Georg Büchner - Woyzeck

Woyzeck

„… der Woyzeck Georg Büchners … nichts als das Schicksal eines gemeinen Soldaten (um 1848 etwa), der seine ungetreue Geliebte ersticht, aber gewaltig darstellend, wie um die mindeste Existenz, für die selbst die Uniform eines gewöhnlichen Infanteristen zu weit und zu betont erscheint, … wie er’s nicht hindern kann, dass bald da, bald dort, vor, hinter, zu Seiten seiner dumpfen Seele die Horizonte ins Gewaltige, ins Ungeheure, ins Unendliche aufreißen, ein Schauspiel ohnegleichen…“

(Zitat Rainer Maria Rilke, Brief an Maria von Thurn und Taxis, 9. Juli 1915)

Woyzeck – Podcast

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Woyzeclk – Klassiker der Weltliteratur

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Woyzeck – Zusammenfassung / Inhaltsangabe Szenen

Szene 1-5: Woyzeck Zusammenfassung

  1. Die Hauptmannszene: Der Hauptmann kritisiert und demütigt Woyzeck wegen seines unordentlichen Lebens und moralischer Schwächen. Woyzeck bleibt unterwürfig und versucht, sich zu rechtfertigen.
  2. Woyzeck und Andres: Woyzeck und Andres schneiden Stöcke auf einem Feld. Woyzeck zeigt Anzeichen von Paranoia und hört Stimmen, während Andres unbeeindruckt bleibt.
  3. Woyzeck und der Doktor: Der Doktor experimentiert mit Woyzeck, indem er ihn auf eine strenge Erbsendiät setzt und ihn körperlich und psychisch untersucht. Der Doktor zeigt keinerlei Mitgefühl.
  4. Marie und der Tambourmajor: Marie bewundert den vorbeimarschierenden Tambourmajor und ist fasziniert von seiner Männlichkeit. Sie fühlt sich von Woyzeck vernachlässigt und sieht im Tambourmajor eine Möglichkeit, Zuneigung zu finden.
  5. Marie und Woyzeck: Woyzeck bringt Marie Geld, das er durch die Experimente verdient hat. Marie ist dankbar, aber Woyzeck ist gedanklich abwesend und besorgt wegen seiner Visionen und des Drucks, unter dem er steht.

Szene 6-10: Woyzeck Zusammenfassung

  1. Marie und das Kind: Marie ist mit ihrem Kind in der Wohnung. Sie singt ihm ein Wiegenlied vor und zeigt Zuneigung, ist aber gleichzeitig von ihrer eigenen Situation frustriert.
  2. Woyzeck und der Doktor: Der Doktor beobachtet Woyzeck und ist zufrieden mit den Fortschritten seines Experiments, obwohl Woyzeck zunehmend verwirrt und desorientiert wirkt.
  3. Der Jahrmarkt: Auf einem Jahrmarkt trifft Woyzeck auf den Tambourmajor und Marie. Er sieht, wie der Tambourmajor Marie umwirbt, was seine Eifersucht und Unsicherheit verstärkt.
  4. Woyzeck und Marie: Woyzeck konfrontiert Marie mit ihrer Untreue. Marie leugnet zunächst, gibt dann aber zu, dass sie sich zum Tambourmajor hingezogen fühlt. Woyzeck ist verletzt und wütend.
  5. Woyzeck und der Hauptmann: Der Hauptmann verspottet Woyzeck erneut und erwähnt beiläufig Maries Untreue. Woyzecks Zorn und Verzweiflung nehmen weiter zu.

Szene 11-15: Woyzeck Zusammenfassung

  1. Die Wirtshausszene: Woyzeck ist in einer Kneipe und beobachtet, wie Marie und der Tambourmajor tanzen. Seine Eifersucht und sein Hass auf den Tambourmajor wachsen.
  2. Woyzeck und der Doktor: Der Doktor gibt Woyzeck weitere Anweisungen und bemerkt seine zunehmende Unruhe. Woyzeck spricht von den Stimmen, die er hört, und seinem wachsenden Wahnsinn.
  3. Marie und der Tambourmajor: Marie und der Tambourmajor haben eine intime Begegnung. Marie zeigt sich von der Zuwendung des Tambourmajors geschmeichelt und fühlt sich lebendig.
  4. Woyzecks Wahnvorstellungen: Woyzeck wird von seinen Visionen und Stimmen geplagt. Er sieht schreckliche Bilder und ist überzeugt, dass er etwas Schreckliches tun muss, um Frieden zu finden.
  5. Woyzeck und der Hauptmann: Der Hauptmann konfrontiert Woyzeck erneut. Woyzeck zeigt erste Anzeichen von offener Rebellion und Aggression gegenüber dem Hauptmann.

Szene 16-20: Woyzeck Zusammenfassung

  1. Woyzeck und Marie: Woyzeck besucht Marie und ihr Kind. Er ist zunehmend unruhig und beginnt, über den Tod und seine düsteren Visionen zu sprechen. Marie ist besorgt über seinen Zustand.
  2. Woyzeck und der Tambourmajor: Woyzeck konfrontiert den Tambourmajor und es kommt zu einem Kampf. Woyzeck wird von dem stärkeren Tambourmajor überwältigt und gedemütigt.
  3. Woyzeck und Andres: Woyzeck sucht Andres auf und spricht von seinen Absichten, etwas Schreckliches zu tun. Andres versteht die Ernsthaftigkeit der Situation nicht.
  4. Woyzeck und der Doktor: Der Doktor bemerkt Woyzecks zunehmenden Wahnsinn und nutzt die Gelegenheit, um seine Experimente weiter voranzutreiben. Woyzeck wird weiter entmenschlicht.
  5. Marie und das Kind: Marie kümmert sich um ihr Kind und zeigt Anzeichen von Reue und Unsicherheit wegen ihrer Affäre mit dem Tambourmajor.

Szene 21-26: Woyzeck Zusammenfassung

  1. Woyzecks Entscheidung: Woyzeck beschließt, Marie zu töten. Er sieht keinen anderen Ausweg aus seiner verzweifelten Lage und glaubt, dass er so die Stimmen zum Schweigen bringen kann.
  2. Woyzeck und Marie im Wald: Woyzeck trifft Marie in einem abgelegenen Waldstück. Sie unterhalten sich, und Woyzeck konfrontiert Marie mit ihrer Untreue. In einem Anfall von Wahnsinn ersticht er sie.
  3. Woyzecks Flucht: Nach dem Mord flieht Woyzeck in Panik. Er versucht, die Tat zu verbergen und die Mordwaffe loszuwerden.
  4. Die Entdeckung der Leiche: Maries Leiche wird gefunden. Die Dorfbewohner sind schockiert und versuchen herauszufinden, wer der Mörder ist.
  5. Woyzecks Verhaftung: Woyzeck wird verhaftet und des Mordes an Marie beschuldigt. Sein psychischer Zustand wird deutlich, und er zeigt Anzeichen von völliger Verwirrung und Wahnsinn.
  6. Das Ende: Woyzeck wird inhaftiert und erwartet sein Schicksal. Die gesellschaftlichen Kräfte, die ihn in den Wahnsinn trieben, bleiben unberührt, und Woyzecks tragische Geschichte endet mit seiner endgültigen Zerstörung.

Woyzeck – Figurenkonstellation

Hauptfiguren

Woyzeck

Woyzeck ist die Hauptfigur des Dramas und ein einfacher Soldat, der unter extremen sozialen und psychischen Druck steht. Er ist arm und ausgebeutet, lebt am Rande der Gesellschaft und wird von verschiedenen Autoritäten missbraucht. Sein psychischer Zustand verschlechtert sich zusehends durch die ständige Demütigung und den Druck, dem er ausgesetzt ist. Er nimmt an medizinischen Experimenten teil, um zusätzliches Geld zu verdienen, was seine geistige Gesundheit weiter beeinträchtigt. Die zunehmende Eifersucht auf die Untreue seiner Geliebten Marie treibt ihn schließlich in den Wahnsinn und mündet in einem tragischen Mord.

Marie

Marie ist Woyzecks Geliebte und die Mutter seines unehelichen Kindes. Sie ist eine attraktive Frau, die sich von Woyzeck vernachlässigt fühlt, da er aufgrund seiner prekären Lebensumstände und seiner psychischen Belastung kaum Zeit und Zuwendung für sie übrig hat. Maries Sehnsucht nach einem besseren Leben und emotionaler Erfüllung führt sie in eine Affäre mit dem Tambourmajor. Trotz ihrer Untreue zeigt sie Momente der Reue und Zärtlichkeit gegenüber Woyzeck und ihrem Kind, was ihre innere Zerrissenheit verdeutlicht.

Tambourmajor

Der Tambourmajor ist ein attraktiver und kräftiger Soldat, der eine Affäre mit Marie hat. Er repräsentiert Stärke, Männlichkeit und das Ideal des dominanten, selbstbewussten Mannes. Seine Beziehung zu Marie verstärkt Woyzecks Eifersucht und Unsicherheit, da der Tambourmajor genau das verkörpert, was Woyzeck fehlt. Der Tambourmajor sieht Woyzeck als unterlegen und behandelt ihn dementsprechend herablassend, was die Spannungen zwischen den beiden Männern weiter verschärft.

Hauptmann

Der Hauptmann ist ein ranghöherer Offizier, der Woyzeck ständig demütigt und ihn als minderwertig behandelt. Er symbolisiert die gesellschaftliche Hierarchie und den Missbrauch von Macht. Der Hauptmann nutzt jede Gelegenheit, um Woyzeck zu erniedrigen und seine eigene Überlegenheit zu betonen. Seine Kommentare über Moral und Tugend sind oft heuchlerisch und zeigen die Doppelmoral der herrschenden Klasse. Er trägt maßgeblich zu Woyzecks Gefühl der Wertlosigkeit und Verzweiflung bei.

Doktor

Der Doktor ist ein Wissenschaftler, der Woyzeck für seine Experimente missbraucht. Er steht für die skrupellose Rationalität und die Entmenschlichung durch die Wissenschaft. Der Doktor interessiert sich nicht für Woyzecks Wohlbefinden, sondern sieht in ihm nur ein Objekt zur Durchführung seiner Forschungen. Seine kalte und berechnende Art spiegelt die Unbarmherzigkeit wider, mit der Woyzeck behandelt wird. Die Experimente des Doktors tragen wesentlich zu Woyzecks psychischem Zusammenbruch bei.

Beziehungen der Hauptfiguren

  • Woyzeck und Marie: Ihre Beziehung ist von Armut, Eifersucht und Missverständnissen geprägt. Maries Untreue führt zu Woyzecks Eifersuchtsanfall und letztlich zu ihrer Ermordung.
  • Woyzeck und Tambourmajor: Der Tambourmajor ist Woyzecks Rivale um Maries Zuneigung und verkörpert die Macht und Männlichkeit, die Woyzeck fehlt.
  • Woyzeck und Hauptmann: Der Hauptmann nutzt seine Macht, um Woyzeck zu demütigen und seine Unsicherheit und Verzweiflung zu verstärken.
  • Woyzeck und Doktor: Der Doktor sieht in Woyzeck nur ein Versuchsobjekt und zeigt keinerlei Mitgefühl für dessen Leiden.

Nebenfiguren

  • Margreth: Eine Nachbarin und Freundin von Marie, die oft Zeugin der Ereignisse ist.
  • Andres: Ein Kamerad von Woyzeck, der ihm gegenüber oft gleichgültig oder unverständig reagiert.
  • Kind von Woyzeck und Marie: Symbolisiert die unschuldigen Opfer der Erwachsenenwelt und die Hoffnungslosigkeit der nächsten Generation.

Woyzeck – Analyse von Aufbau, Sprache und Stil

Aufbau

Fragmentarischer Aufbau:

  • Büchners „Woyzeck“ ist unvollendet und besteht aus einzelnen, lose verbundenen Szenen. Diese Fragmentierung spiegelt die chaotische und zerrissene Welt des Protagonisten wider.
  • Der nicht-lineare Handlungsverlauf verstärkt den Eindruck von Desorientierung und Verwirrung, sowohl bei Woyzeck als auch beim Leser/Zuschauer.

Offene Form des Dramas:

  • Im Gegensatz zu klassischen Dramen folgt „Woyzeck“ keiner streng geschlossenen Dramaturgie. Es gibt keine klare Einteilung in Akte und keine festgelegte Struktur, was die moderne und experimentelle Natur des Werkes unterstreicht.
  • Die Szenen können in ihrer Reihenfolge variiert werden, was verschiedene Interpretationen und Inszenierungen ermöglicht.

Soziale Schichtung:

  • Die einzelnen Szenen zeigen verschiedene soziale Ebenen und Beziehungen, von der Elite (Hauptmann, Doktor) bis hin zu den einfachen Menschen (Woyzeck, Marie). Diese soziale Schichtung verdeutlicht die gesellschaftliche Hierarchie und die Ausbeutung der unteren Klassen.

Sprache

Einfachheit und Direktheit:

  • Büchners Sprache ist schlicht und direkt, was die Authentizität der Figuren und deren Lebenswelt betont. Besonders Woyzeck und Marie sprechen in einer einfachen, oft grammatisch fehlerhaften Weise, die ihre soziale Stellung widerspiegelt.

Realismus und Dialekt:

  • Der Dialog ist realistisch und enthält regionale Dialekte und umgangssprachliche Ausdrücke. Diese sprachliche Authentizität trägt zur glaubwürdigen Darstellung der Figuren bei.
  • Woyzecks Sprache ist oft fragmentiert und spiegelt seine psychische Zerrüttung wider.

Symbolik und Metaphern:

  • Büchner verwendet symbolische und metaphorische Sprache, um tiefere psychologische und soziale Themen zu vermitteln. Beispielsweise repräsentieren Woyzecks Visionen und Halluzinationen seinen inneren Zerfall und die äußeren Zwänge, die auf ihm lasten.

Monologe und Dialoge:

  • Die Monologe in „Woyzeck“ offenbaren die inneren Konflikte und den Wahnsinn des Protagonisten. Sie bieten einen tiefen Einblick in seine zerrissene Psyche.
  • Dialoge sind oft konfrontativ und zeigen die Machtverhältnisse und sozialen Spannungen zwischen den Figuren.

Stil

Vorläufer des Naturalismus:

  • Zeitlich ist Georg Büchner ein Vertreter der Epoche Vormärz. „Woyzeck“ wird aber auch oft als Vorläufer des Naturalismus betrachtet. Büchner legt Wert auf eine realistische Darstellung der sozialen Missstände und der menschlichen Psyche.
  • Die Darstellung des Alltagslebens der Unterschicht und die ungeschönte Darstellung von Armut und Ausbeutung sind zentrale Merkmale des Naturalismus.

Expressionistische Züge:

  • Obwohl das Stück dem Vormärz zugeordnet wird, weist es expressionistische Elemente auf, wie die Darstellung innerer Zustände und psychischer Abgründe. Woyzecks Wahnsinn und seine Visionen wirken stark expressionistisch. Damit kann er auch als Vorläufer des Expressionismus gelten.

Gesellschaftskritik:

  • Büchner kritisiert scharf die sozialen Ungerechtigkeiten und die Ausbeutung der Armen durch die Reichen und Mächtigen. Dies zeigt sich in der Darstellung der Machtfiguren (Hauptmann, Doktor) und ihrer skrupellosen Behandlung von Woyzeck.
  • Das Drama reflektiert die politischen und sozialen Spannungen der Zeit und stellt die Frage nach der Verantwortung der Gesellschaft für das individuelle Schicksal.

Vorläufer der modernen Dramatik:

  • „Woyzeck“ bricht mit vielen Konventionen des traditionellen Theaters und gilt als ein wegweisendes Werk für die moderne Dramatik. Seine fragmentarische Struktur, die realistische Sprache und die sozialkritische Haltung beeinflussten spätere Dramatiker erheblich.

Büchners „Woyzeck“ ist ein komplexes und vielschichtiges Werk, das sowohl in seiner Form als auch in seinem Inhalt neue Wege beschritt. Die Analyse von Aufbau, Sprache und Stil zeigt, wie Büchner die äußere und innere Zerrissenheit seines Protagonisten darstellt und gleichzeitig eine scharfe Kritik an den sozialen Missständen seiner Zeit übt.

Woyzeck – Interpretation

Gesellschaftskritik:

  • „Woyzeck“ ist eine scharfe Kritik an den sozialen Ungerechtigkeiten und der Ausbeutung der unteren Klassen. Die Figuren des Hauptmanns und des Doktors repräsentieren die skrupellose Elite, die die Schwachen und Armen missbraucht.
  • Das Drama zeigt die zerstörerischen Auswirkungen von Armut und sozialer Unterdrückung auf den Menschen. Woyzecks psychischer Zusammenbruch ist eine direkte Folge der gesellschaftlichen Verhältnisse, in denen er lebt.

Psychologisches Drama:

  • Das Werk bietet eine tiefgehende Analyse der menschlichen Psyche. Woyzecks zunehmender Wahnsinn und seine Halluzinationen spiegeln seine innere Zerrissenheit und Verzweiflung wider.
  • Büchner zeigt, wie äußere Umstände und innere Konflikte miteinander verwoben sind und den Menschen in den Wahnsinn treiben können.

Existentialismus:

  • „Woyzeck“ stellt existentielle Fragen nach dem Sinn des Lebens, der Freiheit und der Verantwortung. Woyzeck ist ein Opfer seiner Umstände und gleichzeitig ein Individuum, das mit seiner Existenz ringt.
  • Das Drama wirft Fragen nach der menschlichen Freiheit auf: Ist Woyzeck ein freier Mensch, der seine Taten selbst verantworten muss, oder ist er ein Produkt seiner Umgebung?

Fatalismus und Determinismus:

  • Woyzecks Schicksal scheint von Anfang an vorbestimmt zu sein. Er ist gefangen in einem Kreislauf von Armut, Ausbeutung und psychischem Zerfall.
  • Das Drama stellt die Idee des Determinismus dar: Woyzecks Handlungen und sein letztliches Schicksal sind das Ergebnis der sozialen und psychologischen Zwänge, denen er ausgesetzt ist.

Religion und Moral:

  • Büchner thematisiert auch die religiösen und moralischen Fragen seiner Zeit. Der Hauptmanns moralische Heuchelei und der Doktors wissenschaftliche Amoralität kontrastieren mit Woyzecks verzweifeltem Versuch, einen Sinn in seinem Leid zu finden.
  • Maries Sünden und ihre Reue spiegeln die moralischen Dilemmata wider, mit denen die Figuren konfrontiert sind.

Woyzeck – Epoche & historischer Hintergrund

vormaerz-epoche

Vormärz:

  • „Woyzeck“ wurde während der Epoche des Vormärz (1815-1848) geschrieben, eine Zeit politischer Unruhe und sozialer Reformen in Deutschland.
  • Diese Zeit war geprägt von einem wachsenden Bewusstsein für soziale Ungerechtigkeiten und dem Wunsch nach politischer und gesellschaftlicher Veränderung.

Industrielle Revolution:

  • Die industrielle Revolution führte zu tiefgreifenden Veränderungen in der Gesellschaft, einschließlich der Entstehung einer städtischen Arbeiterklasse, die unter extremen Bedingungen lebte und arbeitete.
  • Büchner thematisiert die sozialen Missstände und die Ausbeutung der Arbeiterklasse in seinem Drama.

Medizinische und wissenschaftliche Fortschritte:

  • Die Zeit des Vormärz war auch eine Periode großer wissenschaftlicher Fortschritte, die oft ohne Rücksicht auf ethische Bedenken durchgeführt wurden. Der Charakter des Doktors in „Woyzeck“ reflektiert diese skrupellose Wissenschaftlichkeit.
  • Experimente an Menschen waren keine Seltenheit, und Büchner kritisiert diese entmenschlichenden Praktiken durch die Darstellung des Doktors.

Politische und soziale Kritik:

  • Büchner selbst war ein politisch engagierter Schriftsteller, der sich für soziale Gerechtigkeit und politische Freiheit einsetzte. „Woyzeck“ reflektiert seine kritische Sicht auf die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse seiner Zeit.
  • Das Drama kann als eine Art Protest gegen die herrschenden sozialen und politischen Zustände gelesen werden.

Woyzeck – Autor Georg Büchner

georg-buechnerBiographie:

  • Georg Büchner wurde am 17. Oktober 1813 in Goddelau, Hessen, geboren und starb am 19. Februar 1837 in Zürich. Er war ein deutscher Schriftsteller, Dramatiker und Mediziner.
  • Büchner war politisch engagiert und gründete 1834 die revolutionäre Organisation „Gesellschaft für Menschenrechte“. Er verfasste den „Hessischen Landboten“, ein politisches Flugblatt, das zur Revolution aufrief.

Literarische Werke:

  • Büchner schrieb mehrere bedeutende Werke, darunter „Dantons Tod“ (1835), „Leonce und Lena“ (1836) und das Fragment „Lenz“ (1835). Seine Werke sind bekannt für ihre politische und soziale Kritik sowie ihre innovative Form.
  • „Woyzeck“ wurde erst nach Büchners Tod veröffentlicht und gilt als eines der bedeutendsten Werke der deutschen Literatur.

Einfluss und Vermächtnis:

  • Büchners Arbeiten hatten einen großen Einfluss auf die moderne Literatur und das Theater. Er gilt als Vorläufer des Naturalismus und Expressionismus.
  • Seine Themen und die Art und Weise, wie er soziale Ungerechtigkeiten und die menschliche Psyche darstellte, beeinflussten viele spätere Schriftsteller und Dramatiker.

Woyzeck – Die häufigsten Fragen

Warum tötet Woyzeck Marie?

  • Woyzeck tötet Marie aus einer Kombination von Eifersucht, Verzweiflung und Wahnsinn. Die ständige Demütigung und der psychische Druck, unter dem er steht, führen schließlich zu seiner tragischen Tat.

Was ist die Bedeutung der medizinischen Experimente an Woyzeck?

  • Die Experimente symbolisieren die Entmenschlichung und Ausbeutung der unteren Klassen durch die Wissenschaft und die Elite. Sie tragen zur Verschlechterung von Woyzecks psychischem Zustand bei und verdeutlichen die skrupellose Rationalität des Doktors.

Wie spiegelt „Woyzeck“ die sozialen Verhältnisse der Zeit wider?

  • Das Drama zeigt die extremen sozialen Ungleichheiten und die Ausbeutung der Arbeiterklasse. Die Figuren des Hauptmanns und des Doktors repräsentieren die herrschende Klasse, die die Schwachen und Armen missbraucht.

Warum ist „Woyzeck“ unvollendet?

  • Georg Büchner starb im Alter von nur 23 Jahren an Typhus, bevor er „Woyzeck“ vollenden konnte. Das unvollendete Werk besteht aus fragmentarischen Szenen, die Büchners innovative und experimentelle Herangehensweise an das Drama widerspiegeln.

Was ist die Bedeutung der Visionen und Halluzinationen von Woyzeck?

  • Woyzecks Visionen und Halluzinationen sind Ausdruck seines inneren Zerfalls und seiner psychischen Zerrüttung. Sie verdeutlichen den enormen Druck und die Verzweiflung, unter denen er leidet, und führen letztlich zu seinem Wahnsinn und seiner Gewalt.

Wie unterscheidet sich „Woyzeck“ von klassischen Dramen?

  • „Woyzeck“ bricht mit vielen Konventionen des klassischen Dramas. Es hat eine fragmentarische Struktur, eine realistische Sprache und eine offene Form, die verschiedene Interpretationen und Inszenierungen ermöglicht. Es ist ein frühes Beispiel für moderne Dramatik, das soziale und psychologische Themen in den Vordergrund stellt.

Wurde Woyzeck verfilmt?

Ja, mehrmals. Hier der Trailer der Verfilmung mit Kaus Kinski:

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Woyzeck – Buch

Georg Büchner - WoyzeckGeorg Büchner.
Woyzeck.

Erstdruck 1879 als „Wozzeck“ (Ftagment)
Uraufführung: Residenztheater München 1913.
Neuausgabe, LIWI Verlag, Göttingen 2020.
LIWI Literatur- und Wissenschaftsverlag

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Verfasst von Thomas Löding, LIWI Blog, zuletzt aktualisiert am 01. Juli 2024

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