Kulturgeschichte des Altertums
„Diese Kulturgeschichte des Altertums steht zu meiner dreibändigen Kulturgeschichte der Neuzeit in keiner unmittelbaren Beziehung: sie setzt deren Lektüre nirgends voraus, auch nicht an den seltenen Stellen, wo sie sich auf sie beruft; sie will aber auch nicht umgekehrt eine Art nachträgliche Einleitung zu ihr bilden; und sie stellt nicht einmal ein Parallelwerk dar, denn sie ist nach einer anderen Methode angelegt und ausgeführt. Man kann daher ebensogut dieses Werk vor jenem lesen wie jenes vor diesem, aber auch nur dieses oder nur jenes und sogar beide nebeneinander; und man kann auch keines von beiden lesen.“
Egon Friedell.
Kulturgeschichte des Altertums.
Leben und Legende der vorchristlichen Seele.
Enthält die „Kulturgeschichte Ägyptens und des alten Orients“ sowie die „Kulturgeschichte Griechenlands“ in einem Band.
Kulturgeschichte des Altertums – Zusammenfassung
„Kulturgeschichte des Altertums“ ist ein bedeutendes Werk des österreichischen Schriftstellers, Kulturhistorikers und Philosophen Egon Friedell, das sich mit der kulturellen und gesellschaftlichen Entwicklung der antiken Welt befasst. Das Werk ist Teil seiner umfangreichen „Kulturgeschichte“, die auch die „Kulturgeschichte der Neuzeit“ umfasst. Im Folgenden wird eine ausführliche und detaillierte Zusammenfassung des Werkes gegeben.
Einleitung
Egon Friedell eröffnet seine „Kulturgeschichte des Altertums“ mit einer umfassenden Einführung in die Bedeutung und den Einfluss der antiken Kulturen auf die moderne Welt. Er betont, dass viele Grundlagen der heutigen Zivilisation in den antiken Kulturen gelegt wurden und dass ein Verständnis dieser Epoche notwendig ist, um die Gegenwart vollständig zu begreifen.
Die frühen Hochkulturen
Mesopotamien
Friedell beginnt mit der Kultur Mesopotamiens, die als eine der ersten Hochkulturen der Menschheitsgeschichte gilt. Er beschreibt die Entstehung der Stadtstaaten wie Sumer, Akkad, Babylon und Assyrien. Besondere Aufmerksamkeit widmet er den Errungenschaften der Mesopotamier in den Bereichen Schrift (Keilschrift), Recht (Codex Hammurabi), Astronomie und Mathematik. Friedell beleuchtet auch die religiösen Vorstellungen und die Mythologie dieser Kultur, einschließlich der Schöpfungsmythen und Götterwelten.
Ägypten
Anschließend behandelt Friedell das Alte Ägypten, das er als eine der beeindruckendsten und langlebigsten Kulturen der Antike beschreibt. Er geht auf die Pharaonen und ihre göttliche Stellung, die monumentalen Bauwerke wie die Pyramiden von Gizeh und die Tempelanlagen von Karnak und Luxor ein. Auch die Hieroglyphenschrift, die ägyptische Kunst und Architektur sowie die komplexen religiösen Vorstellungen, einschließlich des Totenkults und der Götterwelt, werden ausführlich behandelt.
Die griechische Welt
Mykenische und minoische Kultur
Friedell widmet sich dann der griechischen Welt und beginnt mit den frühen Kulturen der Minoer auf Kreta und der Mykener auf dem griechischen Festland. Er beschreibt die Bedeutung dieser Kulturen für die spätere griechische Zivilisation, ihre Palaststrukturen und ihre Kunst.
Klassisches Griechenland
Der Übergang zum klassischen Griechenland markiert einen Höhepunkt in Friedells Werk. Er analysiert die Entwicklung der griechischen Stadtstaaten (Poleis), insbesondere Athen und Sparta, und deren unterschiedliche politische Systeme und gesellschaftlichen Strukturen. Friedell beleuchtet die Errungenschaften der Griechen in den Bereichen Philosophie (Sokrates, Platon, Aristoteles), Literatur (Homer, Hesiod, Sophokles, Euripides), Kunst (Skulptur, Architektur) und Wissenschaft (Mathematik, Medizin, Astronomie).
Besondere Beachtung findet die Athenische Demokratie, die Friedell als eine der ersten Formen der partizipativen Herrschaftsstrukturen beschreibt. Er erläutert die politische und soziale Bedeutung der Demokratie und deren Einfluss auf die moderne politische Theorie.
Die römische Welt
Frühzeit und Republik
Friedell setzt seine Darstellung mit der römischen Welt fort. Er beginnt mit der Frühzeit Roms und der Römischen Republik, wobei er die Expansion Roms und die daraus resultierenden politischen und gesellschaftlichen Veränderungen beschreibt. Er analysiert die römischen Institutionen, die Rechtsentwicklung (Römisches Recht), die Militärorganisation und die Konflikte, die zur Machtstellung Roms im Mittelmeerraum führten.
Das Römische Imperium
Ein wesentlicher Teil des Werkes ist der Darstellung des Römischen Imperiums gewidmet. Friedell beschreibt die Übergangsphase von der Republik zum Kaiserreich und analysiert die Herrschaftsstrukturen und politischen Mechanismen der römischen Kaiser. Er geht auf bedeutende Kaiser wie Augustus, Nero und Trajan ein und beschreibt die Blütezeit sowie den Niedergang des Römischen Reiches.
Besondere Aufmerksamkeit widmet Friedell den kulturellen Errungenschaften Roms, darunter die römische Architektur (Straßen, Aquädukte, Amphitheater), die Literatur (Vergil, Ovid, Seneca) und die Philosophie (Stoizismus). Er beleuchtet auch den Einfluss des Christentums auf das römische Reich und die spätere europäische Kultur.
Übergang zur Spätantike
Abschließend beschreibt Friedell den Übergang von der Antike zur Spätantike und die Veränderungen, die diese Periode kennzeichnen. Er geht auf die zunehmende Christianisierung des Römischen Reiches, die Völkerwanderung und die letztendliche Teilung des Reiches ein. Friedell erläutert, wie die kulturellen Errungenschaften der Antike die Grundlage für die spätere europäische Zivilisation legten und bis heute nachwirken.
Über den Autor Egon Friedell
Frühes Leben und Bildung
Egon Friedell wurde am 21. Januar 1878 in Wien, Österreich, als Egon Friedmann geboren. Er entstammte einer wohlhabenden jüdischen Familie. Seine Eltern, der Industrielle Moriz Friedmann und seine Frau Karoline, ermöglichten ihm eine umfassende Bildung. Friedell besuchte das renommierte Schottengymnasium in Wien und zeigte schon früh eine außergewöhnliche Begabung für Literatur und Geschichte.
Akademische Laufbahn und erste Erfolge
Nach dem Abitur begann Friedell ein Studium der Philosophie, Germanistik und Kunstgeschichte an der Universität Wien. Er setzte sein Studium später in Berlin fort, wo er Vorlesungen von Georg Simmel und Wilhelm Dilthey besuchte. Trotz seiner intellektuellen Fähigkeiten hatte Friedell Schwierigkeiten, sich in der akademischen Welt zu etablieren, da seine unkonventionelle Herangehensweise und sein satirischer Stil oft als unangemessen betrachtet wurden.
Schriftstellerische Karriere
Friedell kehrte nach Wien zurück und begann seine Karriere als Schriftsteller, Journalist und Kulturhistoriker. Er schrieb für verschiedene Wiener Zeitungen und Zeitschriften und veröffentlichte Essays, Kritiken und satirische Texte. Sein erstes Buch, „Der Petroleumkönig“, erschien 1906 und zeigte bereits seine Fähigkeit, scharfsinnige Beobachtungen mit humorvollen Kommentaren zu verbinden.
Theater und Kabarett
Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit war Friedell auch im Theater und Kabarett aktiv. Er arbeitete mit bekannten Persönlichkeiten wie Karl Kraus und Peter Altenberg zusammen und trat in verschiedenen Wiener Kabaretts auf. Seine Theaterstücke und Kabarettprogramme, darunter „Goethe als Komödiant“ und „Schlag nach bei Shakespeare“, fanden großen Anklang und machten ihn in der Wiener Kulturszene bekannt.
Hauptwerk: Kulturgeschichte der Neuzeit
Friedells bedeutendstes Werk ist die „Kulturgeschichte der Neuzeit“, die zwischen 1927 und 1931 in drei Bänden veröffentlicht wurde. Dieses umfassende Werk behandelt die kulturelle Entwicklung Europas vom Mittelalter bis zur Neuzeit und zeichnet sich durch seine lebendige Erzählweise, seine umfassenden Kenntnisse und seinen einzigartigen Stil aus. Friedell verbindet historische Fakten mit Anekdoten, Persönlichkeitsbeschreibungen und philosophischen Reflexionen und schafft so ein Werk, das sowohl wissenschaftlich fundiert als auch unterhaltsam ist.
Kulturgeschichte des Altertums
Nach dem Erfolg der „Kulturgeschichte der Neuzeit“ widmete sich Friedell der „Kulturgeschichte des Altertums“, die posthum veröffentlicht wurde. Dieses Werk behandelt die kulturelle und gesellschaftliche Entwicklung der antiken Welt und folgt dem gleichen lebendigen und zugänglichen Stil wie seine vorhergehenden Arbeiten. Friedell beschreibt die großen Zivilisationen des Altertums, darunter Mesopotamien, Ägypten, Griechenland und Rom, und beleuchtet deren Einfluss auf die moderne Welt.
Späte Jahre und Tod
Mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus und der Machtergreifung Hitlers verschlechterte sich die Situation für Friedell als jüdischen Intellektuellen in Wien dramatisch. Er verlor seine Publikationsmöglichkeiten und wurde zunehmend isoliert. Am 16. März 1938, kurz nach dem Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland, beging Friedell Selbstmord, indem er aus dem Fenster seiner Wohnung sprang, um der Verhaftung durch die Gestapo zu entgehen.
Buch
Egon Friedell.
Kulturgeschichte des Altertums.
Leben und Legende der vorchristlichen Seele.
Enthält die „Kulturgeschichte Ägyptens und des alten Orients“ sowie die „Kulturgeschichte Griechenlands“ in einem Band.
Durchgesehener Neusatz. Erstdruck: Helikon-Verlag, Zürich 1936.
Neuausgabe, LIWI Verlag, Göttingen 2020.
LIWI Literatur- und Wissenschaftsverlag
ISBN: 3965422529
Paperback
628 Seiten
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Verfasst von Thomas Löding, LIWI Blog, zuletzt aktualisiert am 02. Juni 2024