Niccolò Machiavelli - Der Fürst

Der Fürst

Ein Hauptwerk der politischen Philosophie, ein zeitloser Klassiker:

Das italienische Original wurde um 1513 verfasst. Die päpstliche Druckgenehmigung stammt vom
4. Januar 1532, im Jahr 1557 ließ die Kirche dieses Buch auf den Index der verbotenen Bücher setzen.

Durchgesehener Neusatz, der Text dieser Ausgabe folgt: Macchiavelli’s Buch vom Fürsten.
Nach A. W. Rehberg’s Übersetzung mit Einleitung und Erläuterung neu herausgegeben
von Dr. Max Oberbreyer, Reclam, Leipzig.

Vollständige Neuausgabe, LIWI Verlag, Göttingen 2022.
LIWI Literatur- und Wissenschaftsverlag

Buch-ISBN: 9783965425682

Der Fürst – Zusammenfassung der Kapitel

1. Verschiedene Arten der Herrschaft, und Wege, zu ihr zu gelangen.

machiavelli der fürst

Titelblatt der Ausgabe von 1550 von Machiavellis Il Principe und La Vita di Castruccio Castracani da Lucca.

Machiavelli beschreibt die unterschiedlichen Typen von Fürstentümern und erläutert, wie diese entweder durch Erbschaft, durch eigene Fähigkeiten, durch Zufall oder durch Gewalt erworben werden können.

Er unterscheidet zwischen erblichen und neuen Fürstentümern und betont, dass der Weg zur Macht die spätere Stabilität und den Umgang mit den Untertanen beeinflusst.

2. Von den erblichen Fürstentümern.

Erbliche Fürstentümer sind leichter zu regieren, da die Herrschaft traditionell und stabil ist.

Der Fürst muss die bestehenden Traditionen respektieren und das Vertrauen des Volkes erhalten. Solange er keine extremen Änderungen vornimmt und die Gesetze und Sitten beibehält, bleibt die Herrschaft sicher.

3. Von vermischten Herrschaften.

Diese Fürstentümer bestehen aus neuen Gebieten, die an bestehende Staaten angegliedert werden. Machiavelli erläutert, dass besondere Maßnahmen nötig sind, um die neuen Gebiete zu stabilisieren und zu integrieren. Der Fürst sollte sich vor allem auf die Unterwerfung und den Erhalt der Loyalität der neuen Untertanen konzentrieren.

4. Warum das Reich des Darius nach Alexanders Tode gegen seine Nachfolger nicht aufstand?

Machiavelli analysiert, warum einige Reiche nach dem Tod eines Herrschers stabil bleiben, während andere in Chaos versinken.

Er erklärt, dass gut organisierte und zentralisierte Reiche wie das des Darius aufgrund ihrer stabilen Verwaltungsstruktur und der Loyalität der Bevölkerung auch nach dem Tod des Herrschers bestehen bleiben.

5. Wie Städte oder Fürstentümer zu behandeln sind, die vor der Eroberung ihre eigene Verfassung hatten.

Er empfiehlt, dass solche Städte entweder zerstört, persönlich regiert oder ihnen ihre eigenen Gesetze gelassen werden sollten, jedoch unter neuer Führung. Dies soll verhindern, dass sie sich gegen den neuen Herrscher auflehnen und alte Freiheitsbestrebungen wieder aufleben.

6. Von neuen Herrschaften, die durch eigene Waffen und Tapferkeit errungen werden.

Moses

Solche Herrschaften sind stabiler, da der Fürst sie durch eigene Fähigkeiten und Mut gewonnen hat und daher auch fähiger ist, sie zu verteidigen.

Der Fürst muss hier sein eigenes militärisches Können und seine strategischen Fähigkeiten unter Beweis stellen.

7. Von neuen Fürstentümern, die durch fremde Unterstützung und durch Glücksfälle erworben werden.

Herrschaften, die durch Glück oder fremde Hilfe erworben werden, sind unsicher und oft schwer zu halten, da sie auf äußeren Faktoren beruhen. Der Fürst ist hierbei von der Laune der Unterstützer abhängig und kann leicht seine Macht verlieren, wenn das Glück sich wendet oder die Unterstützung wegfällt.

8. Von Denjenigen, welche durch Verbrechen zur Herrschaft gelangen.

Machiavelli beschreibt Herrscher, die durch Verbrechen, Verrat und Grausamkeit zur Macht gelangen. Er diskutiert die moralischen und praktischen Aspekte solcher Herrschaft und zeigt, dass obwohl diese Methoden verachtenswert sind, sie oft effektiv und notwendig sind, um die Macht zu sichern und zu erhalten.

9. Vom Volke übertragene Herrschaft.

Eine Herrschaft, die durch die Unterstützung des Volkes erlangt wird, bietet eine stabilere und nachhaltigere Machtbasis.

Solche Herrscher sind vom Wohlwollen und der Zufriedenheit ihrer Untertanen abhängig. Machiavelli betont, dass der Fürst die Bedürfnisse und Interessen des Volkes berücksichtigen muss, um ihre Loyalität zu bewahren und Aufstände zu verhindern.

10. Wie die Kräfte der Fürstentümer zu schätzen sind.

Machiavelli diskutiert die Notwendigkeit, die Kräfte und Ressourcen eines Fürstentums richtig einzuschätzen. Dazu gehört die Beurteilung der militärischen Stärke, der wirtschaftlichen Ressourcen und der politischen Stabilität.

Der Fürst muss wissen, ob er auf eigene oder fremde Truppen vertrauen kann und wie er die Verwaltung seines Staates effizient organisiert.

11. Von geistlichen Fürstentümern.

Geistliche Fürstentümer sind laut Machiavelli einzigartig, da sie auf religiöser Autorität und nicht auf weltlicher Macht beruhen. Solche Herrschaften sind stabiler, da sie durch den Glauben und die Unterstützung der Kirche gestützt werden. Diese Fürstentümer profitieren von einer tief verwurzelten Loyalität und Hingabe der Bevölkerung.

12. Von den verschiedenen Arten der Truppen.

Machiavelli unterscheidet zwischen eigenen Truppen, Söldnern und Hilfstruppen. Eigene Truppen sind die loyalsten und zuverlässigsten, während Söldner und Hilfstruppen oft unzuverlässig und gefährlich sind. Der Fürst sollte immer bemüht sein, eine starke, gut ausgebildete und loyale eigene Armee zu unterhalten.

13. Von Hilfstruppen.

Philipp von Makedonien

Hilfstruppen sind fremde Truppen, die von einem verbündeten Herrscher gestellt werden. Sie sind ebenso wie Söldner oft unzuverlässig und gefährlich, da ihre Loyalität dem Verbündeten und nicht dem eigenen Fürsten gilt.

Machiavelli warnt davor, sich auf solche Truppen zu verlassen, da sie leicht gegen den Fürsten selbst eingesetzt werden können.

14. Was der Fürst im Kriegswesen zu beobachten hat.

Machiavelli betont, dass ein Fürst ständig die Kunst des Krieges studieren und seine militärischen Fähigkeiten verbessern sollte. Dazu gehört das Verständnis der Strategie, der Taktik und der Logistik. Ein guter Fürst muss in der Lage sein, seine Truppen effizient zu führen und auf Veränderungen im Kriegsverlauf flexibel zu reagieren.

15. Wodurch die Fürsten Lob und Tadel erwerben.

Ein Fürst erwirbt Lob oder Tadel durch sein Verhalten und seine Entscheidungen. Machiavelli erklärt, dass es wichtiger ist, respektiert als geliebt zu werden, und dass ein gewisses Maß an Grausamkeit notwendig sein kann, um Ordnung und Stabilität zu wahren. Der Fürst muss weise abwägen, wann Strenge und wann Nachsicht angebracht sind, um seine Herrschaft zu festigen und den Respekt seiner Untertanen zu erhalten.

16. Von der Freigebigkeit und dem Geize.

Machiavelli diskutiert die Vor- und Nachteile von Freigebigkeit und Geiz. Ein Fürst, der zu freigebig ist, riskiert, die Ressourcen des Staates zu erschöpfen und die Steuern erhöhen zu müssen, was ihn beim Volk unbeliebt macht. Andererseits kann ein Maß an Geiz sinnvoll sein, um die Staatskasse zu schonen und langfristig wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten.

Er betont, dass ein Fürst eher als geizig denn als verschwenderisch gelten sollte, um die nötigen Mittel für Krisenzeiten zu haben.

17. Von der Grausamkeit und Milde.

Machiavelli erklärt, dass ein gewisses Maß an Grausamkeit notwendig sein kann, um Ordnung und Sicherheit zu gewährleisten. Allerdings sollte der Fürst darauf achten, nicht als tyrannisch oder willkürlich grausam zu gelten, da dies Hass und Rebellion hervorrufen kann. Milde ist zwar wünschenswert, darf aber nicht die Autorität des Fürsten untergraben. Ein kluger Fürst findet das richtige Gleichgewicht zwischen diesen beiden Extremen.

18. In wie fern ein Fürst sein Wort halten muß.

Hannibal überquert die Alpen

Ein Fürst muss versprechen können, ohne immer verpflichtet zu sein, sie einzuhalten. Machiavelli argumentiert, dass die Politik oft die Notwendigkeit erfordert, Täuschung und List anzuwenden. Ein Fürst sollte sein Wort halten, wenn es ihm nützt, aber auch bereit sein, es zu brechen, wenn es den Staatsinteressen dient. Das Wichtigste ist, dass der Fürst Vertrauen erweckt, auch wenn er manchmal unaufrichtig sein muss.

19. Verachtung und Haß sind zu vermeiden.

Machiavelli betont, dass ein Fürst Verachtung und Hass unbedingt vermeiden sollte, da sie die größte Gefahr für seine Herrschaft darstellen.

Er sollte darauf achten, gerecht und respektvoll zu handeln, um die Loyalität seiner Untertanen zu sichern. Ein Fürst sollte keine unnötige Härte zeigen und den Anschein von Gerechtigkeit und Gnade wahren, um nicht verhasst zu werden.

20. Ob Festungen und andere Sicherheitsanstalten den Fürsten nützlich oder schädlich sind?

Machiavelli diskutiert die Vor- und Nachteile von Festungen und anderen Sicherheitsmaßnahmen. Während Festungen Schutz bieten können, können sie auch ein Zeichen von Schwäche und Misstrauen sein. Ein Fürst sollte sich nicht ausschließlich auf Festungen verlassen, sondern die Unterstützung des Volkes suchen, da dies der beste Schutz vor Feinden ist.

21. Wie ein Fürst sich zu betragen hat, um großen Ruhm zu erwerben.

Ferdinand II. von Aragon

Ein Fürst sollte große Taten vollbringen und Weisheit sowie Entschlossenheit zeigen, um Ruhm und Anerkennung zu erlangen.

Machiavelli betont die Bedeutung von öffentlichen Auftritten und symboleträchtigen Handlungen, um den Respekt und die Bewunderung der Untertanen und anderer Fürsten zu gewinnen.

22. Von den Ministern.

Die Auswahl der Minister ist entscheidend für die Regierung des Fürsten. Ein weiser Fürst wählt kompetente und loyale Minister, die die Interessen des Staates über ihre eigenen stellen. Machiavelli rät, Minister zu fördern, die ehrlich und fähig sind, und solche zu meiden, die nur auf persönlichen Gewinn aus sind.

23. Schmeichler sind zu fliehen.

Ein Fürst sollte sich vor Schmeichlern hüten, die ihm falsche Ratschläge geben könnten. Stattdessen sollte er umgeben sein von Personen, die ihm die Wahrheit sagen, auch wenn sie unangenehm ist. Ein kluger Fürst schafft ein Umfeld, in dem ehrliche Meinungen und konstruktive Kritik geschätzt werden.

24. Wie die Fürsten Italiens ihre Herrschaften verloren haben.

Machiavelli analysiert die Fehler der Fürsten Italiens, die zur Verlust ihrer Herrschaften führten.

Er betont, dass mangelnde Vorbereitung, Inkompetenz und das Versäumnis, Verbündete zu gewinnen, die Hauptgründe für ihren Sturz waren. Diese Fürsten haben es versäumt, sich den wechselnden politischen und militärischen Umständen anzupassen.

25. Welchen Einfluß das Glück auf die Angelegenheiten der Menschen hat.

Machiavelli erkennt den Einfluss von Glück (Fortuna) auf menschliche Angelegenheiten an, betont jedoch, dass Fähigkeiten (Virtù) eines Fürsten entscheidend sind, um das Glück zu nutzen und zu beeinflussen. Ein guter Fürst antizipiert Veränderungen und ist bereit, flexibel und entschlossen zu handeln, um den Lauf des Glücks zu seinem Vorteil zu wenden.

26. Aufruf, Italien von der Fremdherrschaft zu befreien.

Lorenzo di Piero de Medici

Im letzten Kapitel ruft Machiavelli zu einer Befreiung Italiens von der Fremdherrschaft auf. Er appelliert an die patriotischen Gefühle der Fürsten und des Volkes und fordert einen starken und entschlossenen Führer, der Italien vereint und die Fremdherrscher vertreibt. Dieser Führer sollte die in den vorherigen Kapiteln beschriebenen Prinzipien anwenden, um Erfolg zu haben.

Der Fürst – Wichtige Begriffe: Fortuna und Virtù

Die Fortuna

Fortuna ist bei Machiavelli ein zentraler Begriff, der das Glück, den Zufall und die unvorhersehbaren Umstände beschreibt, die das Leben und die Politik beeinflussen. Fortuna steht für die äußeren Kräfte, die ein Fürst nicht kontrollieren kann. Machiavelli sieht Fortuna als eine Macht, die zur Hälfte die menschlichen Angelegenheiten bestimmt. Der kluge Fürst muss in der Lage sein, diese unvorhersehbaren Ereignisse zu erkennen und zu nutzen. Ein erfolgreicher Fürst ist daher nicht nur von seinen Fähigkeiten abhängig, sondern auch von seiner Fähigkeit, sich den Launen des Glücks anzupassen und daraus Vorteile zu ziehen.

Die Virtù

Virtù steht in Machiavellis Werk für die Tugend, die Fähigkeit und den Charakter eines Fürsten, seine Entschlossenheit, Weisheit und Fähigkeit, seine Ziele zu erreichen. Im Gegensatz zur Fortuna, die äußere Einflüsse repräsentiert, bezieht sich Virtù auf die inneren Qualitäten und die Willenskraft des Fürsten. Ein Fürst mit hoher Virtù ist in der Lage, schwierige Situationen zu meistern, sich gegen Widrigkeiten zu behaupten und seine Herrschaft erfolgreich zu sichern und zu erweitern. Virtù beinhaltet auch die Fähigkeit, moralisch flexible Entscheidungen zu treffen, um das Wohl des Staates zu gewährleisten. Für Machiavelli ist die Kombination aus Virtù und der Fähigkeit, Fortuna zu beeinflussen, der Schlüssel zum politischen Erfolg.

Der Fürst – Rezeption

Der Fürst“ von Niccolò Machiavelli ist eines der einflussreichsten politischen Werke der Geschichte und hat seit seiner Veröffentlichung im Jahr 1532 zahlreiche Diskussionen und Kontroversen ausgelöst. Die Rezeption des Buches ist geprägt von unterschiedlichen Interpretationen und Bewertungen, die im Laufe der Jahrhunderte stark variiert haben.

Zeitgenössische Reaktionen

Zur Zeit seiner Veröffentlichung war „Der Fürst“ sowohl bewundert als auch gefürchtet. Viele sahen in Machiavellis Werk eine zynische Anleitung zur Machtpolitik, die jegliche moralischen Überlegungen außer Acht ließ. Besonders die katholische Kirche reagierte kritisch, und das Buch wurde 1559 auf den Index Librorum Prohibitorum (Index der verbotenen Bücher) gesetzt. Trotz dieser Verurteilung fand es Verbreitung und wurde von vielen politischen Führern und Intellektuellen gelesen.

Einfluss auf die politische Theorie

Machiavellis realistische Sicht auf die Politik, die auf empirischen Beobachtungen und praktischen Erfahrungen beruhte, beeinflusste die politische Theorie nachhaltig. Sein Werk legte den Grundstein für die moderne politische Wissenschaft, indem es die Trennung von Moral und Politik thematisierte. Philosophen und Denker wie Thomas Hobbes, Jean-Jacques Rousseau und Friedrich Nietzsche setzten sich intensiv mit Machiavellis Ideen auseinander und entwickelten ihre Theorien oft als Reaktion auf oder in Abgrenzung zu Machiavelli.

Der Begriff „Machiavellismus“

Aus Machiavellis Namen entstand der Begriff „Machiavellismus“, der oft negativ konnotiert ist und eine politische Strategie beschreibt, die durch Täuschung, Rücksichtslosigkeit und Manipulation gekennzeichnet ist. Machiavelli selbst wurde teilweise als Symbol für skrupellose Machtpolitik angesehen. Dieses Bild wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wieder hinterfragt und neu bewertet.

Moderne Interpretationen

In der modernen politischen Theorie und Geschichtsschreibung wird Machiavelli differenzierter betrachtet. Viele Forscher betonen, dass „Der Fürst“ als satirische oder ironische Kritik an den Machtverhältnissen seiner Zeit verstanden werden kann. Andere sehen es als eine pragmatische Anleitung für Fürsten, die in einer unbeständigen und gefährlichen politischen Landschaft navigieren müssen. Zudem wird hervorgehoben, dass Machiavelli auch tiefere Überlegungen zur Freiheit und Republik in seinen anderen Werken anstellt, wie in den „Discorsi“.

Einfluss auf die Praxis

„Der Fürst“ hat nicht nur theoretische, sondern auch praktische Auswirkungen auf die Politik gehabt. Zahlreiche historische Figuren, darunter Napoleon Bonaparte und Otto von Bismarck, sollen Machiavellis Prinzipien in ihrer politischen Strategie angewandt haben. In der modernen Zeit werden seine Lehren oft in Kontexten wie Unternehmensführung und militärischer Strategie diskutiert und angewendet.

Populärkultur

Das Werk hat auch seinen Platz in der Populärkultur gefunden. Es wird oft in Filmen, Literatur und Diskussionen über Macht und Politik zitiert und thematisiert. Machiavellis Ideen über die Natur der Macht und die Rolle der Führungspersönlichkeit bleiben relevant und werden weiterhin intensiv debattiert und interpretiert.

Der Fürst – Autor Niccolò Machiavelli

Niccolò Machiavelli (* 3. Mai 1469 in Florenz; † 21. Juni 1527 ebenda) war ein italienischer Diplomat, Politiker, Philosoph und Schriftsteller der Renaissance. Machiavelli ist vor allem bekannt für seine politischen Schriften, insbesondere für „Der Fürst“ (Il Principe), ein Werk, das die Prinzipien der Machtpolitik untersucht und kontrovers diskutiert wird.

Frühes Leben und Ausbildung

Machiavelli wurde in eine angesehene, aber verarmte Adelsfamilie geboren. Er erhielt eine humanistische Ausbildung, die ihn mit den klassischen Werken der Antike vertraut machte. Seine Studien umfassten Geschichte, Latein, und Literatur, was später seine schriftstellerischen Arbeiten beeinflusste.

Politische Karriere

Im Jahr 1498, nach dem Sturz der Medici-Familie, trat Machiavelli in den Dienst der Florentiner Republik ein. Er arbeitete als Diplomat und Beamter und reiste in diplomatischer Mission durch Europa. Diese Positionen gaben ihm Einblicke in die politische Praxis und die Machtstrukturen seiner Zeit. Besonders seine Missionen zu den Höfen Frankreichs, des Heiligen Römischen Reiches und zum Papst in Rom prägten seine Ansichten über Macht und Politik.

Der Sturz und die Rückkehr der Medici

Machiavellis politische Karriere endete abrupt im Jahr 1512, als die Medici mit der Hilfe von Papst Julius II. die Macht in Florenz zurückeroberten. Machiavelli wurde verhaftet, gefoltert und schließlich aus der Politik verbannt. Diese Phase seines Lebens verbrachte er auf seinem Landsitz in der Nähe von Florenz, wo er seine bedeutendsten Werke schrieb.

Schriftstellerisches Werk

Während seines Exils schrieb Machiavelli mehrere bedeutende Werke, darunter:

  • Der Fürst (Il Principe): Sein bekanntestes Werk, eine Abhandlung über politische Macht und Staatsführung.
  • Die Discorsi (Discorsi sopra la prima deca di Tito Livio): Ein Kommentar zu den ersten zehn Büchern von Livius’ Geschichte Roms, in dem er republikanische Regierungsformen untersucht.
  • Das Mandragola (La Mandragola): Eine satirische Komödie, die die Sitten und die Gesellschaft seiner Zeit kritisiert.
  • Die Kunst des Krieges (Dell’arte della guerra): Ein Dialog über Militärstrategie und Taktik.

Philosophische und Politische Ansichten

Machiavelli ist bekannt für seinen Realismus und seine pragmatische Sicht auf die Politik. Er trennte Moral und Politik und betonte die Notwendigkeit, dass ein Fürst flexibel und manchmal skrupellos handeln muss, um den Staat zu erhalten. Seine Ideen zur Virtù (die Fähigkeit des Fürsten, seine Ziele zu erreichen) und Fortuna (das unberechenbare Schicksal) sind zentrale Konzepte in seinen Werken.

Spätere Jahre und Tod

Nach mehreren erfolglosen Versuchen, wieder eine politische Position zu erlangen, verbrachte Machiavelli seine letzten Jahre weitgehend in literarischer und intellektueller Arbeit. Er starb 1527 in Florenz und wurde in der Kirche Santa Croce beigesetzt.

Der Fürst – Die häufigsten Fragen

Worum geht es in „Der Fürst“?

„Der Fürst“ (Il Principe) von Niccolò Machiavelli ist eine Abhandlung über politische Macht und Staatsführung. Es beschreibt, wie ein Fürst die Macht erlangen, erhalten und festigen kann, oft unabhängig von moralischen und religiösen Überlegungen. Das Werk bietet pragmatische Ratschläge zur Machtausübung und diskutiert die Natur von Fortuna (Glück) und Virtù (Tugend).

Warum ist „Der Fürst“ so berühmt und umstritten?

„Der Fürst“ ist berühmt, weil es als eines der ersten Werke der modernen politischen Philosophie gilt und einen realistischen, oft als zynisch empfundenen Ansatz zur Machtpolitik verfolgt. Es ist umstritten, weil es moralische und ethische Bedenken beiseite schiebt und stattdessen den Erfolg und Machterhalt des Fürsten in den Vordergrund stellt, selbst wenn dies durch Täuschung, Manipulation oder Gewalt erreicht werden muss.

Wer war Niccolò Machiavelli?

Niccolò Machiavelli war ein italienischer Diplomat, Politiker, Philosoph und Schriftsteller der Renaissance. Er wurde 1469 in Florenz geboren und diente der Florentiner Republik als Diplomat. Nach der Rückkehr der Medici und seinem politischen Sturz schrieb er „Der Fürst“ in der Hoffnung, wieder in die Gunst der Herrscherfamilie zu gelangen.

Was sind die Hauptkonzepte in „Der Fürst“?

Die Hauptkonzepte in „Der Fürst“ sind:

  • Fortuna: Das Glück oder der Zufall, der die menschlichen Angelegenheiten beeinflusst und den Verlauf von Ereignissen mitbestimmt.
  • Virtù: Die Fähigkeit und Tugend eines Fürsten, klug und entschlossen zu handeln, um seine Ziele zu erreichen und Fortuna zu meistern.

Wie unterscheidet sich „Der Fürst“ von den „Discorsi“?

Während „Der Fürst“ sich auf die Machtergreifung und Machterhaltung durch einen Einzelherrscher konzentriert, plädieren die „Discorsi“ für die republikanische Staatsform und die Erhaltung der Freiheit. Beide Werke befassen sich jedoch mit der Frage, wie man in einer feindlichen politischen Umwelt erfolgreich sein kann.

Warum wurde „Der Fürst“ von der Kirche verboten?

„Der Fürst“ wurde 1557 von der Kirche auf den Index der verbotenen Bücher gesetzt, weil es die moralischen und religiösen Normen seiner Zeit in Frage stellte und die Anwendung von Täuschung und Gewalt zur Machterhaltung befürwortete, was der christlichen Ethik widersprach.

Hat Machiavelli „Der Fürst“ ernst gemeint oder war es eine Satire?

Es gibt verschiedene Interpretationen über die Intention von Machiavelli mit „Der Fürst“. Einige sehen es als ernst gemeinte Anleitung zur Machtpolitik, während andere es als satirische Kritik an den politischen Verhältnissen seiner Zeit interpretieren. Machiavellis sonstige Werke und seine persönliche Situation könnten beide Lesarten unterstützen.

Was bedeutet der Begriff „Machiavellismus“?

Der Begriff „Machiavellismus“ leitet sich von Machiavellis Namen ab und bezeichnet eine politische Strategie, die durch Täuschung, Rücksichtslosigkeit und Manipulation gekennzeichnet ist. Machiavellismus wird oft negativ konnotiert und mit tyrannischen und skrupellosen Machenschaften in Verbindung gebracht.

Welche historischen Persönlichkeiten wurden von „Der Fürst“ beeinflusst?

Zahlreiche historische Figuren, darunter Napoleon Bonaparte, Otto von Bismarck und Friedrich II. von Preußen, sollen von Machiavellis Prinzipien beeinflusst worden sein. Sie haben Machiavellis Ratschläge zur Machtpolitik in ihren eigenen Strategien und Regierungsstilen angewendet.

Wie wird „Der Fürst“ heute wahrgenommen?

Heute wird „Der Fürst“ als wichtiges Werk der politischen Theorie anerkannt, das den modernen politischen Realismus geprägt hat. Es wird sowohl in der akademischen Welt als auch in der Populärkultur intensiv diskutiert und interpretiert. Viele sehen in Machiavelli einen Vorläufer moderner politischer Denker und schätzen seine empirische Herangehensweise an politische Probleme.

Der Fürst – Buch

Niccolò Machiavelli - Der FürstDurchgesehener Neusatz, der Text dieser Ausgabe folgt: Macchiavelli’s Buch vom Fürsten.
Nach A. W. Rehberg’s Übersetzung mit Einleitung und Erläuterung neu herausgegeben
von Dr. Max Oberbreyer, Reclam, Leipzig.

Vollständige Neuausgabe, LIWI Verlag, Göttingen 2022.
LIWI Literatur- und Wissenschaftsverlag

Buch-ISBN: 9783965425682

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Verfasst von Thomas Löding, LIWI Blog, zuletzt aktualisiert am 18. Mai 2024