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Süddeutsche Zeitung über Horváths Roman „Sechsunddreißig Stunden“
Die Münchener Süddeutsche Zeitung (SZ) hat Ödön von Horváths Roman „Sechsunddreißig Stunden“in der Ausgabe des LIWI Verlags gelesen. In Zeiten der Krise lohnt offenbar ein Blick zurück auf die Gesellschaft der Weimarer Republik.
Horváth „… erzählt vom ökonomischen Überlebenskampf, den die arbeitslose Näherin Agnes Pollinger im München der Weimarer Republik führt“ (SZ). 1928 fertiggestellt, erschien der Roman erst nach seinem Tod, und 2019 auch in der von der SZ rezensierten Neuausgabe im LIWI Verlag.
Horváth hatte nicht „per se“ etwas gegen Erotik
Der Leser begleitet die Näherin Agnes sechsunddreißig Stunden auf Ihrer Odyssee durch München.
„Man kann davon ausgehen, dass Horváth, der, als ihn ein Ast auf der Champs-Élysées erschlug, in seiner Manteltasche ein Päckchen Aktfotos bei sich trug, nicht per se etwas gegen erotische Darstellungsformen hatte. Wohl aber gegen ihre Überformung – sexuelle Ausbeutung in idealisierter Überhöhung. Herrlich bösartig geriet Horváth die Passage über den Kunstmaler Artur Maria Lachner, der sich AML nennt und sein Modell Agnes als Hetäre im Opiumrausch malen will.“ (SZ)
„Meine Muttersprache ist die deutsche.“
Edmund (Ödön) Josef von Horváth wurde am 9. Dezember 1901 in Sušak, Österreich-Ungarn geboren; und starb wie oben erwähnt am 1. Juni 1938 in Paris. Er war ein stets auf deutsch schreibender Schriftsteller ungarischer Staatsbürgerschaft: „Meine Muttersprache ist die deutsche.“
Neben „Sechsunddreißig Stunden“ erlangte Horváth auch durch seine zeitkritischen Romane wie „Der ewige Spießer“, „Jugend ohne Gott“ und „Ein Kind unserer Zeit“ Bekanntheit. Bis heute ist er zudem im Repertoire vieler Theater zu finden, seine Stücke „Geschichten aus dem Wiener Wald“, „Glaube Liebe Hoffnung“ sowie „Kasimir und Karoline“ werden auch im 21. Jahrhundert noch viel gespielt. Im LIWI Verlag sind derzeit Jugend ohne Gott, Ein Kind unserer Zeit, Der ewige Spießer und Sechsunddreißig Stunden erhältlich, weitere Ausgaben sind für das Frühjahrsprogramm 2021 geplant.
Theaterstücke:
- Das Buch der Tänze, 1922
- Mord in der Mohrengasse, 1923
- bis 2016 unveröffentlicht: Niemand, Tragödie in sieben Bildern. 1924
- Zur schönen Aussicht, 1926
- Die Bergbahn, 1926 (ursprünglich Revolte auf Côte 3018)
- Sladek der schwarze Reichswehrmann, 1929 (ursprünglich Sladek oder Die schwarze Armee)
- Rund um den Kongreß, 1929
- Die Lehrerin von Regensburg, 1930 (Fragment, nach dem authentischen Fall der Regensburger Lehrerin Elly Maldaque)
- Italienische Nacht, 1931
- Geschichten aus dem Wiener Wald, 1931
- Glaube Liebe Hoffnung, 1932
- Kasimir und Karoline, 1932
- Die Unbekannte aus der Seine, 1933
- Hin und Her, 1934
- Mit dem Kopf durch die Wand, 1934
- Don Juan kommt aus dem Krieg, 1936
- Figaro lässt sich scheiden, 1936
- Pompeji. Komödie eines Erdbebens, 1937
- Ein Dorf ohne Männer, 1937
- Himmelwärts, 1937
- Der jüngste Tag, 1937
Romane:
- Sechsunddreißig Stunden, 1929
- Der ewige Spießer, 1930
- Jugend ohne Gott, 1937
- Ein Kind unserer Zeit, 1938
- Adieu Europa, 1938 (unvollendetes Romanfragment)
Rezension:
Jooß-Bernau, Christian: Der Körper als Ersatzwährung, SZ-Serie München erlesen, 21. Juni 2020, 18:37 Uhr. Link zum Artikel