Erinnerungen an Beethoven
„Ein Künstler war er, aber auch ein Mensch, Mensch in jedem, im höchsten Sinn. Weil er von der Welt sich abschloß, nannten sie ihn feindselig, und weil er der Empfindung aus dem Wege ging, gefühllos. Ach, wer sich hart weiß, der flieht nicht! Die feinsten Spitzen sind es, die am leichtesten sich abstumpfen und biegen oder brechen. Das Uebermaß der Empfindung weicht der Empfindung aus! Er floh die Welt, weil er in dem ganzen Bereich seines liebenden Gemüts keine Waffe fand, sich ihr zu widersetzen. Er entzog sich den Menschen, nachdem er ihnen alles gegeben und nichts dafür empfangen hatte. Er blieb einsam, weil er kein zweites Ich fand. Aber bis an sein Grab bewahrte er ein menschliches Herz allen Menschen, ein väterliches den Seinen, Gut und Blut der ganzen Welt. So war er, so starb er, so wird er leben für alle Zeiten.“
Die Erinnerungen des österreichischen Schrifstellers Franz Grillparzer gehören zu dem Schönsten, was über Beethoven gesagt und geschrieben wurde. Dieser Band enthält anläßlich des Beethoven-Jahres 2020 drei kürzere Texte Grillparzers:
Erinnerungen an Beethoven.
Rede am Grabe Beethovens.
Rede am Grabe Beethovens bei der Enthüllung des Denksteines.
Franz Grillparzer.
Erinnerungen an Beethoven.
Textgrundlage: Selbstbiographie und Reisetagebücher, Walter Verlag, Wien 1946.
Neuausgabe, durchgesehener Neusatz, LIWI Verlag, Göttingen 2020.
LIWI Literatur- und Wissenschaftsverlagg