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Rainer Maria Rilke – Gedichte: Der Panther – Herbsttag – Liebes-Lied
Im folgenden zeigen wir eine Auswahl der berühmtesten Gedichte Rainer Maria Rilkes.
Sein wohl bekanntestes Werk ist „Der Panther„, mit den Versen
„Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.“
Ebenfalls zu seinen berühmtesten Poemen zählt der „Herbsttag“ mit der Zeile „Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.“
Neben diesen beiden Klassikern ist Rilke auch für seine Liebesgedichte berühmt, eines der schönsten ist das „Liebes-Lied“ mit dem Vers „Wie soll ich meine Seele halten, daß sie nicht an deine rührt?“.
Darüber hinaus erfreut sich sein Weihnachtsgedicht „Weihnachten ist der stillste Tag im Jahr“ anhaltender Beliebtheit.
Gerne als Geburtstagsgedicht wird „Du musst das Leben nicht verstehen“ auf Karten versendet.
Zum Abschied häufig zitiert wird die Zeile „Wie hab ich das gefühlt was Abschied heißt“, und als ein klassisches Gedicht der Hoffnung gilt „Wenn Du denkst es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her.“
Viel Freude mit den Gedichten von Rainer Maria Rilke.
Der Panther
IM JARDIN DES PLANTES, PARIS
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf –. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille –
und hört im Herzen auf zu sein.
Herbsttag
Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren lass die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten, voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin, und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Liebes-Lied
Wie soll ich meine Seele halten, daß
sie nicht an deine rührt? Wie soll ich sie
hinheben über dich zu andern Dingen?
Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas
Verlorenem im Dunkeln unterbringen
an einer fremden stillen Stelle, die
nicht weiterschwingt, wenn deine Tiefen schwingen.
Doch alles, was uns anrührt, dich und mich,
nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich,
der aus zwei Saiten eine Stimme zieht.
Auf welches Intrument sind wir gespannt?
Und welcher Geiger hat uns in der Hand?
O süßes Lied.
Weihnachten ist der stillste Tag im Jahr
Weihnachten ist der stillste Tag im Jahr,
da hörst Du alle Herzen gehn und schlagen
wie Uhren, welche Abendstunden sagen:
Weihnachten ist der stillste Tag im Jahr,
da werden alle Kinderaugen gross,
als ob die Dinge wüchsen die sie schauen,
und mütterlicher werden alle Frauen
und alle Kinderaugen werden gross.
Da musst du draussen gehn im weiten Land
willst du die Weihnacht sehn, die unversehrte
als ob dein Sinn der Städte nie begehrte,
so musst du draussen gehn im weiten Land.
Dort dämmern grosse Himmel über dir
die auf entfernten weissen Wäldern ruhen,
die Wege wachsen unter deinen Schuhen
und grosse Himmel dämmern über dir.
Und in den grossen Himmeln steht ein Stern
ganz aufgeblüht zu selten grosser Helle,
die Fernen nähern sich wie eine Welle
und in den grossen Himmeln steht ein Stern.
Du musst das Leben nicht verstehen
Du musst das Leben nicht verstehen,
dann wird es werden wie ein Fest.
Und lass dir jeden Tag geschehen
so wie ein Kind im Weitergehen von jedem Wehen
sich viele Blüten schenken lässt.
Sie aufzusammeln und zu sparen,
das kommt dem Kind nicht in den Sinn.
Es löst sie leise aus den Haaren,
drin sie so gern gefangen waren,
und hält den lieben jungen Jahren
nach neuen seine Hände hin.
Abschied
Wie hab ich das gefühlt was Abschied heißt.
Wie weiß ichs noch: ein dunkles unverwundnes
grausames Etwas, das ein Schönverbundnes
noch einmal zeigt und hinhält und zerreißt.
Wie war ich ohne Wehr, dem zuzuschauen,
das, da es mich, mich rufend, gehen ließ,
zurückblieb, so als wärens alle Frauen
und dennoch klein und weiß und nichts als dies:
Ein Winken, schon nicht mehr auf mich bezogen,
ein leise Weiterwinkendes -, schon kaum
erklärbar mehr: vielleicht ein Pflaumenbaum,
von dem ein Kuckuck hastig abgeflogen.
Wenn Du denkst es geht nicht mehr
Wenn Du denkst es geht nicht mehr,
kommt irgendwo ein Lichtlein her.
Ein Lichtlein wie ein Stern so klar,
es wird Dir leuchten immer da.
Wird zeigen Dir den Weg zurück,
den Weg zu einem neuen Glück.
Drum glaub daran – verzage nie,
es geht schon weiter – irgendwie.
Und mit Willen, Kraft und Mut,
wird dann alles wieder gut.
Du mußt nur immer fest dran glauben
und laß Dir nur den Mut nie rauben.
Es gibt für alles einen Weg,
und sei’s auch nur ein kleiner Steg.
Es gibt nun mal nicht nur gute Zeiten,
das Leben hat auch schlechte Seiten.
Doch wie bist Du stolz, wenn Du’s geschafft,
aus Sorgen und Nöten – mit eigener Kraft,
herauszukommen, was Du nie geglaubt,
da man Dich sooft schon der Hoffnung beraubt.
Doch die Hoffnung auf ein besseres Leben,
die lasse Dir bitte, niemals nehmen.
Denn wenn Du denkst es geht nicht mehr,
kommt irgendwo ein Lichtlein her.“
Buchausgaben
- Rainer Maria Rilke – Auguste Rodin
- Rainer Maria Rilke – Briefe an einen jungen Dichter
- Rainer Maria Rilke – Das Stunden-Buch
- Rainer Maria Rilke – Der Panther
- Rainer Maria Rilke – Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge
- Rainer Maria Rilke – Herbsttag (Gedichte)
- Rainer Maria Rilke – Neue Gedichte
Häufige Fragen zu Rainer Maria Rilke
1. Wer war Rainer Maria Rilke? Rainer Maria Rilke (1875-1926) war ein österreichischer Lyriker und Schriftsteller. Er gilt als einer der bedeutendsten Poeten der deutschen Literatur und ist insbesondere für seine feinsinnige Lyrik bekannt.
2. Welche Werke hat Rilke geschrieben? Zu seinen bekanntesten Werken gehören die Gedichtsammlungen „Das Stunden-Buch“ (1905), „Neue Gedichte“ (1907), „Der Neuen Gedichte Anderer Teil“ (1908), sowie die beiden Teile von „Die Sonette an Orpheus“ (1922) und „Die Duineser Elegien“ (1923).
3. Wofür ist Rilke besonders bekannt? Rilke ist besonders für seine tiefgründige und symbolreiche Lyrik bekannt. Seine Gedichte thematisieren häufig existenzielle Fragen, die Schönheit der Natur, die Erfahrung der Liebe und die Auseinandersetzung mit dem Tod.
4. Welchen Einfluss hatte Rilke auf die Literatur? Rilke hatte einen großen Einfluss auf die moderne Lyrik. Sein Werk zeichnet sich durch eine innovative Sprachgestaltung und tiefgehende Thematisierung von inneren Zuständen aus. Viele spätere Dichter und Schriftsteller wurden von ihm beeinflusst.
5. Wie war Rilkes Lebensweg? Rilkes Leben war geprägt von zahlreichen Reisen durch Europa, einer intensiven Auseinandersetzung mit der Kunst und der Literatur sowie einer tiefen inneren Suche. Er hatte enge Beziehungen zu vielen wichtigen Künstlern und Denkern seiner Zeit.
6. Welchen Stil verwendete Rilke in seinen Werken? Rilke ist bekannt für seinen lyrischen, bildreichen Stil, der oft als musikalisch und fließend beschrieben wird. Er experimentierte mit verschiedenen Versformen und brachte eine neue Tiefe und Sensibilität in die deutsche Lyrik ein.
7. Gibt es Übersetzungen von Rilkes Werken? Ja, Rilkes Werke wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und sind weltweit anerkannt. Seine Gedichte und Briefe haben insbesondere im englischsprachigen Raum eine breite Leserschaft gefunden.
8. Was sind die zentralen Themen in Rilkes Werken? Zentrale Themen in Rilkes Werken sind die Einsamkeit, die Konfrontation mit dem Ich, die Natur als Spiegel der Seele, die Liebe, die Kunst und die Vergänglichkeit.
9. Welche Beziehung hatte Rilke zur Religion? Rilkes Verhältnis zur Religion war komplex. Er war fasziniert von spirituellen Fragen, aber eher auf einer philosophischen als auf einer konfessionellen Ebene. Seine Werke enthalten oft religiöse Symbole und Themen, die jedoch individuell und persönlich interpretiert werden.
10. Gibt es wichtige Orte, die mit Rilkes Leben und Werk verbunden sind? Ja, wichtige Orte in Rilkes Leben sind unter anderem Prag, wo er geboren wurde, München, Paris, wo er viele Jahre lebte, sowie das Schloss Duino in Italien, wo er die „Duineser Elegien“ begann.
11. Wie hat sich Rilkes Stil im Laufe seiner Karriere entwickelt? Rilkes Stil entwickelte sich von einem eher traditionellen, romantischen Ansatz zu einem viel freieren, expressiven Stil. Seine späteren Werke zeigen eine größere Tiefe in der Auseinandersetzung mit existenziellen Themen.
12. Welche Rolle spielten Frauen in Rilkes Leben und Werk? Frauen spielten eine zentrale Rolle in Rilkes Leben und Werk. Er hatte tiefe Beziehungen zu mehreren wichtigen Frauen seiner Zeit, darunter Lou Andreas-Salomé und die Bildhauerin Clara Westhoff, die er heiratete. Viele seiner Gedichte sind von diesen Beziehungen inspiriert.
13. Was macht Rilkes Werke heute noch relevant? Rilkes Werke bleiben relevant, weil sie universelle menschliche Erfahrungen wie Liebe, Verlust, Angst und die Suche nach Sinn ansprechen. Seine Fähigkeit, komplexe Emotionen in schöne Sprache zu fassen, macht seine Poesie zeitlos.