Die Welt von Gestern - Stefan Zweig

Die Sängerin Antonelli

„Leichtsinn oder Kühnheit, ich weiß nicht, was sie vermochte, genug, sie ruft dem Geiste, und in dem Augenblicke entsteht mitten im Wagen der schmetternde Ton, läßt sich dreimal schnell hintereinander gewaltsam hören und verschwindet mit einem bänglichen Nachklang.“

Die Novelle „Die Sängerin Antonelli“ erschien erstmals 1795 in der von Friedrich Schiller herausgegebenen Zeitschrift „Die Horen“ und wird von Marcel Reich-Ranicki zum „Kanon der deutschsprachigen Literatur“ gezählt.

Neapel im Jahr 1835

„Die Sängerin Antonelli“ ist eine Erzählung aus Johann Wolfgang von Goethes Sammlung „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten,“ die 1795 veröffentlicht wurde. Die Geschichte, die während des Aufenthalts des Erzählers in Neapel spielt, erzählt von der bezaubernden Sängerin Antonelli, die das Herz des neapolitanischen Publikums erobert hatte. Trotz vieler Verehrer bewahrte sie eine vernünftige Zurückhaltung, bis sie schließlich einem jungen Genueser vertraut, der wegen geschäftlicher Angelegenheiten in der Stadt war. Dieser junge Mann, gut erzogen und attraktiv, schien der ideale Freund für Antonelli zu sein, und sie entwickelten schnell eine tiefe, auf gegenseitigem Respekt und Unterstützung basierende Freundschaft.

Die Beziehung zwischen Antonelli und dem Genueser nahm eine komplizierte Wendung, als er sich unerwartet in sie verliebte, obwohl er versprochen hatte, nur ihr Freund zu sein. Seine Eifersucht und sein Verlangen nach einer exklusiveren Beziehung führten dazu, dass Antonelli sich allmählich zurückzog, um ihre Freiheit zu wahren. Trotz anfänglichen Widerstands von ihrer Seite verliebten sie sich, doch die Romanze war zum Scheitern verurteilt. Die Freundschaft konnte die Anforderungen einer Liebesbeziehung nicht überstehen, und Antonellis Versuche, die Beziehung zu beenden, führten zu Spannungen und Entfremdung.

Schließlich wird die Geschichte geheimnisvoll und unheimlich, als Antonelli nach dem Ende ihrer Beziehung von ihrem verstorbenen Freund heimgesucht zu werden scheint. Seltsame und erschreckende Geräusche verfolgen sie, besonders in Momenten, in denen sie versucht, ihr Leben ohne ihn weiterzuführen. Diese übernatürlichen Phänomene, die in Neapel weit bekannt wurden und sogar polizeiliche Untersuchungen nach sich zogen, hören erst auf, als sich Antonelli vollkommen von ihrem verstorbenen Freund löst. Die Erzählung endet mit einer Reflexion über die Macht unerfüllter Liebe und die möglichen Folgen einer ungelösten Trennung.

„Die Sängerin Antonelli“ in: „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“

Johann Wolfgang von Goethe

„Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ ist eine Novellensammlung von Johann Wolfgang von Goethe, die 1795 erschien und im Kontext der Französischen Revolution angesiedelt ist. Die Rahmenerzählung folgt einer Adelsfamilie, die vor den französischen Revolutionsarmeen aus dem linksrheinischen Deutschland flieht. In dieser Rahmenhandlung spiegeln sich die politischen und gesellschaftlichen Spannungen jener Zeit wider, mit Charakteren, die sowohl revolutionäre Ideale vertreten als auch das alte Regime unterstützen. Die Baronesse, eine zentrale Figur, versucht dabei, eine ausgleichende Rolle einzunehmen und nutzt die Fluchtsituation, um die Tugend der Unparteilichkeit zu fördern.

Während ihres Aufenthalts auf einem Gut am rechten Rheinufer entwickelt sich die Erzählstruktur der Sammlung: Um der politischen Unsicherheit und den persönlichen Spannungen zu entfliehen, beginnen die Charaktere, sich Geschichten zu erzählen. Diese Binnenerzählungen umfassen eine Vielfalt von Genres, darunter Gespenstergeschichten, moralische Erzählungen und das berühmte Märchen. Jede Geschichte spiegelt auf ihre Weise menschliche Natur und gesellschaftliche Verhältnisse wider und wird im Kreis der Zuhörer diskutiert, wobei die Erzählungen auch als Mittel zur kulturellen Bildung und moralischen Reflexion dienen.

Goethes Werk nimmt nicht nur Bezug auf die politischen Umwälzungen seiner Zeit, sondern auch auf die literarische Tradition der Rahmenerzählung, die er von Boccaccios „Decamerone“ adaptiert.

„Die Sängerin Antonelli“ – Buch

Johann Wolfgang Goethe - Die Sängerin AntonelliJohann Wolfgang Goethe.
Die Sängerin Antonelli.
Novelle aus „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“,
Erstdruck in: Die Horen, Cotta Verlag, Tübingen 1795.

Neuausgabe, Göttingen 2019.
LIWI Literatur- und Wissenschaftsverlag

Die Sängerin Antonelli
Autor/en: Johann Wolfgang Goethe

ISBN: 3965421220
EAN: 9783965421226

Paperback.  24 Seiten

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Verfasst von Thomas Löding, LIWI Blog, zuletzt aktualisiert am 15. Juni 2024