Die Liebe der Erika Ewald

Stefan Zweig

„Die Bilder eilten immer rascher vorbei, sie führten sie wieder nach Hause zu sich selbst, um rasch wieder hinwegzuirren in die Vergangenheit, zu dem Tag, da sie ihn zuerst kennengelernt hatte. Und bald stürmten sie heraus über die Enge der Zeit und des Erlebens und wurden immer wilder und bunter.“

Stefan Zweig.
Die Liebe der Erika Ewald.
Erstdruck in: Die Liebe der Erika Ewald. Novellen. Verlag Fleischel und Co., Berlin 1904.

Vollständige Neuausgabe, Göttingen 2019.

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Die Liebe der Erika Ewald – Zusammenfassung

Originalausgabe von 1904

„Die Liebe der Erika Ewald“ ist eine eindringliche Erzählung des österreichischen Schriftstellers Stefan Zweig, die erstmals 1904 veröffentlicht wurde. Die Geschichte handelt von den emotionalen und psychologischen Entwicklungen einer jungen Pianistin, Erika Ewald, und ihrer unglücklichen Liebe zu einem Geigenvirtuosen.

Beginn der Beziehung

Erika Ewald ist eine talentierte Pianistin, die in Wien lebt und ihre Tage mit Musik und ihrer Familie verbringt. Sie begegnet einem jungen Geiger, mit dem sie bald für ein gemeinsames Konzert zu proben beginnt. Während dieser Proben entwickelt sich eine zarte, zunächst rein platonische Freundschaft zwischen den beiden Künstlern. Sie genießen gemeinsame Gespräche und Spaziergänge, während ihre Musikproben zunehmend intensiver und vertrauter werden.

Entwicklung der Gefühle

Im Verlauf der gemeinsamen Zeit wächst die emotionale Verbindung zwischen Erika und dem Geiger. Während Erika sich in romantischen Gedanken und platonischer Zuneigung verliert, beginnt der Geiger, tiefere Gefühle für sie zu entwickeln. Er gesteht ihr seine Liebe und seinen Wunsch, die Beziehung auf eine körperliche Ebene zu bringen. Erika jedoch, unsicher und ängstlich, ist noch nicht bereit für diesen Schritt und flieht vor seinen Avancen.

Zeit der Trennung und inneren Reife

Nach dieser schmerzhaften Episode folgt eine unbestimmte Zeit der Trennung, in der die beiden keinen Kontakt mehr haben. Erika durchlebt eine Phase der inneren Reifung, in der sie sich ihrer eigenen Gefühle und Wünsche bewusster wird. Sie beginnt, sich auch körperlich zu dem Geiger hingezogen zu fühlen und sehnt sich nach einem Wiedersehen. Ihre Gedanken und ihr Verlangen konzentrieren sich nun darauf, ihn wiederzusehen und ihm ihre gereiften Gefühle zu offenbaren.

Wiedersehen und Enttäuschung

Erika besucht schließlich eines der Konzerte des Geigers in der Hoffnung, ihm nahe zu sein und mit ihm zu sprechen. Doch als sie ihn nach dem Konzert sieht, erlebt sie einen schmerzhaften Schock: Der Geiger verlässt den Veranstaltungsort höhnisch lächelnd mit einer Opernsängerin im Arm. Diese Szene bricht Erika das Herz und zerstört ihre Hoffnungen auf eine erneute Annäherung.

Rachegedanken und schicksalhafte Wendung

In ihrer Verzweiflung und Enttäuschung hegt Erika anfängliche Gedanken an Selbstmord, findet aber bald einen anderen Entschluss: Sie will sich an dem Geiger rächen, indem sie sich dem erstbesten Mann hingibt, den sie trifft. Doch das Schicksal greift ein und bewahrt sie vor diesem Schritt. Erika erkennt schließlich die Sinnlosigkeit ihres Racheplans und beschließt, ihr Leid und ihre verlorene Liebe zu akzeptieren.

Lebensweg in Enthaltsamkeit

Erika zieht sich in ihr Inneres zurück und akzeptiert, dass sie niemals in der Lage sein wird, einen anderen Menschen zu lieben. Sie führt ihr Leben in Enthaltsamkeit und findet Trost in berauschenden Gedanken an die Vergangenheit und die verlorene Liebe. Ihre Erinnerungen und ihre Musik werden zu den einzigen Begleitern in ihrem einsamen Leben.

Über Stefan Zweig

Stefan Zweig

Stefan Zweig war ein österreichischer Schriftsteller, der vor allem für seine Novellen, Romane und Biografien bekannt ist. Er wurde am 28. November 1881 in Wien geboren und wuchs in einer wohlhabenden jüdischen Familie auf.

Zweig studierte Philosophie an der Universität Wien und promovierte 1904.
Bereits während seiner Studienzeit begann er, literarische Werke zu veröffentlichen.
Er reiste viel und lebte zeitweise in verschiedenen europäischen Ländern, was seinen kulturellen Horizont erweiterte.

Seine Werke zeichnen sich durch psychologische Tiefe und menschliche Einfühlsamkeit aus. Ein bedeutendes Merkmal seiner Erzählkunst ist die Fähigkeit, die inneren Konflikte und Emotionen seiner Charaktere eindrucksvoll darzustellen.

Zweigs bekannteste Werke sind Die Schachnovelle, Ungeduld des Herzens und Die Welt von Gestern.
Die Schachnovelle ist eine meisterhafte Darstellung des psychologischen Schachs und der Isolation.
Ungeduld des Herzens behandelt das Thema Mitgefühl und moralische Verantwortung.
Die Welt von Gestern ist Zweigs autobiografisches Werk, in dem er seine Erinnerungen an das Wien der Vorkriegszeit schildert.

Während des Ersten Weltkriegs engagierte sich Zweig als Pazifist und setzte sich für den kulturellen Austausch und das Verständnis zwischen den Völkern ein. Seine humanistischen Ideale und seine Kritik an Nationalismus und Krieg sind zentrale Themen in seinen Schriften.

Zweig war ein enger Freund und Kollege vieler bedeutender Schriftsteller und Künstler seiner Zeit, darunter Rainer Maria Rilke und Sigmund Freud.
Seine Werke wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und erlangten internationale Anerkennung.

Im Jahr 1934 verließ Zweig Österreich aufgrund des aufkommenden Nationalsozialismus und emigrierte nach England, später in die USA und schließlich nach Brasilien. Dort schrieb er weiter und setzte sich intensiv mit den politischen und gesellschaftlichen Veränderungen seiner Zeit auseinander.

1942 nahm sich Stefan Zweig zusammen mit seiner Frau Lotte in Brasilien das Leben.
Sein Tod war ein Ausdruck seiner tiefen Verzweiflung über den Zustand der Welt und die Zerstörung der europäischen Kultur.

Stefan Zweigs literarisches Erbe bleibt bis heute von großer Bedeutung. Seine Werke bieten nicht nur spannende Geschichten, sondern auch tiefgehende Reflexionen über die menschliche Natur und die Gesellschaft.

Die Liebe der Erika Ewald – Häufige Fragen

Wann wurde Die Liebe der Erika Ewald erstmals veröffentlicht?

Die Liebe der Erika Ewald wurde erstmals 1904 veröffentlicht.

In welchem Sammelband erschien die Erzählung?

Die Erzählung erschien im Sammelband Die Liebe der Erika Ewald zusammen mit den Novellen Der Stern über dem Walde, Die Wanderung und Die Wunder des Lebens.

Was ist der Inhalt von Die Liebe der Erika Ewald?

Die Pianistin Erika Ewald verliebt sich während der Proben für ein gemeinsames Konzert in einen Geigenvirtuosen. Während ihre Liebe zunächst eher platonisch ist, gesteht der Geiger ihr seine tieferen Gefühle. Erika flieht aus Angst vor einer körperlichen Beziehung. Nach einer Zeit des inneren Reifens versucht sie, ihn wieder zu treffen, sieht ihn aber mit einer anderen Frau, was sie tief verletzt. Schließlich entscheidet sie sich für ein Leben in Enthaltsamkeit.

Welche Themen behandelt die Erzählung?

Die Erzählung behandelt Themen wie platonische und körperliche Liebe, innere Reifung, Enttäuschung und Enthaltsamkeit.

Wie endet die Geschichte von Erika Ewald?

Erika erkennt, dass sie niemals in der Lage sein wird, einen anderen Menschen zu lieben. Sie führt ihr weiteres Leben in Enthaltsamkeit und in berauschenden Gedanken an die Vergangenheit.

Was passiert, nachdem der Geiger Erika seine Gefühle gesteht?

Erika flieht, weil sie sich noch nicht bereit für eine körperliche Beziehung fühlt. Es folgt eine unbestimmte Zeit des Wartens ohne Kontakt.

Wie reift Erika Ewald innerlich während der Geschichte?

Während der Zeit des Wartens beginnt Erika innerlich zu reifen und entwickelt auch körperliche Anziehung zum Geiger. Ihr ganzes Bestreben konzentriert sich auf ein Wiedersehen mit ihm.

Was ist Erikas Reaktion, als sie den Geiger mit einer anderen Frau sieht?

Erika sieht den Geiger höhnisch lächelnd mit einer Opernsängerin im Arm weggehen. Nach anfänglichen Todesgedanken fasst sie den Entschluss, an ihm Rache zu üben, indem sie sich dem erstbesten Mann hingibt. Das Schicksal bewahrt sie jedoch vor diesem Schritt.

Warum entscheidet sich Erika für ein Leben in Enthaltsamkeit?

Erika erkennt, dass sie nie wieder in der Lage sein wird, einen anderen Menschen zu lieben. Sie führt ihr weiteres Leben in Enthaltsamkeit und berauschenden Gedanken an die Vergangenheit.