Im Schlaraffenland

„Im Schlaraffenland“ ist der erste von Heinrich Manns großen Romanen, in denen er – wie später in „Der Untertan“ – den Wilhelminismus meisterhaft karikiert. Hier sind es die im Boom der Gründerjahre reich gewordenen Unternehmer, die Aufsteiger und Parvenüs. Zu diesen zählt auch Schnapsfabrikant Pimbusch:

„Pimbusch trat als ein vollendeter Bewohner jenes Schlaraffenlandes auf, wie Andreas es sich vorstellte. Doch stand er, wie dem jungen Manne nicht unbekannt war, tätig mitten im öffentlichen Leben. Er war der Sohn und Nachfolger jenes großen Pimbusch, der dem durch ihn eingeführten Spezialkartoffelfusel seinen, vom Berliner Volke verehrten Namen gegeben hatte. Heute ging das Geschäft von selbst, der Sohn hatte sich nicht um den Betrieb zu bemühen. Doch arbeitete er auch dann noch, wenn er seine Nägel betrachtete oder den neuesten Börsenwitz wiederholte. Sooft nachts die Destillationen ihren Schein auf die Straßen hinauswarfen, war Pimbusch an der Arbeit. Der träge Zug der Proletarier quoll durch die weit offenen Tore der Kneipen aus und ein. Sechs Gläser des Spezialfusels genügten, um den Stumpfesten in das Reich seiner Ideale zu versetzen. Die Seligsten träumten in den Rinnsteinen. Ein giftiger Duft zog durch die Stadt, die in einem Meer von Schnaps zu ertrinken trachtete. Dann war Pimbusch, der in einem Salon das Problem der neuesten Kragenhöhe erörterte, an der Arbeit. Begreiflicherweise verachtete Pimbusch das Volk, das seinen Schnaps trank. Aber auch von Geschäften sprach er nur mit fremder Miene, wie jemand, der nicht dazu gehört. (…) Denn es war Pimbuschs zehrender Ehrgeiz, als letzter einer an Überfeinerung zugrunde gehenden Gesellschaft zu gelten.“ (Zitat S. 64 in diesem Buch)

Hier liegt der 1900 erstmals erschienene Roman in einer Taschenbuch-Neuausgabe vor.

Heinrich Mann.
Im Schlaraffenland.
Ein Roman unter feinen Leuten.
Erstdruck: Albert Langen, München 1900.
Durchgesehener Neusatz, der Text dieser Ausgabe folgt: Verlag Kultur und Fortschritt, Berlin 1962.

Vollständige Neuausgabe, LIWI Verlag, Göttingen 2022.
LIWI Literatur- und Wissenschaftsverlag

Buch-ISBN: 9783965425507

Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel „Die besten Bücher von Heinrich Mann“

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