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Ist die Corona Pandemie zu Ende? Alle 100 Jahre kommt eine große Seuche, dies sind die besten Bücher dazu

Maskenpflicht und Isolationspflicht sind in Deutschland vielerorts beendet. Laut WHO ist Corona aber noch nicht vorbei. Viele glauben, dass das Virus wie bei einer Grippe-Epidemie in Wellen immer wiederkehren wird.

Wie sind eigentlich frühere Menschheitsgenerationen mit Pandemien fertig geworden? Seuchen gab es bekanntlich viele: Spanische Grippe, Pest und Cholera – die Menschheit hat sich schon in längst vergangenen Zeiten mit Pandemien und Epidemien und mit den daraus resultierenden Folgen auseinandersetzen müssen.

Und zum Glück haben einige schreibgewandte Menschen diese Dinge literarisch aufbereitet. Sie zeigen uns auch, dass sich die Medizin zwar glücklicherweise weiterentwickelt hat, der Mensch aber noch immer der gleiche geblieben ist in seiner Art mit großen Pandemien umzugehen.

Dies sind die wichtigsten 10 Bücher zu historischen Pandemien.

1. Edgar Allan Poe – Die Maske des Roten Todes

Berkley, Corona, Corona Kalifornien, Corona Literatur, Corona Pandemie, Corona USA, Erzählungen, Novellen, Pest, Pest Literatur, USADie Angst wegfeiern, gegen die Sorgen antanzen, sich ablenken, dem Leben zuwenden, wenn alles um einen zerbricht – dass diese Umgangsweise mit einer Seuche nicht unbedingt empfehlenswert ist, wusste Edgar Allan Poe bereits lange vor Phänomenen wie Corona-Partys.

In seiner Kurzgeschichte Die Maske des Roten Todes treffen sich die Schönen und Reichen zu einem zügellosen Fest in einer scheinbar sicheren Festung, während um sie herum Krankheit und Tod grassieren.

Doch schon bald macht sich ein unheimlicher Gast unter den Gästen bemerkbar…

Realitätsverweigerung ist ein häufiges Motiv in Edgar Allan Poes Erzählungen. Der König der Realitätsverweigerer ist in der 1842 erstmals erschienen Geschichte Die Maske des Roten Todes Prinz Prospero.

Die Gefahren der Seuche will er nicht sehen. Stattdessen schart er in nahezu wahnhafter Lebensbejahung andere Adelige auf seinem Schloss um sich. Doch dem Tod kann niemand entkommen. Vor ihm sind wir alle gleich. Große Literatur!

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2. Jack London – Die Scharlachpest

Jack London Die Scharlachpest Corona USAIn der 1912 veröffentlichten Science-Fiction-Erzählung Die Scharlachpest hat eine schreckliche Seuche im Jahr 2013 beinahe die gesamte Menschheit ausgerottet.

Einer der letzten Zeitzeugen erzählt einer Gruppe junger Menschen von der Zeit der Pandemie. Mit seinen Erzählungen will er das Wissen der Vergangenheit retten.

Er berichtet von der Angst vor den Erkrankten, von sozialen Ungerechtigkeiten, die durch die Pandemie deutlicher zum Tragen kommen und den Tücken einer langen Inkubationszeit.

“Auf diesem Wege kam die Nachricht von einer merkwürdigen Krankheit, die in New York ausgebrochen war. Siebzehn Millionen Menschen lebten damals in dieser vornehmsten Stadt Amerikas. Aber niemand beachtete die Nachricht. […] Wir waren überzeugt, dass die Bakteriologen ein Mittel finden würden, diesen neuen Keim zu besiegen, wie sie früher andere Keime besiegt hatten.“

In eindrücklicher Sprache beschreibt Jack London mit der Scharlachpest den Untergang der Menschheit und von dem fatalen Glauben, dass das Undenkbare immer nur die anderen trifft.

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3. Jens Peter Jacobsen – Die Pest in Bergamo

Jens Peter Jacobsen Die Pest in Bergamo CoronaEs ist eine sehr traurige Wiederholung der Geschichte. Im Frühjahr 2020 war Bergamo besonders stark vom Coronavirus betroffen. Ein Bestatter aus der Kleinstadt Madone berichtete der Deutschen Presseagentur, dass er innerhalb von 20 Tagen so viel Arbeit hatte, wie sonst in zwei Jahren. Und Bergamo erlangte als das “Wuhan Italiens” traurige Berühmtheit. Doch schon einmal wurde die Bevölkerung dieser Gegend in unvorstellbarer Weise von einer Seuche heimgesucht. 1630 wütete eine Pestepidemie in Bergamo, die große Teile der Bevölkerung zum Tode verurteilte.

In seiner Novelle Die Pest in Bergamo beschreibt der dänische Autor Jens Peter Jacobsen, wie sich die Menschen in Anbetracht der Seuche mehr und mehr der Verrohung hingeben, wie die Gemeinschaft zerbricht. “Alles was Hilfsbereitschaft oder Mitleid hieß, war aus den Gemütern geschwunden, jeder hatte nur Gedanken für sich selbst.” Die Novelle entwickelt sich zu einem psychologischen Drama, das uns nachdenklich zurücklässt.

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4. Daniel Defoe – Die Pest zu London

Daniel Defoe - Die Pest zu London liwi verlagEs war in den Jahren 1664 / 1665, als die furchtbare Seuche die britische Hauptstadt heimsuchte. Und heute, gut drei Jahrhunderte später, ist Daniel Defoes Werk Die Pest zu London aktuell wie nie. Dies liegt sicher nicht zuletzt daran, dass Defoe in seinem Buch nichts Menschliches auslässt: Neben genauen Zahlen und Fakten aus der Zeit der Pest in London, zeigt er die schrecklichen Folgen der Krankheit ebenso wie den Umgang der Menschen mit der Pest. Und mit Schrecken stellen wir fest: Der Mensch hat sich kaum verändert.

Mit einem Stil, der sich durch Klarheit und Ruhe auszeichnet, gelingt Defoe in der Pest zu London ein besonderer Spannungsaufbau. Besonders interessant ist zudem, dass er für sein 1722 erstmal veröffentlichtes Buch zum Teil auf die Erinnerungen aus seiner Kindheit zurückgreift, wenn er den Ich-Erzähler durch die Straßen Londons ziehen und die schrecklichen Folgen der Seuche erleben lässt.

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5. Alessandro Manzoni – Die Verlobten

Alessandro Manzoni - Die VerlobtenDas Wüten der Pest in Mailand während der Jahre 1629 bis 1633 bildet einen nicht unwichtigen Teil der Geschichte um die jungen Liebenden Renzo und Lucia, deren Hochzeit von Gutsbesitzer Don Rodrigos immer wieder vereitelt wurde. Schließlich fliehen Die Verlobten vor Don Rodrigos und seinen Machenschaften. Nach einer langen Zeit der Trennung geht Renzo nach Mailand, um nach Lucia zu suchen. Doch es ist nicht leicht in einer Stadt, in der aufgrund der gerade überwundenen Pestepidemie Misstrauen und Feindseligkeit unter den Menschen herrschen, Auskünfte zu bekommen.

Aberglaube, Hysterie und Verschwörungstheorien, Menschen, die aus Unwissenheit alle vernünftigen Vorsichtsmaßnahmen ablehnen und stattdessen mit unnützen Hilfsmitteln versuchen, die Krankheit zu bekämpfen – es ist erschreckend, welche Parallelen zur aktuellen Situation sich in Manzonis Werk wiederfinden. Die Verlobten begeisterte schon Goethe und Umberto Eco. Das im Jahr 1827 erschienene Werk zählt zur Weltliteratur und zeugt von der großartigen italienischen Romankunst des 19. Jahrhunderts.

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6. Jeremias Gotthelf – Die schwarze Spinne

Jeremias Gotthelf Die schwarze SpinneIn Jeremias Gotthelfs 1842 erschienener Novelle wird die Pestepidemie des 15. Jahrhunderts im Emmental zur schwarzen Spinne. Die Menschen hatten einen Pakt mit dem Teufel geschlossen, sich jedoch nicht an die Vereinbarung mit dem Höllenfürst gehalten. Zur Strafe schickt dieser nun die tödliche schwarze Spinne zu ihnen. Erst einer mutigen Mutter gelingt es, das todbringende Tier gefangen zu setzen. Viele Jahre später wird die Spinne aus Übermut jedoch wieder befreit und es braucht erneut das beherzte Eingreifen eines mutigen Menschen, um ihrem tödlichen Treiben ein Ende zu bereiten. Die Spinne bleibt gefangen, zumindest solange, wie die Menschen nach dem “alten Sinn” und frei von Hochmut leben…

Jeremias Gotthelf ist das Pseudonym von Albert Bitzius (1797 – 1854). Bitzius studierte in Bern und Göttingen, bevor er sich als Pfarrer und Autor im Emmental niederließ. Sein Werk Die schwarze Spinne zeigt deutlich sein Anliegen, Moral und Anstand als Rückgrat einer jeden Gemeinschaft zu etablieren.

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7. Heinrich Heine – Französische Zustände

Heinrich Heine Cholera französische zustände“Eine Totenstille herrscht in ganz Paris. Ein steinerner Ernst liegt auf allen Gesichtern. Mehrere Abende lang sah man sogar auf den Boulevards wenig Menschen, und diese eilten einander schnell vorüber, die Hand oder ein Tuch vor dem Munde. Die Theater sind wie ausgestorben.” Das, was wir aktuell erleben, konnte Heinrich Heine 1832 in Paris beobachten und davon berichten.

In Heines Berichtsammlung Französische Zustände ist der für uns in diesem Jahr wohl interessanteste Teil Artikel VI. In diesem Artikel berichtet Heine von der vor 188 Jahren in Paris umgehenden Choleraepidemie, die dort während der Faschingsfeierlichkeiten ausbrach. Heines Darstellungen sind erschütternd und erscheinen teilweise erschreckend aktuell. „Nur ein Tor konnte sich darin gefallen, der Cholera zu trotzen“, stellte Heine fest. Diese Toren können wir auch fast zwei Jahrhunderte später beobachten. Sie nennen sich nun beispielsweise “Querdenker”.

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8. Giovanni Boccaccio – Decameron

Giovanni Boccaccio Dekameron Decameron Corona PestDie Flucht einer Gruppe aus sieben Frauen und drei Männern vor der Pest in Florenz bildet die Rahmenhandlung des Decamerons. Die jungen Leute sind allesamt wohlhabend und besitzen so das Glück, sich in eine Villa auf dem Lande vor der Gefahr einer Ansteckung in Sicherheit bringen zu können. Zum Zeitvertreib erzählt über zehn Tage hinweg jeder der Protagonisten eine Geschichte, so dass schließlich 100 Geschichten zustande kommen. Und wenn das Ende in Form einer Seuche so präsent ist, darf es auch schon einmal zotig bis erotisch sein. Selbstisolation gelungen nutzen: Wie das funktioniert zeigt uns Boccaccio im Decameron auf schönste Weise.

Das Werk ist jedoch viel mehr als eine reine Geschichtensammlung, denn in der Rahmenhandlung schildert Boccaccio die Seuche in Florenz in ihrem ganzen schrecklichen medizinischen, sozialen und moralischen Ausmaß – eine unübersehbare Katastrophe, der lediglich ein geordnetes Erzählen entgegengesetzt werden kann.

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9. Adolf Heilborn – Die Reise durchs Zimmer

Adolf Heilborn - Die Reise durchs Zimmer Quarantäne IsolationHeilborns Reise durchs Zimmer beschäftigt sich nicht mit Pandemien oder Epidemien. Aber in einer Zeit, in der “Wir bleiben Zuhause!” das Schlagwort der Stunde ist, kann dieses Werk durchaus zum kreativen Umgang mit der notwendigen Isolation anregen. Xavier de Maistre war 1790 wohl der Erste, der Zimmerreisen literarisch salonfähig machte. Heilborn wandelt mit seinem 1924 erschienen Werk auf Maistres Spuren, wenn er uns auf eine Reise der besonderen Art mitnimmt: “An einen Ort will ich dich bringen, den du am wenigsten kennst von allen Orten der Erde. Es ist dein Zimmer!” Dabei bereisen wir mit Heilborn nicht nur den Innenraum unseres Zuhauses, sondern auch unser eigenes Innenleben…

Adolf Heilborn ist ein zu unrecht in Vergessenheit geratener Autor. Es lohnt sich, sein tiefgründiges Werk wiederzuentdecken. Heilborn war Arzt, Schriftsteller und Übersetzer und verkehrte unter anderem mit Käthe Kollwitz und Heinrich Zille. Im Deutschland des Nationalsozialismus wurde er aufgrund seiner jüdischen Herkunft verfolgt und nahm sich 1941 das Leben.

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10. Henry David Thoreau – Walden

thoreau walden quarantäne nature writingWas braucht man wirklich im Leben? In Zeiten, in denen man sich auf sich selbst zurückgeworfen wiederfindet und viele der üblichen Ablenkungen wegfallen, gewinnt diese Frage unweigerlich an Gewicht. Henry David Thoreau hat sich diese Frage ebenfalls gestellt, als er sich für zwei Jahre in eine Hütte im Wald zurückzog. Seine Erkenntnisse teilte der Autor in seinem 1854 erschienen Buch Walden mit. Und wir erfahren: Es braucht tatsächlich nicht viel zu einem zufriedenen Leben: “Es bedarf nicht des Geldes, wenn man sich Nahrung für die Seele kaufen will.” Das ist doch wirklich sehr beruhigend.

Walden ist der Klassiker des “nature writing” – ein bereits durch das gestiegene Umweltbewusstsein wiederentdecktes Genre, in welchem das subjektive Empfinden von Natureindrücken eine ebenso große Rolle spielt wie die tiefe naturphilosophische Reflexion. In Zeiten mangelnder eigener Reiseerfahrung macht es eine besondere Freude, Thoreau in den Wald zu begleiten.

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Verfasst von Thomas Löding, LIWI Blog, zuletzt aktualisiert am 28. Februar 2023