stefan („Häutungen“)
– Nicolas Born („Die erdabgewandte Seite der Geschichte“, „Die Fälschung“)
– Rolf Dieter Brinkmann (Lyrik und Essays) - Werke:
– „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“ von Peter Handke
– „Häutungen“ von Verena Stefan
– „Die erdabgewandte Seite der Geschichte“ von Nicolas Born
Postmoderne (ca. 1990 – 2010)
- Geschichtlicher Hintergrund:
– Beginnt mit dem Ende des Kalten Krieges, dem Fall der Berliner Mauer und der Wiedervereinigung Deutschlands
– Zeitraum geprägt von Globalisierung, Digitalisierung und dem Ende der großen Ideologien
– Reflexion über die Bedingungen der späten Moderne in einer zunehmend vernetzten und medialisierten Welt - Weltbild der Epoche:
– Skepsis gegenüber universellen Wahrheiten und großen Erzählungen
– Betonung von Pluralität, Differenz und der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen
– Spiel mit Grenzen und Genres, Vermischung von Hoch- und Populärkultur - Themen und Inhalte:
– Fragmentierung der Identität und der Erzählstrukturen
– Ironie, Parodie und Intertextualität als literarische Mittel
– Auseinandersetzung mit Medien, Kultur und der Konstruktion von Wirklichkeit - Literatur:
– Vielfältige narrative Techniken, die traditionelle Gattungsgrenzen überschreiten
– Metatextuelle und selbstreflexive Werke, die ihre eigene Machart thematisieren
– Charakteristisch ist die Hybridisierung von Stilen und Formen - Vertreter:
– Christoph Ransmayr („Die letzte Welt“, „Morbus Kitahara“)
– Elfriede Jelinek („Die Klavierspielerin“, Nobelpreis für Literatur 2004)
– Rainald Goetz („Irre“, „Abfall für alle“)
– Thomas Brussig („Helden wie wir“, „Am kürzeren Ende der Sonnenallee“)
– Juli Zeh („Spieltrieb“, „Nullzeit“) - Werke:
– „Die letzte Welt“ von Christoph Ransmayr
– „Die Klavierspielerin“ von Elfriede Jelinek
– „Spieltrieb“ von Juli Zeh
Literaturepochen: Häufige Fragen und Antworten
Was sind Literaturepochen?
Literaturepochen sind Zeiträume in der Literaturgeschichte, die durch gemeinsame thematische Schwerpunkte, stilistische Merkmale und kulturelle Hintergründe gekennzeichnet sind. Sie helfen, literarische Werke historisch und kulturell einzuordnen.
Wie viele Literaturepochen gibt es?
21 Literaturepochen werden auf dieser Seite vorgestellt. Die Anzahl der Literaturepochen kann variieren, abhängig davon, wie detailliert die Einteilung vorgenommen wird. Grundlegende Epochen umfassen das Mittelalter, die Renaissance, den Barock, die Aufklärung, Sturm und Drang, die Weimarer Klassik, die Romantik, den Realismus, den Naturalismus, die Moderne und die Postmoderne.
Was kennzeichnet die Literatur des Mittelalters?
Mittelalterliche Literatur ist geprägt durch religiöse und ritterliche Themen, die Verwendung des Mittelhochdeutschen und eine starke mündliche Überlieferungstradition. Bekannte Werke sind das „Nibelungenlied“ und Walther von der Vogelweide’s Lyrik.
Worin unterscheidet sich die Romantik von der Aufklärung?
Die Romantik reagierte auf die Rationalität der Aufklärung mit einer Betonung von Gefühl, Intuition und der Rückbesinnung auf die Natur und das Mittelalter. Romantiker interessierten sich für das Übernatürliche und die Macht der Phantasie, während Aufklärer den menschlichen Verstand und die Wissenschaft in den Mittelpunkt stellten.
Was ist die Neue Sachlichkeit?
Die Neue Sachlichkeit ist eine Literaturepoche in der Weimarer Republik, die durch eine nüchterne und realistische Darstellung der Wirklichkeit gekennzeichnet ist. Sie reagierte auf die Exzesse des Expressionismus und thematisierte soziale Probleme und die Folgen der Modernisierung.
Wie hat sich die Literatur in der DDR von der in der BRD unterschieden?
In der DDR war die Literatur oft durch sozialistische Ideale geprägt und unterlag staatlicher Zensur. Sie thematisierte den Alltag und die Errungenschaften des Sozialismus. In der BRD war die Literatur freier und vielfältiger, mit einem stärkeren Fokus auf individuelle Freiheit und Kritik an der Gesellschaft.
Was versteht man unter Postmoderner Literatur?
Postmoderne Literatur zeichnet sich durch eine Abkehr von traditionellen Erzählweisen, eine Vorliebe für Ironie, Parodie und Intertextualität sowie die Infragestellung von absoluten Wahrheiten aus. Sie spielt bewusst mit verschiedenen Realitätsebenen und Literaturkonventionen.
Kann ein Autor mehreren Literaturepochen zugeordnet werden?
Ja, einige Autoren, deren Werk sich über längere Zeiträume erstreckt oder verschiedene Stile aufweist, können mehreren Epochen zugeordnet werden. Beispiele sind Johann Wolfgang von Goethe, der sowohl dem Sturm und Drang als auch der Weimarer Klassik zugehörig ist, oder Thomas Mann, der sowohl der Moderne als auch teilweise der Postmoderne zugeordnet wird.
Quellen und Links
- Wolfgang Beutin u. a.: Deutsche Literaturgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. 9., aktualisierte und erweiterte Aufl. 2019. Metzler, Stuttgart.
- Albert Meier: Neuere deutsche Literaturgeschichte. Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. 2023. (Abgerufen: 19. März 2024)
- Helmut de Boor und Richard Newald: Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart. Beck, München 1971 ff
- Seite „Epoche (Literatur)“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 5. Oktober 2023, 04:39 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Epoche_(Literatur)&oldid=237886605 (Abgerufen: 19. März 2024)
- Prof. Dr. Volker Frederking: Literarische Epochen, in ARD alpha, Stand: 22.11.2016 URL: https://www.ardalpha.de/lernen/alpha-lernen/faecher/deutsch/6-literarische-epochen-literatur100.html (Abgerufen: 19. März 2024)
Verfasst von Thomas Löding, LIWI Blog, zuletzt aktualisiert am 22. Juni 2024