Der Spieler
„Als Polina Alexandrowna mich erblickte, fragte sie mich, was ich denn solange gemacht hätte; aber sie entfernte sich dann, ohne meine Antwort abzuwarten. Selbstverständlich tat sie das mit Absicht.“
Fjodor Dostojewski.
Der Spieler.
Aus den Aufzeichnungen eines jungen Mannes.
Erstdruck des russischsprachigen Originals: 1867.
Hier in der vielgelesenen Übersetzung von Hermann Röhl.
Vollständige Neuausgabe, Göttingen 2019.
LIWI Literatur- und Wissenschaftsverlag
Das Wichtigste in Kürze
- Fjodor Dostojewski: Russischer Schriftsteller des 19. Jahrhunderts, bekannt für seine tiefgründige Analyse der menschlichen Psyche und der Gesellschaft.
- „Der Spieler“: Roman, veröffentlicht 1866, basiert teilweise auf Dostojewskis eigenen Erfahrungen mit Glücksspiel und Schulden.
- Zentrale Themen: Sucht, Liebe, Geld und der Einfluss des Glücksspiels auf das menschliche Verhalten und die Beziehungen.
- Hauptfigur: Alexej Iwanowitsch, ein junger Hauslehrer in der Diensten eines russischen Generals in einer deutschen Kurstadt, der dem Glücksspiel verfallen ist.
- Handlung: Der Roman folgt Alexej Iwanowitschs verzweifelten Versuchen, durch Glücksspiel zu Reichtum zu kommen, seine unglückliche Liebe zur Stieftochter des Generals, Polina, und den destruktiven Auswirkungen des Spielens auf sein Leben und das der Menschen um ihn herum.
- Konflikte: Alexejs innere Zerrissenheit zwischen der Sucht nach dem Nervenkitzel des Glücksspiels und seiner Liebe zu Polina, sowie die sozialen und persönlichen Verwicklungen, die aus dieser Obsession resultieren.
- Moralische und philosophische Fragen: Erkundet die Natur der Sucht, die Illusion von Kontrolle und Wahl, und die verheerenden Folgen der Obsession mit Glück und Reichtum.
- Übersetzung von Hermann Röhl: Ermöglichte es dem deutschsprachigen Publikum, „Der Spieler“ und seine Thematik zu entdecken und trug zur Verbreitung von Dostojewskis Werken bei.
- Einfluss: „Der Spieler“ ist bekannt für seine scharfe Analyse der Spielsucht und ihrer Auswirkungen auf das Individuum und die Gesellschaft, und bleibt ein relevantes und einflussreiches Werk in der Literatur über Sucht und menschliche Schwäche.
Zusammenfassung / Inhaltsangabe
„Der Spieler“ ist ein fesselnder Roman von Fjodor Dostojewski, der die dunklen Seiten der Spielsucht und die psychologischen Abgründe seiner Charaktere erforscht.
Die Geschichte spielt in der fiktiven deutschen Stadt Roulettenburg und folgt Alexej Iwanowitsch, einem jungen Hauslehrer, der in die Welt des Glücksspiels verstrickt wird.
Alexej arbeitet für den General, dessen Familie durch finanzielle Schwierigkeiten und die Obsession mit Reichtum und Status geprägt ist. Im Zentrum steht die Hoffnung auf eine Erbschaft und die verhängnisvolle Anziehungskraft des Roulettespiels.
Der Roman taucht tief in Alexejs Beziehungen ein, insbesondere in seine komplizierte Liebe zu Polina, der Stieftochter des Generals, die ihn in eine Reihe von Wetten treibt, die schließlich zu seiner eigenen Zerrüttung führen.
„Dostojewski“ schildert nicht nur die Zerstörungskraft der Spielsucht, sondern auch die Auswirkungen des Geldes auf menschliche Beziehungen und die soziale Ordnung.
Analyse und Interpretation
„Der Spieler“ ist eine scharfe Kritik an der Geldgier und dem moralischen Verfall, die Dostojewski in der Gesellschaft seiner Zeit sah.
Der Roman stellt eine intensive psychologische Studie dar, die die Obsession mit dem Glücksspiel als Metapher für die menschliche Begierde nach Kontrolle und die Illusion von Freiheit nutzt.
Dostojewski beleuchtet die Ironie des Schicksals durch das Roulette: ein Spiel, das gleichzeitig Zufall und Schicksal verkörpert und das Leben der Charaktere radikal verändert.
Die Beziehung zwischen Alexej und Polina spiegelt die komplexen Machtverhältnisse und emotionalen Abhängigkeiten wider, die durch Geld und Leidenschaft entstehen.
Der Roman ist auch ein persönliches Werk für Dostojewski, der selbst unter Spielsucht litt und seine Erfahrungen und Kämpfe in die Figur von Alexej Iwanowitsch projizierte.
Sprache und Stil
Die Sprache in „Der Spieler“ ist direkt und kraftvoll, mit einer intensiven emotionalen Ladung, die die Spannung und die Verzweiflung des Glücksspiels einfängt.
Dostojewski verwendet einen prägnanten, aber tiefgründigen Erzählstil, der es ihm ermöglicht, die psychologische Tiefe seiner Charaktere und die Atmosphäre der Spielhöllen lebhaft darzustellen.
Die Übersetzung von Hermann Röhl wird für ihre Fähigkeit geschätzt, die Präzision und den Rhythmus von Dostojewskis Prosa zu bewahren und gleichzeitig die emotionalen und philosophischen Nuancen des Originaltextes zugänglich zu machen.
Dialoge und innere Monologe sind zentrale Elemente des Romans, durch die Dostojewski die inneren Konflikte und die moralischen Dilemmata der Charaktere offenlegt.
Der Autor meistert die Kunst, die Leser in die Welt des Glücksspiels zu ziehen, indem er eine packende Erzählung mit tiefen philosophischen Fragen und einer scharfen sozialen Kritik verwebt.
Wichtige Figuren
Alexej Iwanowitsch, der Protagonist und Erzähler des Romans, ist ein junger Hauslehrer, dessen Obsession mit dem Roulette und seine Liebe zu Polina die zentralen Achsen der Handlung bilden.
Polina Alexandrowna, die Stieftochter des Generals, ist eine komplexe Figur, deren Beziehung zu Alexej von emotionaler Intensität und gegenseitiger Abhängigkeit geprägt ist.
Der General, Polinas Stiefvater, steht stellvertretend für die Dekadenz und den moralischen Verfall des Adels. Seine Obsession mit Geld und Status treibt die Handlung voran.
Mademoiselle Blanche, eine berechnende und manipulative junge Frau, repräsentiert eine weitere Facette der durch Geld korrumpierten Gesellschaft.
Antonida Wassiljewna, die Großmutter des Generals, deren unerwartetes Erscheinen und Verhalten am Roulettetisch die Dynamiken der Familie und ihre finanziellen Aussichten dramatisch verändert.
Diese Figuren bilden ein dichtes Netz aus Beziehungen, das die Themen von Liebe, Macht, Geld und Verzweiflung in „Der Spieler“ verkörpert.
Literarische Epoche und historischer Hintergrund
„Der Spieler“ wurde 1866 veröffentlicht, in einer Zeit, in der Russland tiefgreifende soziale und wirtschaftliche Veränderungen erlebte.
Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts war eine Periode der zunehmenden Verwestlichung und der sozialen Umwälzungen, die den russischen Adel und die aufstrebenden bürgerlichen Klassen betrafen.
Dostojewski schrieb den Roman unter finanziellem Druck und aufgrund eines Vertrages, der ihn zwang, schnell zu arbeiten, was zu einer intensiven persönlichen Verbindung mit dem Thema führte.
Die Spielsäle von Wiesbaden, wo Dostojewski selbst Erfahrungen mit dem Glücksspiel machte, dienten als Inspiration für die fiktive Stadt Roulettenburg, die Kulisse des Romans.
Der Roman reflektiert die zunehmende Faszination und das Unbehagen gegenüber dem Glücksspiel und seinen sozialen Auswirkungen innerhalb der europäischen Gesellschaft.
Häufige Fragen und Antworten
Was ist die zentrale Botschaft von „Der Spieler“?
Die zentrale Botschaft von „Der Spieler“ betrifft die zerstörerische Natur der Spielsucht und die Art und Weise, wie Geld und Obsessionen die menschlichen Beziehungen und die Moral korrumpieren können.
Wie wurde „Der Spieler“ bei seiner Veröffentlichung aufgenommen?
Bei seiner Veröffentlichung erhielt „Der Spieler“ gemischte Kritiken, wobei einige Kritiker die psychologische Tiefe und die Intensität der Erzählung lobten, während andere den Roman für seine düstere Thematik und seine als abrupt empfundene Handlung kritisierten.
Hat „Der Spieler“ heute noch Relevanz?
Ja, „Der Spieler“ bleibt wegen seiner tiefgründigen Erkundung menschlicher Leidenschaften und Schwächen sowie seiner Einsichten in die Folgen der Spielsucht relevant.
Warum sollte man „Der Spieler“ lesen?
„Der Spieler“ sollte gelesen werden, um Dostojewskis scharfe Beobachtungsgabe für menschliche Psychologie, seine meisterhafte Darstellung der Spannungen zwischen Individuum und Gesellschaft und seine unvergleichliche Fähigkeit, komplexe emotionale und philosophische Themen zu verweben, zu erleben.
Buchausgabe
Fjodor Dostojewski.
Der Spieler.
Aus den Aufzeichnungen eines jungen Mannes.
Erstdruck des russischsprachigen Originals: 1867.
Hier in der vielgelesenen Übersetzung von Hermann Röhl.
Vollständige Neuausgabe, Göttingen 2019.
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Verfasst von Thomas Löding, LIWI Blog, zuletzt aktualisiert am 25. März 2024