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Theodor Fontane

Theodor Fontane (1819-1898) war ein bedeutender deutscher Schriftsteller, der als einer der wichtigsten Vertreter des Realismus gilt. Geboren in Neuruppin und verstorben in Berlin, widmete er sein literarisches Schaffen vor allem der detaillierten Darstellung der Gesellschaft seiner Zeit.

Seine Werke, darunter Romane wie Effi Briest und Der Stechlin, sowie seine Sammlung von Reiseberichten Wanderungen durch die Mark Brandenburg, zeichnen sich durch psychologische Tiefe und sozialkritische Betrachtungen aus. Und nicht zuletzt sind Generationen von Schülern mit seinen Gedichten Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland oder John Maynard aufgewachsen. 

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Theodor Fontane – Biographie

Theodor Fontane hinterließ durch sein literarisches Schaffen ein tiefgehendes Porträt der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. Sein Leben und Werk spiegeln die kulturellen und sozialen Strömungen seiner Zeit wider und sind geprägt von persönlichen Erfahrungen und historischen Ereignissen.

Theodor Fontane – Kindheit und Jugend

Theodor Fontane wurde am 30. Dezember 1819 in Neuruppin, einer Stadt im Norden Brandenburgs, geboren. Als Sohn eines Apothekers wuchs er in einer gebildeten, jedoch finanziell unsicheren Familie auf. Schon früh zeigte sich Fontanes Interesse an der Literatur und Geschichte, beeinflusst durch die kulturelle Atmosphäre seines Elternhauses. Nach dem finanziellen Ruin des Vaters zog die Familie nach Berlin, wo Fontane seine Schulbildung fortsetzte und später eine Lehre als Apotheker begann.

Theodor Fontane – Erste Erfolge

Nach Abschluss seiner Apothekerausbildung und ersten beruflichen Stationen wandte sich Fontane mehr und mehr journalistischen und schriftstellerischen Tätigkeiten zu. Seine ersten literarischen Erfolge erzielte er mit der Veröffentlichung von Gedichten und Balladen.

Besonders bekannt wurde seine Ballade „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“, die bis heute zu den beliebtesten volkstümlichen Werken der deutschen Literatur zählt. Mit seinen Reiseberichten, die er ab Mitte der 1850er Jahre verfasste, begann Fontane, sich auch als talentierter Prosaautor zu etablieren. Diese Arbeiten legten den Grundstein für seine späteren großen Romane und machten ihn zu einem wichtigen Chronisten der deutschen Gesellschaft.

Theodor Fontane – Persönliche Beziehungen

Theodor Fontanes Leben war reich an bedeutenden persönlichen Beziehungen, die sowohl seine Persönlichkeit als auch sein literarisches Werk beeinflussten. Im Jahr 1850 heiratete er Emilie Rouanet-Kummer, die ihm in vielen seiner Lebensphasen eine wesentliche Stütze war.

Die Partnerschaft war nicht nur eine emotionale Bindung, sondern auch eine literarische Zusammenarbeit, bei der Emilie oft als erste Kritikerin seiner Werke fungierte. Fontane hatte auch einen breiten Kreis von Freunden und Bekannten aus literarischen und kulturellen Kreisen, darunter viele Schriftsteller und Künstler der Zeit, die ihn intellektuell bereicherten und inspirierten.

„Solange keine Wolken da sind, freue man sich des himmlischen Lichts.“

– Briefe an seine Familie. 1. Band. 3. Auflage. Berlin: F. Fontane & Co. 1905.

Theodor Fontane – Reisen und Auslandsaufenthalte

Theodor Fontane Der StechlinReisen spielten eine zentrale Rolle in Fontanes Leben und Werk. Von 1855 bis 1859 lebte und arbeitete er in London, wo er als Korrespondent für verschiedene deutsche Zeitungen tätig war. Diese Erfahrung erweiterte seinen Horizont und beeinflusste seine Ansichten über Politik und Gesellschaft tiefgreifend. Fontane nutzte seine Auslandsaufenthalte, um die Kulturen und das gesellschaftliche Leben anderer Länder zu studieren, was ihm half, seine Werke mit reichen Details und authentischen Beschreibungen zu versehen.

Auch nach seiner Rückkehr nach Deutschland unternahm er zahlreiche Reisen durch die Mark Brandenburg, deren Ergebnisse er in seiner berühmten Sammlung „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ festhielt. Diese Reisen dienten ihm als Inspiration für viele seiner späteren literarischen Werke, in denen er die Landschaft, die Menschen und die Geschichte Brandenburgs mit literarischer Finesse porträtierte.

„Die Dinge beobachten gilt mir beinah‘ mehr als sie besitzen, und so hat man schließlich seinen Glück- und Freudeertrag wie anscheinend Bevorzugtere.“

– Briefe an seine Familie. 2. Band. 3. Auflage. Berlin: F. Fontane & Co. 1905.

Theodor Fontane – Späte Jahre und Tod

ITheodor Fontane Effi Briestn seinen späten Jahren erreichte Theodor Fontane den Höhepunkt seines literarischen Schaffens. Er veröffentlichte einige seiner bedeutendsten Romane, darunter „Effi Briest“, „Der Stechlin“, und „Die Poggenpuhls“, die tiefgründige Einblicke in die deutsche Gesellschaft des ausgehenden 19. Jahrhunderts bieten und bis heute als Meisterwerke des Realismus gelten.

Trotz seiner Erfolge kämpfte Fontane mit gesundheitlichen Problemen, die durch eine schwere Erkrankung im Jahr 1892 verschärft wurden. Diese Phase seines Lebens war geprägt von körperlichen Einschränkungen und einer zunehmenden Abhängigkeit von seiner Familie, insbesondere von seiner Tochter Martha, die ihn pflegte.

Theodor Fontane starb am 20. September 1898 in Berlin. Sein Tod war unerwartet, obwohl er bereits unter gesundheitlichen Problemen litt. Die Nachricht von seinem Ableben wurde weit über die Grenzen Berlins hinaus betrauert, und sein literarisches Erbe wurde von der Nachwelt hoch geschätzt. Fontane wurde auf dem Französisch-Reformierten Friedhof in Berlin-Mitte beigesetzt, einem Ort, der bis heute von Literaturliebhabern und Bewunderern besucht wird. Sein Grab wurde später zu einem Ehrengrab des Landes Berlin erklärt, was seine anhaltende Bedeutung für die deutsche Kultur und Literatur unterstreicht.

Theodor Fontane – Werke

Theodor Fontane irrungen wirrungenTheodor Fontane war ein Meister des poetischen Realismus, dessen literarisches Schaffen ein breites Spektrum umfasst. Seine Werke, oft tief verwurzelt in der brandenburgischen Landschaft und Kultur, bieten detaillierte und kritische Einblicke in die gesellschaftlichen Zustände seiner Zeit. Fontanes Romane, Novellen und Gedichte sind für ihre subtile Ironie, lebendige Charakterzeichnungen und komplexe psychologische Darstellungen bekannt.

Theodor Fontane – bekannteste Werke

  • Effi Briest (1896) Effi Briest ist eines der bekanntesten Werke Fontanes und gilt als Höhepunkt des deutschen Realismus. Die Geschichte folgt der jungen Effi Briest, die aus sozialen Erwartungen heraus eine unglückliche Ehe eingeht, was tragische Folgen hat. Das Werk ist berühmt für seine tiefgehende psychologische Darstellung und kritische Auseinandersetzung mit den sozialen Normen der Zeit.

„Jeder ist der Richtige. Natürlich muß er von Adel sein und eine Stellung haben und gut aussehen.“

„Wer für den Strick geboren ist, wird im Wasser nicht umkommen.“

  • Der Stechlin (1899) Der Stechlin ist Fontanes letzter großer Roman, in dem er das Leben des Adels und dessen Verflechtungen mit der bürgerlichen Gesellschaft darstellt. Der See Stechlin, ein zentrales Symbol des Romans, steht metaphorisch für die Veränderungen in der deutschen Gesellschaft am Ende des 19. Jahrhunderts. Dieser Roman zeichnet sich durch seine detailreichen Naturschilderungen und die feinsinnige Beobachtung gesellschaftlicher Übergänge aus.

„Courage ist gut, aber Ausdauer ist besser. Ausdauer, das ist die Hauptsache.“

  • Irrungen, Wirrungen (1888) In Irrungen, Wirrungen beschreibt Fontane die Liebesgeschichte zwischen der einfachen Näherin Lene und dem adligen Offizier Botho, die durch soziale Schranken zum Scheitern verurteilt ist. Der Roman beleuchtet die sozialen Konflikte und Klassenschranken in Berlin gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Fontanes Erzählkunst bringt die emotionalen Konflikte der Charaktere mit großer Sensibilität zum Ausdruck.

Theodor Fontane – berühmte Gedichte

  • Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland
    Dieses Gedicht ist eine der bekanntesten Balladen Fontanes und erzählt die Geschichte des gütigen Herrn von Ribbeck, der für seine Großzügigkeit bekannt war. Es wird oft wegen seiner volksnahen Sprache und der Darstellung humanistischer Werte geschätzt.

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
Und kam die goldene Herbsteszeit,
Und die Birnen leuchteten weit und breit,
Da stopfte, wenn’s Mittag vom Thurme scholl,
Der von Ribbeck sich beide Taschen voll,
Und kam in Pantinen ein Junge daher,
So rief er: „Junge, wist’ ne Beer?“
Und kam ein Mädel, so rief er: „Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick hebb’ ne Birn.“

Gedichte, Stuttgart und Berlin, 1889

  • John Maynard
    John Maynard ist eines der bekanntesten Werke Fontanes und erzählt die heroische Geschichte eines Steuermanns, der viele Menschenleben rettet. Das Gedicht ist ein Musterbeispiel für Fontanes Fähigkeit, Spannung und tiefe menschliche Tugenden in knapper Form darzustellen.

Alle Herzen sind froh, alle Herzen sind frei –
Da klingt’s aus dem Schiffsraum her wie Schrei,
„Feuer“ war es, was da klang,
Ein Qualm aus Kajütt’ und Luke drang,
Ein Qualm, dann Flammen lichterloh,
Und noch zwanzig Minuten bis Buffalo.

Gedichte, Stuttgart und Berlin, 1905

  • Archibald Douglas
    Dieses Gedicht erzählt die Geschichte des schottischen Ritters Archibald Douglas und spiegelt Fontanes Faszination für schottische Geschichte und Kultur wider. Es ist bekannt für seine dramatische Darstellung und tief emotionale Resonanz.
  • Die Brück‘ am Tay
    Die Brück‘ am Tay thematisiert das tragische Zugunglück auf der Tay-Brücke 1879. Fontane verwendet die Katastrophe, um das menschliche Streben und Scheitern sowie die Naturgewalten poetisch zu erfassen.

Theodor Fontane – weitere Werke

  • Wanderungen durch die Mark Brandenburg (1862–1889) In dieser Sammlung von Reiseberichten erkundet Fontane die Geschichte, Kultur und Landschaft der Mark Brandenburg. Die detaillierten Schilderungen machen das Werk zu einem wertvollen kulturellen Zeugnis.

„Das Herz bleibt ein Kind.“

„Wer in der Mark reisen will, der muß zunächst Liebe zu „Land und Leuten“ mitbringen, mindestens keine Voreingenommenheit. Er muß den guten Willen haben, das Gute zu finden, anstatt es durch krittliche Vergleiche totzumachen.“

  • Frau Jenny Treibel (1893) Frau Jenny Treibel ist eine satirische Darstellung der bürgerlichen Gesellschaft Berlins und kritisiert die Materialismus und Oberflächlichkeit der aufstrebenden Bourgeoisie.
  • L’Adultera (1882) Der Roman L’Adultera beschäftigt sich mit den Themen Ehe, Moral und gesellschaftlicher Druck, indem er die Geschichte einer Frau erzählt, die sich in einen anderen Mann verliebt, während sie verheiratet ist.
  • Schach von Wuthenow (1883) In diesem historischen Roman thematisiert Fontane Ehre und Moral in der preußischen Gesellschaft um 1806. Das Werk bietet eine kritische Auseinandersetzung mit militärischen und gesellschaftlichen Konventionen der Zeit.

Theodor Fontane – Epoche

realismus-literatur epoche uebersichtTheodor Fontane lässt sich der literarischen Epoche des Realismus zuordnen, die etwa von 1848 bis 1890 dauerte. Diese Periode zeichnet sich durch eine genaue und detailgetreue Darstellung der Wirklichkeit aus, wobei das Augenmerk auf dem Alltäglichen und Typischen liegt. Fontane ist bekannt für seine sozialkritischen Romane, die oft das preußische Adels- und Bürgertum porträtieren und die gesellschaftlichen Verhältnisse und Zwänge seiner Zeit kritisch hinterfragen.

Einflüsse auf Theodor Fontane

Theodor Fontane war stark beeinflusst von den Werken britischer Autoren wie William Shakespeare und Charles Dickens, deren literarische Techniken und Themen sich in seinen eigenen Schriften widerspiegeln. Aus dem deutschen Sprachraum waren es unter anderem die Werke von Johann Wolfgang von Goethe und die Lyrik von Heinrich Heine, die seine literarische Entwicklung prägten. Diese Autoren und ihre Werke halfen Fontane, seine eigene narrative Stimme zu finden und seine Fähigkeit zur Darstellung komplexer Charaktere und gesellschaftlicher Zustände zu verfeinern.

Theodor Fontane – Rezeption und Kritik

Heinrich und Thomas Mann

Theodor Fontane hat als einer der bedeutendsten Schriftsteller des Realismus nicht nur zu seinen Lebzeiten, sondern auch posthum großen Einfluss auf die deutsche Literatur ausgeübt. Seine Werke haben zahlreiche nachfolgende Schriftsteller beeinflusst, sowohl in stilistischer Hinsicht als auch durch seine Themenwahl und Charaktergestaltung.

Einige der Schriftsteller, die von Fontanes Werken beeinflusst wurden, umfassen:

  • Thomas Mann, dessen detailreiche Gesellschaftsporträts und die psychologische Tiefe seiner Charaktere teilweise auf den Einfluss von Fontanes Erzählstil zurückzuführen sind.
  • Günter Grass, der in seiner Darstellung der deutschen Gesellschaft durch mehrere Generationen hinweg Aspekte von Fontanes sozialem Realismus und seiner kritischen Perspektive übernimmt.
  • Heinrich Böll, dessen Werke oft eine ähnliche soziale Kritik und Charaktertiefen aufweisen, wie sie für Fontane charakteristisch sind.

Diese Schriftsteller haben in ihren Werken direkte oder indirekte Bezüge zu Fontanes literarischem Erbe hergestellt, indem sie ähnliche Techniken verwenden oder sich auf Themen beziehen, die bereits von Fontane behandelt wurden. Fontanes Fähigkeit, gesellschaftliche Nuancen und zwischenmenschliche Dynamiken detailliert zu erfassen, bleibt ein bedeutender Einfluss in der deutschen Literatur.

Häufig gestellte Fragen zu Theodor Fontane

Wie hat Theodor Fontane die deutsche Literatur beeinflusst?

Theodor Fontane gilt als einer der Hauptvertreter des Realismus in Deutschland. Seine Werke, die oft die preußische Gesellschaft thematisieren, zeichnen sich durch psychologische Tiefe und eine kritische Auseinandersetzung mit sozialen Normen aus. Fontanes Einfluss erstreckt sich auf die Art und Weise, wie spätere deutsche Autoren gesellschaftliche Themen und Charaktere in ihren Werken darstellten.

Was sind die Hauptthemen in Fontanes Werken?

Fontanes Literatur umfasst eine Vielzahl von Themen, darunter die Darstellung von Klassenunterschieden, die Rolle der Frau in der Gesellschaft, die Kritik an sozialen Konventionen und die moralischen Dilemmata seiner Charaktere. Seine Romane und Novellen bieten oft Einblicke in die Konflikte zwischen persönlichem Glück und gesellschaftlicher Erwartung.

Wie realistisch sind Fontanes Darstellungen der deutschen Gesellschaft?

Fontane ist bekannt für seine detailreichen und authentischen Beschreibungen der gesellschaftlichen Verhältnisse seiner Zeit. Er nutzte seine persönlichen Erfahrungen und Beobachtungen, um ein realistisches Bild des Lebens in Preußen und besonders in Berlin zu malen. Dabei legte er besonderen Wert auf die realistische Darstellung von Dialogen und sozialen Interaktionen.

Welche Rolle spielt die Landschaft in Fontanes Werken?

Die Landschaft spielt in vielen von Fontanes Werken eine zentrale Rolle, insbesondere in seiner fünfteiligen Serie „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“. Die detaillierte und liebevolle Beschreibung der Natur und der ländlichen Umgebung dient nicht nur als Kulisse, sondern spiegelt oft die inneren Zustände der Charaktere wider und ist symbolisch für gesellschaftliche Veränderungen.

Wie wurde Fontane von anderen Schriftstellern seiner Zeit aufgenommen?

Fontane wurde von seinen Zeitgenossen sowohl kritisiert als auch bewundert. Während einige Kritiker ihm vorwarfen, zu detailliert und alltäglich in seinen Beschreibungen zu sein, lobten ihn andere für genau diese Genauigkeit und seinen scharfen Blick für gesellschaftliche Nuancen. Seine Kollegen, darunter viele bedeutende Schriftsteller und Kritiker, schätzten ihn für seine literarische Fähigkeit und seinen einzigartigen Stil.

Verfasst von Thomas Löding, LIWI Blog, zuletzt aktualisiert am 25. Juni 2024

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