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Barock (Epoche)

Barock-Epoche Zeitstrahl

Die Barockliteratur ist eine bedeutende Epoche in der deutschen Literaturgeschichte, die etwa von 1600 bis 1720 datiert wird. Diese Periode ist geprägt von intensiven politischen, sozialen und religiösen Umbrüchen, die sich in der Literatur widerspiegeln.

Definition Barock (Literatur)

Die Barockliteratur bezeichnet die literarische Produktion in Europa, insbesondere in Italien, Spanien und Deutschland, von etwa 1600 bis 1720. In Frankreich wird die Literatur dieser Epoche als klassisch oder klassizistisch bezeichnet, während sie in England nicht explizit als Barockliteratur kategorisiert wird, obwohl ähnliche Stilmittel verwendet werden.

Barockliteratur – Podcast

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Barock Epoche – geschichtlicher Hintergrund

Der Barock ist eine Zeit des Umbruchs und der Gegensätze. Diese Epoche beginnt um 1600 und endet etwa 1720. Geprägt ist sie durch den Dreißigjährigen Krieg (1618–1648), der weite Teile Europas verwüstete und tiefgreifende Auswirkungen auf das gesellschaftliche, politische und religiöse Leben hatte. Die Literatur des Barock spiegelt diese Spannungen wider, indem sie einerseits die Vergänglichkeit und Nichtigkeit des Lebens thematisiert, andererseits aber auch die Schönheit und die Sinnlichkeit des Diesseits betont.

  • Dreißigjähriger Krieg: Zentrale historische Ereignis, das den Alltag und die Literatur maßgeblich beeinflusste.
  • Religiöse Konflikte: Protestanten und Katholiken standen sich gegenüber, was zu tiefen gesellschaftlichen Spaltungen führte.
  • Politische Instabilität: Zahlreiche Fürstentümer und ständige Machtkämpfe prägten die politische Landschaft.

Die Epoche des Barock war geprägt von einer starken antithetischen Weltanschauung, die in der Literatur durch Kontraste wie Diesseits und Jenseits, Spiel und Ernst, Schein und Sein zum Ausdruck kommt. Diese Gegensätze sind auch eine Reaktion auf die allgegenwärtige Unsicherheit und die ständige Bedrohung durch Krieg und Krankheit.

  • Antithetik: Ein zentrales Stilmittel des Barocks, das Gegensätze betont.
  • Vanitas: Das Bewusstsein der Vergänglichkeit und Nichtigkeit des Lebens.
  • Memento mori: Die ständige Erinnerung an die Sterblichkeit.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Barockzeit ist die Rolle der Religion. Der christliche Glaube spielte eine dominierende Rolle im Leben der Menschen und in der Literatur. Die Dichter des Barocks verwendeten oft biblische Themen und Motive, um die Vergänglichkeit des irdischen Lebens und die Hoffnung auf ein besseres Jenseits zu betonen.

  • Religiöse Literatur: Predigten, Kirchenlieder und moralische Erzählungen waren weit verbreitet.
  • Biblische Motive: Häufige Verwendung von Allegorien und Symbolen aus der Bibel.

Die barocke Literatur entwickelte sich auch als Reaktion auf die Renaissance. Während die Renaissance den Menschen und seine Fähigkeiten in den Mittelpunkt stellte, betonte der Barock die Grenzen und die Endlichkeit des menschlichen Daseins.

  • Humanistische Bildung: Trotz der neuen Betonung auf die deutsche Sprache blieb die Literatur stark von lateinischen und antiken Vorbildern beeinflusst.
  • Martin Opitz: Sein Werk „Buch von der Deutschen Poeterey“ (1624) legte den Grundstein für eine reformierte deutsche Dichtung.

Barock – Merkmale: Welt- und Menschenbild

Das Welt- und Menschenbild des Barocks ist stark geprägt von den politischen, sozialen und religiösen Umwälzungen der Zeit. Diese Epoche zeichnet sich durch eine ausgeprägte Dualität und Gegensätzlichkeit aus, die sich in vielen literarischen Werken widerspiegelt.

Das Menschenbild im Barock ist von einem ständigen Spannungsfeld zwischen Diesseits und Jenseits geprägt. Die Menschen sahen sich einerseits der Schönheit und Vergänglichkeit des irdischen Lebens gegenüber, andererseits dem Streben nach einem besseren Jenseits.

  • Antithetik: Kontraste wie Leben und Tod, Freude und Leid, Ewigkeit und Vergänglichkeit sind zentrale Elemente.
  • Vanitas: Das Motiv der Vergänglichkeit und Nichtigkeit des Lebens, oft dargestellt durch Symbole wie Totenschädel, Sanduhren und welkende Blumen.
  • Memento mori: Die Mahnung an die Sterblichkeit des Menschen, häufig in Form von Gedichten und bildlichen Darstellungen.

Das Weltbild des Barock ist stark religiös geprägt. Der christliche Glaube spielte eine zentrale Rolle, und die Literatur diente oft dazu, moralische und spirituelle Botschaften zu vermitteln.

  • Religiöse Motive: Häufige Verwendung von biblischen Allegorien und Symbolen, die das Leben als Vorbereitung auf das Jenseits darstellen.
  • Transzendenz: Der Glaube an eine höhere, göttliche Ordnung und das Streben nach Erlösung im Jenseits.

Ein weiteres wichtiges Merkmal des barocken Welt- und Menschenbildes ist die Sinnlichkeit und die Opulenz. Trotz der Betonung auf Vergänglichkeit und Tod gab es auch eine starke Hinwendung zur Sinnesfreude und zur Darstellung von Prunk und Überfluss.

  • Prunk und Pracht: Opulente Feste, prächtige Kleidung und kunstvolle Architektur als Ausdruck von Macht und Wohlstand.
  • Sinnesfreude: Die Freude am Diesseits, an Genuss und Schönheit, trotz des ständigen Bewusstseins der Vergänglichkeit.

Die barocke Literatur spiegelt auch die politischen und sozialen Hierarchien der Zeit wider. Absolutismus und Feudalismus waren vorherrschende Gesellschaftsstrukturen, die oft in der Literatur thematisiert wurden.

  • Herrschaft und Macht: Literarische Werke oft als Spiegel der Machtstrukturen, mit Lobpreisungen der Fürsten und Könige.
  • Ständegesellschaft: Darstellung der verschiedenen sozialen Stände und deren Rollen und Pflichten.

Barock Literatur – Merkmale, Themen und Motive

Die Barockliteratur ist gekennzeichnet durch ihre Vielfalt an Stilmitteln, Themen und Motiven, die das Lebensgefühl und die Weltanschauung der Zeit widerspiegeln. Im Folgenden werden die wichtigsten Merkmale, Themen und Motive detailliert beschrieben.

Die Merkmale der Barockliteratur sind stark durch die antithetische Struktur geprägt. Diese Dualität zeigt sich in der Gegenüberstellung von Leben und Tod, Schein und Sein sowie Wollust und Tugend.

  • Antithetik: Häufige Verwendung von Gegensätzen, um die Widersprüchlichkeit des Lebens darzustellen.
  • Allegorien und Metaphern: Bildhafte Darstellungen, die tiefere Bedeutungen transportieren, wie zum Beispiel der „Port“ in Gryphius‘ Gedicht „Abend“, der für die Heimkehr zu Gott steht.
  • Opulente Sprache: Verwendung von Hyperbeln, Repetitio und anderen rhetorischen Figuren, um die Pracht und das Drama des Lebens zu betonen.

Die zentralen Themen der Barockliteratur umfassen die Vergänglichkeit des Lebens, die Macht der Zeit und die Eitelkeit (Vanitas) sowie die Ermahnung zur Gottesfurcht.

  • Vergänglichkeit (Vanitas): Betonung der Nichtigkeit und des ständigen Wandels alles Irdischen, oft symbolisiert durch Totenköpfe, Sanduhren und welkende Blumen.
  • Memento mori: Ermahnung an die Sterblichkeit des Menschen, ein häufiges Motiv in Gedichten und Predigten.
  • Carpe diem: Aufforderung, den Tag zu nutzen und das Leben zu genießen, als Gegenpol zur Vergänglichkeit.

Die Motive der Barockliteratur spiegeln die Gegensätze des Lebens wider und sind eng mit den Erfahrungen der Menschen in dieser Epoche verbunden.

  • Diesseits und Jenseits: Thematisierung des irdischen Lebens und der Hoffnung auf ein besseres Jenseits.
  • Spiel und Ernst: Darstellung der Freude und des Leides im menschlichen Dasein.
  • Ewigkeit und Vergänglichkeit: Betonen der dauerhaften Werte im Gegensatz zur kurzfristigen Existenz.

Barocke Literatur umfasst eine Vielzahl von Gattungen und Formen, von der Lyrik über die Epik bis hin zur Dramatik.

  • Sonett: Die bevorzugte Form der barocken Lyrik, oft im Alexandriner-Maß verfasst.
  • Schelmenroman: Ein bedeutendes Prosawerk, das oft mit satirischen Elementen und volkstümlichem Humor aufwartet, wie „Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch“ von Grimmelshausen.
  • Kirchenlied: Religiöse Lieder, die moralische und spirituelle Inhalte transportieren, wie die Werke von Paul Gerhardt.

Barock – Gattungen und typische Vertreter

Lyrik

Die Lyrik des Barock war die dominierende literarische Gattung und zeichnet sich durch ihre formale Strenge und die häufige Verwendung von Sonetten und Alexandrinern aus. Diese Gedichtformen wurden bevorzugt, weil sie den hohen ästhetischen Ansprüchen der Zeit entsprachen und die komplexen Gedanken und Gefühle der barocken Dichter angemessen zum Ausdruck bringen konnten.

Ein zentrales Merkmal der barocken Lyrik ist die Thematisierung der Vergänglichkeit, der Eitelkeit des irdischen Lebens und die Hoffnung auf ein besseres Jenseits. Diese Themen spiegeln das Lebensgefühl der Epoche wider, das stark von den Erfahrungen des Dreißigjährigen Krieges und den ständigen Bedrohungen durch Krankheit und Tod geprägt war.

Sonett

Das Sonett war die bevorzugte Form der barocken Lyrik. Es besteht aus 14 Zeilen, die in vier Strophen gegliedert sind: zwei Quartette und zwei Terzette. Das Alexandriner-Versmaß, ein zwölf- oder dreizehnsilbiger Vers mit einer festen Zäsur in der Mitte, war typisch für barocke Sonette.

Andreas Gryphius ist einer der bekanntesten Lyriker des Barock. Seine Sonette wie Es ist alles eitel (1637) und Tränen des Vaterlandes (1636) sind exemplarisch für die barocke Dichtung. In Es ist alles eitel thematisiert Gryphius die Nichtigkeit des menschlichen Strebens und die Vergänglichkeit aller irdischen Dinge. Das Gedicht ist durch eine klare antithetische Struktur geprägt, die die Gegensätze von Schein und Sein sowie Vergänglichkeit und Ewigkeit betont. In Tränen des Vaterlandes schildert Gryphius die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges und die Zerstörung seiner Heimat. Das Gedicht ist ein eindrucksvolles Zeugnis der barocken Weltsicht, die das menschliche Leiden und die Vergänglichkeit des Lebens in den Mittelpunkt stellt.

Textbeispiel: Es ist alles eitel

Du sihst/ wohin du sihst nur Eitelkeit auff Erden.
Was dieser heute baut/ reist jener morgen ein:
Wo itzund Städte stehn/ wird eine Wiesen seyn/
Auff der ein Schäfers-Kind wird spielen mit den Herden.

Was itzund prächtig blüht/ sol bald zutretten werden.
Was itzt so pocht vnd trotzt ist morgen Asch vnd Bein/
Nichts ist/ das ewig sey/ kein Ertz/ kein Marmorstein.
Itzt lacht das Glück vns an/ bald donnern die Beschwerden.

Der hohen Thaten Ruhm muß wie ein Traum vergehn.
Soll denn das Spiel der Zeit/ der leichte Mensch bestehn?
Ach! was ist alles diß/ was wir vor köstlich achten/

Als schlechte Nichtigkeit/ als Schatten/ Staub vnd Wind;
Als eine Wiesen-Blum/ die man nicht wider find’t.
Noch wil was ewig ist/ kein einig Mensch betrachten!

Kirchenlied

Das Kirchenlied war eine weitere wichtige Form der barocken Lyrik. Diese Lieder waren nicht nur religiöse Ausdrucksformen, sondern auch Mittel zur moralischen und spirituellen Erbauung der Gläubigen. Sie wurden häufig in Gottesdiensten gesungen und waren tief in der christlichen Tradition verwurzelt.

Paul Gerhardt war einer der bedeutendsten Kirchenlieddichter des Barock. Mit Liedern wie Geh aus, mein Herz, und suche Freud (1653) schuf er wichtige Beiträge zur geistlichen Dichtung. Dieses Lied ist ein Ausdruck der Freude an der Schöpfung und des Vertrauens auf Gottes Güte. Gerhardts Kirchenlieder zeichnen sich durch eine klare, eingängige Sprache und eine tief empfundene Frömmigkeit aus. Sie spiegeln die barocke Weltanschauung wider, die das irdische Leiden und die Vergänglichkeit im Licht der göttlichen Ewigkeit betrachtet.

Epik

Die Epik des Barock umfasst eine Vielzahl von Genres, darunter der Schelmenroman, der Abenteuer- und Entwicklungsromane verbindet, sowie historische Romane und allegorische Erzählungen.

  • Schelmenroman: Ein wichtiges Beispiel ist Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen mit Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch (1668), der die Lebensgeschichte eines einfachen Mannes inmitten der Wirren des Dreißigjährigen Krieges erzählt.

Dramatik

Die Dramatik im Barock ist geprägt von opulenten Bühnenbildern und tiefgründigen Themen, oft mit religiösen und moralischen Inhalten. Das Theater war ein bedeutendes Medium, um die Gegensätze der barocken Weltanschauung zu illustrieren.

  • Trauerspiel: Ein herausragender Vertreter ist Andreas Gryphius, dessen Werke wie Leo Armenius (1650) und Catharina von Georgien (1657) die Themen Vergänglichkeit und menschliches Leiden behandeln.

Barock – wichtige Autoren und Werke

  • Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen – Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch (1668)
  • Andreas Gryphius – Leo Armenius (1650), Catharina von Georgien (1657), Es ist alles eitel (1637), Tränen des Vaterlandes (1636)
  • Martin Opitz – Buch von der Deutschen Poeterey (1624), Achilles (1625)
  • Paul Gerhardt – Geh aus, mein Herz, und suche Freud (1653), O Haupt voll Blut und Wunden (1656)
  • Johann Michael Moscherosch – Gesichte Philanders von Sittewald (1642)
  • Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau – Deutsche Übersetzungen und Gedichte (1679)
  • Angelus Silesius – Der Cherubinische Wandersmann (1657)
  • Friedrich von Logau – Sinngedichte (1654)

Häufige Fragen zum Thema Barock (Literatur)

Was ist Barock-Literatur?

Barock-Literatur bezieht sich auf Werke, die während der Barockzeit von etwa 1600 bis 1720 in Europa geschrieben wurden. Diese Literatur ist oft durch einen prachtvollen, überladenen Stil und eine Betonung der Kontraste sowie emotionale Tiefe gekennzeichnet.

Wann war die Epoche des Barock?

Die Epoche des Barock dauerte von 1600 bis 1720 und folgte direkt auf die Renaissance. Sie zeichnet sich durch künstlerischen Überschwang und dramatischen Ausdruck in Kunst und Literatur aus.

Welche Epoche kommt nach dem Barock?

Nach dem Barock folgte die Epoche der Aufklärung, die etwa von 1720 bis 1800 andauerte. Diese Periode betonte Vernunft, Wissenschaft und Bildung als Gegengewichte zu Aberglaube und Autorität.

Welche Epoche war vor dem Barock?

Vor dem Barock war die Epoche der Renaissance, die von etwa 1500 bis 1600 reichte und durch eine Wiederbelebung der Künste und Wissenschaften unter dem Einfluss der antiken Kulturen charakterisiert war.

Welche Werke sind typisch für die Barock-Literatur?

Typische Werke der Barock-Literatur umfassen Gedichte und Dramen, die den Konflikt zwischen Ideal und Wirklichkeit, zwischen Sinnlichkeit und Vergänglichkeit thematisieren. Bekannte Autoren dieser Zeit sind beispielsweise John Milton mit seinem Epos „Paradise Lost“ und die Dramen von Pedro Calderón de la Barca.

Welche Merkmale charakterisieren die Barock-Literatur?

Die Merkmale der Barock-Literatur umfassen eine komplexe Satzstruktur, den Gebrauch von Metaphern und Allegorien, sowie eine häufige Darstellung von Vanitas-Themen, die die Vergänglichkeit und die Trivialität irdischer Güter und Freuden betonen. Dramatik und emotionale Intensität sind ebenfalls zentrale Aspekte dieser Literaturperiode.

Quellen und Links

Siehe auch: