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Die besten Bücher von Eduard von Keyserling

Die schönsten Bücher von Eduard von KeyserlingWorte wie Musik – leicht, zart, elegant und verspielt komponierte Eduard von Keyserling seine Erzählungen und Romane.

Keine geringeren als Rilke und Thomas Mann zählten zu den Bewunderern von Keyserlings hoher Sprachkunst.

Der baltisch-deutsche Schriftsteller ist einer der wichtigsten Vertreter des literarischen Impressionismus.

Doch sein Werk gehört nicht nur zu dem Stilvollsten, was man an deutschsprachiger Literatur findet, der Autor setzte zudem seiner Zeit ein Denkmal voll gewitzter Ironie.

Der LIWI-Verlag stellt die Top-5-Bücher von Eduard von Keyserling vor.

1. Wellen – Sommerfrische zwischen Konventionen und Freiheit

Eduard Graf Von Keyserling - Wellen

Die Gräfin von Palikow hat ihre Familie zur Sommerfrische an der See um sich versammelt. Doch nicht nur die gutbürgerliche Familie sucht am Meer Zerstreuung. Da ist noch die junge Adelige Doralice, die sich von ihrem deutlich älteren Mann hat scheiden lassen und den freigeistigen Maler Hans Grill ehelichte. Das war das Todesurteil für ihr gesellschaftliches Leben.

Doch übt das unkonventionelle Paar eine gewisse Faszination auf die konservative Familie um die alte Gräfin aus. Und nicht zuletzt durch die Mittlerfigur des alten Geheimrats Knospelius, der ebenfalls den Sommer an der See verbringt, entspinnt sich ein feines Netz zwischen dem geächteten Paar und den feinen Herrschaften. Da lässt ein Eklat nicht lange auf sich warten…

Wellen wurde 1911 erstveröffentlicht und malt ein eindrückliches Bild einer Zeit, deren Untergang wohl mit dem Ersten Weltkrieg besiegelt wurde. Das Werk lebt besonders von dem wunderbar gezeichneten Figurenensemble. Dabei sind vor allem die alte Gräfin und der Geheimrat Knospelius hervorzuheben, die mit ihren direkten und lebenserfahrenen Einwürfen frischen Wind in die Erzählung bringen.

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2. Schwüle Tage – ein Sommer mit dem Vater

Eduard Graf Von Keyserling - Schwüle TageIn dieser Novelle dreht sich alles um die Sorgen und Nöte des jungen Grafen Bill von Fernow. Der Protagonist verbringt die Sommerferien nicht wie üblich mit Mutter und Geschwistern an der See, sondern muss bei seinem Vater bleiben. Dies ist die Strafe für die vermasselte Matura. Statt sich am Meer zu vergnügen, soll er auf dem elterlichen Gut für die neuen Prüfungen lernen. Und wäre dies nicht schon Strafe genug, ist Bill auch noch unglücklich verliebt und er entdeckt, dass sein Vater ein Verhältnis mit einer jungen Frau hat.

Bisher trat Bill seinem Vater stets mit einer gewissen Befangenheit gegenüber. Nun erkennt er den Grafen, der ihn gerne von oben herab behandelte, das erste Mal als einen Menschen mit Schwächen und Fehlern. Bill gerät in ein Gefühlschaos aus Liebe und Bewunderung, Hass und Verachtung.

Trotz der Schwere der Thematik versetzt Schwüle Tage den Leser in eine sommerlich-leichte Stimmung. Und die poetische Sprache lässt die kleine Novelle zu einem Meisterwerk werden.

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3. Fräulein Rosa Herz – Keyserlings erste Veröffentlichung

Eduard Graf Von Keyserling - Fräulein Rosa HerzFür die Protagonistin in diesem Werk endet die erste Liebe als harte Lektion. Das siebzehnjährige Fräulein Rosa Herz ist “fest entschlossen, glücklich zu sein”. Und Glück, das ist für sie etwas anderes als den für sie vorgesehenen Weg als Lehrerin und Ehefrau des Ladendieners Lurch zu beschreiten.

Ihr Herz verliert das Fräulein mit dem sprechenden Namen an den charmanten und weltmännisch wirkenden Ambrosius Tellerat. Er erscheint ihr gleichsam als der Ausweg aus der Enge ihres kleinen Heimatortes. Doch die Menschen in Rosas Heimat sind gnadenlos in ihrer Biederkeit und statt eines Auswegs aus der Enge wird ihre Liebe zum Aufschneider Tellerat zu ihrem Weg ins Unglück.

Fräulein Rosa Herz war Keyserlings erster Roman. Und schon hier bewies er sein Einfühlungsvermögen für die Lebenswelt seiner Charaktere und seinen feinen Sinn für Ironie. Rosa Herz ist eindeutig eine der liebenswürdigsten Figuren aus Keyserlings Werk. Man kommt nicht umhin mit dem Mädchen aus der kleinen Stadt mitzufühlen und sich zu wünschen, ihre großen Träume mögen nicht zerplatzen.

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4. Fürstinnen – Keyserlings letzter Roman

Eduard Graf von Keyserling - FürstinnenNeben seinem ersten Werk, darf auch Keyserlings letzter Roman nicht fehlen. Fürstinnen erschien im Jahr 1917, ein Jahr vor Keyserlings Tod, mitten im Ersten Weltkrieg. In seinem letzten Werk zeichnet der Autor ein Bild vom Beginn des Untergangs des baltischen Adels. Im typisch melancholisch-ironischen Keyserling-Ton berichtet der Roman von Leben und Nöten in Adelskreisen zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Die Fürstinnen, das sind die verwitwete Adelheid von Neustatt-Birkenstein und ihre Töchter. Fürstin Adelheid ist noch immer sehr schön und dass, obwohl ihre Töchter bereits im heiratsfähigen Alter sind. Geplagt von andauernden Geldsorgen versuchen die adeligen Damen ihre aufgabenlosen, durchstrukturierten Tage zu füllen.

Das große Ziel ist, die Töchter standesgemäß zu verheiraten. Was bei den beiden älteren gelingt, erweist sich bei der jüngsten und kränklichen Tochter als schwierig. Zu allem Überfluss ist die Jüngste auch noch in einen jungen Offizier verliebt, der aber aufgrund seiner Geldsorgen nur an einer guten Partie interessiert ist.

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5. Dumala – von der Einsamkeit

Eduard Graf Von Keyserling DumalaÄußerlich geben sie sich gleichmütig, doch innerlich zehrt die Leidenschaft an den Figuren in diesem 1908 veröffentlichten Werk Keyserlings. Die Tragik der Protagonisten liegt darin, dass sie aus der eigenen Beschränktheit nicht ausbrechen können.

Dumala, das ist ein kleines Dorf irgendwo im Baltikum. Gleich drei Männer sind in die schöne Baronin von Dumala verliebt. Da ist Erwin Werner, der Pastor des Ortes. Männlich, attraktiv, doch unglücklich in seiner Ehe und mit seinem Leben überträgt er all sein Sehnen auf die attraktive Karola. Dann ist da der lebensmüde, aber vergnügungswillige Gutsherr aus dem Nachbarort, der ebenfalls ein Auge auf die adelige Dame geworfen hat.

Und nicht zuletzt ist da Karolas Ehemann, bettlägerig und pflegebedürftig, beobachtet er leicht amüsiert die unausgesprochene Leidenschaft des Pastors für seine Gattin. Diese wiederum wartet darauf, dass etwas sie aus ihrem als bedrückend empfundenen Leben befreit.

Bestechend und mit psychologischem Tiefsinn skizziert Keyserling eine Welt, in der jeder auf seine Weise einsam ist. Und weder Ehe, noch Glaube, noch Leidenschaft können die Protagonisten erlösen.

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Biographie und weitere Empfehlungen

Die wichtigsten Werke von Eduard von KeyserlingEduard Graf von Keyserling wurde 1855 in Tels-Paddern geboren. Er wuchs mit elf Geschwistern auf dem väterlichen Gut in Kurland auf. Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte er zunächst Jura, Philosophie und Kunstgeschichte.

Er wurde jedoch aus Gründen, die er als Lappalie bezeichnete und die heute unbekannt sind, aus seiner Studentenverbindung ausgeschlossen.

Es folgte eine Zeit der sozialen Isolation und Einsamkeit. Das Studium brach er schließlich ohne Abschluss ab. Keyserling begab sich zu einem Neuanfang nach Wien und lebte dort ab 1890 als freier Schriftsteller.

Schon wenige Jahre später zeigten sich die ersten Symptome einer unheilbaren Krankheit. Der Schriftsteller zog schließlich auf die mütterlichen Güter Paddern und Telsen und kümmerte sich um die Verwaltung der elterlichen Besitztümer.

Nach dem Tod der Mutter übersiedelte er mit drei seiner Schwestern nach München, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1918 lebte.

Keyserling malte Bilder mit Worten. Und auf diesen Bildern sind die Wiesen grüner, die Wolken dunkler, der Sommerhimmel ist blauer als anderswo. Durch seine Syphilis-Erkrankung schwand nach und nach sein Augenlicht.

Und nahezu erblindet diktierte Keyserling ab Beginn des 20. Jahrhunderts seinen Schwestern die Bilder, die er in seiner Fantasie heraufbeschwor.

Die Werke, die der Autor zurückgezogen und gezeichnet durch Krankheit und Leid schuf, gelten heute als seine bedeutendsten.

FAQ: Eduard von Keyserling

Wer war Eduard von Keyserling?

Eduard von Keyserling (1855–1918) war ein deutscher Schriftsteller und Dramatiker des Impressionismus. Er entstammte dem baltischen Adel und ist besonders bekannt für seine nuancierten Darstellungen des dekadenten Adelslebens in der untergehenden Welt des Baltikums am Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts.

Für welche Werke ist Eduard von Keyserling bekannt?

Eduard von Keyserling ist vor allem bekannt für seine Novellen und Romane, die das Leben und die Konflikte des Adels thematisieren. Zu seinen bekanntesten Werken zählen „Beate und Mareile“, „Wellen“ und „Abendliche Häuser“. Seine Erzählungen zeichnen sich durch feinsinnige psychologische Porträts und eine impressionistische Schreibweise aus.

Was sind die Hauptthemen in den Werken von Eduard von Keyserling?

Keyserlings Hauptthemen umfassen den Verfall des Adels, die Zerrissenheit seiner Charaktere zwischen Pflicht und persönlichem Begehren sowie die Kontraste zwischen sozialen Klassen. Er exploriert auch die Natur, die als Spiegel für die inneren Zustände seiner Charaktere dient, und die unüberwindbaren Barrieren der Liebe.

Wie beeinflusste der Impressionismus Keyserlings Schreibstil?

Der Impressionismus beeinflusste Keyserlings Schreibstil durch die Betonung von Stimmungen und atmosphärischen Beschreibungen. Seine Texte zeichnen sich durch eine subtile, nuancierte Sprache aus, die darauf abzielt, flüchtige Eindrücke und die subjektive Erfahrung der Realität einzufangen. Die detailreichen Naturschilderungen und die Fokussierung auf zwischenmenschliche Nuancen spiegeln diesen Einfluss wider.

Wie verarbeitete Eduard von Keyserling seine eigene Herkunft in seinen Werken?

Als Mitglied des baltischen Adels verarbeitete Keyserling seine eigene Herkunft und den Niedergang dieser Gesellschaftsschicht in seinen Werken. Seine Geschichten sind oft in der baltischen Adelswelt angesiedelt und bieten einen kritischen, aber auch nostalgischen Blick auf diese untergehende Kultur, ihre Werte und ihre Konflikte.

Welche Bedeutung hat die Natur in Keyserlings Erzählungen?

In Keyserlings Erzählungen spielt die Natur eine zentrale Rolle, sowohl als Kulisse für die Handlung als auch als Spiegel für die Emotionen und inneren Zustände der Charaktere. Seine detaillierten und stimmungsvollen Landschaftsbeschreibungen unterstreichen die emotionalen Entwicklungen und Konflikte, die seine Figuren durchleben.

Warum gilt Eduard von Keyserling als Meister der Novelle?

Eduard von Keyserling gilt als Meister der Novelle, weil er in seinen kurzen Erzählformen komplexe Charaktere und zwischenmenschliche Dynamiken mit großer psychologischer Tiefe und in einer dichten, atmosphärischen Sprache darzustellen vermag. Seine Fähigkeit, in knapper Form bedeutsame, oft tragische Geschichten zu erzählen, die ein detailliertes Bild einer Epoche zeichnen, hebt ihn in diesem Genre hervor.

Wie wurde Keyserlings Werk rezipiert?

Zu Lebzeiten war Keyserling ein geschätzter, aber nicht übermäßig populärer Autor. Nach seinem Tod geriet sein Werk weitgehend in Vergessenheit, wurde aber im späten 20. und frühen 21. Jahrhundert wiederentdeckt und gewürdigt. Heute gilt er als wichtiger Vertreter der literarischen Moderne und des Impressionismus, dessen Werke einen einzigartigen Einblick in die Gesellschaft und Kultur seiner Zeit bieten.

Wo kann man Eduard von Keyserlings Werke finden?

Eduard von Keyserlings Werke sind in zahlreichen Neuauflagen und Sammelbänden verfügbar. Viele seiner Texte wurden in den letzten Jahren neu aufgelegt und sind sowohl in Buchhandlungen als auch online erhältlich. Viele sind beispielsweise im LIWI Verlag erhältlich.

Ebenfalls lesenswert von Keyserling:

Die schwarze Flasche

Harmonie

Die dritte Stiege

Bunte Herzen

Feiertagskinder

Am Südhang

Seine Liebeserfahrung

Abendliche Häuser

Beate und Mareile

Quellen und weiterführende Literatur

Florian Illies: Die Ironie der schwülen Tage: Der Autor dieses Sommers heißt Eduard von Keyserling In: Die Zeit, 25. Juni 2009.

Fritz Martini: Keyserling, Eduard Graf von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 11, Duncker & Humblot, Berlin 1977, S. 563–565.

May Redlich: Lexikon deutschbaltischer Literatur. Eine Bibliographie. Herausgegeben von der Georg-Dehio-Gesellschaft. Verlag Wissenschaft und Politik Berend von Nottbeck, Köln 1989.

Richard A. Weber: Color and light in the writings of Eduard von Keyserling (= Studies in modern German literature 39); New York 1990.

Beate Jürgens: Farbige Augenblicke. Farbe als Element der Darstellung in Eduard von Keyserlings erzählerischem Werk, Dissertation Mainz 1992.

Peter von Matt: Beiheft zu Eduard von Keyserling, Drei Romane, Stuttgart 1992.

Christoph Jürgensen, Michael Scheffel (Hrsg.): Eduard von Keyserling und die Klassische Moderne. Stuttgart 2020.

Gabriele Radecke: Nachwort. In: Eduard von Keyserling, Wellen. Roman, Stuttgart 2018.

Kristy Husz: Heimweh nach der See – Die Bedeutung des Meeres beim frühen Thomas Mann und bei Eduard von Keyserling, Marburg 2012.

Florian Illies: Nachwort. In: Eduard von Keyserling, Wellen, Roman, Zürich 2011.

Barbara Guilliard: Differierende Formen des Genießens in Eduard von Keyserlings `Schlossgeschichten´, Hamburg 2010.

Sandra Markewitz: Ein letzter Impressionist. Eduard von Keyserling und die Farben, Bielefeld: Aisthesis 2010.

Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Keyserling, Johann Heinrich Eduard* Nikolaus Gf. v.. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital.

Tilman Krause: Der Fontane in Moll. Ein Plädoyer für den zu Unrecht vergessenen Erzähler Eduard von Keyserling. In: Die Welt

Eduard von Keyserling im Deutschlandfunk-Porträt

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Verfasst von Thomas Löding, LIWI Blog, zuletzt aktualisiert am 01. Dezember 2023