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E. T. A. Hoffmann Zitate

E. T. A. Hoffmann, ein Meister des Unheimlichen und des Romantischen, hinterließ ein beeindruckendes literarisches Erbe, das bis heute Leser und Kritiker gleichermaßen fasziniert.

Seine Werke zeichnen sich durch eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit der menschlichen Psyche, den Abgründen der Gesellschaft und der schmalen Grenze zwischen Realität und Wahnsinn aus.

In dieser Sammlung von Zitaten aus Hoffmanns bekanntesten Werken wie Der Sandmann, Die Elixiere des Teufels und Kreisleriana offenbaren sich die vielschichtigen Themen seiner Schriften.

Jedes Zitat spiegelt die charakteristische Tiefe und die oft düstere Atmosphäre seiner Erzählungen wider, die den Leser in eine Welt voller symbolischer Bedeutungen und metaphorischer Ausdruckskraft entführen. Von der dunklen Vision des Sandmanns, der Kinderaugen raubt, über die philosophischen Betrachtungen zur Kunst in Die Elixiere des Teufels bis hin zur erhabenen Darstellung von Beethovens Musik in Kreisleriana spannt Hoffmann einen Bogen, der das menschliche Erleben in all seiner Komplexität erfasst.

Der Sandmann (1816)

  • „Das ist ein böser Mann, der kommt zu den Kindern, wenn sie nicht zu Bett gehen wollen, und wirft ihnen Händevoll Sand in die Augen, dass sie blutig zum Kopf herausspringen, die wirft er dann in den Sack und trägt sie in den Halbmond zur Atzung für seine Kinderchen; die sitzen dort im Nest und haben krumme Schnäbel, wie die Eulen, damit picken sie der unartigen Menschenkinder Augen auf.“
  • „Der Sandmann, der fürchterliche Sandmann ist der alte Advokat Coppelius, der manchmal bei uns zu Mittage isst! – Aber die grässlichste Gestalt hätte mir nicht tieferes Entsetzen erregen können als eben dieser Coppelius.“
  • „Alles, das ganze Leben war ihm Traum und Ahnung geworden; immer sprach er davon, wie jeder Mensch, sich frei wähnend, nur dunklen Mächten zum grausamen Spiel diene, vergeblich lehne man sich dagegen auf, demütig müsse man sich dem fügen, was das Schicksal verhängt habe.“
  • „Endlich, als sie schon am Traualtar stehen, erscheint Coppelius und berührt Claras holde Augen: Die springen in Nathanaels Brust wie blutige Funken sengend und brennend, Coppelius fasst ihn und wirft ihn in einen flammenden Feuerkreis, der sich dreht mit der Schnelligkeit des Sturmes und ihn sausend und brausend fortreißt. […] Nathanael blickt in Claras Augen; aber es ist der Tod, der mit Claras Augen ihn freundlich anschaut.“
  • „Du lebloses, verdammtes Automat!“
  • „Nur die Augen schienen ihm gar seltsam starr und tot. Doch wie er immer schärfer und schärfer durch das Glas hinschaute, war es, als gingen in Olimpias Augen feuchte Mondstrahlen auf. Es schien, als wenn nun erst die Sehkraft entzündet würde; immer lebendiger und lebendiger flammten die Blicke.“
  • „Du tiefes Gemüt, in dem sich mein ganzes Sein spiegelt“
  • „Sieh doch den sonderbaren kleinen grauen Busch, der ordentlich auf uns los zu schreiten scheint“

Lebens-Ansichten des Katers Murr (1819/1821)

  • „Mit der Sicherheit und Ruhe, die dem wahren Genie angeboren, übergebe ich der Welt meine Biographie, damit sie lerne, wie man sich zum großen Kater bilde“.

Die Elixiere des Teufels (1815)

  • „Ich bin das, was ich scheine, und scheine das nicht, was ich bin, mir selbst ein unerklärlich Räthsel, bin ich entzweit mit meinem Ich!“
    • Die Elixiere des Teufels, Band 1, Duncker und Humblot, Berlin 1815
  • „Ha es ist was göttliches um die Kunst, denn die Kunst, mein Herr, ist eigentlich nicht sowohl die Kunst von der man so viel spricht, sondern sie entsteht vielmehr erst aus dem Allen, was man die Kunst heißt!“
    • Die Elixiere des Teufels, Band 1, Duncker und Humblot, Berlin 1815

Der goldne Topf (1819)

  • Blumen und Blüten dufteten um ihn her, und ihr Duft war wie herrlicher Gesang wie von tausend Flötenstimmen.

Kreisleriana: Beethovens Instrumentalmusik (1819)

  • „Beethovens Musik bewegt die Hebel der Furcht, des Schauers, des Entsetzens, des Schmerzes und erweckt eben jene unendliche Sehnsucht, welche das Wesen der Romantik ist.“
    • Fantasiestücke in Callot’s Manier, Erster Teil, 2. Auflage, Kunz, Bamberg 1819
  • „Die Musik schließt dem Menschen ein unbekanntes Reich auf, eine Welt, die nichts gemein hat mit der äußern Sinnenwelt, die ihn umgiebt, und in der er alle bestimmten Gefühle zurückläßt, um sich einer unaussprechlichen Sehnsucht hinzugeben.“
    • Fantasiestücke in Callot’s Manier, Erster Teil, 2. Auflage, Kunz, Bamberg 1819
  • „So stark ist der Zauber der Musik, und immer mächtiger werdend mußte er jede Fessel einer andern Kunst zerreißen.“
    • Fantasiestücke in Callot’s Manier, Erster Teil, 2. Auflage, Kunz, Bamberg 1819

Weitere Zitate

  • „[…] aber nur wenige, erweckt aus dem Traume, steigen empor und schreiten durch das Reich der Träume – sie kommen zur Wahrheit – der höchste Moment ist da: die Berührung mit dem Ewigen, Unaussprechlichen!“
    • Ritter Gluck, Fantasiestücke in Callot’s Manier, Erster Teil, 2. Auflage, Kunz, Bamberg 1819
  • „Im Ernste geredet, die Wochentage bin ich Jurist, und höchstens etwas Musiker, Sonntags am Tage wird gezeichnet, und Abends bin ich ein sehr witziger Autor bis in die späte Nacht.“
    • Brief an Theodor Gottlieb Hippe, Königsberg, 23. Januar 1796, Aus Hoffmann’s Leben und Nachlass, Erster Teil, Hrsg. Julius Eduard Hitzig, Ferdinand Dümmler, Berlin 1823
  • „Welcher tausend und abermal tausend Nuancen ist der musikalische Ausdruck fähig! Und das ist ja eben das wunderbare Geheimniß der Tonkunst, daß sie da, wo die arme Rede versiegt, erst eine unerschöpfliche Quelle der Ausdrucksmittel öffnet!“
    • Der Dichter und der Komponist, Ludwig, Die Serapions-Brüder, Erster Band, G. Reimer, Berlin 1819

E. T. A. Hoffmann – Leben und Werk

E. T. A. Hoffmann, eigentlich Ernst Theodor Amadeus Hoffmann, wurde am 24. Januar 1776 in Königsberg, Preußen, geboren und starb am 25. Juni 1822 in Berlin. Er war ein deutscher Schriftsteller, Komponist, Kapellmeister, Musikkritiker und Zeichner. Hoffmann gilt als einer der Hauptvertreter der deutschen Romantik und ist bekannt für seine tiefgründigen, fantastischen Erzählungen, die oft die Grenze zwischen Realität und übernatürlicher Fiktion verschwimmen lassen.

Frühes Leben und Bildung

Hoffmann wurde in eine Juristenfamilie geboren, und nach der Trennung seiner Eltern 1778 wuchs er bei seinem Onkel auf. Er erhielt eine umfassende Bildung, die sowohl Rechtswissenschaften als auch Musik einschloss. In Königsberg studierte er Jura, widmete sich aber gleichzeitig intensiv der Musik und Malerei, was seine spätere literarische Arbeit stark beeinflussen sollte.

Juristische Laufbahn und musikalische Tätigkeiten

Nach dem Abschluss seines Studiums begann Hoffmann 1795 seine Karriere als Jurist in verschiedenen preußischen Städten. Seine Arbeit als Jurist führte ihn unter anderem nach Posen, Warschau und schließlich nach Berlin. Trotz seiner juristischen Verpflichtungen blieb die Musik immer ein zentraler Bestandteil seines Lebens. Er arbeitete als Kapellmeister, Komponist und Musikkritiker und schrieb unter anderem Opern und Kammermusik.

Literarisches Schaffen

Hoffmanns literarischer Durchbruch kam mit der Veröffentlichung seiner ersten Werke um das Jahr 1814. Seine Geschichten, oft geprägt von einem dunklen, ironischen Humor und einer tiefen Faszination für das Übernatürliche und Psychologische, brachten ihm schnell Anerkennung ein. Zu seinen bekanntesten Werken zählen Der Sandmann, Die Elixiere des Teufels und Das Fräulein von Scuderi. In diesen Erzählungen erforschte Hoffmann Themen wie Identität, Wahn und die Dämonisierung der Technik und der Wissenschaft.

Der Sandmann ist eine seiner berühmtesten Erzählungen, die die Geschichte des Studenten Nathanael erzählt, der von einer Kindheitserinnerung an eine schreckliche Figur namens Coppelius heimgesucht wird. Diese Erzählung untersucht tiefgreifend die Grenzen der menschlichen Wahrnehmung und Realität.

Die Elixiere des Teufels, ein Roman, der 1815 veröffentlicht wurde, folgt dem Leben eines Mönchs, der durch das Trinken eines geheimnisvollen Elixiers in eine Welt der Halluzinationen und Verbrechen gezogen wird. Dieses Werk zeigt Hoffmanns Fähigkeit, tief in die dunklen Seiten der menschlichen Psyche einzutauchen.

Bedeutung und Einfluss

Hoffmanns Werke hatten einen erheblichen Einfluss auf die Literatur der Romantik und darüber hinaus. Seine Fähigkeit, das Übernatürliche mit dem Alltäglichen zu verweben, inspirierte viele nachfolgende Schriftsteller, darunter Edgar Allan Poe und Nikolai Gogol. Hoffmanns Interesse an der Integration von Musik in seine literarischen Werke ebnete auch den Weg für spätere Entwicklungen in der Literatur und Musiktheorie.

Spätes Leben und Tod

In seinen letzten Lebensjahren litt Hoffmann unter schweren gesundheitlichen Problemen, darunter eine fortschreitende Lähmung, die ihm das Schreiben und Zeichnen erschwerte. Er starb 1822 in Berlin, hinterließ aber ein umfangreiches Oeuvre, das die literarische Landschaft Deutschlands nachhaltig geprägt hat.

Verfasst von Thomas Löding, LIWI Blog, zuletzt aktualisiert am 15. Juni 2024