Seltsame Geschichten
Dieses Buch versammelt die berühmtesten Erzählungen und phantastischen Geschichten Edgar Allan Poes in einem Band:
Der Goldkäfer / Eine Geschichte aus dem Felsengebirge / Der schwarze Kater / Das Faß Amontilladowein / Die Maske des roten Todes / Die Rache des Zwerges / Der alte Mann mit dem Geierauge / Die Mordtat in der Rue Morgue / Der gestohlene Brief / Bericht über den Fall Valdemar / Der Untergang des Hauses Usher / Metzengerstein / In der Tiefe des Maelstroms / William Wilson / Ligeia
Edgar Allan Poe.
Seltsame Geschichten.
Übersetzt von Wilhelm Cremer.
Seltsame Geschichten – Zusammenfassung
Der Goldkäfer
„Der Goldkäfer“ erzählt die Geschichte von William Legrand, der auf einer einsamen Insel in South Carolina lebt. Eines Tages findet Legrand einen ungewöhnlichen goldenen Käfer und zeigt ihn seinem Freund, dem Erzähler der Geschichte. Legrand entdeckt eine verschlüsselte Nachricht, die ihn zu einem verborgenen Piratenschatz führt. Mithilfe seines Dieners Jupiter und seines Freundes entschlüsselt er die Karte und findet den Schatz. Die Geschichte ist ein klassisches Abenteuer voller Rätsel, Geheimnisse und überraschender Wendungen.
Legrand wird in der Geschichte als ein obsessiver und etwas exzentrischer Charakter dargestellt, dessen Besessenheit von dem Käfer und der verschlüsselten Botschaft die Handlung vorantreibt. Seine Fähigkeit, die Nachricht zu entschlüsseln, zeigt seine Intelligenz und seine Beharrlichkeit. Der Erzähler und Jupiter bieten dabei eine unterstützende Rolle, die es Legrand ermöglicht, seine Entdeckung zu machen.
Die Auflösung der Geschichte offenbart nicht nur den Schatz, sondern auch die beeindruckenden Fähigkeiten Legrands, was die Geschichte zu einer spannenden Lektüre macht. Die detaillierte Beschreibung des Entschlüsselungsprozesses und die sorgfältige Darstellung der Charaktere sind typische Merkmale von Poes Schreibstil.
Eine Geschichte aus dem Felsengebirge
In „Eine Geschichte aus dem Felsengebirge“ beschreibt Poe die Erlebnisse eines Reisenden in den Appalachen, der auf einen geheimnisvollen Mann namens Bedloe trifft. Bedloe erzählt ihm eine erschreckende Geschichte über seine eigene Vergangenheit, in der er Zeuge eines grausamen Massakers wurde und beinahe ums Leben kam. Die Geschichte ist durchdrungen von einer düsteren und unheimlichen Atmosphäre, die typisch für Poes Werke ist.
Der Erzähler wird von Bedloe in eine schreckliche Vision hineingezogen, in der er selbst die Schrecken des Massakers erlebt. Bedloe, der einst als tot galt, wird durch diese Erzählung wieder zum Leben erweckt, was die Grenzen zwischen Realität und Übernatürlichem verschwimmen lässt. Diese Begegnung hinterlässt den Erzähler tief beeindruckt und verstört.
Poe nutzt die einsame und unheimliche Landschaft der Felsengebirge, um eine Atmosphäre des Schreckens und der Spannung zu erzeugen. Die Geschichte endet abrupt und lässt den Leser mit vielen unbeantworteten Fragen zurück, was den unheimlichen und mysteriösen Charakter der Erzählung verstärkt.
Der schwarze Kater
„Der schwarze Kater“ ist eine Geschichte über Schuld und Wahnsinn, in der der Erzähler seine zunehmende Besessenheit und Grausamkeit beschreibt. Er beginnt seine Erzählung mit der Liebe zu seiner Katze Pluto, doch unter dem Einfluss von Alkohol misshandelt und tötet er sie. Kurz darauf erscheint eine zweite schwarze Katze, die ihn an Pluto erinnert und ihn in den Wahnsinn treibt.
Die neue Katze hat eine weiße Markierung auf der Brust, die im Laufe der Zeit die Form eines Galgens annimmt, was den Erzähler noch mehr verunsichert. In einem Anfall von Wut tötet er schließlich seine Frau und versteckt ihre Leiche hinter einer Kellerwand. Die Katze verschwindet, doch als die Polizei das Haus durchsucht, hört man ein schreckliches Miauen aus der Wand, woraufhin die Leiche entdeckt und der Erzähler verhaftet wird.
Poe verwendet in dieser Geschichte die Themen Schuld und Bestrafung, um die Abwärtsspirale des Erzählers zu verdeutlichen. Die übernatürlichen Elemente und die psychologischen Qualen, die der Erzähler durchlebt, sind typisch für Poes Werke und machen „Der schwarze Kater“ zu einer intensiven und beunruhigenden Erzählung.
Das Faß Amontilladowein
„Das Faß Amontilladowein“ ist eine düstere Geschichte über Rache und Vergeltung. Der Erzähler, Montresor, erzählt von seiner tiefen Abneigung gegen Fortunato, der ihn wiederholt beleidigt hat. Um sich zu rächen, lockt Montresor Fortunato unter dem Vorwand, einen seltenen Amontillado-Wein zu probieren, in die Katakomben seines Palastes.
Fortunato, bereits angetrunken und nichts ahnend, folgt Montresor in die tiefen und dunklen Katakomben. Dort angekommen, kettet Montresor ihn an die Wand und mauert ihn lebendig ein. Fortunatos verzweifelte Schreie und das langsame Verlöschen seines Lebens sind ein schockierender Höhepunkt der Erzählung.
Die Geschichte endet mit Montresors kühlem und emotionslosem Geständnis, dass er seit fünfzig Jahren unentdeckt geblieben ist. Poes meisterhafte Darstellung von Rache und die detaillierte Schilderung der Katakomben schaffen eine beklemmende und unheimliche Atmosphäre.
Die Maske des roten Todes
In „Die Maske des roten Todes“ schildert Poe eine schreckliche Seuche, die als Roter Tod bekannt ist und das Land verwüstet. Prinz Prospero zieht sich mit seinen adeligen Gästen in ein abgelegenes, befestigtes Schloss zurück, um der Krankheit zu entkommen. Sie veranstalten dort einen opulenten Maskenball, bei dem jede der farbenfrohen Räume eine andere Stimmung und Bedeutung hat.
Während des Balls erscheint eine geheimnisvolle Gestalt in einem blutroten Kostüm, die den Roten Tod darstellt. Prospero, wütend über die Entweihung seines Fests, konfrontiert die Gestalt, doch als er sie erreicht, stirbt er sofort. Die anderen Gäste versuchen, die Gestalt zu entlarven, finden jedoch nur Leere unter der Maske und fallen alle tot um.
Die Geschichte endet mit der eindringlichen Botschaft, dass niemand dem Tod entkommen kann, egal wie mächtig oder reich man ist. Poes Verwendung von Symbolik und allegorischen Elementen verleiht der Geschichte eine tiefe Bedeutung und verstärkt ihre düstere und unheilvolle Atmosphäre.
Die Rache des Zwerges
„Die Rache des Zwerges“ erzählt die Geschichte von Hop-Frog, einem misshandelten Hofnarren, der seine Peiniger auf schreckliche Weise rächt. Der König und seine Höflinge, die Hop-Frog ständig quälen, planen einen Maskenball und verlangen von ihm, sich eine unterhaltsame Kostümidee auszudenken.
Hop-Frog schlägt vor, dass der König und seine Höflinge als Affen verkleidet erscheinen und sich in Ketten legen lassen, um so das Affentheater darzustellen. Während des Balls zündet Hop-Frog die Kostüme an, und die Höflinge verbrennen bei lebendigem Leib. Er entkommt mit seiner Freundin Trippetta, die ebenfalls am Hof misshandelt wurde.
Poes Geschichte ist eine kraftvolle Darstellung von Unterdrückung und Rache. Die grausame Behandlung von Hop-Frog und Trippetta durch den König und seine Höflinge und die blutige Vergeltung verdeutlichen die Themen Machtmissbrauch und Gerechtigkeit.
Der alte Mann mit dem Geierauge
In „Der alte Mann mit dem Geierauge“ beschreibt der Erzähler seine Besessenheit vom Auge eines alten Mannes, das ihn an ein Geierauge erinnert. Getrieben von diesem Hass plant er, den alten Mann zu töten. Jede Nacht schleicht er sich in das Zimmer des alten Mannes, bis er eines Nachts seine Chance ergreift.
Er ermordet den alten Mann und versteckt die Leiche unter den Dielen. Doch sein schlechtes Gewissen und der imaginierte Herzschlag des Toten quälen ihn so sehr, dass er schließlich wahnsinnig wird. Als die Polizei kommt, um nachzuforschen, hört er das immer lauter werdende Herz und gesteht schließlich seinen Mord.
Poe verwendet in dieser Geschichte Elemente des psychologischen Horrors, um die Qualen des Erzählers darzustellen. Die detaillierte Beschreibung seiner zunehmenden Paranoia und seines Wahnsinns machen „Der alte Mann mit dem Geierauge“ zu einer intensiven und beunruhigenden Lektüre.
Die Mordtat in der Rue Morgue
„Die Mordtat in der Rue Morgue“ gilt als eine der ersten Detektivgeschichten und führt die Figur des brillanten Detektivs C. Auguste Dupin ein. In Paris werden zwei Frauen auf grausame Weise ermordet, und die Polizei ist ratlos. Dupin, ein Mann mit außergewöhnlicher Beobachtungsgabe und analytischen Fähigkeiten, bietet seine Hilfe an.
Durch sorgfältige Untersuchung der Beweise und logische Schlussfolgerungen entdeckt Dupin, dass der Mörder ein entflohener Orang-Utan ist, der zufällig in die Wohnung der Frauen eingedrungen ist. Die Geschichte endet mit der Aufklärung des Falles und der Bewunderung für Dupins geniale Ermittlungsarbeit.
Poe kombiniert in dieser Geschichte Spannung und Intellekt und legt den Grundstein für das Genre der Detektivliteratur. Die Figur des Dupin diente als Inspiration für spätere berühmte Detektive wie Sherlock Holmes und Hercule Poirot.
Der gestohlene Brief
In „Der gestohlene Brief“ wird Detektiv C. Auguste Dupin erneut tätig. Diesmal geht es um die Wiederbeschaffung eines kompromittierenden Briefes, der von einem hochrangigen Politiker gestohlen wurde. Der Polizeipräfekt hat trotz gründlicher Durchsuchung des Hauses des Verdächtigen keinen Erfolg, den Brief zu finden.
Dupin verwendet psychologische Taktiken und sein Verständnis der Denkweise des Diebes, um den Brief zu entdecken. Er erkennt, dass der Dieb den Brief an einem offensichtlichen Ort versteckt hat, der gerade deshalb übersehen wurde. Dupin holt den Brief unauffällig zurück und gibt ihn dem Präfekten.
Diese Geschichte zeigt Poes Fähigkeit, komplexe Handlungsstränge mit scharfsinniger Logik zu verweben. Dupins geniale Methode zur Aufklärung des Falles verdeutlicht seine herausragenden Fähigkeiten als Detektiv.
Bericht über den Fall Valdemar
„Bericht über den Fall Valdemar“ handelt von einem Mann namens Ernest Valdemar, der kurz vor seinem Tod hypnotisiert wird. Der Erzähler, ein Hypnotiseur, hält Valdemar in einem hypnotischen Zustand, um den Prozess des Sterbens zu beobachten und zu dokumentieren. Valdemar bleibt in diesem Zustand zwischen Leben und Tod gefangen.
Monate vergehen, während Valdemar in einem untoten Zustand verweilt. Schließlich verlangt er, aus dem hypnotischen Zustand befreit zu werden. Als dies geschieht, zerfällt sein Körper sofort zu einer schrecklichen Masse. Die Geschichte endet mit einem schockierenden und makabren Bild.
Poe nutzt diese Erzählung, um die Grenzen zwischen Leben und Tod sowie die Macht der Hypnose zu erforschen. Die makabren Details und die unheimliche Atmosphäre machen „Bericht über den Fall Valdemar“ zu einer eindrucksvollen und verstörenden Geschichte.
Der Untergang des Hauses Usher
„Der Untergang des Hauses Usher“ beschreibt den Besuch des Erzählers bei seinem kranken Freund Roderick Usher in dessen düsterem Anwesen. Der Erzähler bemerkt sofort die unheimliche Atmosphäre des Hauses und die seltsame Krankheit von Roderick und seiner Schwester Madeline.
Während seines Aufenthalts wird die Beziehung zwischen den Geschwistern und dem Haus immer deutlicher. Madeline stirbt scheinbar, wird aber lebendig begraben. In einer schrecklichen Szene kehrt sie aus dem Grab zurück, und Roderick stirbt vor Schreck. Das Haus stürzt in den See, während der Erzähler flieht.
Poes meisterhafte Schilderung von Atmosphäre und Spannung macht diese Geschichte zu einem Klassiker des Horrorgenres. Die Themen Isolation, Wahnsinn und das Übernatürliche sind in „Der Untergang des Hauses Usher“ eindrucksvoll dargestellt.
Metzengerstein
„Metzengerstein“ ist Poes erste veröffentlichte Erzählung und handelt von einer Fehde zwischen den Familien Metzengerstein und Berlifitzing. Der junge Freiherr Metzengerstein wird von einem übernatürlichen Pferd heimgesucht, das den Geist des ermordeten Berlifitzing zu enthalten scheint.
Das Pferd erscheint mysteriöserweise nach einem Brand im Stall der Berlifitzings und zeigt eine erschreckende Ähnlichkeit mit einem Wandteppich in Metzengersteins Schloss. Der junge Freiherr wird von dem Pferd besessen und reitet schließlich in den Tod, als sein eigenes Schloss in Flammen aufgeht.
Poe verwendet in dieser Geschichte Elemente des Übernatürlichen und der Familienfehde, um eine düstere und eindrucksvolle Erzählung zu schaffen. Die Themen Schicksal und Rache sind zentral, und die unheimliche Atmosphäre verstärkt den Effekt der Geschichte.
In der Tiefe des Maelstroms
„In der Tiefe des Maelstroms“ erzählt die Geschichte eines Mannes, der einen gewaltigen Maelstrom überlebt. Der Erzähler trifft einen alten Mann, der ihm von seinem Abenteuer im arktischen Norwegen erzählt, wo er und seine Brüder von dem Strudel erfasst wurden.
Durch wissenschaftliche Beobachtungen und kühlen Verstand gelingt es dem Mann, sich zu retten, während seine Brüder in den Tiefen des Maelstroms verschwinden. Die Erzählung kombiniert Abenteuer, Naturphänomene und menschliche Überlebenskraft.
Poe nutzt die Kraft der Natur und die Spannungen zwischen Mensch und Umwelt, um eine fesselnde und tiefgründige Geschichte zu schaffen. Die detaillierte Schilderung des Maelstroms und die philosophischen Überlegungen des Erzählers machen die Geschichte zu einem bemerkenswerten Werk.
William Wilson
In „William Wilson“ begegnet der Protagonist seinem Doppelgänger, der ihm immer wieder in die Quere kommt und seine bösartigen Pläne vereitelt. Der Protagonist, ebenfalls William Wilson genannt, erzählt von seiner Kindheit und den wiederholten Begegnungen mit seinem Doppelgänger, der ihm in allen Aspekten seines Lebens gleicht, jedoch moralisch überlegen ist.
Der Konflikt eskaliert, als Wilsons Doppelgänger seine Versuche, andere zu betrügen und zu manipulieren, immer wieder durchkreuzt. In einem finalen Duell tötet Wilson seinen Doppelgänger, nur um zu erkennen, dass er sich selbst getötet hat und sein eigenes Spiegelbild im Sterben liegt.
Die Geschichte ist eine tiefgründige Erzählung über Identität und Schuld. Poe verwendet das Motiv des Doppelgängers, um die inneren Kämpfe des Protagonisten und die moralischen Konsequenzen seiner Taten zu erkunden.
Ligeia
„Ligeia“ handelt von der obsessiven Liebe des Erzählers zu seiner wunderschönen und mysteriösen ersten Frau Ligeia, die stirbt. Der Erzähler beschreibt Ligeia als eine Frau von außerordentlicher Schönheit und Intellekt, deren Tod ihn in tiefe Verzweiflung stürzt.
Nach Ligeias Tod heiratet er Rowena, die jedoch ebenfalls stirbt. In einer schockierenden Wendung scheint Ligeia von den Toten zurückzukehren, indem sie den Körper von Rowena übernimmt. Die Geschichte endet mit der erschreckenden Wiederauferstehung Ligeias.
Poes Erzählung ist ein Beispiel für seine Beschäftigung mit dem Übernatürlichen und der Wiederauferstehung. Die düstere und melancholische Atmosphäre sowie die detaillierte Charakterisierung machen „Ligeia“ zu einer intensiven und unvergesslichen Geschichte.
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Verfasst von Thomas Löding, LIWI Blog, zuletzt aktualisiert am 02. Juni 2024